Kapitel 22
SoMo - How Deep Is Your Love
Der nächste Tag beginnt. Neue Hoffnungen habe ich jedoch nicht geschöpft. Heute kommt es mir so vor, als ob alle ganz schnell geht. Dabei hat der Tag erst jetzt begonnen. Wir fahren schnell zur Uni, wo ich diese penetranten Blicke wieder spüre. Giftig blicke ich in die Richtung einer Gruppe voller Weiber und straffe meine Schultern. Ich freue mich, da ich gleich Chirurgie habe. Das wird toll. Ich laufe auf den Eingang zu und werde im Flur aufgehalten. Ich hatte Hoffnungen, dass es Can wäre, doch es ist die Schlampe Aleyna. Nach Monaten taucht sie wieder auf. Ich verspanne mich direkt und entreiße mich aus ihrem Griff. Ihr Blick sagt mir nichts, trotzdem will ich sie schlagen. Ich werde ja langsam wie Can. "Was?!", fauche ich. Mein Rücken prickelt und mir wird warm. "Du und Can seid nicht mehr zusammen", summt sie. Ihr perfides Grinsen legt sich auf ihre Lippen. Oh, sie möchte unbedingt eine Backpfeife kassieren. Wieso wissen das alle? "Er hat dich nur verarsch", schmollt sie. "Muss das die lebendige Sexpuppe persönlich sagen? Und dann noch eine Lüge?!", fauche ich unbeabsichtigt laut. Ich kann bei diesem Miststück nicht ruhig bleiben. Ich will ihr am liebsten alle Haare vom Kopf reißen! Ihr Blick wird entrüstet. "Du weißt doch gar nichts", murrt sie. "Ich weiß gar nichts? Was weißt du schon, du billiges Stück Scheiße, sag es mir!", gebe ich knirschend von mir und packe feste nach ihrem Unterarm. Mir doch egal, ob diese ganzen Affen zugucken. "Can braucht jemanden, der ihm seine Befriedigung geben kann", flüstert sie und zwinkert. Okay, das reicht! Meine Hand schnellt zu ihrer mit Make-up bedeckten Wange, und sofort fliegt ihr Gesicht zur Seite. Viele ziehen scharf die Luft ein, die Backpfeife war auch nicht leise.
"Schämst du dich eigentlich nicht, so über einen Verlobten mit seiner Verlobten zu reden?", zische ich, woraufhin sich ihre ohnehin schon geweiteten Augen weiten. "Verlobt?", haucht sie fassungslos. An ihren Haaren ziehe ich sie rabiat zu mir. "Hast du nicht einmal ein Funken an Ehre in dir? Wie verhurt bist du eigentlich?" Absichtlich ziehe ich an ihren Haaren, was sie aufschreien lässt. "Geh und rede nie wieder mit mir", fauche ich und schmeiße sie an ihren schwarzen Haaren nach links, was sie taumeln lässt. Ich zittere vor Wut und will eigentlich auf Aleyna einschlagen, aber ich gehe weiter. Can muss befriedigt werden. Ich verdränge diesen Satz und laufe in den Hörsaal. Nach wenigen Minuten kommt auch Jessica rein, die mich vorsichtig ansieht. Natürlich muss das, was gerade passiert ist auch sofort die Runde machen. Und ich dachte, dass Studenten etwas Erwachsener sind. "Ich habe mitbekommen, was du gemacht hast", setzt sie leise an. Apathisch zucke ich mit meinen Schultern. "Das war gut. Ich mochte sie eh nicht", grinst sie und lässt sich neben mich nieder. Wenigstens sind wir einer Meinung. Der Saal füllt sich und auch Can kommt hinein, wieder in ganz schwarz. Er schaut sich etwas fragend um und schaut mich dann an. Can schaut mich an, wow. Sein Blick sagt mir nichts, aber vielleicht hat auch er die kleine Auseinandersetzung auf dem Flur mitbekommen. Er läuft die Treppen hoch und schaut mir dabei in die Augen. Wow, dass er dazu in der Lage ist, überrascht mich. Wenigstens konnte ich in seine schönen Augen gucken. Diese mirakulösen und leuchtenden Augen . Als ich wieder zur Tür sehe und in Aykans grünen Augen schaue, prickelt mein Rücken wieder. Mit Aversionen schaue ich zum Professor, der alles vorbereitet und mit der Einführung in die Chirurgie anfängt. "Im chirurgischen Alltag ist es essentiell Patienten zu untersuchen und zu anamnestizieren. Sei es in der Notfallambulanz, in der Aufklärungs- beziehungsweise Aufnahmeambulanz und im Rahmen der Patientenvisite. Zunächst sollte man sich dem Patienten freundlich zugewandt mit Namen und Funktion vorstellen. Danach erhebt man eine Anamnese. In der Chirurgie ist es hier sehr wichtig in binnen kurzer Zeit die wichtigsten Informationen und oder Untersuchungsergebnisse zu bekommen." Es wird eine Liste mit möglichen Inhalten einer Anamnese in der Allgemein-, Viszeral-, Gefäß-, und Kinderchirurgie auf die Leinwand projiziert. Ich schreibe mit großer Passion alles ab und stelle mir vor, wie ich im Krankenhaus bin und jemanden so untersuche.
