Kapitel 72

Kapitel 72

"Wie geht es dir?", fragte er sie sanft. "Weißt du, was passiert ist?", wollte er wissen und fuhr ihr sanft mit den Fingern über ihr Gesicht.

"Mir ist ... ein wenig seltsam", gestand sie und dachte nach. Es war möglich, dass die magische Heilung in ihr Spuren hinterlassen hatte.

"Was genau meint Ihr?", wollte sie von ihm wissen. Seine Berührung fühlte sich himmlisch an, als wäre sie nach dem Schlaf neu geboren.

"Erinnerst du dich daran, was passiert ist, bevor du eingeschlafen bist?", fragte er sanft. Es war besser, wenn er nicht auf das andere einging.

Auch informierte er Ikaia darüber, dass sie sich scheinbar nicht erinnerte und es als Traum abtat.

"Ich habe Wasser getrunken, was Abisai mir gebracht hat. Davor war ich im Garten und habe Eis gegessen, bevor ich mich auf die Bank gesetzt hatte. Abisai meinte, weil es so heiß war", erinnerte sie sich.

Was danach geschehen war, wusste sie nicht. "Ich habe nur geträumt, dass ich hochgehoben wurde. Vielleicht bin ich eingeschlafen und ich dachte, dass Ihr das gewesen seid", geschah sie. Nur, dass sie danach so einen Albtraum gehabt hatte.

"Abisai", murmelte er leise und zog sie an sich. Er entschied sich dazu, ihr die Wahrheit zu sagen, auch wenn es ihm schwerfiel. "Schatz? Das war leider kein Traum", flüsterte er leise und hielt sie fest an sich gedrückt.

"Wie meint Ihr das?", fragte sie leicht der Panik nahe. Was war nur geschehen? Die Art, wie Aaron es bereits sagte, verriet ihr, dass etwas passiert sein musste.

Aaron streichelte sie beruhigend und küsste ihre Wange. "Du warst sehr schwer verletzt", sagte er leise und voll Traurigkeit. "Ich habe geglaubt, dass ich dich verlieren würde."

Richtig verstehen konnte sie nicht, von was er sprach. Dass es allerdings nicht gut war, spürte Saori deutlich. "Ich verstehe nicht, von was Ihr spricht. Wie meint Ihr das, dass es kein Traum gewesen war? Ich habe doch geschlafen", meinte sie verwirrt und versuchte Antworten aus seinen Augen zu lesen. Das Einzige, was sie jedoch sah, war tiefe Trauer.

"Jemand hat dich vergiftet", gestand er mit belegter Stimme. "Ich musste eine Engelsheilerin holen lassen, weil es so schlimm war."

"V-Vergiftet?", kam die geschockte Frage über ihre Lippen. Wieso sollte das jemand tun?

Eine Engelsheilerin ... was genau war das eigentlich? So jemand wie Ikaia?

"I-Ich verstehe nicht ganz ... könnt Ihr mir bitte etwas genauer erklären, was wirklich passiert ist? Mir dreht sich gerade alles", bat sie Aaron leise. Angst belegte ihre Stimme und man merkte, wie unwohl ihr plötzlich war.

Aaron streichelte sie sanft. Weil sie es gewünscht hatte, begann er ihr zu erzählen, was genau passiert war. Jedoch ließ er die Details aus und ging auch nicht auf ihren Zustand ein.

Ruhig hörte sie ihm zu und unterbrach ihn nicht. Ihre Augen hatte sie geschlossen, um die plötzliche Übelkeit, die sich in ihr bildete, zu unterdrücken. Warum würde jemand so etwas tun?

"Es war sicher nur ein Versehen", meinte sie und versuchte damit die Wahrheit zu verdrängen. Die Tränen, die sich in ihren blauen Augen bildeten, konnte sie jedoch nicht unterdrücken.

"Hat mein Herz wirklich nicht mehr reagiert?", fragte Saori tonlos. Wie hatte er es nur geschafft, dass sie überhaupt noch lebte?

"Ja", sagte er mit tränenerstickter Stimme. "Ich habe es mit meinen Fäden wieder zum Schlagen gebracht", meinte er und hielt sie eng an sich gedrückt.

Ihre Arme legten sich um Aarons muskulösen Körper und ihre Finger begannen, ihn zu streicheln. Sie konnte es selbst nicht glauben, was passiert war. "Und ich war wirklich in ... der Sauna?", wollte sie sich vergewissern. Wie war sie da nur hingekommen? War sie vielleicht sogar schlafgewandelt?

"Ja, das warst du", sagte er leise. "Ich glaube jemand hat dich dort hin gebracht", fügte er hinzu. Immerhin hatte sie gesagt, dass sie das Gefühl gehabt hatte, dass jemand sie tragen würde.

"Aber die Männer waren beschäftigt und keiner war in meiner Nähe", erwiderte sie nachdenklich. Ihr zierlicher Körper wurde von einem Schauer nach dem anderen heimgesucht. Jemand hatte wirklich vorgehabt, sie zu verbrennen. Nur wenige wussten, wie empfindlich sie auf Hitze reagierte.

Es war wirklich kein Traum gewesen, sondern bittere Realität. Plötzlich fing Saori an, hemmungslos zu weinen, als sich der Boden unter ihr aufriss. Was hatte sie nur getan?

Aaron hielt sie weiterhin sanft im Arm. Er wusste, dass die Realität nicht so schön war, doch er konnte es ihr nicht verschweigen. "Ich kann dir sagen, dass Caius und Ephraim nicht daran beteiligt waren", sagte er sanft zu ihr. Ihre Gefühle, als sie Saori gesehen hatten, war einfach zu roh gewesen.

