Kapitel 32
Kapitel 32
"Nein, das weiß sie nicht", sagte er leise. "Und die Sorge die ich habe, ist die, dass andere ihr schaden würden", erklärte er, bevor er sich verneigte. "Erlaubt mir sie persönlich zu holen", bat er, weil er sie nicht nur mit seiner geistigen Stimme holen wollte.
"Natürlich", nickte sie ihm zu. Vielleicht war es besser so. Andere würden ihr mit Sicherheit schaden wollen. Zumindest die, die mit Veränderungen nicht klarkamen.
"Habt Dank", sagte er, verneigte sich erneut und ging dann nach draußen, um Saori zu holen.
Nachdenklich sah die Königin ihm nach und wandte ihre Aufmerksamkeit dann auf das Geschehen von draußen. Wie nur konnte man es schaffen, Saori aus ihrer Dunkelheit zu befreien?
Wäre sie ein typischer Dämon, wären das Dinge, die sie nähren und stärker machen würden. Doch das Gegenteil war bei ihr der Fall. Verängstigt und misstrauisch war sie. Erwartete ständig Strafen für Kleinigkeiten, die nichts bedeuteten. Seufzend fuhr sie sich durch die weißen Haare und war gespannt, was passieren würde.
Noch immer saß die Dämonin auf ihren Knien, die Hände in ihrem Schoß gefaltet und wartete, dass sie abflogen. Was wohl die Katudjalls machen würden, wenn sie mitbekamen, dass Saori nicht mehr da war?
Aaron kam zu ihr und hockte sich neben sie. "Mein Schatz", sagte er sanft. "Warum sitzt du hier draußen?", fragte er und ließ seine Hand in ihren Nacken wandern.
Kurz zuckte sie zusammen und zog den Kopf leicht ein. "Geht weg ... bitte", flüsterte sie verzweifelt darum, nicht noch mehr zu weinen. "Ich möchte Euch nicht mehr sehen. Es tut schon zu sehr weh, gehen zu müssen."
"Wer sagt dir, dass du gehen musst?", fragte er sanft. "Diese Worte kamen weder von mir, noch von der Königin. Sie möchte dich noch einmal sehen, bevor sie wieder abreist", erklärte er und kraulte trotz ihrer Gegenwehr ihren Nacken.
"Ihr braucht es nicht zu sagen ... Ich weiß es ... und nein, ich möchte nicht mehr reden, sondern den Abschied von Euch so schnell wie möglich hinter mich bringen", kamen die Worte gepresst über die Lippen, welche zitterten. Ein Hinweis darauf, dass sie sich krampfhaft zurückhielt, nicht wegzulaufen.
Aaron schüttelte leicht den Kopf und hob sie sanft hoch. "Da du mich nicht verlassen musst, gibt es keinen Grund für Abschied", sagte er. "Zudem ist es nicht ratsam den Wunsch der Königin abzuschlagen."
Da hatte er recht. Man durfte einer Königin keinen Wunsch abschlagen. Aber sie hatte doch noch Zeit genug, sie zu sehen.
„Bitte nicht", flehte Saori ihn an. Wie beim letzten Mal musste er sie tragen, weil sie nicht wollte. Seine Worte darüber, dass sie nicht gehen musste, nahm sie gar nicht wahr.
Aaron hielt sie einfach nur an sich gedrückt. "Würdest du mich wirklich ohne jegliche Gegenwehr verlassen, wenn es dir jemand befehlen würde?", fragte er ganz leise.
„Ich muss. Es bleibt keine Wahl", brachte sie hervor. Ihre Gefühle standen nicht in Frage. Schon gar nicht, weil sie von allen Rassen ganz unten stand.
Nur ungern würde sie Aaron zurücklassen. Aber jeder, der über ihm stand, würde sie gehorchen müssen.
"Es gibt immer eine Wahl", sagte er sanft und küsste ihre Schläfen. "Gehe keinen Weg, bevor nicht sicher ist, ob du ihn wirklich gehen musst."