Ich finde es irgendwie schade, dass die Vorlesung nur fünfundvierzig Minuten geht, aber so ist das Leben nun mal. Jetzt habe ich fünfzehn Minuten Pause und laufe in die Mensa. Heute, nach der Pharmakologie und Pharmakotherapie, werde ich Can einfangen und mit ihm reden. In der Mensa lasse ich mich nieder, woraufhin Jessica mit einem dunkelhaarigen Mädchen zu mir kommt. Ich war nie wirklich die Philanthropin, deswegen weiß ich nicht, wie ich auf das neue Gesicht reagieren soll. "Das ist Celine." Ich nicke unbeholfen. "Sie ist meine Freundin und war ebenfalls einer der Personen, die von euch geschwärmt hat." Okay, ich hoffe jedoch, dass sie ihre Augen für sich behält und Can nicht hinterhergafft. "Du hast wen Besseres verdient." Etwas verachtend senke ich den Blick. Keiner kann mir das geben, was Can mir gegeben hat. Er ist der Richtige für mich, egal wie gewalttätig er auch war. Ich habe mit dieser Phase abgeschlossen und muss nach vorne schauen. "Das ist ein klischeehafter Spruch, der nicht auf uns zutrifft", flüstere ich und räuspere mich. Meine Antwort scheint sie zu überraschen. "Ich hätte gedacht, dass du mir zustimmen wirst und vollkommen melancholisch reagierst, aber diese Antwort gefällt mir." Sie leckt sich über ihre Unterlippe und nickt. Die melancholische Phase habe ich ja auch so gut wie hinter mir. "Weißt du, was Shana dachte? Sie dachte wirklich, dass ich auf Can stehe." Beide fangen an zu lachen, was ich nicht verstehe. Okay, Can ist nicht ihr Typ, aber so witzig war das nun auch nicht. "Ich glaube, sie versteht gar nichts", lacht Celine und fährt durch ihre schulterlangen, braunen Haare. "Tue ich auch nicht", kommt es etwas trocken von mir. "Celine ist meine Freundin. Ich stehe nicht auf Männer", sagt Jessica, woraufhin mir ein Licht aufgeht. "Ouh", nuschele ich. Das hättest du dir auch denken können. Deswegen ist Can nicht ihr Typ. Warte, also bin ich doch ihr Typ. Der Fakt lässt mich schmunzeln.
"Du musstest mal sehen, wie Shana mich angegiftet hat, weil sie dachte, dass ich mich an Can ranschmeißen will. Ach, das war mehr als nur amüsant." Jessica grinst mich an, was mich schmunzeln lässt. "Was studierst du?", frage ich Celine. "Psychologie, ich bin also das passende Gegenstück zu Jessica", lächelt sie und schaut mit ihren blauen Augen in die von Jessica, die nur ein Ticken dunkler sind, bevor sie sich einen kurzen Kuss geben, süß. "Hast du dir mal überlegt, es mit Frauen zu versuchen?", fragt Celine mich. Meine Augenbrauen heben sich etwas. "Ähm, nein, nicht wirklich. Wieso?" Mir wird etwas warm. Ich sehe es jedoch als Kompliment. "Du hast etwas Anziehendes an dich. Versteh mich nicht falsch, ich bin glücklich vergeben, aber wir beide finden dich echt attraktiv." Ich schürze meine Lippen. Bei homosexuellen Leuten bin ich also echt beliebt, das gefällt mir. "Dankeschön", schmunzele ich. "Es war sogar jemand in dich verliebt. Sie ist zwar Bi, aber trotzdem", erzählt mir Jessica. Huch, das erlebe ich zum ersten Mal. "Gut zu wissen. Wie lange war sie denn in mich verliebt?", will ich wissen, was beide kurz lachen lässt. "Das war eins, zwei Monate, bevor du mit Can zusammengekommen bist. Sie war echt traurig, aber sie hat trotzdem von dir geschwärmt, als ihr dann zusammen wart." Na ja, wir waren da schon sieben Monate lang zusammen, aber das weiß ja fast keiner. "Ouh, na dann." Jessica und ich stehen auf, da wir nur noch sechs Minuten haben und laufen zum Hörsaal für die innere Medizin. Der Fakt, dass eine Frau in mich verliebt war, muntert mich auf. Ich finde das cool. Wäre ich noch mit Can zusammen, hätte ich damit prahlen können und ich bin mir sicher, dass er sowohl eifersüchtig, als auch angegeilt wäre. Wie es wohl wäre, wenn er wüsste, dass auch Marcel und Tom so von mir denken? Na ja, hätte, hätte, Fahrradkette würde ich mal sagen.
