Kapitel 44
Kapitel 44
So unwohl fühlte sie sich nicht. Nur war sie es nicht mehr gewohnt, sich mit mehr zu sehen als zuvor.
"Das macht sie gern", versicherte Aaron ihr. "Und die, die du nicht oder nur wenig getragen hast, werden ebenfalls verkauft."
„Nein, die behalte ich auf jeden Fall", widersprach Saori. So viel sie wusste, hatte sie fünf oder sechs Kleider. Und das reichte ihr. Weil sie keine neuen wollte, versprach sie, in den nächsten Tagen sie anzuprobieren. „Aber ich muss doch dann zu ihr, damit sie Maße nehmen kann, oder?", wollte sie wissen, während sie sich anzog. Allerdings so, dass Aaron nicht viel sehen konnte.
"Sie scheint deine neuen Maße jetzt schon zu haben", erklärte er und küsste ihr in den Nacken.
„Woher denn?", fragte sie erstaunt. Sie war doch schon länger nicht mehr auf der Hauptinsel bei Mal gewesen.
"Vielleicht von dem hier?", fragte Aaron und deutete auf ihre Spezialanfertigung. "Eventuell ist es ihr da schon aufgefallen", vermutete er.
„Aber das war doch schon eine Weile her", bemerkte sie nachdenklich und drehte sich zu ihm um, nachdem sie mit dem umziehen fertig war.
Aaron schmunzelte. "Nun, dann solltest du die neuen Kleider anprobieren. Es sind Modelle, die Mal für das Fest entworfen hat."
Seufzend stöhnte sie auf. „Ihr wisst aber auch wirklich, wie Ihr meinen Tag verderben könnt", stellte sie fest, während sie ihre Haare mit den Händen durchbürstete und sie anschließend flocht.
"Dabei dachte ich, dass Frauen gern schöne Kleider anziehen", sagte er belustigt und setzte sich aufs Bett. "Ich würde dir gern zuschauen. Ich mag schöne Kleider an dir."
„Nicht, wenn man als Puppe vorgeführt werden soll", bemerkte sie und schüttelte mit dem Zeigefinger vor seiner Nase herum. Definitiv hatte sie nichts gegen schöne Kleider. Nur mochte sie es nicht, so viele Dinge zu besitzen.
"Das verstehe ich. Aber heute ziehst du sie an, ohne dass jemand anderes außer ich dich sehe", sagte er mit einem Lächeln.
„Ihr sagtet in den nächsten Tagen", erinnerte Saori ihn an seine Worte. Sich ständig umzuziehen und dann noch vor ihm war anstrengend.
"Jeden Tag ein bisschen", schlug er mit einem unschuldigen Blick vor.
„Der Blick zieht bei mir nicht", bemerkte sie mit verengten Augen. Er führte mit Sicherheit etwas im Schilde.
"Wirklich nicht?", fragte er unschuldig.
Sanft boxte sie dem Engel neckend in die Seite. „Lasst den Unsinn. Übertreibt es nicht."
Aaron griff nach ihr, hob sie hoch und zog sie an sich. "Also keine Vorführung für mich?", fragte er unschuldig.
„Das hattet Ihr gestern", kam die Antwort über ihre Lippen, die ein Lächeln trugen.
"Na gut", sagte er wie ein kleiner Junge, der seine Mutter zu einem Eis hatte überreden wollten. Dann vergrub er sein Gesicht an ihrem Hals und atmete ihren Geruch ein.
„Manchmal seid Ihr wie eine Raupe, die niemals satt wird", murmelte sie mit einer Gänsehaut. Die Berührungen allein sorgten dafür, dass eine Hitze in ihr aufstieg.
"Du bist meine ganz spezielle Droge", murmelte er gegen ihre Haut. "Von dir kann ich gar nicht genug bekommen."
Leise lachte sie und küsste ihn auf die Wange. „Wer weiß, vielleicht lasse ich mich überreden", hauchte sie ihm verführerisch gegen seine Lippen. Dabei nahmen ihre Augen einen verschmitzten Ausdruck an.
"Ach so? Wie denn?", fragte er genau so neckend zurück.
„Lasst Euch was einfallen. Darin seid Ihr ja besonders gut", lachte sie amüsiert und bat ihn, sie wieder hinzustellen. Sie war noch nicht ganz fertig mit ihren Haaren.
Aaron stellte sie sanft ab und küsste ihr Kinn. "Lass dir Zeit."
„Ich bin fast fertig. Eigentlich wollte ich heute in den Blumengarten gehen und zeichnen", erwähnte sie nebenbei. Das Bild der Königin würde sie erst später fertig stellen.
"Darf ich dich begleiten?", fragte er. Der Blumengarten war zum Glück nicht so nah an dem Ort, wo Abisai arbeitete. "Caius und Dion sind hier, um sich um den Garten zu kümmern", erklärte er.
Als Zeichen ihres Einverständnis nickte sie lächelnd. Wenn er dabei war, würde sie sich sicherlich nicht so unwohl fühlen, wenn die Männer dort waren. „Aber erhofft Euch keine amüsante Unterhaltung, wenn ich zeichne", warnte sie ihn lachend vor. Sie sprach zwar, wenn sie malte, aber sie wollte lediglich darauf hinweisen, dass es für ihn vermutlich langweilig war, wenn sie stundenlang nur im Garten saß und zeichnete.
"Ich spiele mit Lica", meinte er mit einem Lächeln. Dabei überlegte er, ob er vielleicht ebenfalls zeichnen sollte.
"Oh je, wenn Lica da ist, sind die Kleinen mit Sicherheit auch nicht weit. Hoffentlich zerstören sie nicht in ihrem Übermut die Blumen", seufzte Saori, die aber auch daran dachte, dass Ronny und Myuvi wohl wieder Bajing jagten.