Wusste er etwa, wer es gewesen war? Bevor Saori etwas sagen konnte, klopfte es an der Schlafzimmertür, die bis dahin nur angelehnt gewesen war.

Durch das Gespräch hatten sie nicht mitbekommen, dass eine weitere Kutsche gelandet war. Die Königin war angekommen und wurde von Raffael sofort begrüßt. Auch Belle war mitgekommen und hatte auf dem Weg zum Schlafzimmer einiges erklärt.

Als die Anwesenden die Königin sahen, verbeugten sie sich tief vor ihr. Freundlich und gefasst nickte sie ihnen zu und vernahm bereits die Gefühle der Dämonin, deren leises Schluchzen auf dem Gang zu hören war.

Aaron sah sofort auf und erhob sich mit Saori im Arm, um die Königin zu begrüßen. Dabei hielt er die Dämonin jedoch an sich gedrückt und war nicht bereit, sie abzusetzen.

"Bleibt sitzen", sagte diese ruhig zu ihnen. Auch Belle war eingetreten und sah sich Saori nun genauer an.

Dass Saori bei beiden in Panik ausbrach, hatte Aaron sicherlich vermutet. Ihre Finger krallten sich in seine Tunika und die Anwesenden spürten, dass sie weg wollte.

"Darf ich dir vorstellen, das ist Belle. Sie hat dir das Leben gerettet", sagte Aaron sanft und deutete auf die Engelsheilerin. Vielleicht war es gut, so anzufangen.

Schüchtern wie immer versteckte Saori ihren Kopf an seiner Brust. Ein kurzer Blick hatte auf die wunderschöne Frau gereicht und Zweifel kamen in ihr hoch. Sie war so hübsch, warum würde Aaron ausgerechnet sie selbst wollen, wenn die Engelsfrauen so schön waren?

Belle warf der Königin einen kurzen, fragenden Blick zu, bevor sie diesen wieder auf Saori richtete.

"Ich habe gerade mit ihr darüber gesprochen, was geschehen ist", informierte Aaron die beiden Anwesenden und streichelte Saori sanft. "Vielleicht war es ein Fehler. Sie ist völlig verstört."

Vorsichtig näherte sich die Königin den beiden und ging vor ihnen in die Hocke. Somit war sie viel kleiner als Saori, die einen prüfenden Blick von ihr bekam.

"Nein, ich denke, es war die richtige Entscheidung, Aaron", versicherte sie ihm. Was brachte es, zu lügen? Saori würde wohl nur noch mehr verwirrt sein, warum so viele Leute hier waren.

Auch Belle kam langsam näher und sah erstaunt aus. Noch nie hatte sie die Königin gesehen, wie sie vor jemanden in die Hocke.

Auch Aaron wirkte überrascht und hatte die Augen leicht geweitet. Aber dass die Königin immer sanft und vorsichtig Kindern gegenüber war, wusste er. Immerhin hatte er es schon einmal erlebt. Als er selbst ein Kind gewesen war, war sie zu ihm auf Augenhöhe gekommen.

"Saori", sprach sie die Dämonin sanft an und hoffte, ihre Aufmerksamkeit dadurch zu bekommen. Die Augen der Königin lagen auf ihr, doch für einen Moment sah sie zu Aaron hinauf.

"Ich weiß, dass dir schreckliches widerfahren ist. Gerade deshalb ist es wichtig uns mitzuteilen, an was du dich erinnerst", sagte sie genauso sanft und meinte, dass das auf jeden Fall Konsequenzen haben würde.

Doch Saori griff nur noch stärker in Aarons Tunika und wollte sich verstecken.

Aaron streichelte sanft ihren Rücken. "Es ist alles in Ordnung", sagte er sanft. "Ich bin da und niemand wird dir etwas tun", versicherte er ihr.

Belle, die bis jetzt stumm im Hintergrund gestanden war, bot an, sie zu beruhigen. Das konnte sie gut und mit Magie war es sicherlich ein Vorteil, wenn sie nur ihre Hand auf den Arm von Saori legen musste.

Aaron indes nutzte jedoch seinen Staub, damit es Saori etwas besser ging. Diesen kannte sie schon und wahrscheinlich war es für die Dämonin angenehmer, statt von einem fremden Berührt zu werden.

Die beiden Frauen spürten, wie Saori langsam ruhiger wurde. Auch ihr Griff lockerte sich leicht, dennoch hatte sie Angst vor den beiden Engeln, die so plötzlich gekommen waren.

"Saori, ich bitte dich. Habe keine Angst vor uns. Wir sind die Letzten, die dir jemals etwas Böses wollen", versicherte die Königin ihr.

Erst, als sie sich weiter beruhigt hatte, hob sie den Kopf in Aarons Richtung und brachte tonlos hervor, dass sie nicht konnte. Ihre Angst war zu groß, dass sie richtig sprechen konnte. Durch den Vorfall konnte sie wirklich niemanden mehr trauen. Außer dem Engel, der sie gerade in den Armen hielt.

Hektisch atmete das Dämonenmädchen ein und aus, als würde sie gegen eine drohende Ohnmacht ankämpfen wollen.

Aaron küsste ihr sanft auf die Wange. "Es ist alles in Ordnung, ich bin da", versicherte Aaron ihr. "Ich lasse dich nicht mehr mit anderen allein", versicherte er ihr. Selbst, wenn er sie ab sofort überall mit hinnehmen musste. Er würde auf sie aufpassen.

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