Gefangen im Hyperraum

Der Sprung in den Hyperraum war gelungen. Das stellte Akira vor neue Aufgaben. Zum einen musste sie herausfinden, wie lange sie im Hyperraum bleiben würden. Zum anderen, wohin sie wohl fliegen würden. Beides waren wichtige Fragen für ihr weiteres Überleben.

Und so verteilte Akira einige Aufgaben. Rita sollte herausfinden wie sie Zugang zu den Systemen des Schiffes bekommen konnte. Daron sollte schauen, ob er auf die Außenhülle gelangen konnte, um die Außenhüllen zu kontrollieren. Chripolus sollte versuchen in die Wartungsschächte zu gelangen. Um nach einer Möglichkeit für sie zu suchen. Cas und Akira verbrachten ihre Zeit an der Hauptkonsole.

Doch nach gut vier Tagen kamen sie nicht wirklich weiter. Die Steuerung des Antriebssystems hatte wohl der organische Teil übernommen, ebenso die Kommunikation. Die Sonde in ihrem Körper würde sie noch Jahre ernähren können. Energie konnte Chripolus abzweigen, zumindest fehlte es nicht daran.

Außerdem hatten sie herausgefunden, dass sie sich wohl ziemlich langsam im Hyperraum unterwegs waren. Mindestens dreißig Tage bis zum nächsten Ausstieg. Wenn Rita richtig gerechnet hatte.

Daron hatte nichts herausgefunden. Da es wohl nicht beabsichtigt war das die Besatzung des Schiffes draußen im Hyperraum herumturnte. Also beschlossen sie etwas zu schlafen. Sie programmierten ihre Anzüge. „Bis später", sagte Akira zu ihrem Team und schloss die Augen. Und sie schlief.

Für Akira war es nur ein kurzer Moment. Doch als sie aufwachte, erschrak sie. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Es dauerte ein wenig, bis sie es bemerkte. Das lag wohl noch an den Nachwirkungen des Schlafes.

Überall in der engen Kommandokanzel waren Spinnweben, wie konnte das sein. Sie konnte sich nicht mehr bewegen. Zuerst dachte sie, dass es an einer Art Nebenwirkung lag, dass sie noch keine Kraft hatte. Aber sie spürte ihre Kraft wie sie mit dem Arm nach vorne wollte aber nicht konnte.

Es stimmte etwas nicht. Sie war völlig eingesponnen mit diesen Spinnweben. Zum Glück war ihr Anzug noch hundertprozentig dicht. Und in diesem Moment sah sie dieses kleine Wesen. Es musste aus dem Ei geschlüpft sein.

Aber es schien hier nicht wirklich etwas zu essen gefunden zu haben. Akira musste nachdenken, was konnte sie tun, wenn sie nicht in der Lage war, sich zu bewegen. Das Wesen bewegte sich nicht. Sie konnte zwar die Farben und Muster ihres Anzugs verändern, aber was würde ihr das helfen.

Außerdem würde sie nicht ewig Zeit haben, denn sie wussten nicht, was sie erwartete, wenn sie den Hyperraum verließen. Der Antrieb ihres Anzugs war kaum stark genug, um sie zu befreien. Er war eher dafür gedacht in der Schwerelosigkeit eine Richtung vorzugeben.

Denk nach, Akira. An was erinnert dich das Wesen und warum ist es noch so klein. Dann hatte sie eine Idee. Ohne ihre Hände konnte sie den Helm nicht abnehmen. Was sie aber konnte, war für einen kleinen Notfall zu sorgen.

Sie biss sich in die Wange. Der Schmerz war ungewohnt. Das Blut lief ihr in den Mund, sie sammelte es auf und spuckte es aus. In der Schwerelosigkeit waren umherspritzende Flüssigkeiten keine gute Sache. Deshalb wurden sie sofort vom Anzug abgesaugt.

Durch den Sog wurden die Blut- und Spucktropfen in der Brücke verteilt und flogen nun dort durch die Gegend. Im Hyperraum beschleunigt man nicht mehr, deshalb gibt es auch ohne künstliche Schwerkraft keine Anziehungskraft.

Das Wesen, die kleine Spinne, bemerkte die Kugeln, die dort durch den Raum flogen, sprang auf sie zu und saugte sie förmlich auf. Akira beobachtete sie eine Weile, bis die Spinne fast jeden Tropfen Blut, der herumschwebte, aufgesaugt hatte.