Jetzt habe ich eigentlich zwei Stunden und fünfzehn Minuten Pause. Gerade laufe ich Can hinterher, der zu seinem Auto gehen will und stelle mich vor ihn hin. Er zuckt kurz und zieht dann seine Augenbrauen zusammen. "Can", setze ich an. Mein Herz schlägt unruhig, aber ich versuche nicht hysterisch zu werden. "Can, wie lange noch? Hast du über meine Worte nachgedacht?" Er wirkt etwas benebelt und will an mir vorbei, weswegen ich ihn mit erstaunlich viel Wucht gegen sein Auto drücke. "Hierbleiben", knirsche ich. Er soll sich nicht so scheiße anstellen! "Willst du immer noch so feige bleiben oder hast du endlich genug? Wo ist der Mann, der vor nichts und niemanden Angst hatte?" Ich gehe zurück, damit er sich nicht allzu unwohl fühlt. Ich habe ihn gerade an seiner Brust gegen das Auto gedrückt und er hat nichts getan. Zwar konnte ich spüren und sehen, dass er sich verspannt hat, aber das ist auf jeden Fall besser als seine Panikattacken. "Guck mal, du hattest keine Panikattacke, als ich dich angefasst habe", murmele ich kleinlaut. Er nickt benebelt und fährt sich durch sein Haar. "Ich habe Aleyna eine verpasst", informiere ich ihn, woraufhin er nickt. "Sie... sie kam zu mir." Can spricht! Halleluja! "Und dann?", hake ich vorsichtig nach. "Sie wollte mit mir schlafen." Mein Herz pocht. Hat er es zugelassen? Meine Augen schreien, dass er mir das sagen soll, was ich hören will. "Und... und hast du...?", flüstere ich. Ich will Aleyna töten. Zögernd schüttelt er seinen Kopf, was mich entspannen lässt. "Schuldgefühle, Albträume", nuschelt er. "Die hast du auch verdient, Can." Sein Blick wird etwas feindlich. "Das ist das Mindeste, was du kriegst, nachdem du mich schlagen und vergewaltigen wolltest!", zische ich und haue gegen seine Brust. Sein Blick zeigt Entsetzen und Schock.
"N-nein", nuschelt er und kratzt sich seinen Hinterkopf. "Doch, Can. Du verdienst nichts anderes. Doch, du verdienst Schlimmeres!" Er schüttelt seinen Kopf und geht zurück. "Es soll aufhören", sagt er. Seine Augen strahlen Angst aus, was mich weich macht. "Dann komm zu mir, Can", flüstere ich. Langsam strecke ich meine Arme aus und sehe ihn flehend an. "Du brauchst es genau so viel, wie ich es brauche. Komm her, bleib bei mir. Wir kriegen das wieder hin. Aykan lügt dich nur an, Can. Was hat er dir erzählt?" Can ringt mit sich selber, was mir Hoffnung gibt. "Vieles", murmelt er. Mein Herz setzt kurz aus. "Was meinte er?", rufe ich direkt, was leicht widerhallt. "Can, wieso glaubst du der Person, die uns auseinandergebracht hat? Wieso bist du so verdammt naiv? Wie kannst du dich von der Person beeinflussen lassen, die du doch so sehr hasst?", rufe ich erzürnt. Can schüttelt seinen Kopf und schließt sein Auto auf. "Can!" Er steigt ein und fährt weg. Verfickte Scheiße, das kann doch nicht sein gottverdammter Ernst sein! Frustriert seufze ich und mache mich auf dem Weg nach Hause. Aykan ist weggefahren, denn sein Auto ist nicht hier. Wütend laufe ich zur U-Bahn, wo ich mich auf der Bank niederlasse. Schnell stöpsele ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und will gerade meinen Deutschrap hören, als ich schwarze Nike Air Presto und die dunkelblaue Hose eines Sportanzuges vor mir sehe. Finster hebe ich den Blick an und sehe in ein nicht gerade wirklich schönes Gesicht. Ich könnte von fünf Metern Entfernung sagen, dass er auf jeden Fall ein nicht mehr ganz so frischer, postoperativer Patient ist. "Shana, nicht wahr?", fragt er mich. Wer zur Hölle ist dieser Trottel, der sich nicht einmal gescheit anziehen kann und in Sportanzug und Umhängetasche vor mir steht? "Wer will das wissen?", blaffe ich ihn direkt an, woraufhin sich seine Augen weiten.
