Kapitel 101
Madilyn Bailey - Elastic Heart
Der Tag danach. Ich stehe auf, fühle mich so leer. Es ist schon 13:02 Uhr. Ich habe sehr lange geschlafen. Lange, weil ich diesen Frust nicht abbauen kann. Gestern ist es passiert. Ich weiß nichts. Ich weiß gar nichts. Ich bin in irgendeine andere Zeit zurückgeschleudert worden. Mein Mann hat etwas Schlimmes begangen, aber was soll ich daran jetzt ändern? Ich konnte ihn nicht abhalten. Ich konnte gar nichts und jetzt kann ich auch nichts. Was soll ich großartig machen? Ich bin einfach nur kaputt. Ich kann und will mich nicht bewegen. Mein Körper ist mir gerade eine Last. Wo ist er? Ist er weg? Redet er mit Shevin? Wie wird sie reagieren? Er soll sich diesen Tumor entfernen lassen. Ich will ebenfalls mit ihr reden. Ich will die Scheidungspapiere. Anders lernt Can es nicht. Aber andererseits weiß ich nicht, wie er sich jetzt verhalten will. Jetzt, nachdem er seinen Plan in die Tat umgesetzt hat. Ich bin verwirrt und denke zu gleich gar nicht. Ich bin mental an einem Tiefpunkt, wo ich mich schwer festhalten kann. Ich habe schon tote Menschen gesehen - ich habe sie sogar untersucht und seziert -, aber bei einem versuchten Mord dabei zu sein und diese Angst zu spüren, das ist ein anderes Niveau. Ein Niveau, was mich einfach komplett sprachlos gemacht und auch meine Rationalität behindert hat. Es hat einen großen Teil meines Denkens behindert. Ich hätte mehr machen können. Ich hätte Can einfach die Waffe aus der Hand schlagen können oder sonstiges, aber durch diesen Schock und diese Panik war ich zu verwirrt und überfordert. Mir fallen so viele Situationen gerade ein, die ich hätte tun können und mir fallen so viele Wörter gerade ein, die ich hätte sagen können. Und wer weiß? Vielleicht hätte Can nicht geschossen. Wo genau hat er getroffen? Hat er eine Vene getroffen? Was ist jetzt mit Soufian? Ist er jetzt tot? Gott bewahre ihn davor. Ich hasse ihn, ich verabscheue ihn, aber dieses Anschießen... ich kann es nicht in Worte fassen. Ich kann gerade nichts. Der Schock sitzt zu tief, breitet jetzt vielleicht noch mehr aus, weil ich weiter darüber nachdenke. Ein Wunder, dass ich gestern noch einige Sätze von mir geben konnte.
Ich habe gestern die starke Widersprüchlichkeit meiner gefunden. Trotz alldem, habe ich Can bei mir gelassen. Trotz seiner Tat, durfte er mich in den Arm nehmen. Vielleicht weil meine opportunistische Seite Trost wollte, damit ich nicht komplett versage, vielleicht aber auch, weil ich einfach keine Kraft mehr besitze und diese einseitige Umarmung einfach hingenommen habe. Dieses ständige Wehren... ich fühle mich langsam abgehärtet. Was habe ich nicht erlebt? Wie hoch ist das Kontingent meines Leids? Can meint es nur gut, aber seine Tat kann und werde ich nicht gut reden. Can ist ein verwirrter Mann, der etwas - aus seiner Sicht - Richtiges macht, es aber nicht der Fall ist. Ein Beispiel wäre die Ohrfeige an Aleyna. Sie hat eine Strafe verdient, aber... ich weiß auch hier nicht so ganz, was ich sagen soll. Sonst finde ich doch für alles Worte. Ich frage mich, was hätte ich tun können? Nichts. Das ist die Antwort. Ich konnte nichts tun. Can war so fokussiert auf sein Ziel. Mein Flehen hat nichts gebracht, er hat schnell abgeblockt, damit er nicht auf andere - gute - Gedanken kommt. Und auch danach konnte ich nichts machen. Ich konnte nicht einmal alleine zum Auto, weil sich alles gedreht hat. Was hätte ich großes tun sollen? Es hätte nichts an seiner Tat geändert, sondern meine Psyche womöglich mit noch mehr Stress belastet und das wollte mir mein Unterbewusstsein nicht antun - dem ich dankbar bin. Ich habe schon Kopfschmerzen von diesem Tumult. Mein Schreien hätte nichts gebracht und auch Schläge gegen ihn hätten nichts gebracht, nachdem Can ihn angeschossen hat. Ich hätte Dinge sagen können, bevor der Schuss auf Soufian zielte, aber mir kam in der Situation nichts davon in den Sinn - ich mache mir deswegen auch