Kapitel 68
The Chainsmokers ft. Halsey - Closer
Sonntag, 29. Juni
Ich murre, als ich von Can geweckt werde. "Shana, aufstehen", gibt er sanft von sich. Ich spüre seine weichen Lippen an meinem Nacken, die mich necken. Lächelnd winde ich mich und will meine Augen öffnen, die aber verklebt sind. "Badezimmer", murmele ich schmunzelnd. Er seufzt und hebt mich hoch. "Ich kann auch laufen, Can." Ich schreie auf, als er mich hochschmeißt und dann im Bad ablässt. Meine Haare hält er fest und liebkost meinen Hals wieder, als ich mich nach vorne beuge, um meine Augen zu waschen. Es kribbelt am ganzen Körper, weswegen ich meine Hüften bewegen muss. "Vorspiel für bald?", raunt er mir in mein Ohr, was mich schmunzeln lässt. "Natürlich", säusele ich und schaue mit roten Augen in den Spiegel. Can verzieht leicht das Gesicht und küsst meine Augen, was ich lächeln lässt. Ich sehe ihn zwar durch das Lächeln nur noch vage, aber es ist ein schönes Gefühl, wenn Can mich küsst. "Frühstücken wir erst einmal und dann nimmst du deine Medikamente." Ich quengele unzufrieden und schmiege mich an ihn, damit ich ihn weich kriege. "Aber dann muss ich auch die Augentropfen einnehmen, die sowieso nichts bringen, Can. Vielleicht ist das nur eine morgentliche Reizung, die dann verschwindet. Bitte heute keine Augentropfen, sie brennen so sehr", gebe ich extra niedlich von mich. Can seufzt. "Aber deine Augen, Shana." "Meine Augen würden nur brennen. Bitte, Can." Schmollend schaue ich zu ihm hoch, woraufhin er mich wieder an seine Brust drückt. Ich glaube, er will nicht, dass ich gewinne. "Also gut", gibt er am Ende auf. Gut gemacht, Schwester.
Wir laufen in die Küche, wo alles auf der Küchentheke steht. Wow, das Frühstück sieht wunderbar aus. Hinter mir höre ich Geraschel, weswegen ich mich umdrehe und Can mit einem wunderschönen Rosenstrauß sehe. "Oh Gott, sind das schöne Rosen!" Er nimmt mich fest in den Arm und gibt mir einen Kuss in den Mund. Hui, das kam plötzlich. Ich hoffe, der Kuss hatte keinen Mundgeruchsgeschmack in sich. "Alles Gute zum Geburtstag, Shana." Ich quietsche freudig auf und springe wieder in seine Arme. "Dankeschön, Can." Ich nehme die Rosen an mich, die von oben Rot sind und immer blasser werden, sodass ein wunderschöner Verlauf von rot zu weiß entsteht. "Die sind wunderschön, oh Gott, die sind fabelhaft!" Ich springe freudig hin und her, tue die Rosen in ein Gefäß mit Wasser und stelle sie auf die Fensterbank. Meinen Blick kann ich nur schwer von den Rosen trennen - auch wenn ich wenig sehe, weil meine Augen so geschwollen sind. "Hier, die musst du aber einnehmen", sagt Can und hält eine kleine Tablette in der Hand. Ich schlucke sie und falle über die Eier mit Sucuk und den leckeren Schafskäse her. "Deine Geschenke kriegst du später." Ich schaue ihn mit offenem Mund an. Wie? Noch mehr Geschenke? "Nein, Can, die Rosen sind Geschenk genug." Ich schüttele kräftig den Kopf, was ihn schmunzeln lässt. "Ich bin dein Mann, du wirst sie annehmen." Ich schüttele mürrisch den Kopf. "Doch und du wirst es lieben." Verlegen hebe ich die Schultern an. Was soll ich Can dann zum Geburtstag schenken? Deinen Körper, hehe.
