Kapitel 6
Kapitel 6
"Nein, in der Regel nicht", meinte er und küsste ihre Nase.
"Aber kann man es theoretisch merken?", wollte sie wissen. Es interessierte sie einfach. Was, wenn andere Engel von ihr nährten, ohne dass sie es wollte und spürte? Konnte man sich dagegen wehren?
"Ja, man kann es lernen", sagte er und küsste erneut ihre Nase.
"Und wie?", wollte sie in Erfahrung bringen. Ihre Augen fixierten Aaron eindringlich. Gegen ihn würde sie sich nicht wehren, doch gegen die anderen wollte sie sich wehren können, wenn es sein musste. Es gefiel ihr nicht, dass jeder Engel von ihr theoretisch essen konnte.
Aaron runzelte die Stirn. "Das ist nicht ganz so einfach. Ich weiß, dass du mich nicht spürst, deshalb geht die Gedankenkommunikation ja so gut. Aber dafür musst du Engel spüren können, sobald sie es versuchen."
Enttäuscht sah sie den Engel an. Es wäre schön gewesen, das zu lernen. Nur hatte er leider recht. Wenn sie ihn schon nicht spürte, war es wohl unmöglich für sie, das zu lernen.
"Du müsstest es halt mit einem anderen Engel lernen", sagte er entschuldigend. Nur, wenn sie es spürte, konnte sie es auch lernen.
Wer würde wohl dafür am besten geeignet sein? Leichte Panik breitete sich in ihr aus, die sie versuchte, zu unterdrücken. Es war nicht mehr so lange bis zu dem Fest hin. Das Fest, auf dem sich sehr viel für Aaron, aber auch für Saori selbst entscheiden würde.
Bis dahin wollte sie es gelernt haben, wenigstens etwas spüren zu können. Sonst würden sich alle an ihrer Furcht laben, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.
Das hieß, sie musste wirklich anfangen, anderen Engeln zu begegnen. Wenn sie nur nicht so viel Angst davor hätte! Nur dieser Grund verhinderte die Dämonin, mehr mit Engeln zu kommunizieren.
"Es ist alles in Ordnung", versicherte Aaron ihr sanft. "Du musst es nicht unbedingt können. Niemand wird von dir nehmen. Das gehört sich nicht."
Nur hatte der Krieg die Sitten und Verhalten verändert. Deshalb konnte sie Aarons Worten nicht ganz vertrauen. Er würde es wohl nicht bemerken, wenn jemand von ihr aß.
Was würde passieren, wenn jemand zu viel von ihr nahm? Und wie lange dauerte es, bis man sich davon erholte.
Langsam setzten sie zum Sinkflug an, damit sie auf der Insel landen konnten.
Nachdem sie den Boden unter den Füßen spürte, lächelte sie ihn dankbar an. „Ohne Euch würde ich wohl aus der Insel der Schmetterlinge festsitzen", kam es kichernd von ihr, nachdem sie ihm einen Kuss auf die Wage gedrückt hatte.
Aaron schmunzelte. "Wahrscheinlich. Aber wenn du dich lange genug ausgeruht hättest, wärst du sicher auch wieder hierhergekommen."
„Woher wollt Ihr das wissen? Ohne Eure Führung wäre ich wohl auf einer anderen Insel herausgekommen", machte sie sich über sich selbst lustig. Da sie noch nie sehr viel herumgekommen war, war das eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie sich verflog.
"Dann sollten wir dafür sorgen, dass du zumindest weißt, was sich alles in der Nähe der Inseln befindet", lachte Aaron und küsste sanft ihren Kopf.
„Was habt Ihr vor? Geht Ihr zu Ephraim, während ich male?", kam die neugierige Frage von Saori. Sie brauchte unbedingt einige Minuten für sich. Sonst würde sie nie erfahren, ob Mals Spezialanfertigung ihr passte oder nicht.
Aaron hatte es mit Sicherheit nicht gesehen, denn als eine Kutsche mit Lebensmittel und Kleidung kam, war die Spezialanfertigung in einer Schachtel gewesen, die fest zugemacht worden war. Vielleicht hatte er mitbekommen, dass sich Saori die Schachtel, auf der Uhr Name stand, sich geschnappt und in das Schlafzimmer gebracht hatte. Dort hatte sie die versteckt und sich vorgenommen, das bei Gelegenheit anzuziehen.
Nun bot sich eine dafür an, sollte Aaron sich entscheiden, noch einmal zu Ephraim zu gehen.