keine Vorwürfe, das wäre dumm. Geht es mir besser? Ich weiß es nicht. Mein Mann ist wahrscheinlich ein Mörder - auch, wenn er es mir zu Liebe gemacht hat. Ich will nicht alles schwarz reden, denn das tut mir nicht gut. Can hat aus Affekt gehandelt, weil er mich beschützen wollte. Das erscheint mir schmeichelnd, aber die Tat ist erschreckend. Ich müsste eigentlich Angst vor Can haben, ihn als Monster ansehen und ihn verachten, aber trotz allem liebe ich ihn. Wie faszinierend die Liebe doch ist, so bedingungslos. Ich liebe Can, kann aber nicht alle seine Taten akzeptieren. Trotz gestern hat er ein gutes Herz. Er ist nur etwas gestört, das kann man auch nicht dementieren. Can nimmt die Dinge anders war, weil er durch vieles beeinflusst wurde. Es wäre mehr als nur dumm, wenn ich mich deswegen scheiden lasse. Can hat es nur gut gemeint - auch, wenn es schlecht war. Ich werde mich ganz sicherlich nicht scheiden lassen, weil mein Mann jemanden umbringen wollte, der mich umbringen wollte. Das wäre dumm und dämlich, weil er mich nur auf übertriebene Art und Weise schützen wollte. Natürlich hätte er anders handeln können, aber das hat er nicht und ändern kann niemand etwas am Geschehenem. Und am Ende schneide ich mich nur selber, wenn ich mich von ihm trenne. Was dann mit ihm passiert, will ich mir nicht einmal vorstellen. Es wäre ein Schritt in das Verderben. Ich werde trotzdem die Scheidungspapiere anfordern. Ich muss nur wieder etwas in Fassung kommen.
Und sein Tumor? Wenn ich könnte, dann würde ich Can nur deswegen blutig schlagen. Er riskiert sein Leben und ihm ist es anscheinend egal. Ich schüttele resigniert den Kopf. Er hat sich aber dieses Mal besser im Griff, was mich angeht. Mein Egoismus hilft mir gerade, das Ganze nicht zu schlimm zu sehen. Es hilft mir beim Pro und Kontra. Wie groß ist der Tumor? Wie genau drückt er auf das Hirnareal? Wie soll ich gleich handeln, wenn mir Can vor die Augen tritt? Wo ist er überhaupt? Mir fällt es gerade so schwer, mich zu bewegen. Ich muss Shevin anrufen. Ich weiß jetzt schon, dass ich diesen Anruf womöglich verschieben werde, weil ich keine Lust besitze. Ich will einfach nur im Bett liegen und von Stille umgeben sein. Nachdenken. Meine innere Optimistin hat mir schon geholfen. Aber Liebe als Grund zu nehmen, um einen Mord irgendwie zu legitimieren? Liebe ist grenzenlos, erweckt Kräfte und Fähigkeiten, die unter anderem zu solchen Maßnahmen führt. Genau aus diesem Grund kann ich Can nicht hassen. Ich weiß, wie er das meinte. Ich weiß trotz dessen, wie falsch und destruktiv seine Tat war, dass er es nur aus Hingabe zu mir gemacht hat. Und ich kann deswegen nicht erbost sein. Ich bin schockiert, ich bin entsetzt - wenn es auch innerlich alles ist und es sich Stück für Stück aufkeimt -, aber hassen tue ich Can nicht. Ich bin wütend auf ihn, wegen des Tumors, den ich gerade wieder richtig realisiere. Wäre ich gestern in der Verfassung gewesen, dann hätte ich vielleicht oft geschrien, ich hätte Can vielleicht wirklich angegriffen, aber ich war es nicht. Ich war oder bin immer noch ein Wrack. Eine Person, die sowieso nichts ändern kann. Wieso sollte ich mir dann Mühe geben und das, was ich gestern hätte machen können, jetzt gegen ihn anwenden? Jetzt, wo doch alles schon vorbei ist. Ein Schlag ins Gesicht macht den Schuss nicht wieder gut, ein Ich hasse dich macht den Schuss nicht wieder gut und vor allem eine Scheidung macht den Schuss nicht wieder gut. Noch mehr will ich nicht versinken. Can würde damit nicht klarkommen, er würde verrückt werden. Soufian wird hoffentlich nie wieder etwas gegen uns tun, wenn er überlebt. Ich musst eigentlich zur Arbeit, aber ich habe mich einfach krankgemeldet. Das ist ja nicht so ganz gelogen. Ich bin mental angeschlagen. Psychisch auch, aber ich kann gerade nur Stück für Stück alles aus mir herausholen - glaube ich. Ich weiß es nicht so ganz. Mein Mann ist womöglich ein Mörder, aber Angst habe ich