Kapitel 118
Nick Jonas ft. Tove Lo - Close
Sonntag, 4. Juli
Ich habe das PJ echt vermisst und diese Woche war es nur mehr als erfolgreich für mich, da der Trottel, der angeblich besser als ich ist, einer Patientin fast etwas injiziert hat, was oral eingenommen werden muss. Zum Glück war neben mir noch unser Oberarzt da, der mich gelobt hat. Den ganzen Freitag habe ich gegrinst, weil ich ihn einfach dort besiegt habe. Ich bin die Beste in der Herz-Thoraxchirurgie und nicht er. Im OP durfte ich am Ende sogar nähen und habe Can die ganze Zeit zu Hause angetanzt, weil ich so glücklich war. Tja, wer sich mir in den Weg stellen will, der wird von der Müllabfuhr abgeholt. Die Woche über war es echt gut, nur weiß ich nicht, wie es heute sein wird, denn heute kommen Cihan und Elif zu uns. Zum Glück muss Can heute zur Therapie. Ranja wird später zu uns kommen und mit mir bei Cihan und Elif bleiben. Ich weiß echt nicht, wie es heute ausgehen wird, aber ich hoffe echt, dass es nicht ausartet. Ich lese mir gerade die Notizen aus meinem Logbuch durch und markiere mir das, was ich morgen den Oberarzt fragen will. Am liebsten würde ich als Allgemeinchirurgin tätig sein und dann eine Fortbildung zur Herz-Thoraxchirurgin machen, aber ob das was wird, weiß ich nicht. Außerdem muss ich meinem Doktorvater noch eine Email bezüglich des Heilmittels schreiben. Das Protokoll ist schon fertig und bereit, abgeschickt zu werden. Die Wohnung ist auch schon aufgeräumt und was ich heute koche, weiß ich auch schon. Can ist seit zwei Stunden im Fitnessstudio, wann er wiederkommt, ist mir nicht bewusst. Er weiß nicht, dass sie heute kommen, aber ich habe es ihm geschrieben. Ich konnte es ihm irgendwie nicht sagen, ich weiß nicht wieso.
In der Zwischenzeit habe ich mein Protokoll abgeschickt, das Hackfleisch braten, die Kartoffeln kochen lassen und bade gerade Amir. Die mediterrane Küche wird Menschen mit koronarer Herzerkrankung empfohlen, und ich habe mich ein wenig mit Elif noch deshalb ausgetauscht, die mir ein sicheres Gefühl gegeben hat. Can ist seit insgesamt vier Stunden weg, also müsste er doch gleich kommen oder? Amir rudert freudig im Wasser und brabbelt aufgeregt. Ich nehme ihn auf, muss aber immer wieder an Can denken. Hat er die Nachricht gelesen? Während des Trainings hat er sein Handy immer im Flugzeugmodus. "Hast du Spaß?", lächele ich Amir an. Wann er wohl richtig bewusst lächelt? Seine Mundwinkel sind schon einige Male hochgegangen, aber ein richtiges Lächeln hat er mir bis jetzt noch nie geschenkt. Er ist aber sehr Wissensdurstig, will alles in die Hand nehmen, egal wie komisch es auch aussieht. Vor allem meine knalligen Blusen liebt er. Ich greife mir seine niedlichen Brüste und kraule seinen Bauch, während seine Beine rudern und seine Händchen sein Spielzeug halten. "Ba!", ruft er und lässt sein Spielzeug fallen. "Hast du schön gesagt, mein Prinz." Ich fahre über seinen kleinen Haarschopf und lasse das Wasser ablaufen, nachdem ich das Video beendet habe. Ich wickele Amir in seinem Handtuch ein, nehme mir mein Handy zur Hand und laufe ins Schlafzimmer, gehe auf WhatsApp und halte inne, als ich die blauen Haken sehe. Ouh oje, Can hat die Nachricht gelesen, aber nicht geantwortet. Amir brabbelt vor sich hin und tapst mit seinen Füßen auf meinem Becken herum. "Wenn du nur wüsstest", seufze ich. Ich ziehe ihm bedrückt seine Windel und seinen Wickelbody an. Gemeinsam setzen wir uns im Wohnzimmer hin und schauen ein wenig fern, nebenbei lese ich meine Notizen laut vor und gebe sie auch auf Kurdisch wieder, auch, wenn ich nicht weiß, was Vorhofflimmern auf Kurdisch ist. "Willst du auch ein Arzt werden? Doxtor? Te wet tu biya doxtor? Du wärst ein toller Arzt." Ich küsse seine Wange und ziehe seinen Duft ein.