"Ich werde die Insel für einige Zeit verlassen", informierte er sie. "Ich war lange nicht mehr auf meiner Hauptinsel und möchte dort nachsehen und mit den anderen sprechen, was so los war", erklärte er und küsste noch einmal ihre Haare.
„Aber ... Raffael ist noch hier", stotterte sie entsetzt. Ließ er sie wirklich mit dem Engel auf der Insel allein?
"Ich begleite ihn zurück auf die Insel, wenn du nicht allein mit ihm hier bleiben möchtest", schlug Aaron ihr vor. Er wollte nicht, dass sie Angst hatte.
Zuerst überlegte Saori einige Sekunden, bevor sie schwer schluckte und den Kopf schüttelte. „Nein, es ist in Ordnung. Er soll sich Zeit beim Anschauen lassen", lächelte sie tapfer. Ganz wohl fühlte sie sich nicht, doch es war wichtig, dass sie den Umgang mit anderen lernte.
"Bist du dir sicher?", wollte Aaron wissen, der sich Sorgen machte.
Ihr Lächeln wirkte leicht gezwungen, als sie noch einmal nickte. Er würde sicherlich nichts tun, was Aarons Zorn oder den der Königin auf sich ziehen würde. Saori vertraute darauf. Auch wollte sie es Aaron zuliebe versuchen, im Umgang mit anderen besser zu werden. Sonst endete es in einer Katastrophe auf dem Fest.
Aaron nahm ihre Hand und küsste ihre Knöchel. "Sollte irgendwas sein, wirst du nicht zögern, mich zu informieren, ja?", bat er sie leise.
„Ich versuche, mich daran zu erinnern, sollte ich nicht in Ohnmacht fallen", versuchte sie zu scherzen. Seine Unterstützung, die er ihr gab, ließen sie mutiger werden. Bis jetzt hatte sie noch nie mit Raffael außer einer Begrüßung geredet.
Aaron hob seine Hand an ihr Kinn und fuhr mit dem Daumen ihre Lippen nach. "Es gibt keinen Grund in Ohnmacht zu fallen. Wenn du mich brauchst, werde ich kommen."
Ihre Augen sahen tief ihn seine, bevor sie ihre für einen Moment schloss, um seine zärtliche Berührung zu spüren. Erst dann öffnete sie die blauen Augen wieder und lächelte erneut.
„Ihr kennt mich doch", erwiderte sie neckend. In großer Panik hatte die gar keine Zeit, klar zu denken.
Das war zwar nicht sehr lustig, aber sie versuchte, das Beste daraus zu machen.
"Dann hoffe ich, dass du mich nicht in Schrecken versetzen wirst, wenn ich hier wieder auftauche und du umgekippt bist", sagte er sanft und küsste ihre Nasenspitze.
„Sollte es so sein, wisst Ihr, dass das Fest eine Katastrophe wird", erwiderte Saori. Seine Lippen wurden mit ihren bedeckt, wobei sie ihre Hand in seinen Nacken gelegt hatte, um ihn zu sich herunter zu ziehen.
„Nun geht und lasst Euch nicht zu sehr stressen. Wenn alles gut geht, gibt es vielleicht eine Überraschung für Euch heute Abend", hauchte sie gegen seine Lippen, bevor sie sich von ihm zurückzog.
"Du hast eine Überraschung für mich?", fragte er sichtlich überrascht und schmunzelte. "Das macht mich sehr neugierig", gestand er, denn bisher hatte es so etwas noch nie gegeben.
Eine ihrer langen Haarsträhnen fand sich zwischen ihren Fingern wieder. Dort wurde sie leicht gedreht, während sie Aaron von unten her einem Augenaufschlag schenkte. „Vielleicht." Das war alles, was sie sagte. Verraten würde sie es nicht. Auch nicht, wann er es bekommen würde. Selbst wenn es passte, war sie sich nicht sicher, wann sie den Mut dafür aufbringen würde.
Aarons Lächeln wurde eine Spur anzüglicher. "Ich bin schon sehr gespannt", verkündete er und küsste sie noch einmal, bevor er sich dazu entschied abzuheben. Je schneller er alles geklärt hatte, desto zeitiger kam er zurück und würde erfahren, was Saori vor hatte.
Lächelnd sah die Dämonin ihm hinterher. „Lasst das arrogante Lächeln", warnte sie ihn neckend in Gedanken.
"Das war nicht arrogant, das war anzüglich", korrigierte er sie in Gedanken und war dann aus ihrem Blickfeld verschwunden.
„Macht es nicht besser", kam die Erwiderung, bevor Saori sich auf den Weg in die Residenz machte.
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