deswegen keine vor ihm - widersprüchlich. Ich habe keine Angst vor ihm, obwohl er in der Lage ist, einen Menschen zu töten, habe aber Angst, wenn er mich anschreit oder droht. Obwohl... nein, ich finde das nicht so widersprüchlich, weil das eine nicht auf mich bezogen ist, das andere schon. Ich war schon immer einer der Personen, die nie so ganz mitfühlen konnte, falls etwas Schlimmes bei anderen passiert ist. Vielleicht hilft mir das gerade - obwohl ich an Empathie gewonnen habe. Mein Egoismus hilft mir sehr und dem bin ich auch echt dankbar. Wäre ich zu empathisch, würde ich wohl wieder weinen und mir vielleicht Vorwürfe machen - ich mache mir sehr selten Vorwürfe und weiß nicht einmal, wann der letzte Vorwurf gegen mich selber war. Aber wieso sollte ich das tun? Mich trifft keine Schuld - eine weitere psychische und oder mentale Entlastung.
Es klopft, Can tritt herein. Alles erscheint mir gerade so trist und monoton, weswegen ich ihn dementsprechend ansehe. "Du bist wach." Wieder ist dieses Weiche in seiner Stimme. Ich will wissen, was in seinem Kopf vor sich geht. "Du siehst aber immer noch müde aus." Ich zucke kaum sichtbar mit den Schultern. Ich will nicht mehr kämpfen. Es kommt doch sowieso wieder und wieder. "Möchtest du etwas essen? Du hast so lange geschlafen." Ich schließe einfach nur die Augen. Ich weiß es nicht. Was, wenn die Polizei jetzt in unsere Wohnung stürmt? Das könnte ich nicht ansehen. Aber was soll ich auch da machen? Ich bin machtlos. Can setzt sich zu mir aufs Bett. Wann meine Dynamik wohl wiederkommt? Er fährt über meine Stirn. Wieder lasse ich es zu. Deswegen anzukämpfen oder es schändlich zu sehen, wäre dumm. "Du wirkst krank. Soll ich dir Suppe machen?" Es ist so, als sei nichts passiert. Seine Persönlichkeit würde auf so viele Menschen so verdammt erschreckend wirken, sie würden sich von ihm distanzieren oder sonstiges, aber was wissen sie denn schon? Niemand oder höchstens meine Freundinnen würden meine Lage richtig verstehen. Wenn man mich gefragt hätte, wie ich reagieren würde, falls mein Mann jemanden anschießt, dann hätte ich ganz ehrlich gesagt, dass ich es nicht weiß. Warum sollte ich mich da groß reden und irgendeine Fantasie von mir geben, wenn ich doch nicht einmal weiß, wie man sich bei so einem versuchten Mord fühlt? Man kann nicht richtig denken, der Verstand ist so gut wie blockiert. Natürlich sollte man irgendwann gewisse Maßnahmen ergreifen, aber immer dasselbe zu tun, bringt auch nichts mehr. Wenn ich auf Distanz gehen würde, dann ändert das nichts. Can würde es nicht verstehen und es nicht einsehen, da er es aus Liebe getan hat. Da kann man doch nicht so dumm und leichtsinnig sein und meinen, dass man sich sofort trennen würde. Erst nachdenken und dann handeln, so muss das sein. Ich will nichts tun, womit ich mir selber schade - ich bin beschädigt genug. "Ich bereite kurz die Suppe vor und bringe sie dir dann." Can drückt meine Hand, die müde auf der Decke liegt. Mir tut jetzt jede Zärtlichkeit gut. Ich frage mich wieder, was ich tun kann. Außer die Scheidungspapiere zu holen, fällt mir nichts ein. Ich drehe mich auf die Seite. Ich mache mir wirklich am meisten Sorgen um den Tumor. Ich konnte gestern deswegen so schwer einschlafen. Ich konnte Can deswegen nirgends hin verbannen, weil ich eine so Heidenangst habe, dass er wieder einen Anfall bekommt. Seinen Kopf habe ich auf meine Brust gelegt, weil ich so das Gefühl hatte, dass mein Herz ihn irgendwie schützen kann. Mütter machen das oft bei ihren Kindern und ich mache das auch gerne. Das war auch die Einzige Tat, die man vielleicht hätte als Intention meinerseits zählen können oder doch nicht? Mein Denken ist gerade am Stocken. Es ging mir um mein Gewissen und ich werde es weiterführen. Es beruhigt mich ein wenig. Ich hole mein Handy hervor, will Shevin anrufen. Ramazan und Malik haben mir oft geschrieben und Shevin hat mich oft angerufen. Hoffentlich geht sie ran.