Jetzt hatte sie die Aufmerksamkeit der Spinne, die als nächstes auf ihr Visier krabbelte. Sie lief auf und ab. Als wüsste sie nicht so recht, was sie davon halten sollte. Dann hörte Akira eine Stimme in Gedanken: „Bist du der Feind? Aber warum hast du mir zu essen gegeben? Der andere war nicht so, ich musste mich wehren."

Erst jetzt überprüfte Akira die Signale der Anderen Daron hatte ganz schön was abbekommen. Aber der Anzug war immer noch intakt. Das hatte die Spinne wohl noch mehr erschöpft. „Ich bin Akira."

„Ich habe noch keinen Namen, ich habe meine Mutter noch nicht gesehen." Sagte das Stimmchen fast traurig. Akira stellte ihr Visier auf durchsichtig. „Kannst du mich sehen?" Fragte Akira. „Ich konnte dich schon vorher sehen." Berichtete die Spinne. „Darf ich dir einen Namen geben?" Fragte Akira. Die Spinne zögerte, sie schien nachzudenken. „Ja, weil du mir Nahrung gegeben hast. Und ich einen Namen möchte." Antwortete die Spinne.

„Von heute an sollst du Helikana heißen." Sagte Akira in ihren Gedanken. Sie konnte kaum glauben, was gerade passiert war. Sie versuchte mit den anderen Kontakt aufzunehmen, aber es gelang ihr nicht.

Darons Sensor war zerstört und die anderen waren wohl wieder in Stase gegangen, als sie merkten, dass sie sich nicht befreien konnten. Akira war die Anführerin, ihr war die Würde und die Last auferlegt worden bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Für alle anderen war es das oberste Gebot, Energie zu sparen und so lange wie möglich am Leben zu bleiben.

„Kannst du meine Fesseln lösen?" „Woher weiß ich, dass du mein Freund bist?" Kam prompt die Antwort und Akira spürte förmlich die Unsicherheit der kleinen Spinne. Ohne ihren Schwarm war sie ganz auf sich allein gestellt. Wirklich ein unangenehmes Gefühl dachte Akira. „Das kannst du nicht wissen. Das stimmt." begann Akira.

„Aber ich möchte unsere Reise nicht mit einer Lüge beginnen. Deine Erschaffer sind unsere Feinde, deine Mutter hat in ihrem Schiff gegen uns gekämpft. Ich habe dich mitgenommen. Um zu sehen, ob ihr alle nur mörderische Kreaturen seid." Akira ging schon alle Möglichkeiten in ihrem Kopf durch, doch sie wünschte sich, dass die Vernunft siegen würde. Und das die Genetik dieser Kreaturen nicht so programmiert war, dass sie nicht anders konnten als sie anzugreifen.

Aber die Spinne hatte schon zu lange überlegt. Und Akira wusste das sie einen entscheidenden Schritt weiter war. „Warum lebe ich?" Fragte die kleine Spinne. „Auf diese Frage kann ich dir keine befriedigende Antwort geben. Es ist wohl so, dass jeder den Sinn seines Daseins selbst bestimmen muss. Und zwar aus freiem Willen. Es sollte kein Zwang da sein.

Man sollte frei in seinen Gedanken sein und gebildet um die Welt um sich herum besser verstehen zu können." „Mir fehlt es an Bildung." Stellte die kleine Spinne fest: „Du dagegen scheinst sehr klug zu sein." „Na ja, ich bin schon etwas älter." Wog Akira ab. „Das ist es nicht. Ich spüre es in dir, du bist außergewöhnlich."

„Danke." Sagte Akira.  „Kannst du mich lehren, damit ich mein Dasein in Freiheit und Wissen erforschen kann?" Fragte das kleine Wesen. „Ich werde dir alles beibringen, was ich weiß." Versprach Akira und noch konnte sie ihre Hand nicht bewegen. Deshalb dachte sie ihre Geste nur mit der Hand an ihrem Herzen. Ihr Gegenüber schien die Geste zu verstehen. Die Fäden um ihre Beine und ihren Oberkörper schienen sich zu lösen. Interessant, dachte Akira und notierte sich diese kleine Besonderheit.

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