Kapitel 54

Nicki Minaj - Save Me

Montag, 21. April

Heute bin ich ohne Can an der Uni. Er meinte, dass es ihm nicht gut geht. Ich schreibe ja alles mit, dementsprechend verpasst er auch nichts. Kurz trage ich seinen Namen ein und setze mich dann hin, bereite mich für die Chirurgie Vorlesung vor. Über das Wochenende hatte Can noch leichtes Fieber. Ranja hat mich mitgenommen, weswegen ich nicht von Sonntag auf Montag bei ihm geschlafen habe. Ich hoffe, es geht ihm besser und vielleicht leistet Habib Can Gesellschaft. Beim Kuscheln wird ja Oxytocin freigegeben. Ich erinnere mich daran, als Can Habib mit der Flasche gefüttert hat und Habib noch ein winziger Knäuel war. Das war ein hinreißender und äußerst süßer Anblick. Habib gehört zu den Schmusekatzen und auch wenn ich nur heimlich mit ihm schmusen kann, weil Can mich sonst anmeckert, würde ich es jeden Tag machen. Trotzdem würde ich einen Hund bevorzugen. Die meisten Katzen, die ich kennengelernt habe, waren wirklich ätzend und sind nur dann zu einem gekommen, wenn sie etwas gebraucht haben. Hunde freuen sich sogar, wenn du sie mit Müll abwirfst, diese süßen, ehrlichen und loyalen Geschöpfe Gottes. Hach, ich hätte gerne einen Hund. Ich würde ihn vielleicht Aleyna oder Aykan nennen - nein, nur die Kackhaufen, die mein süßer Hund dann legt. Ich muss schmunzeln. Zu Can würde ein Hund passen. Ein Pitbull oder ein Dobermann, vielleicht auch ein Husky mit eisblauen Augen, aber auf jeden Fall ein großer Hund. Das wäre das passende Accessoire für Can. Jetzt will ich unbedingt einen Hund, aber der würde mich beim Lernen nur ablenken, weil ich nur mit ihm kuscheln würde. Ich würde sogar Can vernachlässigen, aber damit muss er klarkommen.

Nach der sehr informativen Vorlesung habe ich fünfzehn Minuten Pause und laufe gelassen durch die Flure. Ich sehe, dass Aleyna mich mustert und dann auf mich zuläuft. Sofort bleibe ich stehen und baue mich unbewusst auf. Abschätzig schaue ich sie an und verberge meinen Ekel gegenüber ihrem Gesicht und ihrem zu süßem Parfüm nicht. "Hast du in verwesenden Leichen gebadet oder wieso riechst du so grässlich?", haue ich in einem arroganten Ton raus. Kurz ziehen sich ihre angemalten Augenbrauen zusammen und das entrüstet. Man kann Aleyna so schnell von ihrem billigen Plastikthron schmeißen. "Wie läuft es mit dir und Can?", fragt sie und grinst sardonisch. Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen, woraufhin ich lächeln muss. "Wir sind verheiratet." Ich zeige ihr meinen schönen Ring. Sie wird blass. Tja, damit hat sie nicht gerechnet. Ich hoffe so sehr, dass sich ihr Magen so stark zusammenzieht, dass es schon schmerzt. "W-wie?", flüstert sie sichtlich schockiert. Ich muss noch stärker Lächeln. "Er und ich lieben uns, daraufhin heiratet man meistens. Toll, nicht wahr?" Meine exaltierte Freude genieße ich sehr. Wieder schaue ich auf meinen Ring und muss seufzen. "Man ist doch erst richtig erfolgreich, wenn man eine steigende Karriere hat und einen umwerfenden Ehemann. Wann wohl die Kinder kommen?" Scharf zieht sie die Luft ein. Dass ich eigentlich erstmal nichts von Kindern hören will, muss sie ja nicht wissen. "Aber ich weiß noch nicht, wie viele. Can möchte ganz viele, damit ganz viele meine Gene in sich tragen. Die Gene der erfolgreichen, intelligenten und von Natur aus schönen Menschen, versteht sich." Ich zwinkere ihr zu. Aleyna sieht mich fassungslos, geschockt und wütend an. Das macht mich gleich viel glücklicher!