"Ich wäre soweit. Außer den Block und Stifte muss ich noch mitnehmen", meinte sie schließlich.
Aaron nickte und musterte sie kurz. Heute trug sie ein sehr helles Kleid, was ihr sehr gut stand und ihre Reinheit unterstrich.
Es war eines, welches sie noch nicht sehr oft getragen hatte. Aber es brachte ihre Figur sehr gut zur Geltung und ließ die Dinge, die sie nicht an sich mochte, vertuschen.
Saori hakte sich bei ihm unter und wollte schon losgehen, als sie sich noch einmal entwand und auf die Tabletten zeigte. "Einen Moment noch", bat sie ihn entschuldigend und holte sich Wasser aus dem Badezimmer, um dieses mit dem widerlichen Pulver zu verrühren.
Stolz darauf, dass sie selbst daran dachte, wartete er, bis sie soweit war. Dann gingen sie zusammen hinaus in den Garten, wo sie sofort der Duft der Blumen empfing.
Die Gerüche der verschiedenen Blumen waren so unterschiedlich und trotzdem passten sie perfekt zusammen. Sie ergaben eine spezielle Mischung, die man nicht beschreiben konnte. Würzig und süßlich waren nur zwei der vielen Gerüche.
Kleine Tierchen summten durch die bunte Blütenpracht und man musste aufpassen, dass man keines davon aus Versehen umbrachte, wenn man sich hinsetzen wollte.
Von Weitem erkannten sie Caius und Dion, der sich mit einem Eimer Wasser ausgestattet hatte. Er als Meermann brauchte viel Wasser und würde das nur unnötig leiden.
Saori nickte den beiden zu, als sie diese entdeckte und bog dann in einen Weg ein, der leicht abseits vom Hauptgarten lag. Dort befanden sich auch Bäume, damit sie sich im Schatten niederlassen konnte.
Aaron folgte ihr stumm und ließ sich schließlich zu ihr nieder. Nur wenig später kam Lica und wollte Aufmerksamkeit.
Lächelnd beobachtete sie den Engel mit seiner Katze und begann, die beiden zu malen. Dabei hatte sie eigentlich die Blumen zeichnen wollen. Aber Aaron war interessanter.
Der leichte Wind sorgte dafür, dass der intensive Duft der Blumen sie einhüllten.
Beide verbrachten sie in stummer Zweisamkeit einige Stunden, bis Abisai auf den Engel zutrat und sich verneigte.
Aaron erhob sich und forderte ihn auf, mit ihm in sein Arbeitszimmer zu gehen, da er wusste, was der Handwerker wollte.
Schweigend nahm sie das zur Kenntnis und lächelte Abisai nur freundlich zu.
Sobald sie allein war, konnte sie Lica nicht mehr sehen, weshalb sie annahm, dass diese mit Aaron gegangen war. Also widmete sie sich nun den Blumen, nachdem sie Aaron und Lica viele Zeichnungen gewidmet hatte. Mehrere Seiten hatte sie nur mit ihnen gefüllt und dabei die verschiedenen Emotionen eingefangen.
Die Sonne war gewandert und somit wanderte auch Saori immer wieder mit. Plötzlich erschien ein Schatten, der sie aus der Konzentration riss und erschrocken sah sie auf Caius und Dion, die zu ihr gekommen waren.
Caius hielt einen Regenschirm in der Hand, den er ihr hinhielt. "Der ist von Mal. Sie hat Euch einen Sonnenschirm angefertigt, sodass Ihr Euch frei bewegen könnt, Mylady", sagte er zu ihr und Saori warf ihm einen misstrauischem Blick zu.
"Man kann ihn in der Hand halten, oder in der Erde platzieren", erklärte der Mann mit einem Lächeln. Dion stand etwas hinter ihm und beobachtet alles nur.
Saori streckte ihre Hand danach aus, betrachtete ihn eingängig und öffnete ihn vorsichtig. Sobald er aufgespannt war, bot er genügend Schatten für sie.
Sehr hübsch war er ihr gelungen. Das violette Material war weich und schirmte die Sonne wirklich gut ab. Sie konnte sogar spüren, wie es darunter kühler wurde. Ob Mal wohl magische Steine mit eingebaut hatte? Leichte, silberne Fäden hingen vom Rand des Schirmes hinunter und wehten leicht in dem Wind mit, der um sie wehte. "Vielen dank", sagte Saori leise. Ihr gefiel der Sonnenschirm sehr gut. Sie hatte gar nicht gewusst, dass es so etwas überhaupt gab.
Caius lächelte zufrieden, bevor er ihr etwas über die Schulter sah. "Zeichnet Ihr?", fragte er neugierig und auch Dion kam etwas näher. Wahrscheinlich, weil er sah, dass die Dämonin nichts gegen ihre Anwesenheit zu haben schien.
Vorsichtig nickte sie und hielt ihm den Block hin, auf dem er die Blumen erkennen konnte, die sie bereits gemalt hatte.
"Das sieht wirklich schön aus", bemerkte er mit einem Lächeln. "Ihr fangt die Natur in ihrer ganzen Schönheit ein."
"Danke", nuschelte Saori leise. Sie mochte es nicht, für etwas gelobt zu werden, was für sie normal war. Schon gar nicht von Männern, die sie nicht wirklich kannte. Wobei ... Caius kannte sie bereits ein bisschen.
"Wollt ... Ihr Euch nicht hinsetzen?", fragte sie vorsichtig. Wenn die Männer so vor ihr standen, sahen sie beängstigend für sie aus.
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