"Mach dich dann gleich fertig, wir fahren dann in den Tierpark." "Tierpark?", rufe ich freudig und hüpfe wieder auf. Oh Gott, ich war so lange nicht mehr in einem Tierpark. "Danke, danke, danke!" Ich quietsche und setze mich vor Hyperaktivität auf seinen Schoß. "Danke." Ich ziehe das Wort in die Länge und schlinge meine Arme um ihn. Leise lachend erwidert er meine Umarmung und bindet mir die Haare zu einem Zopf. "Ich will aber duschen gehen davor. Ja, Tierpark!" Ich wippe mit meinen Beinen herum und esse aufgeregt weiter. Tierpark, ich komme, säusele ich innerlich. Auf Cans Schoß ist es viel gemütlicher, als auf dem Stuhl. Das wird toll, das wird wunderbar! Und heute scheint auch noch so toll die Sonne. Mein Geburtstag ist immer so toll! Außer das letzte Mal. Den Gedanken kann ich schnell verdrängen, weil ich einen wunderschönen Rosenstrauß bekommen habe und mit meinem schnuckeligen Ehemann den Tierpark besuchen werde. "Hier." Ich halte ihm eine Olive hin und spüre, wie er neckend an meinen Finger knabbert. "Hast du dein Handy bei dir?", frage ich und kriege sein Handy in die Hand gedrückt. "5652", sagt er, woraufhin ich den Pin eingebe. "Ich mache für meine Daumen Touch-IDs", informiere ich ihn. Er schlingt seine Arme um mich und isst weiter, nebenbei füttert er mich auch. Als ich Closer anschalte, bewege ich mich zum Takt mit und esse freudig weiter. Das Lied macht mir im Sommer immer so gute Laune.
Ich bewege meine Hüften langsam mit, kurz bevor der Refrain beginnt und singe dann mit. "We ain't ever getting older", summe ich und wackele mit den Pobacken im Takt. Ich muss mich ein wenig nach vorne lehnen, damit ich mir die Wasserflasche nehmen kann. "Möchtest du auch Wasser?", frage ich Can, als ich mich seitlich zu ihm drehe. Er schaut mich mit einem kleinen Lächeln an, ehe er stürmisch seine Lippen auf meinen Mund presst und seine Hand um meinen Hals legt. Ich bin von der Intensität des Kusses sofort berauscht und zucke leicht zusammen, als mich eine Gänsehaut empfängt. Eine kleine Explosion macht sich in mir breit und lässt meinen ganzen Oberkörper kribbeln und tanzen. Lächelnd lege ich meine Hand auf seine Wange und muss mich ein wenig zurücklehnen, weil Can sich nach vorne lehnt. Sein Daumen fährt über mein Kinn und seine Zunge über meine. Dieses Gefühl wird mich niemals verlassen. Dieses unbeschreibliche, aber dennoch als wunderbar betitelte Gefühl, welches ich niemals missen möchte. Wir lösen uns voneinander und lächeln. "Das war ein schöner Kuss", gebe ich leise von mir und beiße mir auf die Lippe. Seine Finger streifen mir die kurzen Strähnen hinter mein Ohr, ehe seine rötlichen Lippen meine Stirn berühren. "Geh duschen, ich räume solange ab." "Nein, ich helfe dir." Can widerspricht mir, indem er mich hochhebt und über seine Schulter schmeißt. "Can, das geht ganz schnell", lache ich. In unserem Zimmer, macht er meine Unterwäscheschublade auf und fischt ein weißes Paar aus BH und Slip raus. Zum Glück habe ich meine Hunkemöller-Unterwäsche woanders verstaut.