"Ich müsste dann mal in die Mensa", sage ich bescheiden und laufe mit gestreckten Schultern an der fassungslosen Aleyna vorbei, die bestimmt anfangen wird zu weinen. Nimm das, du Schlampe! Mit einem amüsierten Schmunzeln laufe ich in die Mensa und hole mir ein Brötchen. Jessica setzt sich zu mir und grinst. "Welches Organ hast du gegessen, dass du so glücklich bist?", fragt sie mich. "Ach, ich habe Aleyna mit einem Fakt fertiggemacht und bin jetzt überglücklich, dass ich sie zerstört habe", sage ich strahlend und strecke mich. Ich kriege eine Nachricht von Ranja, die mich fragt, ob ich heute mit ihr nach Lübeck fahre, weil sie etwas von ihrer Tante abholen und ihr etwas übergeben muss. Ich bestätige es ihr und schreibe ihr, dass sie spätestens um 16:45 Uhr bei Can sein soll, da ich ihm noch die Notizen überbringen will, damit er sie sich kopiert oder sonst was. "Ach, die. Ich hasse das Weib", zischt Jessica. Sie schlägt bei mir ein, als ich meine Hand für das High-five anhebe. "Ich erinnere mich noch daran, als du sie erwürgen wolltest. Du hast mir echt Angst eingejagt. Du warst komplett weg und sie wurde blass. Wäre dieser Junge nicht da, dann wäre Aleyna bestimmt tot." Damit hätte ich kein Problem. Ich verstecke mein perfides Grinsen nicht. Empört zieht Jessica die Luft ein. "Du Mörderin", schmunzelt sie. Ich habe vollkommen vergessen, mit ihr, Celine, Tom und Marcel essen zu gehen. Wir schreiben immer noch ab und zu und ich habe einmal in Erwägung gezogen, die Jungs irgendwann zu fragen, wie ich Can stimulieren kann, wenn wir es mal tun werden. Die beiden kennen sich im Thema Sex besser aus, als ich.

Ich war die eineinhalb Stunden, die ich nach der Kinderheilkunde hatte, im Labor und habe mit viel Motivation an meinem Gewebe getüftelt und auch ein bisschen an meinem Noch-Nicht-Heilmittel. Gerade fahre ich mit der Bahn zu Can und genieße die Wärme. Hamburg hat heute gute Laune und schenkt uns neunzehn Grad. Ich höre von Michael Jackson - Wanne Be Starin' Somethin' und lasse meine Schultern zum Takt wackeln. Ich mag diesen Montag. Can habe ich geschrieben, dass ich ihm die Notizen vorbeibringe. Gerade hat er mit ein Okay geschrieben. Als ich auf das Datum sehe, bleibe ich abrupt stehen und halte mir die Hand auf den Mund. Der 21. April. Vor zwei Jahren sind Can und ich zusammengekommen - wenn man das Aus von seiner Seite weglässt. Oh Gott, ist es noch unser Jahrestag? Für mich ist es noch der Tag, an dem wir zusammengekommen sind und daran wird sich nichts mehr ändern. Ich habe nichts für ihn. Auch, wenn wir nicht wirklich die Art von Paar sind, die sich riesiges schenken - außer dieses eine Mal mit Paris und dem Hugo Boss Set -, will ich nicht mit leeren Händen auftauchen. Na toll, was soll ich jetzt machen? Ich schaue mich um und sehe eins der alten, abgeranzten Automaten, in denen sich Plastikringe befinden und anderer Krimskrams. Ich kaufe einfach einen der Ringe und muss grinsen. Es ist einfach ein rosa Ring mit Kristallen. Ich klingele an der Tür, woraufhin ich kurze Zeit später mit dem Aufzug hinauffahre. Die Tür steht offen, könnte Habib nicht abhauen? Vielleicht hat Ramazan ihn so erzogen, dass er es nicht tut. Ich ziehe meine Schuhe nicht aus, da ich in wenigen Minuten sowieso wieder losmuss. Can beendet gerade ein Telefonat, legt das Handy auf den Tisch und lächelt mir zu.