Als die Tür nach einiger Zeit aufgeschlossen wird, schlägt mein Herz ein wenig schneller und ich habe ein mulmiges Gefühl im Magen. Oje, jetzt geht's los. Langsam setze ich mich auf und atme tief durch, als er ins Wohnzimmer kommt. Ich weiß nicht, was jetzt passieren wird, aber auch Amir meckert ein wenig. Sein undefinierbarer Blick liegt auf mir, seine angespannte Haltung verrät nichts Gutes. Er nickt und dieses Nicken ist verhöhnend. "Heute kriegen wir besuch, huh?" Ich drücke Amir fester an mich. "Ja", gebe ich neutral von mir. Can spannt seinen Kiefer an und lässt seine Sporttasche fallen. Mein Herz schlägt schneller, mir ist warm. Er lächelt schnaubend. "Willst du mit ihnen vielleicht noch in den Urlaub?", fragt er voller Spott. Ich bemühe mich ruhig zu bleiben, auch, wenn ich innerlich bebe. Amir zappelt schon unruhig. "Du übertreibst, Can." Trocken sehe ich ihn an. An seiner Mimik und Gestik ändert sich nichts. "Ich übertreibe also? Bist du nicht einfach zu leichtsinnig?" Entgeistert ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Ist das gerade sein Ernst? "Willst du mich komplett verarschen, Can? Wo bin ich leichtsinnig, wenn ich zwei Personen einlade, die mich schon eingeladen haben? Wieso bin ich da leichtsinnig, aber nicht leichtsinnig, was unsere Beziehung angeht? Denk mal an die Vergangenheit", blaffe ich. Amir fühlt sich nicht wohl, weshalb ich aufstehe und ein wenig herumlaufe. Can antwortet nicht, schaut mich einfach nur an. Seinen Blick erwidere ich ohne Angst. "Jetzt mach dich fertig für deinen Termin. Gehst du danach zu Malik?", frage ich eine Spur sanfter, in der Hoffnung, seine Wut zu mindern. Er kneift seine Augen zusammen. "Du willst mich also gar nicht hier haben, huh?" Er kommt auf mich zu und unwillkürlich lege ich meine Hand auf Amirs Kopf, welcher auf meiner Brust ruht. "Du bevorzugst also die ehemaligen Feinde?", zischt er. "Ja", schnauze ich, weil er mich so aufregt.
Mahnend schaut er mich an, doch das interessiert mich gerade null. Soll er mich doch anschreien, ich scheue mich nicht. Ich laufe mit Amir ins Schlafzimmer, wo ich ihn auf seinem Platz ablege, doch er quengelt, weshalb ich ihn wieder auf den Arm nehme. Mein armes Baby fühlt sich bei der Atmosphäre nicht wohl. Wieder schaut Can ausdruckslos, was mich verdammt nervt. "Was guckst du die ganze Zeit so? Geh doch endlich, du störst heute nur." Er öffnet seinen Mund, um etwas anzusetzen, tut es aber nicht. "Ist das also so?", raunt er mit unterdrückter Wut. "Ja, Can, es ist so. Ich lade Menschen zu uns ein, die mir geholfen haben, als du mich terrorisiert hast. Es ist so, sieh es ein." Wieso muss er immer wieder dieses Thema öffnen, wobei er sich doch sowieso selber schneidet? Ich schaue in der Küche nach den gefüllten Paprikas und will Amir gerade Can geben, was ich aber doch seinlasse. "Denk bloß nicht, dass das Thema jetzt beendet ist, Shana", sagt er, als er zu mir in die Küche tritt. Ich atme Amirs Duft ein, um mich irgendwie zu beruhigen. Sein dummes Ego regt mich gerade echt auf, dass mein Bauch etwas bebt. "Was willst du großartig machen, Can? Mich schlagen?" Meine Augen weiten sich im selben Moment, wie Cans. Scheiße, das wollte ich nicht sagen, es ist mir ausgerutscht! Er tritt sofort zurück und läuft ins Schlafzimmer. "Scheiße", flüstere ich, lehne mich an Amirs Schulter und seufze. Zögernd trete ich in den Flur. Can kommt in Hose und T-Shirt zurück und geht sich seine Schuhe anziehen. Weil er es nicht mag, wenn man ihm beim Anziehen seiner Schuhe beobachtet, drehe ich mich um. "Keine Sorge, ich werde euch nicht stören", zischt er. Mein Herz zieht sich bei dem Satz zusammen. Ich drehe mich zu ihm, als er die Tür aufreißt und geht.