Im Badezimmer stellt er mich ab und schließt die Tür dann. Schmunzelnd dusche ich mich und gehe mit dem Rasierer dreimal über alle Körperstellen, weil ich heute ein Kleid anziehen will. Meine Haare föhne ich kalt und ziehe mir meine Unterwäsche an. Can ist natürlich so schlau und hat mich nur mit Unterwäsche abgestellt. Fest schlinge ich das Handtuch um mich und gehe ins Zimmer. "Can, raus mit dir." Er schmollt, was mich lächeln lässt. "Vor der Hochzeitsnacht wirst du nichts sehen. Das steigert die Libido", säusele ich. Sofort rennt Can aus dem Zimmer und schließt die Tür. Vorsichtshalber schließe ich die Tür ab und steige in mein weißes Kleid mit den roten Rosen. Ich liebe das Kleid, auch wenn ich unschöne Momente damit erleben musste. Die Tür schließe ich auf und nehme mir meine Kette mit den ganzen Kristallen und weißen Perlen zur Hand, genau wie meine großen Perlenohrstecker. An meinen anderen vier Ohrlöchern stecke ich immer kleiner werdende Kristallohrstecker an, genau wie an meinem Helix am rechten Ohr. Mein neustes Inner-Conch-Piercing muss erst einmal verheilen, also bleibt dort der silberfarbige Ohrstecker drin. Meine Haare glätte ich und schalte Musik an. Can kommt auch mal wieder hinein zieht sich um. Das Glätteisen lege ich zurück. Im perfekten Moment spielt sich von Jeremih - All The Time ab. Oh ja, Can, der sich auszieht und so ein passendes Lied.
Schmunzelnd dreht er sich zu mir und lässt seine Brustmuskeln im langsamen Takt des Liedes zucken. "Möchtest du einen Lapdance?", fragt er. Ich nicke sofort. Can läuft langsam auf mich zu und zieht mich mit dem Stuhl von der Kommode. Sein kräftiger Nacken knackst einmal, das ist so anturnend. Ich beiße mir auf die Lippe, um nicht vollkommen wie ein grinsender Psycho zu gucken. Can küsst meinen Handrücken und lässt meine Hand ganz langsam über seine stählerne Brust wandern. Meine Hand darf immer weiter nach unten wandern und seine Venen an seinem Unterbauch nachfahren. Sein Unterbauch zieht sich zurück, ich muss kurz lachen. Er verabschiedet sich von seiner Short, was mich kreischen und kichern lässt. Ein privater Geburtstags-Lapdance, herrlich! Can steht über mir, sodass sein Bauch genau vor meiner Nase ist. "Darf ich deinen Po anfassen?", frage ich schalkhaft. Grinsend verdreht er seine Augen und nickt. Sofort lasse ich meine Hände auf sein knackiges Hinterteil sausen und schreie freudig auf. Er ist so saftig und so toll. Sein Hintern hat auch schön an Masse gewonnen, was mir natürlich sehr gefällt. Als Can anfängt seine Hüften zu bewegen, keuche ich leise und schaue mit großen Augen in seine, welche belustigt glitzern. Langsam setzt er sich rittlings auf meinen Schoß, weswegen ich beschämt kreische und mir die Hände vor mein Gesicht halte. Er öffnet die Kommode und rüttelt an irgendetwas herum. Ich bin von seinem natürlichen Duft abgelenkt und verteile neckend Küsse aus seiner Schultern. Als ich spüre, wie er mir die Plüschhandschellen anlegt, lache ich überrascht und schaue dementsprechend. "Ach du Heiliger", flüstere ich. Er hat mich tatsächlich gefesselt.
Sinnlich langsam bewegt er seine Hüften hin und her, meine Augen weiten sich. Das ist total intim und... wow. Mein Bauch zieht sich zurück und mein Unterleib macht mit. Innerlich kreische und feiere ich. Überlegen sieht er mich an und streichelt meine Oberschenkel, was mich ganz hibbelig macht. Mein Unterleib zieht sich zusammen. Er kniet sich vor mir nieder, umschließt meine Schenkel und spreizt sie ganz schnell. Wieder schreie ich erschrocken auf. "Oh Gott, oh Gott", kommt es hysterisch von mir. Can schaut mich mit einem schiefen Lächeln an, das dazu führt, dass ich die Schenkel zusammenpressen muss. Oh Gott, mir wird warm, mein Herz schlägt schneller. Sein Kopf ist ganz nah an meinen Oberschenkeln und küsst sich den Weg zu meinen Hals. Meine Temperatur könnte man mit dem des Glätteisens vergleichen. Ein weiteres Mal zieht sich mein Unterleib zurück, aber ich genieße es sehr, dass Can mich so verwöhnt. Seine Hände stützt er auf meinen Oberschenkeln ab und lächelt verführerisch. Oh Gott, er kriegt mich mit einem Blick feucht. "Feucht oder feucht?", raunt er. Wieso weiß er das? "Oder", flüstere ich und lecke benebelt über seine Nasenspitze. Can lacht und löst mich von den Fesseln. Wow, das war toll. Benebelt rutschte ich zurück zu meiner Kommode und glätte mir meine Haare als ich wieder zu mir komme. Das war echt krass. "Kannst du gucken, ob irgendwo eine Strähne ist, die noch nicht ganz glatt ist? Glätte einfach noch einmal." Can glättet alles einmal nach und sprüht mich mit einem meiner Bodysprays an. Crescent Bay, mein Liebling. Zur Krönung trage ich Cans Lieblingslippenstift auf schlüpfe in meine weißen Converse Low.