"Shana, wie geht es dir?", fragt sie mich sofort.
"Ich weiß es nicht", flüstere ich. Sie seufzt.
"Can hat mir alles erzählt. Das... ich hätte das niemals von ihm gedacht. Das wird so verdammt schwierig, aber er ist so verdammt stur!" Ich nicke. Can macht das was er will.
"Shevin, kriege ich bei dir Scheidungspapiere?" Es wird still in der Leitung.
"Shana, ich weiß, dass das ganz schlimm von ihm war, aber... aber er braucht dich doch." Dieser Satz lässt meine Augen ein wenig feucht werden. Ich atme tief durch.
"Ich weiß, was ich da mache. Könntest du mir welche besorgen?" Sie wirkt leicht überfordert.
"Willst du das nicht mit deinen und meinen Eltern erst bereden? Außerdem sollte das mit einer professionellen Beratung besprochen werden."
"Shevin, bitte." Wieder wird es still.
"Ich... also ich gucke mal, was ich tun kann. Soll ich sie per Post schicken oder holst du sie ab?"
"Schick sie bitte per Post."
"Okay, sonst noch was?"
"Danke, das war's. Ich will dich nicht weiter aufhalten. Tschüss."
"Ciao", flüstert sie.
Mehrere Minuten vergehen, als Can mit einem Tablett ins Schlafzimmer tritt. Langsam setze ich mich auf. Eine Suppe werde ich sicherlich aufnehmen können. Suppe von einem Mörder. Das könnte ein guter Buchtitel werden. Mein Kopf ist trotz all diesen Gedanken leer gefegt. Ich kann die Emotionen von gestern nicht hervorholen - es geht einfach nicht. Ich bin einfach in einer Schale des Nichts gefangen. Vielleicht ist das auch gut so. Weniger vom emotionalen Schmerz heißt weniger Stress. Nur der Tumor und die Polizei liegen mir auf dem Herzen. Ich esse langsam die Suppe, bemerke seinen Blick. Er will etwas hören, aber was soll ich sagen? Seine Tat war alles andere als gut. Ich kann mich nur wiederholen: Es ändert nichts an der vergangenen Tat. Ich will nicht einmal wissen, ob Soufian noch lebt oder nicht. Ich weiß nämlich nicht, wie sich das auf mich auswirken wird. Ich will es nicht riskieren. Meine einseitige Alexithymie reicht mir gerade. "Möchtest du etwas?" "Frieden und Ruhe", flüstere ich. Can atmet tief durch. Werde ich wohl jemals wissen, wie ich reagieren würde, wenn ich sonst wie immer temperamentvoll wäre? Ich hätte bestimmt Dinge zu Can gesagt, die seine Psyche verschlimmert hätten. Es ist gut, dass ich so ruhig bin. Ruhig, aber voller Gedanken. Alles andere wäre Schwachsinn und würde noch mehr Schaden. Ich kann ja nichts machen. Ich will nicht mehr und ich kann nicht mehr. Es geht bei diesem Thema einfach nicht. Etwas blockiert mich und das ist vielleicht auch gut so. Ich bin mehr der Ansicht, dass es gut so ist, als, dass es schlecht ist. Das Einzige, was ich schlecht finde, ist meine Atmung. Das kommt vom Stress. Ich muss zum Arzt. Can beobachtet mich stumm beim Essen, macht mir meine Haare zu einem Zopf, damit es nicht beim Essen stört. Das Wasser trinke ich aus und lege mich wieder hin, als Can dann aufsteht und das Tablett wegbringt. Er ist wieder unterwürfig. Er sieht, dass es mir nicht gut geht. Ich will einfach nur wieder schlafen. Ich lese mir die Kapitel weiter durch, mache mich noch weiter im Internet über gewisse Verfahren schlau und isoliere mich so ein wenig von Can.
