Kapitel 56
Kapitel 56
"Für Euch ist es in Ordnung. Aber ich mache mir Vorwürfe, weil ich etwas gegen Euren Willen gewünscht habe. Ihr wolltet nicht in die Wanne. Aus dem bestimmten Grund, dass Ihr von den Kräutern müde werdet. Ich habe Euch dazu gedrängt und Eure Bedürfnisse hintenangestellt. Ich möchte nicht, dass Ihr das tut und es tut mir leid", brachte sie leise hervor. Aaron war der Meister und hatte jegliches Recht, etwas zu wollen.
Dieser streichelte über ihre Wange. "Nein, mein Schatz", sagte er sanft. "Du hast mich nicht gedrängt. Du hast gefragt", erklärte er. "Wenn du mich gedrängt hättest, hätte ich nicht reagieren dürfen oder ablehnen. Dann hättest du mich gedrängt. Aber so hast du gefragt und es mir offen gelassen, ob ich zu dir komme oder nicht", versuchte er ihr zu erklären.
„Ich weiß nicht ...", erwiderte das Mädchen nicht gerade glücklich. Warum nur sagte er, sie habe ihn nicht gedrängt? Wünsche waren in gewisser Weise ein drängen. Vor allem, weil er ihn erfüllen wollte und nachgegeben hatte.
"Es gibt einen Unterschied zwischen Drängen und Wünschen", sagte er sanft. "Wenn du dir etwas wünschst, dann ist es für dich auch in Ordnung, wenn ich es ablehne. Aber wenn du mich drängst, dann akzeptierst du es nicht, wenn ich es ablehne."
Anscheinend musste sie noch sehr viel lernen. Mit nur einer Gefühlswelt aufgewachsen zu sein, war schwer auszugleichen und zu beheben. „Ich gehe mir noch etwas zum Trinken holen", meinte Saori, während sie ihr Wasserglas griff.
"In Ordnung", meinte Aaron und ließ sie etwas widerwillig los. "Komm aber bitte gleich wieder", bat er, weil er nicht allein sein wollte.
Nickend stand das Mädchen auf, um ins Bad zu tapsen. Wasserrauschen war kurz darauf zu vernehmen, welches ungewöhnlich lange lief. Für ein normales Wasserglas zu lange.
Das kam daher, weil Saori mit dem Glas davor stand und irgendwie nicht registrierte, dass es lief. Gedanken drehten sich in ihrem Kopf, weshalb sie lange brauchte, um das Wasserglas zu füllen.
Danach kam sie zurück zu Aaron, setzte sich erneut auf die Bettkante und trank nun in kleineren Schlucken als zuvor. „Es tut mir leid", brachte sie dazwischen irgendwie hervor.
"Was tut dir leid?", wollte Aaron überrascht wissen.
„Dass ich ... ich weiß nicht. Nicht so bin, wie Ihr es vielleicht wünscht. Wie eine von vielen zu sein. Wie in Eurem Harem", antwortete Saori. Ihr Griff um das Wasserglas war fest, als hätte sie Angst, es fallen zu lassen.
"Wenn du so wärst wie sie, würde ich dich nicht lieben", sagte er ernst. "Ich liebe dich, weil du genau so bist, wie du bist. Du musst dich für mich nicht ändern", sagte er sanft und streichelte über ihre Schultern.
Ob er wirklich mit ihr glücklich wäre, wenn sie einfach so blieb, wie sie war? Wahrscheinlich nicht. Sie würde die ängstliche, zurückgezogene Saori bleiben, die am liebsten allein war. Gefallen würde ihm das nicht. Also musste sie sich ändern.
"Mein Liebling", sagte er noch einmal. "Ich liebe dich, weil du du bist und das wird sich nicht ändern. Auch, wenn du dich vielleicht änderst, denn man ändert sich mit den Erfahrungen, die man macht ganz automatisch."
„Ist es ... wirklich Liebe? Oder ... Illusion?", fragte sie tonlos.