Voller Freude springe ich ins Auto und stelle mein Handy auf das Armaturenbrett. "Wir fahren jetzt in den Tierpark, das ist das beste Geschenk der Welt!", kreische ich am Ende. "Kissen anlegen", sagt Can. Ich schnalle mich an und schaue grinsend zu Can. "Alles in Ordnung?" Ich nicke. Wie könnte nicht alles in Ordnung sein? Wir fahren in einen Tierpark! "Das ist ein total schöner Geburtstag." Er lächelt stolz. "Es freut mich, dass ich dich mit Kleinigkeiten glücklich machen kann. Danach fahren wir ins Planetarium." Ich schnappe laut nach Luft. "Nein, es gibt ein Planetarium in Hamburg?", kreische ich und klatsche in meine Hände. Planetarien sind so cool! "Kann es noch besser werden?", frage ich. Mir ist ganz warm vor Freude. "Ja, das wird es", murmelt er leise und lächelt. "Was denn?" Er zieht an meiner Haarsträhne. "Rede lieber mit unseren Kindern in der Zukunft." Schmunzelnd schaue ich zum Handy, welches ich für einen Moment vergessen habe. "Es steht fest, dass alle Söhne mit A anfangen. Bei dem Namen für die Tochter wissen wir es noch nicht ganz." "Cana." Ich muss schmunzeln. "Der ist eigentlich wirklich schön", nuschele ich verträumt. "Vor allem ist die Entstehung ist doch schön", sagt Can und greift nach meiner Hand. Das Stimmt. Wir kommen auf dem Parkplatz an, freudig springe ich raus und laufe mit Can hinein, als er bezahlt hat. Der Tierpark Hagenbeck ist jetzt schon einer meiner Lieblingsplätze. "Wow, Elefanten!" Ich laufe zu den großen Rüsseltieren und winke erfreut. "Hey, komm her", winke ich den Elefanten zu mir und hebe die zwei Erdnüsse auf, die auf dem Boden lagen. "Shana, ich habe ein wenig Bedenken." Er schaut auf die Erdnüsse in meiner Hand. "Nimm es lieber auf. Guck, sie kommen!", rufe ich freudig und begrüße die Elefanten.
Ein Elefant rollt seinen Rüssel aus und nimmt sich die Erdnuss, was mich lächeln lässt. Sein Rüssel kitzelt meine Hand. Den Rüssel streichele ich und winke dem nächsten Elefanten zu, damit er die andere Erdnuss essen kann. "Hier, nimm." Ich fasse auch seinen Rüssel an und hüpfe einmal vor Freude. "Das ist so cool, Can!" Lächelnd schaut er mich an und nimmt mich weiter auf. "Modenschau?", fragt er, woraufhin ich ganz wie ein professionelles Model laufe und posiere. "Wow, noch nie in meinem Leben habe ich eine so schöne Frau gesehen." "Etwas anderes hätte ich auch nicht hören wollen", kommt es leicht schroff von mir. Ich laufe schmunzelnd weiter und laufe zu den Eseln. "Da sind Aleyna und Aykan", lache ich. "Die sind aber süß." Belustigt schmolle ich und winke den Eseln. Wir laufen zu den Kamelen, von denen ich ein Bild Ramazan schicke. Ich habe mir alles intensiv angeschaut und mir die Löwen als letztes aufgehoben. "Die majestätischen Tiere, an die du mich erinnerst. Alleine die Augen", seufze ich verträumt. Ich nehme Cans Kopf und ziehe ihn vor mich. Im perfekten Moment schieße ich das Foto, sodass ich die Augen des Löwen und die von Can nebeneinander habe. "Du hast so schöne Augen", murmele ich und küsse seine Augen. Als ich zu den Löwen schaue muss ich prusten. "Passend", säuselt Can. Die Löwen rammeln. "Sollen wir es im Zoo treiben?" "Nein", lache ich.