Immer wieder muss ich an gestern denken. Ich fühle einfach nichts. Ich kann jetzt nichts fühlen. Keine Tränen kommen auf, kein Erschaudern, nur pure Monotonie und Alexithymie. Ich denke nicht und gleichzeitig mache ich mir so viele Gedanken. Ich warte einfach ab. Ich warte auf die Papiere und auf die Zukunft. Ich will nicht mehr und ich kann nicht mehr. Ich habe nicht einmal Lust, mir einen Termin zu machen, damit ich etwas gegen diese problematische Atmung tun kann. Ich könnte zur Therapie gehen, weil es sowieso am emotionalen Stress liegt. Ach, ich habe doch keine Ahnung. Ich hoffe einfach, dass ich irgendwann keinen psychogenen Anfall erleide. Ich höre wie die Tür aufgeschlossen wird. Wann ist Can rausgegangen? Er tritt wieder ins Zimmer. Und jetzt? "Bin die Waffe losgeworden." Ich nicke einfach nur. Okay, gut, toll. Und jetzt? Als ob ihm das jetzt weiterhilft. "Möchtest du eine Freundin sehen?" Ich schüttele den Kopf. Lass mich einfach nur alleine, Can. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie er sich seinen Kopf kratzt. Den Kopf, in dem wieder ein Tumor schlummert. Ich würde so gerne ausrasten und ihn wieder eine scheuern, aber ich habe keine Kraft. Dieses kleine bisschen Kraft von gestern ist verbraucht. Ich will und kann nicht mehr. Ich will einfach nur, dass der Tumor entfernt wird. Wenn dieser Tumor weg ist, dann würde ich sicherlich besser mit all den Konsequenzen klarkommen, die Can sicherlich treffen werden. Ich empfinde gerade nichts für Can. Keine Wut und keine Freude. Pures Nichts einfach. Ich spüre gerade nur meine Kopfschmerzen, stehe deswegen auf. Meine Beine fühlen sich so schwer an, dass meine Haltung leicht geknickt ist. Ich kann die Last wahrhaftig auf meinen Schultern spüren. "Was möchtest du?" Ich laufe stumm in die Küche, klappere den Kühlschrank ab, bis ich eine Tablette finde und sie einnehme. Can berührt meinen Arm. Ich habe keine Lust, mich zu wehren. Ich will einfach wieder liegen. Ich... ich bin kaputt und müde. Ich bin innerlich kaputt und müde. Ich bin meiner Psyche einfach so dankbar, dass ich gerade nichts spüre. Diese Alexithymie ist zwar überraschend, da ich ein sonst emotionaler Mensch bin, aber sie ist für mich besser und angenehmer als, wenn ich die ganze Zeit weinen würde und Paranoia hätte. Das Glas lege ich in die Spüle und lege mich zurück ins Bett.
Was wohl andere denken werden oder würden, wenn sie davon Bescheid wissen? Sie würden meinen Mann sicherlich als einen verdammt schlechten und gestörten Mann sehen und mich fragen, wieso ich noch bei ihm bin. Ich würde sagen, dass mein Mann kein schlechter Mann ist, denn er ist wahrlich ein sehr großzügiger Mann, der seine Liebsten mit allem schützen will. Er ist ein Mann, der viele Ängste und Belastungen hat und deswegen oft nicht richtig denken kann. Er ist ein Mann, der oft mit sich selber zu kämpfen hat und nicht noch mehr Last braucht - vor allem nicht von halb wissenden Menschen, die sich sowieso nicht genau in die Lage versetzen können, auch, wenn sie meinen, sie könnten es. Er ist ein Mann, der viel Liebe in sich trägt und viel Liebe braucht. Er ist mein Mann und ich kann ihn einfach nicht verlassen. Außerdem würde es niemand verstehen, weil niemand diese Bindung kennt - wenn überhaupt nur eine Hand voll von Personen, die ein ähnliches Schicksal trifft. Das kann man auch nicht so richtig mit Worten erklären. Entweder man versteht es oder man versteht es nicht. Wer es nicht versteht, der redet groß, würde meinen, dass er oder sie sofort etwas unternommen hätte, aber nein, das ist eben nicht so. Natürlich ist die Natur nie ohne Ausnahme, aber normalerweise reagiert ein normaler Mensch auf solch ein Ereignis nicht rational. Ich konnte nichts mehr und kann jetzt immer noch nichts. Alles ist verpufft, weg, nutzlos. Man kann so sehr an mir rütteln und mich aufmuntern, aber solange mein Trieb nicht wieder da ist, läuft nichts bei mir. Ich hoffe einfach nur, dass es nicht für immer so ist. Wie ich so emotionslos geworden bin, kann ich mir nicht erklären. Gestern hatte ich noch welche, die aber Stück für Stück abgeklungen sind. Ich will die Tage einfach nur meine Ruhe haben. Wird Can wohl mit Dr. Al-Kon darüber sprechen? Darf der Psychologe damit zur Polizei gehen? Er hat doch eine Schweigepflicht. Can tritt wieder ins Zimmer, setzt sich aufs Bett und spielt mit meinen Haaren. Das ist mir recht, es ist mir egal. Mir ist alles egal, aber mir ist so einiges nicht egal. Ich bin in einem Hin und Her gefangen, welches ich nicht einmal spüren kann. Meine Emotionen schlafen noch. Wann sie aufwachen, weiß nur Gott.