"Wenn ich dir wirklich etwas vorspielen würde, was hätte ich davon?", fragte er leise. "Was hätte ich davon dich so zu verwöhnen und Dinge für dich zu tun, die ich gar nicht müsste?"
„Rache an meinen Eltern? Für Euren Spass?", kam es noch leiser von ihr. Langsam wusste sie nicht mehr, was Traum. Realität und Wunsch war. Der Albtraum hatte sie so durcheinander gebracht, dass es schwer war, die Wirklichkeit zu erkennen.
"Wäre das nicht ein bisschen sehr viel Aufwand für einen einzigen Tag an dem ich mich an deinen Eltern rächen könnte?", fragte er nachdenklich und zog sie vorsichtig an seine Brust.
Hilflos zuckte sie mit den Schultern. Wer sprach von einem Tag? Er konnte das genauso gut sehr oft tun. „Ich weiß es nicht, Meister", krächzte sie heiser.
Aaron hielt sie sanft an sich. "Bist du dir sicher, dass du es nicht weißt?", fragte er leise und küsste erneut ihren Nacken. "Hast du die Tage bisher bereut?"
Gründlich überlegte sie und schüttelte schließlich den Kopf. Einfach zum nachdenken war es nicht, wenn Aaron sie im Nacken küsste. „Nein ... die meisten habe ich sehr genossen", gestand sie ehrlich.
"Dann lass dir von dem Albtraum nicht die Tage vermiesen", meinte er leise.
Nur vorsichtig nickte sie nun. Vielleicht sollte sie das. Versuchen musste sie es jedenfalls. In seinen Armen begann sie, sich leicht zu entspannen und sank schließlich gegen ihn.
"Jeder hat einmal Angst", sagte er sanft. "Ob es nun vor Fremden ist, vor Dingen, die passieren könnten oder anderen Sachen. Anfangs hatte auch ich Angst, dass du mir nur etwas vorspielst und mich hinterrücks töten würdest", gestand er leise.
„Und das ist auch gut so ... das ist, was man von den Dämonen erwartet. Ihr solltet einem Dämon nicht vertrauen", begann sie leise zu sprechen, während ihre Hand die von Aaron suchte, um sie festzuhalten. Auch sie hatte Angst gehabt, dass er sie foltern würde. Körperteile abzutrennen und an ihre Eltern zu schicken, denen das egal wäre. Lange hatte es gedauert, bis Saori ihm überhaupt ein bisschen vertrauen konnte.
"Aber so bist du nicht", sagte er sanft. "Und deshalb konnte ich mich in dich verlieben."
„In Ordnung", versuchte sie es zu akzeptieren. Da sie nur seine Worte kannte, musste sie ihm dabei vertrauen. Auf seinen Worte bauen und hoffen, dass er ihr niemals in den Rücken fiel.
"Du bist die erste und du wirst die einzige Frau für mich sein", sagte er leise und vergrub seinen Kopf an ihrem Nacken. "Sofern du das überhaupt möchtest."
„Ich möchte ... und doch weiß ich, dass ich es niemals sein werde. Ein Engel und ein Dämon können nicht für immer glücklich sein. Eines Tages wird es zu Ende gehen", erwiderte das Mädchen leise. Sein warmer Atem streifte ihre Haut und ließen sie erzittern. Wie gut es sich anfühlte, ihn dort zu spüren.
"Was bringt dich auf diese Idee?", fragte er leise.
„Selbst wenn Ihr Eure Ehe annulliert ... wird es niemals möglich sein, Eure Frau zu werden und die Sicherheit zu haben, Euch niemals zu verlieren", kam die Antwort leise über ihre Lippen. Selbst bei einer Heirat war es niemals sicher, den anderen nicht zu verlieren. Sollte er Gefühle für jemanden entwickeln, konnte man das nicht ändern.
Aaron brummte leise gegen ihre Haut. "Dann könnte kein Paar das sich findet jemals glücklich miteinander werden?"