"Ich habe die Notizen für dich." Can drehe ich den Rücken zu, damit er sich den Collegeblock rausholt. "Und das hier ist auch für dich." Ich übergebe ihm die runde, durchsichtige Plastikhülse, woraufhin er sie mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem Schmunzeln auf seinen wunderschönen Lippen mustert. Can öffnet die Hülse und muss lachen als er den Ring hervorholt, den er sich sofort ansteckt. Ich achte wenig auf den Ring, weil ich wegen seines Lächelns hypnotisiert bin. "Passt fasst." Kurz schaue ich auf den Ring, der auf dem ersten Fingerknöchel seines Ringfingers liegt und muss anfangen zu lachen. "Tut mir leid, aber ich habe den Tag heute so verpeilt." Ich schmeiße mich in seine Arme und schließe die Augen. "Nicht schlimm, ich habe es auch verpeilt", gibt er am Ende etwas wütend von sich. Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. "Das ist nicht schlimm, Can", sage ich beruhigend und lasse meine Augen immer noch geschlossen. Seufzend löst er sich von mir. "Ich gehe das kurz alles Kopieren." Ich nicke und setze mich auf den Stuhl in der Küche. Sein Handy liegt hier. Ich schaue aus dem Fenster der Küche und genieße die Sonnenstrahlen. Wenn der Sommer endlich ganz angekommen ist, kann ich mich wieder in anschaulicheren Sachen kleiden. Und da die Klausuren in diesem Jahr nicht so heftig sind, können Can und ich raus oder wir könnten mal wieder mit den anderen etwas unternehmen und das nachts. Ja, nachts rauszugehen ist immer besser. Sein Handy vibriert, ich schaue drauf. Wir haben 16:40 Uhr, Ranja müsste also losgefahren sein. Als ich auf seine Nachricht schaue, rutscht mir das Herz in die Hose. A hat geschrieben.

'Deine Strickjacke ist noch hier.' Ich atme schneller, viel, viel schneller.

Wer ist A? Aleyna kann es nur sein! Hat sie mich deswegen heute angesprochen? Aber wieso war sie dann geschockt? Mir wird schlecht, ganz schlecht. "Das dauert alles noch ein wenig", seufzt Can, als er aus dem Zimmer tritt. Mit geschockter Miene drehe ich mich zu ihm. Fragend blickt er mich an. Vorsichtig kommt er auf mich zu. Auf seinen Händen sehe ich Schimmer und feinen Glitzer. Auch, wenn ich noch nicht aufgeklärt wurde, scheuere ich ihm eine und stehe auf. "Was hast du da an deinen Händen?", frage ich mit brüchiger Stimme. Can hält sich verdutzt die Wange und weiß gar nicht, was los ist. "WO HAST DU DEINE STRICKJACKE GELASSEN? ICH DACHTE, DU HAST FIEBER?!", schreie ich. Mir steigen die Tränen auf, als Can registriert, was los ist. "Shana-, ruhig, ganz ruhig!" Ich muss eigentlich ruhig bleiben, aber ich kann nicht. Can tut so etwas doch nicht. Aber wieso hat er Highlighter an den Händen, wieso schreibt ihm A? "Shana, das ist nicht so wie es aussieht, ich schwöre bei Gott, Shana!" Ich darf mich zusammenbrechen, ich darf nicht hysterisch werden und ich darf nicht zu sehr weinen, um keine heftigen Brustschmerzen zu bekommen. Eigentlich müsste ich standhaft bleiben und ihm zuhören, aber ich muss gerade irgendwohin, wo er nicht ist und mich beruhigen. Er meint, dass es nicht so ist, wie ich denke. Vielleicht stimmt es, aber wie viele haben diesen Satz gesagt, obwohl es so ist, wie der Gegenüber es denkt. Ranja ruft mich an, ich muss gehen. "Shana, setz dich kurz und ich erkläre dir alles. Wenn ich lüge, soll ich sterben, Shana." Ich will gerade wirklich nicht bei ihm sein. "Erklär es mir später, ich muss gehen", bringe ich flüsternd hervor und schniefe. Was ist los mit mir? Ich muss ausrasten und ihm kein Wort glauben. Verdutzt blickt er mich mit seinen gelben Augen an, die Angst zeigen. Verlustangst.