Ich rede Can die ganze Zeit voll, weil mich das Planetarium so überwältigt hat. "Und vor allem, als dann die Sonne und die ganze Milchstraße gezeigt wurde, das war so cool." Ich tänzele auf dem Sitz herum. Es ist schon etwas dunkler geworden und wir sind seit längerem irgendwo auf der Autobahn. "Wohin geht es?", will ich wissen. "Das wüsstest du wohl gerne", säuselt er. "Ja", murre ich. "Wir kommen gleich an. Aber nicht am Ziel. Erst gehen wir an den Ort, den wir immer besuchen wollten und dann an den finalen Ort." Ich bin aufgeregt. Wohin geht es? Wir haben viele Orte noch nicht besucht. "Can, du weißt, dass das nicht nötig ist? Mir haben die Rosen schon gereicht." Als Antwort zieht er an meiner Strähne - an der auserwählten Strähne. Als die Ausfahrt Richtung Duisburg kommt, japse ich nach Luft. "Tiger and Turtle?" Er nickt und ich schreie. "Oh Gott, noch besser kann es nicht werden. Danke, danke, danke, danke, Can!" Ich gebe ihn einen Schmatzer auf die Wange und warte sehnsüchtig bis wir bei der Sehenswürdigkeit ankommen, dessen Lichter schon leuchten. Ich laufe freudig auf die Architektur im Achterbahnstil zu und halte mein Kleid an mich gedrückt, damit man nichts sieht. An den Stufen bleibe ich stehen und laufe mit Can bis zum höchsten Punkt, den man betreten kann. Die Lichter um mich herum sauge ich mental auf und seufze zufrieden. Es herrscht ein perfektes Wetter, die Lichter harmonieren mit der Atmosphäre und mit meiner Zufriedenheit und versüßen mir alles. Ich genieße für gefühlte zehn Minuten die Ruhe, das ganze Licht und die Wärme, als seine warme Hand mich an meinem Kinn zu sich dreht und Can eine Kette vor meinem Gesicht baumeln lässt.
Die Kette ist golden und besitzt einen Anhänger in Form einer Rose, die kopfüber hängt. An beiden Seiten des Stängels hängt jeweils eine Blüte. Es ist wunderschön. "Eine Rose, die nicht verwelken kann." Can lächelt, ich sehe in seine unsicheren Augen und kriege eine Gänsehaut. All die Male, die ich Rosen bekommen habe, tagtäglich in rot, sogar in schwarz, jede Rose hat für mich eine Bedeutung. Jede Rose steht für eine Tat, für eine Besonderheit, für einen besonderen Satz. Ich muss lächeln, mir steigen die Tränen auf. "Von wo hast du die Kette her?", flüstere ich. "Ich habe sie bei Abdals Vater angefertigt. Deswegen war ich öfters frustriert, weil sie mir anfangs nicht gelungen ist und ich wollte, dass die perfekt wird. Du musst dir keine Sorgen machen, dass die abfärbt, das ist Gold." Ich schaue ihn mit großen Augen an. Er hat mit seinen Händen diese wunderschöne Kette angefertigt? "Can, du sollst nicht so viel Geld für mich ausgeben." Ich schaue auf das wunderschöne Geschenk und nehme es in beide Hände. Sie ist ihm sehr gelungen. "Sie ist wunder-, wunderschön. Mach sie mir bitte um den Hals." Er lächelt zufrieden und erleichtert. Ich drehe mich um und erschaudere leicht, als er meine Haare zur Seite schiebt. Die Kette legt mir Can um den Hals und befestigt sie. Anschließend spüre ich einen sanften Kuss auf meinem Nacken. "Dankeschön, Can. Ich schulde dir so vieles." Mit Tränchen in den Augen lege ich meine Hände auf seine leicht bärtigen Wangen. "Nein, ich schulde dir vieles. Ich habe dich sehr schlecht behandelt", wispert er. Seine Stirn lehnt er gegen meine und küsst mich. Ein sanfter Windstoß weht, ich fühle mich so, als ob ich gleich fliegen könnte. Meine Hingabe ist zum Greifen nahe. Oh, Can, was stellst du nur mit mir an? Wie kann man so perfekt sein?