Eine verdutzte Ranja tritt herein. Seufzend streichele ich den unruhigen Amir und laufe in die Küche. "Die Tür war unten offen", setzt Ranja vorsichtig an. Ich nicke einfach nur. "Willst du reden? Ich bereite den Salat vor." Amir meckert noch ein wenig, doch ich wiege ihn hin und her, damit er sich beruhigt. "Es ist wegen heute", setze ich leise und seufzend an. "Er hasst Cihan und Elif und will es nicht akzeptieren, dass ich wenigstens ein wenig Kontakt zu ihnen habe. Cihan hat mir während der Trennung echt geholfen, Elif hat mich zum Essen eingeladen und für Amir Geschenke gekauft und sie helfen uns bei der Erbauung unseres Hauses! Wie soll ich da so dreist sein und sie einfach ignorieren?" Trost suche ich bei Amir, dessen Duft ich wieder einziehe und meinen Kopf auf seine kleine Schulter lege. "Can ist da echt stur bei dieser Sache", stellt Ranja fest. "Und wie stur. Er liefert immer wieder die schlechten Taten von Cihan, packt sich aber nie an seine eigene Nase. Ja, ich bin nachtragend, aber weil sie mir geholfen haben, habe ich ihnen endgültig verziehen, aber erklär das mal Can", sage ich am Ende trocken und ironisch. Amir zieht an meinem T-Shirt und öffnet seinen Mund. "Und du? Du verstehst sowieso nichts, aber du spürst, dass es deiner Mama nicht gut geht oder?" Seine Hand legt sich auf meinen Mund, die ich küsse. Seine Aktivitäten beruhigen mich echt und das habe ich nötig. "Wohin ist er gegangen?" Can will nicht, dass viele wissen, dass er zur Therapie geht. Es wissen nur Malik, Ramazan und ich Bescheid. "Bestimmt trainieren oder zu Malik oder so." "Trinkt er?" Ich hoffe, er kommt nicht einmal auf den Gedanken. "Nein, er ist sehr autoritär, was das Fahren angeht. Trinken kommt bei ihm nicht in Frage." Ranja nickt. "Was soll alles an Gewürzen rein?" Ich stehe auf. "Lass mich das machen, nimm Amir." Amirs Arme rudern wieder und Ranja kichert, als sie ihn nimmt. "Oh, da gehören deine Hände aber nicht hin." Amir krallt sich an ihren Brüsten fest, was mich seufzen lässt. Hoffentlich macht er das nicht, wenn er im Kindergarten ist.