Und egal was Gott vorhat, es soll schnell beendet werden.
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Ich bin überrascht, dass ich ein Kapitel, der fast nur aus Shanas Gedanken besteht, schreiben konnte, der ungefähr 3000 Wörter hat - ohne die paar Sätze. Vielleicht können es jetzt einige besser nachvollziehen. Was haltet ihr von ihrem Gedankengang?
Q&A
1. Wirst du noch eine Fortsetzung schreiben oder andere Bücher?
Ich habe es schon einmal für alle gesagt, aber anscheinend erinnert sich keiner und als ich es noch einmal angekündigt hatte, konnten anscheinend so gut wie alle kein Deutsch mehr - euer Pech.
2. Wie alt bist du eigentlich?
16.
3. Warum bist du so schlau?
Ich frage mich des Öfteren, was man denn so schlau an mir findet. Wenn es auf die Medizin oder mein Sprachgebrauch bezogen ist, dann ist es mein Interesse, Recherche und das Auswendiglernen.
3. Hast du einen Ramazan gefunden?
Nein.
4. Kannst du dir vorstellen, einen Can zu finden? Und was würdest du tun, um einen Can zu bekommen?
Wie soll ich den denn finden? Mit einem Metalldetektor? Aber wäre schon toll - außer paar Ausnahmen. Ich würde morden dafür *TRIGGER* *sarcasm*
5. Was möchtest du im Leben unbedingt mal machen?
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich will einfach nur Medizin studieren. Die Bücher mal richtig zu publizieren wäre auch schon eine coole Sache, aber wie das dann bei den "großen Leuten" sag ich mal ankommen wird, weiß ich nicht.
6. Wie sieht deine ungefähre Zukunft aus?
Mit operierter, schöner Nase, glatt gelaserter Haut und halt Medizin studiert. Vielleicht noch ein schnuckeliger Mann an meiner Seite und mein Traumhaus. Ich stelle mir nichts pompöses vor - außer mein Traumhaus.
7. Hast du einen Freund oder bist du verliebt? Wenn ja, war oder ist er Can ähnlich? Oder sollst du auch erst ab 20 einen Freund haben wie Shana, wegen der Religion?
Weder noch. Und das ist kein religiöser Grund, sondern einfach, weil meine Eltern wollen, dass ich mich nur auf die Schule konzentriere und mehr an Reife gewinne - habe auch kein Problem damit.
8. Wo fallen dir meist die Ideen ein?
Ich glaube im Bett und wenn ich irgendwo bin und Musik höre, aber ich glaube auch manchmal auf dem Klo. Dann weine ich im Bett auch manchmal - nein, Spaß. Oder doch?
9. Beruht die Buchreihe auf wahrer Begebenheit? Wenn nein, wo holst du dir die Ideen?
Nein, so gut wie alle Handlungen sind fiktiv. Ich hole mir die Ideen aus meinen Umfeld, meinen Erfahrungen, meinen spontanen Ideen und manchmal schaue ich mir Videos, Filme oder sonst was an oder lese etwas und dann kriege ich einen Geistesblitz. Das kann ein richtig krummes Wort sein, aber es kann mir helfen.
10. Hättest du jemals gedacht, dass deine Bücher so erfolgreich werden?
Ja.