Mit einem sanften Lächeln streichelt Can meine Wange. "Ich würde dann gleich mit dir an den finalen Ort fahren." Ich nicke, blinzele die Tränen weg und genieße den Ausblick, bis wir dann weiterfahren. Die Fahrt über läuft leise irgendeine schöne Musik. Eine Frau singt über eine letzte Nacht, es ist wunderschön. Mein Geburtstag kann nicht schöner werden. Ich bin die glücklichste Frau der Welt, weil ich Can an meiner Seite habe. Can, der Mann, der alles für mich tun würde, dessen dunkle Seite ich kenne und akzeptiere oder gar liebe. Wie schnell doch alles gehen kann, doch das Gedächtnis speichert es. Ich wünschte, ich könnte alles von heute auf eine CD übertragen und es mir stundenlang anschauen. Ich kann von mir behaupten, dass ich ein aufregendes Leben mit Höhen und Tiefen erlebt habe und es immer noch tue, die meinen Mann und mich noch fester aneinandergeschweißt haben. Can ist sozusagen meine Aspiration, die ich erreicht habe und Stück für Stück wieder erreiche. Ich schaue auf das Schild, das mir sagt, dass wir in der Nähe des Tetraeders sind. "Du musst gleich die Augenbinde tragen." Ich muss schmunzeln. "Hast du dort oben ein Rendezvous veranstaltet?" Can schwingt den Kopf hin und her. "Ich würde Sex bevorzugen." Belustigt verdrehe ich die Augen und setze die Augenbinde auf, als wir ankommen. "Auf meine Arme mit dir." Schmunzelnd lasse ich mich in seine Arme fallen und werde auf ihnen getragen.
"Ich hoffe du hast trainiert", necke ich ihn. "Willst du mir etwa damit sagen, dass man nicht bemerkt, wie wohlgeformt meine Statur ist?" Ich küsse seine Wange und spüre, dass Can die Stufen aufsteigt. "Ja, wird mal Zeit, dass du fitter wirst." "Oh, Shana, wage mir zu glauben, dass ich dich zur Besinnung treiben werde und dann mehr Ausdauer als ein Marathonläufer besitzen werde." Mein Unterleib zieht sich zusammen. Das wird eine schwere Geburt. "Wieso so eine edle Ausdrucksweise?" "Extraordinär, wenn man meinen täglichen Sprachgebrauch verfolgt, habe ich recht?" Ja, exorbitant und unglaublich sexy. Ich werde abgesetzt. "Sind wir da?", frage ich. "Nein, aber mit über hundert Kilo insgesamt bin ich noch nie so viele Stufen hochgelaufen", seufzt er. "Ich kann auch selber laufen, falls das deinen Rücken belastet." "Nein, nein, ich schaffe das. Ich muss heftigeres überwinden, komm her." Ich werde wieder hochgehoben und weiter transportiert. Mit einem Lächeln auf den Lippen greife ich nach der Rosenkette und küsse sie. Das ist das schönste Geschenk, was man mir machen kann. "Du riechst so gut." Ich drücke meine Nase gegen seinen Hals und knabbere neckend an seiner Haut. "Das Vorspiel kannst du machen, wenn wir alleine sind", flüstert er und setzt mich ab. Wie? "Hier stehen bleiben." Er drückt meine Hände und entfernt sich von mir. Verwirrt und mit einem erhöhten Herzschlag bleibe ich an Ort und Stelle stehen und spüre, wie mir jemand die Augenbinde abmacht.