"Mach dir nicht allzu große Sorgen darum. Wenn Cihan und Elif da sind, dann wirst du sicherlich abgelenkt sein", muntert Ranja mich auf. "Ja, aber was ist, wenn ich eben nicht abgelenkt bin? Wieso muss er mich jetzt ausgerechnet nerven?", seufze ich genervt, als ich das Olivenöl dazugebe. "Wann wollen die beiden kommen?" Ich schaue auf die Uhr. "Gleich müssten sie hier sein." Den Salat lege ich auf den Tisch und nehme Amir, woraufhin es klingelt. Ich warte vor der Haustür, bis beide zum Vorschein kommen. "Hey", sage ich und umarme beide. Das würde Can gar nicht gefallen. Elif japst fröhlich nach Luft, als sie Amir sieht. "Hallo", flüstert sie kindlich und zieht sich die Schuhe aus. "Ihr könnt direkt in die Küche", meine ich und schaue zu Cihan. Seine Augen zeigen in den Flur und dann wieder zurück. Ich schüttele den Kopf, da er sicherlich nach Can fragt. Hoffentlich kommt er erst dann, wenn beide weg sind. In der Küche begrüßt Ranja die beiden und hat schon das Essen und das Besteck bereitgelegt. Trotz entspannter Stimmung fühle ich mich wegen der Vergangenheit komisch, aber das verdränge ich schnell. "Wie geht es euch?", frage ich und lasse mich neben Ranja nieder. "Ganz gut und euch? Du musst mir alles erzählen. Wie war die Geburt und wie alt ist er?" Elif winkt Amir, der seine Finger bewegt. Ich seufze. "Auch. Die Geburt war echt aufregend, schmerzhaft, aber dennoch schön. Amir ist zwei Monate alt." Ich streichele seine Wange und tue mir etwas in den Teller. "Hattest du keine Angst? Oh Gott, ich wäre total ängstlich." Ich schmunzele. "Doch, na ja, irgendwie hat man immer Angst, wegen den Schmerzen... oder anderen Dingen, aber wenn er dann gesund auf deiner Brust liegt, dann wird man von Gefühlen überwältigt", gebe ich lächelnd von mir.
Elif seufzt verträumt. "Ich würde auch gerne ein Kind haben, aber ich habe Angst, dass er auch Herzprobleme hat." Meine Augen weiten sich überrascht. "Hast du kein Spenderherz, Cihan?" Er schüttelt den Kopf. Wie kann das sein? Er wartet doch seit über zwei Jahren. "Mir geht es echt gut und es gibt Leute, die es nötiger haben." Er zuckt mit seinen Schultern. "Aber trotzdem", murmele ich. "Würde er ein Herz bekommen, dann hätte ich weniger Sorgen." Ich weiß nicht so recht, aber ich glaube, dass trotzdem eine Wahrscheinlichkeit vorhanden wäre, dass das Kind ebenfalls die Erkrankung kriegt. Es gibt das familiäre Risiko und verschiedene Faktoren davon. Selbst, wenn Cihan ein gesundes Herz tragen würde, könnte das Kind es bekommen - aber das behalte ich lieber für mich. "Aber du trainierst ja und nimmst regelmäßig deine Medikamente oder?" Cihan nickt. "Na dann", murmele ich. So hat er eine gute Lebenserwartung. "Ihr arbeitet als Architekten?", fragt Ranja. "Cihan ist Ingenieur und ich Landschaftsarchitektin." "Und ihr helft Shana bei ihrem Traumhäuschen?", kichert sie, weil ich relativ vieles haben möchte. "Häuschen", spottet Cihan schmunzelnd. "Hey, so viel ist es nun auch nicht", murre ich belustigt. "Nur ein Bällebad und daneben sollen noch Trampoline hin. Das wird kein kleines Haus und vor allem kostspielig", erinnert Cihan mich. Ich zucke mit meinen Schultern. "Mein Heilmittel wird gerade im Zentrallabor begutachtet und wenn alles gut läuft, bin ich Millionärin oder gar Milliardärin", grinse ich. Das wäre wunderbar. "Wie?", fragt er mich verdutzt. Jetzt grinse ich noch mehr und drücke freudig Amir, weil ich stolz auf mich bin. "Meine Krebsgeschwüre sind bei dem gefühlt tausendsten Versuch verschwunden." Beide Augenpaare weiten sich. "Wow, Glückwunsch!" Ich bedanke mich bei Elif und schaue zu Cihan, der beeindruckt seine Lippen schürzt.