11. Hasst du Menschen auch so sehr, wie ich?
Oh, wenn ich manche Kommentare auf Instagram, Snapchat, YouTube oder auch hier lese, dann würde ich am liebsten mit einem selbst geschriebenen Text voller Fakten gegen die Schnauzen dieser Person hauen, bis die Buchstaben das Blut dieser Idioten angenommen haben und es irgendwie in ihr Gehirn gelangt, sodass sie ein wenig Wissen eingetrichtert bekommen. Ich hasse Menschen sehr oft nur dann, weil sie das Richtige eben verdrehen und aus ihren Ärmeln irgendwelchen Bullshit hervorholen, der nirgends aufzuweisen ist. Ich lese beispielsweise einen Text über Hasen und eine Person will mir weismachen, dass man von Hasen Krebs bekommt, weil im Text steht, dass viele Ausschlag von Hasen bekommen. Ich muss auch hier manchmal einigen Lesern die Metaphern oder gar ganze SÄTZE richtig erklären, weil sie meinen, es richtig verstanden zu haben und dann ihren Müll an andere zu verkaufen. So please stop being so fucking dumb and eat some knowledge. Und um die Frage zu beantworten: Ja, ich hasse die meisten Menschen echt.
12. Wann hast du angefangen Bücher zu schreiben/ deine Ideen auf Papier/ Handy zu bringen?
Mit 15 Jahren am 23. Juli 2016 irgendwann nach Mitternacht im Wohnzimmer, wo Drake und Josh lief - ich glaube irgendwann um 03:00 Uhr. Schicksal? Erst auf Handy und dann gegen Ende von Arroganz bin ich zum Laptop hinübergewechselt. Da so sind viele Fehler, wegen der Autokorrektur, in Arroganz. Das ist ja ekelerregend.
13. Lieblingslied?
Habe kein richtiges Lieblingslied. Meine Lieder sind immer toll, aber Love Me Like You Do macht mich immer so emotional.
14. Lieblingscharakter?
Helan. Aber hier Shana natürlich.
15. Lieblingsszene?
Das ist eine gute Frage. Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht, aber ich glaube, ich mag Shanas 19. Geburtstag sehr. Oder doch nicht? Oder Kapitel 38 hier in Akzeptanz. Ach, keine Ahnung, ich liebe all die Szenen in meinen Büchern - die Ficki-Ficki Szenen wollen wir natürlich nicht vergessen.
16. Kennst du BTS? Wenn ja, wen magst du am meisten?
Ich kenne nur den Namen, aber glaube, dass sind diese Koreaner. I bin kein Fan von denen. Aber es gibt irgendwie eine Girlgroup und die haben so ein komisches Lied und tanzen immer so komisch dazu und immer, wenn ich dieses Video auf Instagram finde, schaue ich es mir an. Give it to me la irgendwie so und dann kommt irgendwann boom boom. Es kommt mir immer so vor, als ob die nur Playback singen - vor allem, wenn sie so spät da Mikrophon an den Mund halten, obwohl die Stimme schon ertönt ist.
17. Wie bist du auf den Charakter von Ramazan bekommen?
Also Ramazan hat den verspielten und verrückten Teil von mir veranlagt bekommen und mir war klar, dass man so etwas nur mögen kann. Shana, Can, Malik und Ramazan sind aus meinen Charaktereigenschaften entstanden. Aleyna auch - nein Spaß. Oder doch nicht?
18. Hattest du mal eine Panikattacke oder Todesangst? Außer vor den Matheklausuren natürlich.
Nein, noch nie - auch nicht vor den Matheklausuren, denn Mathe hat Angst vor mir.
19. Wann fängst du an zu ignorieren?
Ich kann gewisse Dinge nicht ignorieren, wenn ich sehe, dass die sich selber etwas da zusammenbasteln, was eben nicht stimmt. Ich werde bei sowas penibel und hole jedes Haar hervor, um denen halt das Gegenteil vorzulegen. Aber bei Arroganz im ersten Kapitel lässt es glaube ich nach.
20. Mercedes oder BMW?
Opel Corsa, voll der süße Furz.
21. Wenn du eine Superkraft hättest, welche würdest du haben wollen?
Blutbändigen und dann jeden dazu kontrollieren, sich selber zu schlagen, weil sie so dumm sind.
22. Schwarz oder weiß?
Schwarz, weil man bei weiß so gut wie immer durchsehen kann.
23. Schlimmste/-er Lehrer/-in, die du jemals hattest?
Hatte glaube ich keine, weil ich so schnuckelig bin. Obwohl! Es gab eine, die war so richtig komisch und nervig - ironischerweise hieß sie Frau Streit.
