Kapitel 1
Kapitel 1
Tief in ihrem Inneren spürte sie eine Leere. Diese umgab das Mädchen und sie hatte das Gefühl, zu fliegen. Ihre Angst, die sie verspürt hatte, wurde durch ein seltsames Licht abgeschwächt und Saori fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben friedlich. Fühlte sich der Tod so an? Wenn er vor der Tür stand?
Wo würde ihre Reise hingehen? Was hatte dieser Engel gesagt? Es wird schnell gehen.
Warum blieb sie dann in dieser Leere zurück und das Licht über ihr kam nicht näher? Die Angst in ihr machte sich erneut breit. Was, wenn er sie gerade folterte und so den Tod nur verzögerte?
Seine Worte konnten auch gelogen sein, aber das wusste Saori nicht. Die Kälte breitete sich in ihrem zierlichen Körper aus und sie gab sich dem Gefühl hin, verschlungen zu werden.
Es kam ihr sogar vor, als würde sie manchmal einen Windhauch spüren, von dem sie dachte, er würde sie weit wegtragen. Doch plötzlich war alles dunkel um sie herum, kein Licht war mehr zu sehen und panisch begann Saori, Wände abzutasten, die sie einengten. Diese drohten ihr, den Atem zu rauben und sie zu ersticken.
Keuchend und schweißgebadet wachte sie auf und wusste nicht, wo sie war. Warum saß sie? Sie spürte leicht kühles Metall an ihrem Hand- aber auch Fußgelenken. Orientierungslos sah sie sich um und konnte nicht wirklich viel außer Dunkelheit erkennen.
Etwas hinderte sie daran, sich genauer umzusehen und als sie die Hände hob, was die Ketten klirren ließ, trafen ihre Finger an ihrem Hals auf kaltes Metall.
Ein Zittern ging durch ihren Körper, als sie mit ihren Fingern versuchte etwas zu finden, womit sie diese Fessel lösen konnte. Doch es war nichts da. Sie berührte nur die Wand, an der ihr Körper durch dieses eine einzige Eisenband gehalten wurde. Beine und Arme konnte sie trotz Ketten fast vollständig bewegen. Nur konnte sie ihren Kopf nicht drehen, was ihre Sicht einschränkte.
Panisch versuchte sie es trotzdem und das Klirren der Ketten verschreckte sie noch mehr. Ihr Schwanz, der nervös zuckte, ließ ihre Glocke läuten. Saori schluckte heftig. Wo war sie? Die Wand an ihrem Rücken fühlte sich warm an, als war sie dort wahrscheinlich schon eine Weile gesessen.
Generell war es ungewöhnlich warm im Raum. Viel wärmer, als sie es erwartet hatte. Dabei sah sie keinen Kamin, der für die Wärme sorgte. Sie sah generell nichts anderes, als Wände, die so eng standen, dass ihre Zehenspitzen die gegenüberliegende Wand fast erreichen konnten. Aber nur fast. Allerdings bemerkte sie auch, dass von dort die Ketten kamen, die ihre Fußgelenke umschlossen.
Die Ketten von ihren Armen liefen nach links und rechts, doch was dort war, konnte sie nicht ausmachen.
Sie träumte nicht! Der Raum machte ihr Angst, da er so eng war, dass sie sich nicht viel bewegen konnte. Aber die meiste Panik verursachte das Metall um ihren Hals. Es ließ ihr genügend Luft zum Atmen, dennoch hatte sie das Gefühl, zu ersticken. Sie konnte nicht einmal ihre Kräfte einsetzen und das Metall entweder zum Erhitzen oder Erkalten bringen. Was war das nur?
Saori versuchte, einen Finger zwischen ihrem Hals und dem Metall zu bringen und dieses von dort aus zu lösen. Doch nichts funktionierte.
Es war so eng, dass nicht einmal ihr zierlicher Finger hineinpasste.
Ein Geräusch ertönte, doch sie konnte den Ursprung nicht ausmachen. Es klang, wie eine Tür, die jemand geöffnet hatte. Doch bisher hatte sie keine Tür gesehen.
Ein plötzlicher Ruck an den Ketten zog ihre Arme zur Seite und ihre Beine nach vorn, sodass sie sich nicht mehr bewegen konnte.
Dann trat ein Engel in ihr Blickfeld.
Seine himmelblauen Flügel waren wunderschön und er präsentierte sie förmlich, sodass man die silbernen Spitzen an jeder Feder erkennen konnte.
Der durchtrainierte Körper steckte in einer weißen Tunika und das silberne Haar stand ihm verwegen vom Kopf ab. Doch die eisblauen Augen lagen mit einer Spur Hochmut und Verachtung auf ihr.
Der plötzliche Ruck an den Ketten hatten sie die Luft scharf einziehen lassen, da es ein wenig weh getan hatte. Ihre Gelenke fühlten sich steif und kalt an, obwohl es warm war. Saori fühlte sich unwohl und heiß, weil sie die Wärme nicht gewohnt war.
Sofort versteifte sich ihr Körper, als sie den Mann vor sich sah. Es war der gleiche Engel, dem sie begegnet war. Nur er war zu erkennen, der Rest des Raumes blieb in Dunkelheit. Sein Blick veranlasste sie dazu, sofort den Kopf senken zu wollen, doch durch das Metall ging das nicht, weshalb sie sofort ihre Augenlider senkte. Seinen eisblauen Augen konnte sie nicht standhalten. Sie hatte Angst vor dem Mann, der sie umbringen wollte. Und Saori wurde bewusst, dass er sie wohl gefangen hielt, um sie zu foltern.