„Doch, wenn sie Glück haben. Wenn sie sich wirklich lieben und nur Augen für sich haben", korrigierte sich Saori selbst. Es war nicht ausgeschlossen. Aber ein Paar war meistens dann komplett, wenn es verheiratet war.
"Und das trifft auf uns nicht zu?", fragte er leise.
„Doch ... vielleicht schon", gab sie nach kurzem Nachdenken zu. Zumindest hoffte sie es. Für sie gab es nur Aaron. Der Engel, der sie entführt hatte. Mit ihm wollte sie glücklich sein. Und doch ... gab es immer wieder diese Zweifel im Hinterkopf. Dass sie nicht gut genug für ihn war. Zu ängstlich, zu hässlich, zu dumm, weil sie nicht viel wusste oder kannte.
Ihm machte das wohl nichts aus. Aber an seiner Seite fühlte sie sich schäbig. Aaron hatte eine besondere Ausstrahlung. Liebenswürdig, manchmal arrogant und spöttisch, aber so gut wie immer liebe- und sorgenvoll.
"Nur vielleicht?", fragte er leise. "Für mich bist du die einzige Frau, die ich an meiner Seite haben möchte", stellte er klar.
„Wirklich?", kam die überraschte Frage aus ihrem Mund. Unsicherheit stand in ihre, Gesicht geschrieben. Hatte sie sich verhört?
"Ich möchte keine andere Frau außer dich an meiner Seite haben", wiederholte er noch einmal mit so viel Gefühl in der Stimme, dass es unmöglich gelogen sein konnte.
Tränen des Glücks stiegen in den blauen Augen der Dämonin auf. Konnte es wirklich so sein? Dass sie das Glück hatte, jemanden gefunden zu haben? Der sie wirklich wollte?
„Ich ... liebe Euch, Aaron", brachte sie unter Tränen hervor. Wie hatte sie nur an ihm und seinen Worten zweifeln können? „Es tut mir leid, dass ich an Euch gezweifelt habe."
"Du hattest einen Albtraum", sagte er sanft und zog sie in seine Arme, um sich mit ihr hinzulegen. Dabei streichelte er sanft ihren Rücken. "Die können einen ganz schön verunsichern."
„Es tut mir trotzdem leid. Ich habe Euch vielleicht mit meinen Worten verletzt. Das wollte ich nicht. Das Einzige, was ich will, ist mein Leben mit Euch zu verbringen", flüsterte sie ihm ins Ohr. Völlig entspannt lag Saori in seinen Armen und ließ ihre Finger zu seinen Flügelansätzen gleiten.
"Das wirst du, denn ich werde dich nicht wieder hergeben. An niemanden", sagte er.
„Dann passt auf Ethan auf. Ich kenne ihn nicht, aber ich habe ein schlechtes Gefühl bei ihm ...", murmelte Saori an seinen Hals. Wenn Aaron sie wirklich haben wollte, sollte sie sich nicht mehr zieren und seine Freundlichkeit annehmen.
"Er wird nicht nur von meinen Leuten überwacht", beruhigte Aaron sie. Auch die Königin behielt ihm im Auge.
Das war gut. Saori zog sich richtig nah an Aaron heran, umarmte ihn fest, um ihn nie wieder gehen zu lassen. Der Albtraum rückte langsam in den Hintergrund und ließen ihr ungutes Gefühl verschwinden.
"Möchtest du weiter schlafen oder etwas anderes tun?", fragte er sanft, denn er wusste, dass Ablenkung bei einem solchen Traum guttun konnte.
„Was anderes?", fragte sie undeutlich, da sie gerade ihr Gesicht an ihm vergraben hatte, um seinen Duft einzusaugen.
"Wir könnten ein wenig fliegen", schlug er vor. "Oder spazieren gehen."
„Fliegen", kam es sofort zurück. Das hatten sie ewig nicht mehr getan. „Nein, zuerst durch den Garten spazieren und dann fliegen!", sagte sie begeistert. Auch wenn es dunkel war, mit Aaron an ihrer Seite würde sie sicherlich nicht so viel Angst haben.
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