Schwert von Avalon

Akira war fast sechzehn Jahre alt. Als sie in den Spiegel blickte, sah sie ihr Gesicht mit den dunkelbraunen Augen, die sie anstrahlten. Ihr tiefschwarzes Haar verschwand in einem Zopf hinter ihren Schultern. Von ihrem Hals war nichts mehr zu sehen.

„Was schaust du denn schon wieder so mürrisch drein?" fragte ihre Mutter. Sie stand hinter ihr. „Du weißt doch, warum." Antwortete sie ein wenig genervt, wie oft hatte sie sich schon mit ihrer Mutter über dieses Thema unterhalten. „Ja, der Raumanzug, ich weiß." Sagte ihre Mutter. „Aber sieh es doch mal positiv, du musst dich nicht darum kümmern, was du anziehst. Und der Anzug kümmert sich um ..." „Den Rest!" Vollendete Akira den Satz ihrer Mutter.

Jetzt kam auch ihr Vater. Privatsphäre gab es in ihrem Quartier eher selten. Die musste man wohl draußen in einer abgelegenen Versorgungsröhre suchen, dachte Akira. „Fertig machen, öffnen, Kipto", sagte ihr Vater. „Bereit, Sira." sagte ihre Mutter und setzte ihren Helm auf. Akira nahm ihren Helm, steckte sich noch schnell ein paar Spangen in die Haare und schloss den Helm. Das Einzige, was nervte, waren die Haarsträhnen, die man nicht wegschieben konnte, weil man den Helm ständig trug. Mit einem kurzen Zischen signalisierte der Anzug den Druckausgleich. „Bereit Akira", meldete sie.

Der Luxus der noch halbwegs atembaren Luft in ihrem Quartier würde nicht mehr lange anhalten. Schon jetzt wurde es immer stickiger. Und wenn man die schwarzen Rußpartikel durch den Raum schweben sah, wünschte man sich einen Helm. „Grüner Kipto." sagte ihr Vater und öffnete die Tür zu ihrem Quartier.

Schwarze Staubpartikel flogen von draußen in die Kabine. Die Gänge des Schiffes waren nur schwach beleuchtet. Die Schwerelosigkeit war Fluch und Segen zugleich. Sie stieß sich ab und verließ die Kabine.

Der Fahrstuhlschacht war ausgebrannt und niemand hatte sich die Mühe gemacht, die Plasmaspuren zu beseitigen. Jetzt war es ihre Abkürzung: Lagerraum. Sie sah sich kurz um. Offiziell durfte man den Schacht nicht benutzen. Aber Akira war schon in Sicherheit, und solange kein gelber Alarm losging, war die Wahrscheinlichkeit einer plötzlichen Beschleunigung gering. Ohne gesehen zu werden, glitt ihr dunkler Raumanzug mit den gelben und blauen Markierungslinien in den düsteren Aufzugsschacht. Licht spielte ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Denn durch das Visier im Helm hatte sie eine andere Wahrnehmung.

Plötzlich sah sie Linien aufleuchten, es war ihre Freundin Rita. Die wieder einmal versuchte, Akira zu erschrecken. Doch Akira wich mühelos aus. An den Linien konnte man jedes Crewmitglied erkennen.

„Rita, du bist schon so früh auf?" fragte Akira etwas spöttisch. „Haha, fast hätte ich dich erwischt. Was hat mich diesmal verraten?" „Hier in der Schwerelosigkeit ist es schwierig, alle Gegenstände, die man berührt, fliegen einfach weg. Schon als ich den Schacht betreten habe, wusste ich, dass ich wahrscheinlich nicht allein bin."

„Scheiße Akira, morgen klappt es bestimmt." Sagte Rita und schlug mit der Faust gegen einen Pfeiler. „Bestimmt." Sagte Akira und lächelte. Ein kleines Programm zeigte immer das Gesicht der Person, mit der man gerade sprach. Rita hatte rote Haare und eine eher helle Haut mit braunen Flecken. Sie war etwas älter als Akira. Sie war auch einen ganzen Kopf größer als Akira und ziemlich schlank.

Sie erreichten ihr Ziel. Die Schachttür diente eigentlich nur der Wartung. Aber so schnell würde der Aufzug wohl nicht mehr gewartet werden. Auf der Luke war, wie fast überall, das Symbol eines Schwertes eingraviert. Das Schwert von Avalon.

Irgendwann wollte Akira auch nach Avalon, dem Ort, von dem dieses Schiff kam, das sie ihr Zuhause nannte.

Sie erreichten ihr Ziel in einem Lagerraum im vorderen Teil des Schiffes. Towell, der alte Quartiermeister, begrüßte sie, indem er den Arm hob und ihr zuwinkte. Er war schon alt und das mechanische Surren verriet ihnen, dass es mehr die Servos als die Muskeln waren, die sich bewegten.

"Wie geht es dir Towell?" Fragte Akira als sie langsam in seine Richtung schwebte. „Schlecht, und dem Schiff auch." Sagte er mürrisch. „Also stellt nicht so viele Fragen und schnappt euch eure Sachen." Er warf einen Kondensator nach Akira und sie hatte Mühe ihn zu fangen. Der Alte tat immer so gebräuchlich, um einen dann zu überraschen.

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