Ich sehe rote und weiße Rosenblüten, das Gerüst leuchtet, Weiße Kerzen sind an den Rändern verteilt. Sogar Shelly ist hier! Malik, Ramazan, Viyan, Ranja, Saliha und Meryem sind hier und halten alle ihre Handys in der Hand - inklusive Blitzlicht. Jeder steht an einer bestimmten Stelle. Die einen knien, die anderen bewegen sich hin und her, damit es anscheinend besser aussieht. Wie hat Can das geschafft? Es sieht aus wie ein Paradies aus Lichtern und Blüten. Träume ich? Ich drehe mich um meine eigene Achse. Nein, das ist echt. Echt und wunderschön. Überall Lichter und Blüten in rot und weiß, genau wie mein Kleid. Ich schaue mit pochendem Herzen zu Can, der einen Zettel in der Hand hält. Ich sehe, wie Cans Hände zittern. "Also... ich mache das hier zum ersten Mal." Es wird geprustet, woraufhin er finster zu Malik und Ramazan guckt. Auch ich muss schmunzeln. "Ich hoffe, ich mache nichts falsch hier und erfülle deinen Traum damit. Ich hätte damit schon viel früher kommen müssen, doch das Schicksal meinte es zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach nicht gut mit uns. Es ging alles so plötzlich und dann waren wir schon irgendwie verheiratet, auch wenn ich schon vor der Vermählung gesagt habe, dass du meine Frau oder meine Verlobte bist. Also war es schon offiziell, bevor es wirklich offiziell wurde. Es-," Er kommt ins Stocken und seufzt dann. "Scheiß drauf." Can zerknüllt den Zettel und schmeißt ihn weg.
"Ey! Ich habe mir Mühe gegeben!", ruft Ramazan. Malik gibt ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. Mein Körper zittert vor Aufregung. Cans Haltung verrät mir, wie nervös er ist. "Ich habe lange um dich gekämpft, ganze fünf Jahre, weil du eine sture, hartnäckige und temperamentvolle Frau bist, die mich am allerersten Tag in der Oberstufe beleidigt hat. Statt ein Kompliment zu bekommen, hast du mich als Gorilla betitelt und mich geschlagen." "Du wurdest geschlagen?", ruft Ramazan lachend, woraufhin Malik Ramazan den Mund zuhält. "Du warst die ganze Zeit in meinem Kopf, auch wenn ich es nicht wollte... genau wie die Tumore, auch wenn das ein komischer Vergleich ist, aber ohne dich wäre ich ahnungslos durch die Gegend gelaufen oder gar tot, Shana. Du bist mein Heilmittel, die Lösung für alles. Du bist in jeder Hinsicht ein Engel, der mir geschickt wurde, damit ich immer an deine Worte denken muss, an deine Taten erinnert werde und vor den dunklen Löchern bewahrt werde, in die ich gefallen bin oder wäre. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass wir zusammenkommen würden, aber nach den Jahren, die wir gemeinsam in einer Stufe und auch privat verbracht haben, habe ich nicht immer deine arrogante und selbstverliebte Art gesehen, sondern auch deine humorvolle, deine verrückte und liebevolle Seite. Du warst da, als ich vollkommen panisch im Krankenhaus war, du wolltest mitten in der Nacht zu mir kommen, weil ich panisch aus meinem Traum erwacht bin und du hast dich um mich gekümmert, als ich dann krank wurde. Ich bin besessen von dir und will nie wieder in diese Hölle verfallen, in der ich ohne dich weder richtig essen, noch schlafen und denken kann. Ich will das alles jeden Tag mit dir an meiner Seite machen können, egal wie laut du manchmal brüllst, falls du dich am Morgen streckst, egal wie viel Platz du im Bett manchmal einnimmst und ich manchmal auf dir liege, weil du urplötzlich so klein bist." Can legt eine Atempause ein und kratzt sich kurz den Kopf.