"Ganz ruhig, Kätzchen." Gott, das hat dieser schmierige, blonde Typ damals auch zu mir gesagt. "Was willst du?", frage ich genervt. Seine Nase ist geschwollen, anscheinend wurde er operiert. Das würde seine nasale Intonierung erklären. "Ganz ruhig, ich will nur reden." Er lächelt und ich kenne dieses falsche Lächeln. Gott, ekelt der mich an. "Verpiss dich!", zische ich. Wie gut, dass ich Cans Schlagring mit mir herumtrage und es zufälligerweise jetzt in meiner Jackentasche habe. Ich ziehe ihn mir über und lasse meine Hand noch in meiner Jackentasche. "Nicht so frech", warnt er. "Sonst was?" Sein dunkler Teint verrät mir, dass er möglicherweise aus Afrika kommt. Warte mal, das ist Soufian! Meine Augen weiten sich und Wut keimt sich in mir hoch. "Du gottverdammter Hurensohn!", rufe ich und ignoriere die zwei Blicke der alten Menschen. "Genau wie Can." Verächtlich spuckt er nach links. "Was willst du, du Missgeburt?" Wenn ich schon kultiviert sein kann und mich diplomatisch artikulieren kann, kann ich auch mal den kurdischen Assi raushängen lassen. "Ey, red vernünftig." "Sonst was?" Ich lasse meine Hand aus meiner Jackentasche baumeln. Er bemerkt meinen Schlagring und geht verdutzt einen Schritt nach hinten. Besser so. "Ey, bleib mal locker." Zynisch schüttele ich meinen Kopf. "Wieso bist du hier und was willst du?", fauche ich. Die Bahn kommt gleich und ich will es jetzt wissen, wenn er nicht einsteigt. Wenn Can hier wäre, dann wäre die Hölle los und Soufians postoperative Nase wäre wieder ein Traumafall. "Nichts", beteuert. Ich glaube, ich sollte meinen Schlagring zu seinem Solar Plexus sausen lassen. Die U-Bahn kommt, weswegen ich mit Aversionen in meinen Augen aufstehe und er mir folgt. Mir schlägt das Herz schneller. Ich muss Ramazan anschreiben.
In der U-Bahn setzt er sich gegenüber von mir hin. "Was willst du? Setz dich doch wo anders hin!", fauche ich. Zum Glück sind um diese Uhrzeit wenige, bis gar keine hier drin. "Bist doch eh seine Ex, also juckt das niemanden", gibt er desinteressiert von sich. "Hurensohn", murre ich, woraufhin er mich mahnend anschaut. "Was? Willst du wieder eine Anzeige oder eine gebrochene Nase? Du kannst dich entscheiden, ob sie gleich durch diesen Schlagring entsteht oder durch Can, dem es nicht egal ist, ob du mit mir bist", drohe ich, woraufhin er sichtlich eingeschüchtert ist. Wir steigen an derselben Haltestelle aus, was mich dazu veranlagt, meinen Schlagring fester zu halten. "Can ist sowieso nicht für Beziehungen gedacht. Er würde dich nur zerstören", erzählt Soufian in einem neutralen Ton. Ich weiß, dass ich ihm nicht vertrauen kann. Durch Ranja habe ich viel über Marokkaner erfahren und er ist der Prototyp der hinterlistigen Marokkaner. "Dass du nach Cans Schlägen überhaupt noch richtige Sätze bilden kannst, überrascht mich", schnaube ich. "Du bist verdammt frech, weißt du das?" "Wenn juckt es?", gebe ich laut von mir. "Verpiss dich doch einfach, du dämliches Stück Scheiße. Wieso bist du so sehr auf Stress und auf Schläge angewiesen? Wenn du den Schlagring freiwillig spüren willst, dann sag es doch einfach!", rufe ich aufgebracht. Ihm gefällt mein Ton gar nicht, doch das ist mir so egal. Als er gerade anfangen will, etwas anzusetzen, kommt Cihan und schubst ihn mit voller Wucht gegen die Wand. "Verpiss dich, du Bastard." Soufian nickt hektisch und läuft weg. Was zum Teufel war das? Wieso zieht er urplötzlich den Schwanz ein? "Hat er dir was angetan?" Ich verneine es und bin immer noch verdutzt von seiner Feigheit. "Komm." Seufzend legt er seine Hand auf meinen Rücken und schiebt mich sanft Richtung Wohnblock. Kurz drehe mich um und sehe Soufian nicht mehr. Was wohl passiert wäre, wenn Cihan nicht gekommen wäre? "Hast du frei?", fragt Cihan. "Nein, um 14:00 Uhr muss ich wieder an der Uni sein." Er nickt. "Dann kann ich dich ja mitnehmen. Komm zu mir und erzähl Ramazan von diesem Pisser." "Mache ich." Bei Cihan angekommen, setze ich mich ins Wohnzimmer und rufe Ramazan direkt an. Ob Can dann direkt auf Soufian losgehen wird, weiß ich nicht.