"Also hat das Experimentieren früher schon etwas gebracht?" Kichernd nicke ich. "Ja und hätte ich schon damals im Kinderzimmer meine Vorgänge protokolliert, dann wäre ich eine noch größere Bereicherung im naturwissenschaftlichen Bereich." Ranja hustet spöttisch. "Wir wollen es mal nicht übertreiben, Shana." Ich schaue sie nur hochnäsig an und schneide meine gefüllte Paprika auf. "Von mir soll es auch Statuen geben. Ich glaube, wenn ich genügend Geld habe, würde ich mir auch eine anfertigen lassen." Ranja und Cihan seufzen. "Was denn? Ich habe so eine Statue mehr als nur verdient." So viel, wie ich durchmachen musste. "Nein, nein, es muss auch aus purem Gold sein", witzelt Ranja sarkastisch. Ich nicke stolz. "Nicht wahr, Amir?" Er spielt an meiner Kette herum und keucht leise. "Und du Ranja? Was machst du beruflich?", fragt Elif. Ranja erzählt von ihrem Job als Eventmanagerin und redet von ihren Aufträgen. Can redet bestimmt über unsere Auseinandersetzung heute. Was wohl Dr. Al-Kon dazu sagt? Und wohin möchte Can danach gehen? Kommt er nach der Sitzung nach Hause oder geht er zu Malik oder Ramazan? "Shana, du willst in die Allgemeinchirurgie, nicht wahr?" Ich schaue zu Cihan und nicke. Ich muss wieder an den Tag denken, wo ich von meiner Schicht wiederkam und er unten auf den Treppen saß und mir von seiner Krankheit erzählt hat. "Und dann am liebsten eine Fortbildung zur Herz-Thoraxchirurgin." Beeindruckt schauen mich die beiden an. "Aber ist das nicht viel?", fragt Elif. Ich zucke mit meinen Schultern. "Wenn ich zur Allgemeinchirurgin fortgebildet bin, habe ich ein echt breitgefächertes Wissen, unter anderem, was Gefäße und den Brustkorb angeht. Dann habe ich ja sicherlich schon ein wenig Wissen." Erstaunt nickt Elif. "Also ich könnte das nicht, Respekt." Ich schmunzele. "Du kannst dafür Mathe, was für mich echt niemals machbar wäre. Egal was kommt, ich werde es niemals können."
Im Wohnzimmer setzen wir uns hin, wobei Ranja noch schnell Snacks und Trinken holt und ich Amir Elif gebe. "Hallo, Kleiner." Amir streckt seine Hände aus und ich flehe innerlich, dass er seine Hände bei sich behält. "Willst du später auch ein Arzt werden?", fragt sie Amir. Ihre Augen leuchten. Er schaut sie fragend an und legt seine Hände auf ihre Brüste. "Oh Gott", seufze ich. Cihan lacht und auch Ranja kann nicht ernst bleiben. "Amir", kommt es schmunzelnd und tadelnd von Elif, was ihn aber recht wenig interessiert. Jetzt fängt er an zu brabbeln, weil er etwas zum Greifen hat. "Oh Gott, Amir", seufze ich. "Amir, das ist meine Frau", schmunzelt Cihan. Sein Brabbeln wird immer lauter und er zappelt jetzt auch noch. "Amir", murre ich, als er sich an Elifs Brüsten festkrallt. Alle fangen an zu lachen, während ich mir seufzend über die Stirn fahre. Wieso ist er so auf Brüste fixiert? Er öffnet seinen Mund und bewegt ihn zu Elifs linker Brust. "Oh. Gott", flüstere ich peinlich berührt. "Gibst du ihn mir bitte?", frage ich mit erhöhter Temperatur, was Elif dann auch lachend tut. "Hunger?" Er nuckelt an meinem Finger, weshalb ich seufze. "Entschuldigt mich. Ranja, unterhalte die beiden." Grinsend nickt sie mir zu, woraufhin ich ins Schlafzimmer laufe und die Tür schließe. "Man macht sich nicht an vergebene Frauen ran, Amir", tadele ich schmunzelnd. Er macht freudige Laute, als er meine Brust sieht und nuckelt artig. Lächelnd fahre ich über seine Wange und höre, wie Ranja über mich tratscht. "Sie hat die ganze Zeit erzählt, dass sie die Beste ist, weil sie den einen Studenten im Krankenhaus korrigiert hat." Sie seufzt und ich schmunzele. Sollte ich zu ihnen? Ich könnte mir einfach ein luftiges Tuch über die Brust legen, aber irgendwie schäme ich mich.
