Kapitel 70

Kapitel 70

Die anderen suchten tatsächlich noch immer nach ihr. Dabei war Zephyr jedoch nicht entgangen, dass Ikaia mit der Kutsche gekommen war.

So schnell sie konnte, rannte sie zur Residenz zurück. In der Hoffnung, dass Aaron wusste, wo sie war.

Völlig außer Atem klopfte sie an der Tür zum Schlafzimmer an und hielt sich am Türrahmen fest, als sie Saori sah. Wie die Männer um ihr Leben kämpften.

Der Schock saß so tief, dass sie keinen Ton heraus bekam, obwohl ihr Mund geöffnet war.

Aaron versuchte sich nicht von Zephyrs Gefühlen beeinflussen zu lassen. "Du musst dringend einen Brief aufsetzen", sagte er mit zusammengebissenen Zähnen zu ihr, während er sich um Saori kümmerte.

„N-Natürlich", brachte sie gerade noch hervor, bevor sie zum Schreibtisch stürzte und mit zitternden Fingern die Feder aufnahm. Ängstlich starrte sie auf Saori, die wie tot im Bett lag und wartete auf Aarons Worte, die sie schreiben sollte.

Dieser bat sie langsam zu schreiben und sich erst einmal kurz zu beruhigen. Dann diktierte er ihr den Text an die Königin der Engel.

So gut sie konnte, folgte Zephyr seinen Worten. Und sie versuchte auch, ordentlich zu schreiben, damit ihre Schrift erkennbar waren.

Aarons Worte verhießen nichts Gutes und ihre Sorge wuchs ins Unermessliche.

In der Zeit beendete Ikaia seine Arbeit. Das Kleid war von Saori gelöst, wobei er Aarons Hilfe gebraucht hatte, es vom Rücken und den Flügeln zu lösen. Feuerrot und mit offenen, blutenden Wunden lag sie auf den sterilen Tüchern und schlief.

Dank Aarons Einsatz schlug ihr Herz nun wieder besser. Ikaia bat ihn, noch mehr kalte Tücher zu holen.

Da es zu riskant war, diese zu vernähen, begnügte sich der Arzt damit, dass er die Wunden desinfizierte und diese mit den Tüchern abdeckte. Ein Engelsheiler würde viel mehr können als er.

Aaron bewegte sich nicht, gab aber Ephraim die Anweisung die Tücher zu holen. Auch Caius wurde eingespannt, doch die anderen beiden ließ er erst einmal außen vor. Dabei diktierte er Zephyr weiter. Es war wichtig, dass der Brief so schnell wie möglich abgeschickt wurde.

Diese schrieb fleißig, nachdem sie wusste, dass man sich um ihre Freundin kümmerte.

Es dauerte einige Zeit, bis die gewünschten Tücher kamen. Die beiden waren nicht minder geschockt. In Caius Gesicht war große Sorge zu erkennen. Genau wie in allen Anwesenden.

Der Arzt trug heilende Salben auf, wechselte immer wieder die Tücher, um Saoris Körpertemperatur zu senken. Die Hitze hatte ihr sehr viel geschadet, sodass ihr Körper wahrscheinlich heruntergefahren war und sich nicht selbst helfen konnte.

Aaron beendete das Diktat für Zephyr und bat sie, den Brief so schnell wie möglich an die Königin zu senden. Er hoffte auf baldige Hilfe, denn ihm war bewusst, dass Saori das nicht mehr lange durchhalten würde. Er hoffte nur, dass sie nicht zu große Schmerzen haben würde. Dass sie in ihrem Zustand nichts mehr spürte.

Gehorsam tat Zephyr das, was ihr aufgetragen wurde. Auch sie hoffte, dass es baldige Hilfe gab. Obwohl Ikaia ein guter Arzt war, so waren ihm bei solchen Dingen die Hände gebunden.

Schweiß lief ihm von der Stirn, als er erneut die kühlen Tücher wechselte.

„Habt Ihr eine Idee, wie wir sie schneller herunter kühlen können. Ich befürchte, dass ihr Herz das nicht lange mitmacht", fragte er Aaron.

"Wir könnten einen Stein nutzen und ihre Körpertemperatur so senken", schlug Aaron vor. Etwas anderes fiel ihm nicht ein, denn sein Staub war nicht für solche Dinge geeignet. Damit konnte er kaum etwas für sie tun, außer ihr die Schmerzen nehmen.

"Leider bin ich nicht in einem Besitz diesen Steines", bedauerte Ikaia richtig. Sie waren noch sehr neu auf dem Markt und deshalb sehr teuer.

Also blieb ihnen nichts anderes übrig, als sie mit Tüchern zu kühlen.

"Meister, meint Ihr, dass Raffael eventuell helfen kann? Vielleicht kann er mit der Königin schneller Kontakt aufnehmen?", fragte er vorsichtig. Der Engel war ein sehr guter Verwalter. Und er als Vertrauter der Königin würde es wohl hoffentlich können.

"Es wäre einen Versuch wert", überlegte er und blickte zu Zephyr. "Traust du dir zu mit ihm zu sprechn?", fragte er, denn er wollte Saori nur ungern allein lassen.

"Natürlich", versicherte sie dem Engel. Zephyr hatte keine Angst davor. Außerdem ging es um Saori. Sie würde sich sofort auf den Weg machen und die Kutsche nehmen, die Ikaia genommen hatte, um hierher zu kommen.

So schnell sie konnte rannte sie aus dem Schlafzimmer und wenige Minuten später war zu erkennen, wie die Kutsche abhob.