"Ja?"
"Hey", murmele ich.
"Shana, hi. Wie geht es dir?" Ich fahre mir über mein Knie und seufze.
"Ganz okay und selbst?"
"Gut. Was ist los?"
"Soufian", sage ich und höre ihn schnauben.
"Wann und wo?", will er hart wissen. Es ist echt komisch, Ramazan so zu hören. Das ist man nicht von ihm gewohnt.
"Gerade eben. Ich bin zur U-Bahn gelaufen und er stand dann vor mir, wollte mit mir reden, was ich abgeblockt habe. Er ist mit mir eingestiegen und dort ausgestiegen, wo ich immer aussteige. Ich habe etwas diskutiert, weil er mich so genervt hat, bis Cihan dann kam und er weggerannt ist." Ob Cihan ihn mal geschlagen hat und er deswegen so viel Angst hat? Aber müsste Soufian dann nicht mein Sklave sein, weil Can ihn so misshandelt hat? Na ja, er würde mir zumindest nie wieder unter die Augen treten.
"Er hat dich nicht angefasst oder ähnliches?" Ich verneine es und erzähle, dass ich meinen Schlagring parat hatte.
"Gut, ich sage Can Bescheid. Bist du alleine?"
"Nein, ich bin bei Cihan", sage ich und bedanke mich, als ich Wasser kriege.
"Wann hast du Schluss?", fragt er mich.
"Um 17:30 Uhr. Ich bleibe aber noch wegen der Doktorarbeit. Ranja holt mich dann ab."
"Okay, ruf mich an, wenn du Schluss hast."
"Mache ich, ciao."
"Ciao."
Seufzend lege ich mein Handy zur Seite und fahre mir über meine Stirn. Wird Soufian unsere Beziehung jetzt auch noch suggerieren? Reicht es nicht, dass Aykan irgendeine Scheiße erzählt hat? Wieso macht dieser Junge das überhaupt? Womit habe ich das verdient? Meine Liebe zu Can ist doch so tiefgründig und unendlich. Wieso aber kommt nichts von Cans Seite? Wir sind zwar getrennt, aber ich weiß doch, dass er mich immer noch liebt. Ist seine Liebe nicht mehr so unendlich, wie sie einmal war? Wie kann ich das herausfinden? Was verifiziert mir, dass Cans Liebe immer noch so stark ist und so tief geht? Er wollte doch alles für mich tun, jetzt immer noch? Ich darf nicht so pessimistisch sein, aber es geht nicht anders. Ich weiß nichts über Cans Gedanken momentan. Seine Reaktion zu Berührungen haben sich verbessert - das habe ich ja heute sehen können. Haben ihn diese zwei Monate etwas die Augen geöffnet? Ich hoffe es. Vielleicht bringt uns Soufians penetrante Präsenz wieder zueinander. Das wäre wunderbar. Das wäre herrlich und perfekt, wenn auch nervig und etwas nervenaufreibend, weil Soufian eben da ist. Aber was ist, wenn Can es nur tut, weil er sich verpflichtet fühlt, ein zierliches Mädchen zu schützen? Er hat Schuldgefühle. Ich weiß gerade gar nichts, aber ich habe eine Frage, die ich ihm gerne stellen würde und die mir womöglich alles oder das Meiste beantworten würde:
Wie tief geht deine Liebe, Can?
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