Amir wurde diesmal schnell satt. Im Wohnzimmer setze ich mich hin und gebe ihm ein Spielzeug. Can ist jetzt immer noch nicht gekommen. Ist die Sitzung schon beendet? "Ich wollte etwas bezüglich des Hauses fragen: Welche Form sollten die Balkons haben?", fragt Cihan mich. "Halbkreisförmig für jedes Schlafzimmer und sie sollten diese althistorischen Muster haben, wenn du verstehst, was ich meine. Diese schönen Schnörkel, wie sie manchmal an Decken zu sehen sind." Er gibt einen verstehenden Laut von sich. "Ich glaube, sie meint den viktorianischen Stil. Wir haben uns doch Bilder zu Häusern angeguckt. Die haben dir sehr gut gefallen", meint Elif. "Ja, aber nur von außen", meine ich. Als ich wieder an dieses eine Haus mit dem großen Swimmingpool denke, dann kreische ich innerlich wieder. "Ich dachte mir, dass ein Wintergarten im viktorianischen Stil auch echt gut wäre", meint Elif. Ich schnappe nach Luft. "Oh Gott, ja! Das habe ich komplett vergessen. Man könnte doch jederzeit erweitern oder? Also, wenn ich jetzt irgendwie noch einen Pool im Wintergarten haben will, falls das Haus schon fertig ist, gäbe es keine Komplikationen oder?" Elif und Cihan schauen sich an. "Wenn alles gut strukturiert ist und ich alle Informationen parat habe, gäbe es sicherlich keine Probleme." Das höre ich doch gerne. "Wollt ihr euch auch ein Haus bauen?", frage ich, woraufhin beide lächelnd nicken. "Das Grundstück für euer Haus liegt an einem guten Platz. Dort haben wir schon einen Platz für unseren. Es wird traumhaft", seufzt Elif. Ich lächele freudig. Can wird sich nicht freuen, wenn er das erfährt.
Wir tratschen noch ganz viel und lachen, wobei Amir eingeschlafen ist. Gerade stehe ich auf, um ihn in sein Bettchen zu legen, da rutscht mir das Herz in die Hose, als die Tür aufgeschlossen wird. Nein, bitte nicht. Ich schlucke und bewege mich geflissentlich ins Schlafzimmer. Mir ist ganz warm. Can soll bitte nicht ins Wohnzimmer, sondern einfach nur ins Arbeitszimmer. Im Flur steht er, schaut mich ausdruckslos an und streift sich die Schuhe von den Füßen. Ich spanne mich unwillkürlich an, als Can zu laufen beginnt. Bitte geh ins Arbeitszimmer, Can. Als ob er mich gehört hat, erfüllt er mir meinen Wunsch, weshalb ich erleichtert seufze. Noch einmal Glück gehabt. Im Wohnzimmer überbrücken Ranja und ich Cans Heimkommen noch einige Stunden bis beide dann beschließen aufzubrechen. Umarmend verabschieden wir uns voneinander und auch Ranja verabschiedet sich. "Schreib mir, wie es ausgegangen ist", meint sie, ehe sie die Tür schließt. In der Wohnung herrscht nun eine Ruhe, bei der ich nicht weiß, ob sie gleich durch Wut zerstört wird. Can ist gerade dabei, sich anzuziehen und tritt jetzt aus dem Bad. Ahnungslos schaue ich in seine Augen und schlucke. Sein Blick sagt mir überhaupt nichts, er ist einfach trocken. Oje, was passiert jetzt? Er kommt auf mich zu, nimmt meine Hand und läuft mit mir auf den Balkon. Dass er Körperkontakt mit mir hat, beruhigt mich ungemein. Das heißt, dass es gut verlaufen wird - hoffentlich. Im Balkon setzen wir uns hin und schauen uns an. Sein Blick sagt mir immer noch nichts und das verunsichert mich ein wenig. Ungeduldig bewege ich meine Hüften und zähle innerlich bis drei, ehe ich mich wage, etwas anzusetzen. "Möchtest du etwas sagen?", murmele ich.