Es raschelte leise und Saori bemerkte, wie er sich vor sie hockte und einen Finger an ihr Kinn legte. „Heb deinen Blick", forderte er mit kalter Stimme und sein Finger drückte ihren Kopf ein wenig nach oben, sodass es durch den Halsring unangenehm war.
Die Stimme verursachte ihr eine unangenehme Gänsehaut. Der Druck, der sich an ihrem Hals ausübte, war nicht sehr angenehm für sie. Dennoch weigerte Saori sich, ihre Augen zu öffnen und dem Engel zu gehorchen. Für was sollte sie das auch? Sie wollte keiner sein, mit dem man spielte. Wenn er sie umbringen wollte, sollte er es gleichtun.
Seine starke Präsenz, die von ihm ausging, war spürbar und engte sie noch mehr ein, sodass sie sogar die Luft anhielt.
Der Druck seiner Finger wurde stärker. „Wie heißt du?", wechselte er die Frage, doch er ließ sie nicht los. Er wollte eine Antwort haben und so lange würde er sie halten, auch wenn er sich durchaus bewusst war, dass er ihr wehtat. Aber noch war es nur unangenehm für sie und nicht das, was Dämonen sonst mit Engeln anstellten, wenn sie ihnen Schmerzen zufügten.
Saori versuchte, ihren Kopf so zu bewegen, um sich von seiner Hand, die für sie unangenehm grob war, zu befreien. Als sie ihre Beine und Arme zur Hilfe nehmen wollte, spürte sie, dass sie diese nicht mehr bewegen konnte. Wahrscheinlich hatte der Engel die Ketten mit Magie versehen, bevor er an diesen gezogen hatte.
Der Druck auf ihren Hals stieg noch mehr, als sie das versuchte und Saori schluckte hart. Dabei presste sie ihre Lippen aufeinander, um keine Angst zu zeigen, doch diese war so stark, dass sie das nicht ganz kontrollieren konnte.
„Du könntest einfach Antworten, dann lass ich dich los", bemerkte Aaron nüchtern, der von dem Widerwillen der jungen Frau durchaus überrascht war. Doch er wusste aus Erfahrung, dass Dämonen abgehärtet waren und Schmerzen normalerweise kaum spürten. Doch bei ihr schien es anders. Als wäre sie viel empfindlicher, als die anderen.
Ein unwilliger Laut kam aus dem Mund des Mädchens, was sich wie das Zischen eines Drachens anhörte. Ihr Atem ging hektisch, sodass sich ihr Brustkorb hob und senkte. Sie war diesem Mann völlig ausgeliefert und fragte sich, warum er sie nicht gleich umgebracht hatte.
Durch den Druck auf den Hals öffnete sie ihren Mund, um nach Luft zu schnappen. Sie war aber auch nicht bereit, dem Mann zu antworten. Trotzdem öffnete sie leicht die Augen, um auf seinen Körper zu sehen anstatt in sein Gesicht.
Sie spürte, wie der Druck ein wenig nachließ. Doch nicht komplett verschwand. „Siehst du. Es geht doch", sagte er mit einer Spur Zufriedenheit in der Stimme. „Wenn du nicht so bockig bist, lass ich mich vielleicht dazu überreden deine Position für dich angenehmer zu gestalten", bot er an, wobei er fast freundlich klang.
„Ich brauche Eure Freundlichkeit nicht!", zischte Saori ihn an. Durch die Angst und Unsicherheit reagierte sie häufig mit Unfreundlichkeit. Ihre Augen schlossen sich erneut, damit sie ihn nicht mehr ansehen musste. Vor allem, weil das Weiß seiner Tunika sie geblendet und geschmerzt hatte.
Diese Überheblichkeit von ihm gefiel ihr überhaupt nicht. Und die Stimme ließ ihr einen erneuten Schauer über den Rücken fließen.
Wieder schluckte sie hart, um den Kloß, der sich in ihrem Hals befand, abzuschütteln. Sie konnte nicht einmal Feuer speien und ihn verletzen, was sie ärgerte. Ihr war bewusst, dass sie nur hier war, um gequält zu werden. Warum sonst hatte er sie hierher gebracht?
Ihr Schwanz zuckte noch schneller vor Nervosität. Saori versuchte, das zu unterdrücken, doch es gelang ihr überhaupt nicht.
„Sicher, dass du sie nicht brauchst?", fragte er lauernd. „Sie wird entscheiden, wie du dein restliches Leben verbringst", belehrte er sie. „Ich bin sicher, auf dem Sklavenmarkt bekommt man für dich einiges." Mit diesen Worten ließ er ihr Kinn nun komplett los.
Sofort keuchte Saori auf und musste husten, um wieder Luft zu bekommen.
„Was macht es schon für einen Unterschied, von Euch oder jemand anderen gequält und getötet zu werden?", spuckte sie die Worte bitter aus.
Durch ihre Familie wusste sie, dass die Dämonen mit den Engeln im Krieg standen. Beide Seiten hatten angefangen, sich gegenseitig zu filtern und zu töten, wenn sie die Gelegenheit dazu hatten.
„Außerdem habt Ihr gesagt, es wird schnell gehen", bemerkte sie spitz.
So war Saori jedoch gar nicht. Nur die Angst trieb sie dazu, so zu reagieren.
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Danke, dass ihr bis hierher gelesen habt.
Wir hoffen euch gefällt die Story.
Was mögt ihr eigentlich mehr? Engel oder Dämon? Oder hat es euch irgendein anderes magisches Wesen mehr angetan? Drachen zum Beispiel?
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