Kapitel 1
Nachdenklich beobachtete ich die Wolken. Tante Helga war heute komisch. Nicht das positive komisch sondern das negative. Denn sie war still. Zu still. Eigentlich ist sie die freundlichste und immer gutgelaunteste Person auf der Welt. Und ich durfte bei ihr Leben.
Ich seufzte und stand auf. Ich setzte mich neben sie an den heißgeliebten Küchentisch. Dort, wo man immer anfing zu heulen wenn man mit den Eltern versuchte Mathehausaufgaben zu lösen. Jedoch hatte ich keine Eltern mehr. Sie waren weg. Man fand nur ein Schlachtfeld mit unserem Auto und Leichen.
"Also, was ist mit dir los. Es stimmt doch etwas nicht. Du bist doch sonst nie so.", fragte ich sie.
"Naja...", stammelte sie, " Du musst auf ein Internat. Es war der Wunsch deiner Eltern. Deine Koffer stehen schon gepackt in deinem Zimmer. Gleich musst du los!"
Sprachlos sah ich sie an. Mein Hals wurde trocken und ich begann leicht zu zittern als mir die Bedeutung ihrer Worte klar werden.
"Das ist doch wohl nicht dein Ernst!" Fragte ich sie wobei ich immer leiser wurde. Stumm sah Helga mich an. Ich sprang auf und rannte fassungslos in mein Zimmer. Irgendwie verstand ich sie ja, aber jetzt? So kurzfristig? Das verstanden ich ehrlich gesagt nicht.
Die beiden Koffer standen in der Mitte meines Zimmers. Ein Wunder das ich vorhin nicht darüber gestolpert bin.
Nach dem ich meinen Entschluss nach 8 Minuten gefasst habe trug ich die Koffer nach unten. Ich werde auf die Akademie gehen! Um Mutters und Vaters Wille.
Oben stieg ich nochmal schnell unter die Dusche und zog mich um. Eine einfache schwarze Jeans, einen dunkelroten Pullover und meine alten Adidas Schuhe. Meine schwarzen Haare Band ich zu einem lockeren Zopf zusammen und dann war es soweit.
Summend hüpfte ich die Treppe herunter. Ich freute mich Grade irgendwie auf die Akademie. Zwar weiß ich gar nichts über sie, aber egal. Ich lass mich überraschen. Unten stopfte ich mir noch einen saftigen Apfel in denn Mund und ging nach draußen. Um ehrlich zu sein mochte ich noch nie das Haus von Helga.
Ich verfrachte meine Koffer in das Auto und sah mich um. Da Helga noch nicht im Auto ist ging ich in den Garten. Er war mein Lieblingsort, da er an dem Wald angrenzt. Ich lehnte mich an die große Eiche und genoss die Stille der Natur.
"Lilly! Komm her, es geht los.", murrend verließ ich denn Wald und stieg ins Auto. Helga startete denn Motor und wir fuhren los. Ihre Fahrkünste waren Lebensbedrohlich!
"Du sag mal, wo ist denn die Akademie? Brauchen wir lange?", fragte ich meine Tante nach einer Weile.
"Sie liegt relativ im Wald und ist eher versteckt. Wir brauchen noch so um die 5 Stunden."
Seufzend lehnte ich zurück. Also konnte ich jetzt wohl nichts anderes als schlafen. Aber was meinte sie mit Wald? Wehe!
"Haben wir da im Wald Internet? Oh Gott! Wie soll ich dich da erreichen?", fragte ich aufgebracht und zweifelte, fasste mich aber schnell wieder, "Helgalein. Was schmunzeln sie da?"
Das wars auch dann für Helga und sie lachte los. Gespielt eingeschnappt drehte ich mich weg.
Gemeinsam sangen wir Lied für Lied. Heute kamen mal nur gute Lieder. Wir lachten, so sehr das wir fast einen Autounfall gebaut hätten. Mir standen Tränen in denn Augen. Helga hielt an einer Tankstelle an. Ich stieg aus und sah noch wie Helga anfing das Auto zu tanken als ich in denn Laden ging. Dort kaufte ich Kaffee to Go und Sandwiches. Ich brachte es in das Auto und sah mich um. Helga hatte gerade bezahlt und ging auf mich zu.
"Helgalein. Ich habe noch etwas geholt. Willst du einen Kaffee?"
Ohne auf eine Antwort zu warten drehte ich mich weg und stieg wieder in die Plechdose. Helga folgte meinem Beispiel und trank dann mit einen Zug ihren Kaffee leer. Beeindruckt, da er noch heiß gewesen war, schaute ich sie an.
"Was-..." begann ich doch sie unterbrach mich.
"Schatz, was ist denn? Der Kaffee war lecker. Ups, war das deiner?"
Verwirrt und geschockt schüttelte ich langsam denn Kopf. What?! Wie macht sie das? Obwohl vielleicht bin ich auch einfach dumm? Aber was ist das für eine Frage, natürlich bin ich dumm! Ich drehte mich weg und sah aus dem Fenster. Sträucher und Felder zogen vorbei.
Überrascht blickte ich in die Augen eines Falken der mit unserem Auto ein Wettrennen zu tätigen scheint. Ich konnte jede seiner einzelnen zarten Federn erkennen. Ich sog jedes Detail von dem Vogel in mich auf. Dann drehte er sich weg und flog davon. Ich blickte ihm sehnsüchtig hinterher. Es war bestimmt ein tolles Gefühl einfach frei zu sein und durch denn Wind zu gleiten, alles von oben zu sehen.
Ich lehnte meinen Kopf ans Fenster. Die Vibrationen ignoriere ich jetzt mal. Ich schloss meine Augen. Ich war erschopft. Von der Schule, von meiner kurzfristigen Reise zu der Akademie. Aber vor allem vom Leben war ich erschöpft. Ich frage mich wieso ich nie Depressionen bekommen habe.
Langsam, mit zu vielen Gedanken im Kopf schlafe ich zu irgendeinem Lied von BTS ein.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top