Ich verlasse ganz schnell und ohne meinen Rucksack die Wohnung. Wenn er wirklich Angst hat, dann kann es kein Betrug sein. Ich will mich einfach nur abregen und weg von ihm sein. Lübeck wird mir jetzt guttun. Mir wird zwar die Kehle zugeschnürt, genau wie mein Brustkorb, aber das kann ich locker wegstecken. Ich nehme die Treppen und ignoriere sein Rufen. Ich flüchte, weil ich mich so vor weiteren Schmerzen gerade beschütze. Wenn der Mensch sich gefährdet fühlt, dann flüchtet er - das ist ein natürlicher Instinkt. Ich muss mich von alleine beruhigen, denn mit dieser psychischen Labilität kann ich alles glauben, was Can mir da vorgaukelt. Ich steige ins Auto und schnalle mich an. "Fahr schnell los", flüstere ich. "Shana, was ist passiert?", fragt mich Ranja erschrocken. Ich schüttele wimmernd den Kopf und fordere, dass sie losfährt. Ich sehe, dass Can aus der Tür eilt, aber Ranja ist zum Glück schon losgefahren. "Was ist passiert?" Eine neutrale Ansicht ist immer gut. "Ich war bei ihm, er hat meine Notizen kopiert und ich habe auf seinem Handy gesehen, dass A ihm geschrieben hat", gebe ich am Ende brüchig von mir. "Wer ist A?", will sie wissen. "Ich weiß es nicht, aber er hat seine Strickjacke dort vergessen und seine Hände waren mit Highlighter. Ich darf nicht überreagieren, aber ich konnte in dem Moment nicht anders, als zu fliehen." Tief atme ich durch und palmiere mir die Hände vor meinem Gesicht. "Shana, du musst dich jetzt beruhigen. Es kann auch alles ganz anders sein, als du denkst." Ich nicke. "Vielleicht war ich gerade zu temperamentvoll und zu emotional, was meine Handlung anging. Vielleicht ist es auch nur ein Junge. Can hat tausend Kontakte!", rufe ich am Ende hysterisch. Ich will keine weitere Hürde, ich will Frieden. FRIEDEN! Ich verstehe aber nicht, wieso Can so getan hat, als ob er heute immer noch Fieber hat und dann anscheinend bei jemanden war und sich irgendetwas ausgezogen hat und Highlighter an den Händen hatte und ich verstehe gar nicht, wieso er auch so aggressiv war die letzten Tage. Wir befinden uns auf der Autobahn. Ranja hat ein bisschen mit mir geredet und mich beruhigt, ehe sie Musik angemacht hat - von Michael Jackson, extra für mich. Ich schniefe noch einmal und atme tief durch, erschrecke mich und spüre, wie mein Herz rattert, als Can mich anruft. "Geh ran!", fordert Ranja. Ich tue es sofort und halte die Luft an.

"Shana, du musst mir jetzt zuhören." Er klingt gestresst.

"Ich höre", kommt es leise von mir.

"A ist Abdal. Der Typ hat sich so auf WhatsApp eingespeichert. Ich war bei ihm, um etwas zu erledigen, was heute fertig werden sollte. Der Glitzer ist nicht von einer anderen Frau, sondern von Shevin. Ich war heute kurz bei ihr, woraufhin sie mich mit dem Scheiß vollgekleistert hat, damit ich dir das zeigen kann. Sie besitzt eine Palette, die sie nicht braucht und ich habe erzählt, dass du auf so etwas stehst. Shana, ich schwöre auf alles Heilige, dass ich dich nicht betrogen oder sonstiges habe. Von mir aus gehen wir auch zu den beiden genannten Personen und du fragst. Ich bin dir auch nicht sauer, weil ich dich verstehe", rattert er runter. Mit verzerrter Mimik halte ich mir die Augen zu.

"Keine Aleyna?", flüstere ich brüchig.

"Nein, keine Aleyna oder sonst eine andere Frau", beteuert er seufzend. Mir steigen Tränen der Erleichterung auf. Wieso bin ich nicht von Anfang an ruhig geblieben? Vorwürfe kann ich mir nicht wirklich welche machen, weil es ein Impuls war, der mich gesteuert hat.

"Okay", flüstere ich schniefend.