"Ich will dir jeden Wunsch erfüllen können, deswegen habe ich auch Shelly für dich geholt, als du meintest, dass du mich dann heiraten würdest, wenn du eine Palme geschenkt kriegst." Wir fangen an zu lachen. Das waren gute Zeiten. In meinen Venen rauscht mein Blut freudig hin und her. Ich sauge seine Wörter auf und will immer mehr hören. "Leider wusste keiner was danach über uns kam und vor allem über dich." Sein Lächeln verfliegt. "Du hast alles überstehen müssen, alles über dich ergehen lassen, deinen Stolz für mich aufgegeben, nur um für das zu kämpfen, was für dich bestimmt ist. Du hast in dieser Zeit so viel einstecken müssen, Gott, ich bewundere dich bis heute noch selbst im Schlaf dafür. Für mich bist du die Schönheit und Amönität in Person. Du würdest mirakulös sagen, und ja, ich habe diese Wörter mit Absicht gewählt, weil ich weiß, wie sehr du auf solche Begriffe stehst. Deine Vorlieben sind so verrückt und außergewöhnlich, aber wären sie nicht so, würden sie nicht zu dir passen, du verrückte Hexe." Ich muss im selben Moment wie Can lächeln. Meine Tränen blinzele ich weg. "Ich kenne dich jetzt seit acht Jahren. Acht Jahre habe ich es halbwegs mit dir ausgehalten, auch wenn ich davon ein Jahr nicht richtig mit dir, wegen dir, geredet habe und weil ich extra für dich ein Jahr gewartet habe, damit wir gemeinsam studieren können, ohne, dass du davon Bescheid weißt. Acht Jahre kenne ich dich und will den Rest meines Lebens und darüber hinaus mit dir an meiner Seite bleiben. Diese Liebe... sie ist etwas, wovon jeder nur träumen kann. Auch wenn wir schon islamisch Verheiratet sind, ich trotzdem total nervös bin und das hier eigentlich komplett zu spät ist, ändert das nichts an meinem Vorhaben." Can holt ein rotes Kästchen hervor und öffnet ihn, als er auf die Knie geht.
"Willst du mich heiraten, Shana?" Wir beißen uns auf die Lippe, um nicht loszulachen, denn für jeden hier ist das eine wahrhaftig rhetorische Frage.
"Ja, Can. Ich will." Can fängt stark an zu lächeln, was ich ihm nachtun muss und steckt mir den goldenen Ring an, woraufhin er aufsteht und mich küsst.
Alle kreischen und schreien, klatschen und lachen. In meinem Bauch fliegen Schmetterlinge herum, tanzen und funkeln, explodieren und bilden sich neu. Mir steigen die Tränen auf, doch ich muss lächeln. Ich muss von Gott gesegnet sein, dass ich einen so wunderbaren Mann an meiner Seite habe. Gott muss es echt gut mit mir meinen, dass er mir Can geschickt hat. "Holla, ich will auch einen Kuss!", ruft Ramazan wie ein Esel, was Can und mich lachen lässt. Er wischt mir meine Tränen weg und schaut auf den Ring. Seine Augen funkeln mehr als die Lichter am Gerüst. "Jetzt bin echt viel wert." Ich hebe beide Ringfinger an, die von wunderschönen Ringen geschmückt werden. "Du warst nie wertlos", flüstert er und zieht an meiner Haarsträhne. Den neuen Ring sehe ich mir an. Er besitzt einen großen, pfirsichfarbenen, ovalen Kristall am Ringkopf, der von kleinen Kristallen in weiß umrundet wird. Vier kleine Goldpunkte schmücken jeweils eine Stelle am Ring, die verbunden ein Rechteck ergeben. Der wunderschöne Goldring wird auf der Ringschiene jeweils bis zur Hälfte, auf beiden Seiten, mit kleinen Diamanten geschmückt. Cans Geschmack ist einfach unschlagbar. Ich bin so glücklich, so unfassbar glücklich. Mein Herz rast vor Freude. Mein Leben könnte nicht besser laufen. Das Gefühl der vollkommenen Vollkommenheit umhüllt mich und will mich am liebsten davontragen. Davontragen an einen wunderbaren Ort, ein Paradies für Can und mich.
Ich bin in meinem Himmel angekommen und will nie wieder von der Wolke absteigen.
______________________________________
Voll schön, ich weiß 🌚
Der Ring:
- Helo
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top