Seufzend schaut er nach vorne, an seiner Schläfe tropft ein Wassertropfen hinab. "Es hat mich schon gestört, dass du sie eingeladen hast, aber das mit dem Schlagen war ein Schlag ins Gesicht." Ich presse meine Lippen aufeinander und spiele an meinem Ehering herum. "Denkst du immer noch so von mir?" Zungenschnalzend schüttele ich den Kopf. "Und wieso sagst du so etwas dann?", fragt er rau. Ich seufze. "Es ist mir ausgerutscht, ich weiß es selber nicht." Ich werde diese Ereignisse einfach niemals vergessen. Ich weiß doch, dass ich es nicht hätte sagen sollen, aber er hat mich einfach so aufgeregt und ich wollte es nicht auf mir sitzen lassen. Mein Alter Ego war wieder da. Ich schaue zu ihm auf, sein Blick ist immer noch nach vorne gerichtet. "Bist du sauer?" Er nickt. "Und enttäuscht?" Das würde mir mehr ausmachen, als die Tatsache, dass er sauer ist. Nun zuckt er mit seinen Schultern, oje. Ich drehe sein Gesicht zu mir, er wirkt müde. "Sei nicht enttäuscht von mir, Can." Er seufzt. "Shana, du wirst niemals verstehen, wie sehr es mich stört, dass du diese Menschen in unsere Wohnung einlädst", seufzt er und klingt ein wenig gereizt. Ouh oje. "Wieso kannst du nicht loslassen?" Er atmet durch seine Nase und wirkt sichtlich gestört. "Weil es einfach nicht geht, genau wie bei Soufian. Es sind beides Missgestalten." Ich zucke ahnungslos mit den Schultern. "Cihans Taten sind aber nicht mit denen von Soufian zu vergleichen." Mahnend sieht er mich an. Ihn stört es, wenn ich Cihan verteidige, aber es ist nun mal die Wahrheit. Ich stehe auf, um mich auf seinen Schoß zu setzen und ihn innig zu umarmen. "Frieden?", murmele ich. Es bringt doch sowieso nichts, wenn wir zerstritten in der Wohnung hocken. Vergeben und vergessen. Ich lasse meinen Oberkörper wackeln, weil er sich nicht regt und murre, bis er dann seine Arme um mich schlingt.
"Du bist ein unwiderstehlicher Teufel, Shana", murmelt er und küsst mein Dekolleté. "Und du bist ein trotteliger Gorilla." Als Strafe zwickt er mir in den Po, was mich quicken lässt. "Willst du etwas essen? Habe Paprika mit Schafskäse und Hackfleisch gemacht. Kartoffeln und Salat gibt es auch." Er hebt mich hoch und läuft mit mir, um ihn geschlungen, in die Küche. Loslassen tut er mich nicht, bis er sich hinsetzt und mich an die Theke lehnt, sodass er seinen Teller auf meine Brüste legen kann. "Bin ich dein neuer Tisch?", frage ich schmunzelnd. Brummend bestätigt er das. Wenn es ihn glücklich macht, dann habe ich kein Problem damit. "Bist du mir immer noch sauer?" "Ja." Ich akzeptiere sein Verdenken einfach. Ich wäre sicherlich auch sauer, wenn er Aleyna-, okay, so unrealistisch kann ich nicht denken. "Machen wir morgen einen Wettbewerb, wer mehr Fragen beantworten kann?" Can nickt. Unzufrieden, wegen seiner fehlenden Gesprächsteilnahme, bewege ich meine Hüften, um die Stimmung ein wenig aufzulockern. Geflissentlich ignoriert Can mich, aber ich weiß ganz genau, dass es ihn nicht kalt lässt. "Lust auf eine schnelle Nummer?" Eine Antwort erhalte ich zwar nicht, aber da Can sich jetzt für das Essen nach vorne beugt und sich sein Kiefer deutlich anspannt, habe ich eine deutliche Antwort. Nach vier Paprikas, vielen Kartoffeln und Salat trinkt Can sein Getränk auf ex und wischt sich den Mund sauber. Die ganze Zeit habe ich mich gegen ihn gerieben und er ist deutlich erregt, trotzdem zeigte sein Gesicht während des Bewegens nichts. "Bist du immer noch sauer?" Mit angezogener Augenbraue schaut er mich an und legt seinen Teller weg. "Kommt drauf an, wie gut mein Nachtisch ist." Damit erhebt er sich, dreht mich um und haut mir auf den Po. Kichernd halte ich mir die Hand vor den Mund und freue mich auf das kommende Spektakel.
Egal was ist, unsere Herzen können sich nicht böse sein.
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Wisst ihr, was geil wäre?
Wenn Shana im Epilog einfach aufwacht und das alles nur ein Traum war, MUHAHAHAHAHAHAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA
Noch vier Kapitel, hehe
- Helo
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