Caius und Ephraim standen vor der Schlafzimmertür und wussten nicht so recht, was sie tun sollten.

Auch Aaron wartete auf Anweisungen von Ikaia, doch er fürchtete, dass sie nur warten konnten.

Die zwei wurden beauftragt, die heißen Tücher von ihr zu waschen und erneut zu kühlen. Diese sollten sie wieder bringen.

Froh, überhaupt etwas tun zu können, nahmen Ephraim und Caius die Tücher entgegen und verschwanden im Bad. Große Sorge erschien im Gesicht von Caius. Eine, die man ihm nicht zugetraut hätte.

Die Zeit, die sie warten mussten, kam ihnen endlos vor. Immer wieder lauschten sie auf eine Kutsche, die vielleicht wiederkam.

Allerdings kam Raffael nicht mit der Kutsche, sondern gleich angeflogen und landete auf den Balkon zum Schlafzimmer. Zephyrs Nachricht hatte dringend geklungen und so war er da, um sich die Lage direkt anzusehen.

Elegant landete er und stieß die Balkontür auf. Wie dringend die Nachricht gewesen war, verstand er, sobald er Saori sah.

"Du meine Güte", brachte er keuchend hervor. Sonst kannte man ihn immer nur als beherrscht und kühl. Raffael eilte zu Aaron ans Bett.

"Meister, ich habe der Königin Bescheid gegeben. Sie veranlasst es sofort, einen Engelsheiler herzuschicken", berichtete er und rang um Fassung.

Aaron seufzte erleichtert. "Danke", murmelte er. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er mit dieser mental kommunizieren konnte. Er hoffte, dass bald jemand hier war, denn seine eigene Panik machte es für ihn nicht leichter.

Nun waren fünf Männer in dem Schlafzimmer. Saori hätte vermutlich einen Herzinfarkt bekommen, wenn sie aufgewacht wäre.

Leider konnte Raffael nicht heilen, doch gedanklich übersandte er der Königin wichtige Informationen, wie dringen die Sachlage war.

Um etwas behilflich zu sein, nahm auch er die heißen Tücher und wechselte sie aus.

Plötzlich gab Saori stöhnende Geräusche, die gequält klangen. Wach war sie nicht, aber sie fing im Schlaf an zu weinen und sich zu wenden. Als wolle sie Flammen ausweichen, die ihren Körper umhüllten.

Aaron ließ sofort den Staub über sie rieseln, um ihr die Schmerzen zu nehmen, doch durch die kühlen Tücher musste er es immer und immer wieder tun. Gleichzeitig versuchte er mentalen Kontakt mit ihr aufzunehmen.

Hektisch ging der Atem der kleinen Dämonin. Es war ein Glück, dass sie schlief, denn die Schmerzen schienen selbst im Schlaf unerträglich zu sein.

Raffael sah bestürzt aus. Die Königin hatte recht mit der Dämonin gehabt. Sie war anders als alle anderen zusammen. So, wie sie im Bett lag, sah sie aus wie ein kleines Kind.

Ikaia wollte ihr Blut abnehmen, doch die Verletzungen machten es ihm unmöglich, Venen zu finden. Damit fiel sein Vorschlag, den er hatte vorbringen wollen, aus. Vielleicht hätte es geholfen, sie mit Aarons Blut zu versorgen.

Der Engel, der Angst davor hatte, sie zu berühren und ihr zusätzliche Schmerzen zuzufügen, biss auf seinen Lippen herum. Er war den Tränen nah und wusste nicht, was er tun sollte. "Können wir noch etwas tun?", fragte er hoffnungsvoll.

Ein Kopfschütteln war die Antwort. Nichts außer zu warten. Der Nachmittag verging, an dem sie die Tücher beinahe alle zehn Minuten wechselten. Kühlsteine wurden benutzt, um die heißen Tücher zu kühlen. Mit Hilfe der Anwesenden ging das auch ziemlich gut. Ikaia versuchte, Aaron zu beruhigen, doch nur mit minimalen Erfolg.

Mehrmals wandte sich Saori im Schlaf, wobei Aaron immer wieder Staub auf sie rieseln ließ.

Die Sonne war nur noch als einen halben Kreis am Horizont zu erkennen, als sie Flügelschlagen vernehmen konnten. Raffael trat hinaus auf den Balkon und seufzte erleichtert aus. Das königliche Wappen auf der Kutsche verriet ihm, dass sie endlich Hilfe bekamen.

"Bleibt hier", bat er auch Aaron, weil er wusste, dass er Saori nicht alleine lassen würde. Er würde sich um die Ankunft kümmern.

Gerade, als er am Landeplatz ankam, öffnete sich die Tür zur Kutsche und ein weißes Kleid war zu erkennen. Eine wunderschöne Engelsfrau stieg aus der Kutsche und lächelte ihm freundlich zu. Ihre langen, blonden Locken passte sehr gut zu ihren grünen Augen, die strahlten, Raffael zu sehen.

"Belle!", rief er erfreut. Schon lange hatte er die Engelsheilerin nicht mehr gesehen.

"Raffael", sagte sie mit einer melodischen Stimme, die sie zu etwas Besonderem machte. Sie öffnete die Arme und umarmte diesen herzlich. "Wo ist die Patientin?", fragte Belle jedoch gleich. "Auch die Königin möchte sie später sehen", erklärte er sie und war nur vorgefahren, weil es hieß, dass der Anblick nichts für schwache Nerven war.

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