24. Gute Bücher (echte Bücher)?
Meine bald.
25. Was ist das witzigste Wort, welches du je gehört hast.
Fussel. Es gibt sicherlich viele deutsche Wörter, die sich irgendwie lustig anhören, ohne, dass wir es realisieren. Käsebrötchen hört sich auch irgendwie lustig an.
26. Wie ist so das Abitur-Leben für dich? Leicht oder schwer?
Obwohl sich mein Schnitt verschlechtert hat, finde ich es nicht schwer - außer Mathe und Chemie ist wirklich eine andere Welt jetzt für mich geworden.
27. Hast du paar heiße Typen in deiner Stufe und hast du schon deinen Can gefunden und verheimlichst es uns?
Oh hell no.
28. Hast du für Kapitel 64 Pornos geschaut? Oder woher hattest du die ganzen Informationen?
Also ehrlich gesagt ist der Porno, wo die Ärzte da sind und dann sich anpinkeln wirklich aus einem Porno, aber den Rest kriegt man auch einfach so aus dem Internet. Ja, ich habe mir extra für das Buch einen ekeligen Piss-Porno angeschaut - hoffentlich ekelt sich jetzt jemand vor mir.
29. Du sagst ja, dass du und Shana dieselbe Person seid. Kannst du auch so tanzen, wie sie damals im ersten Teil?
Ich habe Hip Hop und Dancehall getanzt, also ja.
30. Ist dein Aussehen genau wie Shanas?
Also eigentlich will ich für meine Charaktere keine Bilder angeben, weil sich jeder die Personen so vorstellen soll, wie sie es wollen. Aber da ich mich ja im Buch selber vertrete eigentlich schon - nur muss niemand mich als Shana sehen.
31. Findest du es gerechtfertigt von Can, dass er Soufian umbringen will?
Nein, nicht wirklich. Aber ehrlich gesagt, habe ich da keine Meinung dazu, außer, dass es schlecht ist. Irgendwie interessiert es mich gar nicht und ich wüsste auch nicht, wie ich reagieren würde. Aber ich glaube, ich würde nicht durchdrehen, sondern einfach für eine Zeit verstummen. Nicht jeder Mensch würde so ausrasten und die meisten, die das sagen, würden sowieso nicht so reagieren, sondern eher an ihrem Weinen ertrinken oder sonstiges - sie sagen nur das, was für sie selbstverständlich wäre - Betonung auf wäre -, denn sie können nicht wissen, wie sie wirklich reagieren und das sehe ich oft in der Öffentlichkeit. Beispiel: "Irgendwann schlage ich sie!" Aber es kommt nichts. Genau so ist es auch bei denen, die meinen, dass sie weiß Gott was alles machen würden, wenn sie in Shanas Lage wäre. We both know, that you will pee yourself till you die.
32. Welcher Teil deiner Trilogie gefällt dir am besten?
Ich weiß es gar nicht, aber ich glaube Akzeptanz, weil hier am meisten Herzblut hineingesteckt wurde, vieles offenbart wurde und vor allem die Entwicklung der beiden - vor allem von Shana - zu sehen ist. Außerdem lernt man hier glaube ich auch sehr viel von den beiden kennen und fast niemand hätte Cans Geheimnisse erahnen können - sprich: Offenbarung.
33. Welches kurdische Essen ist deiner Meinung nach am besten?
Ich habe ehrlich keine Ahnung. Ich glaube Sawara sor mit Gurkenyoghurt-Salat oder Biryani mit Gurkenyoghurt-Salat oder das Iprax/Pell meiner Mama. Alles schmeckt mit Gurkenyoghurt-Salat besser.
34. Kannst du mal eine Playlist auf Spotify oder so veröffentlichen?
Ich weiß nicht, ob man diese dann noch hören kann, wenn der gratis Monat abgelaufen ist. Aber auf YouTube füge ich die Songs für die Kapitel fast immer in die Cana-Playlist und diese müsste frei zugänglich sein. Einfach mal Cana eingeben auf YouTube und gucken, ob da eine Playlist ist. Da sind auch einige andere Lieder drin, die meiner Meinung nach zu Cana passen.
35. Was ist dein größtes Ziel und hast du noch andere Ziele?
Nur das Medizinstudium eigentlich.
Das war's. Ich hatte keine Lust, es in zwei zu teilen. Danke für die Fragen.
- Helo
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