"Shana, ich will, dass du heute zu mir kommst und ich dich wirklich beruhigen kann. Morgen ist alles vorbei und du wirst mir nicht mehr misstrauen, okay?" Ich nicke.

"Was genau hast du denn bei ihm gemacht?", will ich wissen. Er seufzt.

"Das erfährst du-," Can wird unterbrochen, als urplötzlich Wucht auf das Auto prallt und ich mir die Hände schützend vor mein Gesicht halte. Wo das Handy gerade ist, weiß ich nicht.

Es dreht sich zweimal mit lauten Geräuschen von aufprallendem Metall und zersplitterndem Glas, welches gegen mich prallt, sowie ich gehen die Tür knalle. Als das Auto stehen bleibt, atme ich zitternd aus. In meinen Ohren piept es, mein Blut rauscht durch meine Venen. Ich halte mein Handy doch in meiner Hand. Gerade spüre ich nichts und höre nur die hupenden Autos. Ich habe meinen ersten Autounfall erlebt, den ich wirklich mitbekommen habe. Ich fühle mich wie gelähmt. Es ging alles so schnell, dass es schon unrealistisch rüberkommt. Ich schaue langsam zu Ranja, die außer einige Kratzer wirklich unversehrt ist, zum Glück. Sie schaut wie paralysiert durch das kaputte Frontfenster. Andere Autofahrer steigen aus und schauen sich panisch um. Wer war das? Wieso ist das passiert? Wieso spüre ich nichts? In meinem Kopf rauscht es, es dreht sich alles. Irgendwie komme ich mir vor, als ob ich fliegen würde. Mein hämmerndes Herz ist der Beweis, dass ich noch am Leben bin.

"SHANA!", schreit Can durch das Handy. Ich komme wieder zu mir. Scheiße, Can hat alles mitbekommen. Can wird einen Panikanfall erleiden.

"Can, alles gut", flüstere ich. Mir fällt es schwer zu atmen.

"Shana, was ist passiert? Wo bist du?", fragt er mich brüchig. Mir steigen die Tränen auf.

"Auf der Autobahn. Alles ist in bester Ordnung." Ranja tippt mich an und zeigt panisch auf meinen Bauch.

Ich schaue hinunter und spüre, wie mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinunterläuft. Mein Oberteil ist in Blut getränkt, eine riesige Scheibe ist in meinem Bauch. Ich darf nicht panisch werden. Aber ich spüre, wie die Schmerzen jetzt hochkommen und atme deswegen hektischer. Wann kommen die Notärzte? Was ist mit meinem Puls? Ich muss ihn messen. Ich höre, wie Can am Handy meinen Namen ruft, bin aber gerade dabei diese aufkommenden und immer schlimmer werdenden Schmerzen zu verdrängen. Kurz sage ich Can, dass es mir gut geht. Ranja redet hektisch mit den Notärzten am Telefon und öffnet die Tür. Mein Atmen wird immer hektischer, die Schmerzen immer stärker. Ich muss Can beruhigen. Er darf nicht in Panik verfallen, er darf nicht weinen. Kurz schaue ich auf die große Scherbe, die meinen Bauch rupturiert. Ich sehe, dass nicht noch mehr Blut austritt. Ich muss mich ablenken und kneife die Augen zusammen, als die Schmerzen mich wieder übermannen. Ranja redet mit mir, doch das bekomme ich nur halbwegs mit. Ich habe gerade Can und mich vor Augen, wie wir lachen und wie wir uns küssen. Ich habe den Tag vor Augen, als er mich zum ersten Mal in das Restaurant seines Vaters gebracht hat und als er mir das erste Mal einen Kuss auf die Stirn gegeben hat. Mir kommt der Moment in den Sinn, wo Can mich das erste Mal nach Paris gefahren hat und wir so viel Spaß hatten. Ich denke an den Tag, an dem er mir seine Liebe gestanden hat. Mir steigen die Tränen auf.

Ich muss die Ruhe bewahren, ich muss durchhalten, ich darf nicht schreien, lasse aber dann mein Handy los, als ich vor Schmerzen laut schreien muss.

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Wir sehen uns, wenn meine Klausurphase vorbei ist, muhahaha

- Helo

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