Hatte er überhaupt zugehört? Was brachte es ihr, für etwas Unerreichbares zu kämpfen? Es würde niemals ein wirkliches Zusammenleben geben. Solche Wünsche gingen nicht einfach in Erfüllung.
Erschöpft blieb sie in seinen Armen liegen, krallte sich aber wieder in seine Tunika.
"Vielleicht wäre es besser, wenn du manchmal einfach nur zuhörst und wartest, was geschieht", murmelte er und küsste erneut ihre Schläfe, bevor er wieder in den Raum kam, in dem die Königin saß.
Er verneigte sich mit Saori im Arm und setzte sich dann wieder gegenüber der Königin auf das Sofa.
Eigentlich hätte sie geantwortet, aber die Präsenz der Königin schüchterte sie ein.
Die elegante Frau ihnen gegenüber nippte an ihrem Tee und sah die beiden genauestens an.
Aaron hielt Saori im Arm und erwiderte den Blick nur bedingt. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
„Saori, welche Bestrafung würdest du für Tabitha wollen?", fragte sie die Dämonin leise.
Diese zuckte bei den Worten zusammen und machte sich auf Aarons Schoß so klein wie möglich.
„Keine", kam es nuschelnd aus ihrer Richtung. Warum wurde sie überhaupt gefragt?
Aaron, der das erwartet hatte, blickte die Königin mit einem schiefen Lächeln an. Er hatte gewusst, dass sie so etwas sagen würde.
Er hatte also recht behalten. Saori war viel zu sanft. Selbst schwere Vergehen würde sie wohl durchgehen lassen.
„Wirklich keine? Möchtest du Aaron denn nicht vor ihr schützen?", kam ihre Frage.
Das Mädchen nickte und sie schien wirklich zu überlegen. Was wäre wohl eine Strafe, bei der Tabitha nicht verletzt werden würde? „Vielleicht ... Gartenarbeit?", brachte sie schließlich doch hervor.
"Du hältst Gartenarbeit für eine Strafe?", fragte Aaron sie überrascht und versuchte ihr ins Gesicht zu sehen. "Für dich wäre es doch eher eine Strafe, wenn ich dir den Garten verbieten würde", bemerkte er und klang fast schon belustigt.
„Für mich ja, aber ich weiß doch nicht, was bei Euch als Strafe gilt", jammerte sie leise. Diese Frage konnte sie nicht beantworten. Warum erwartete man das von ihr? Es stand ihr doch gar nicht zu, etwas zu entscheiden.
Aaron streichelte sie. "Du musst keine Angst haben", sagte er sanft. "Sie möchte nur deinen Vorschlag hören", erklärte er ihr leise.
Die Königin nickte. Erschöpft sank Saori gegen Aaron und wusste gar nicht mehr, was eigentlich los war.
Deshalb ergriff die elegante Frau das Wort. "Du glaubst, ich würde dich mitnehmen und bestrafen. Das wird nicht geschehen, Saori", sagte diese sanft zu der Dämonin. "Ich möchte, dass du hier bei Aaron bleibst und auf ihn aufpasst, genau wie er auf dich."
Leicht hob Saori plötzlich den Kopf. "Wirklich? Ich ... darf da bleiben?", fragte sie heiser und ungläubig. Also hatte Aaron keinen Scherz gemacht. Sie hatte das Gefühl gehabt, er wollte sie nur aufmuntern.
Die Königin nickte. "Ja, du darfst hier bleiben. Hier ist für dich der beste Ort, um gesund zu werden", sagte sie sanft.
"Aber ... ich bin doch gar nicht krank", stammelte sie fassungslos. Ihre Verletzungen hatte sie doch geheilt. Ob die Königin wusste, dass sie sich selbst geheilt hatte?
Die Königin lächelte sanft. "Deine Seele trägt Narben, die dir das Leben, das du haben könntest, zerstören könnten", sagte sie sanft. "Du magst körperlich nicht krank sein, aber seelisch."
Wie meinte sie das denn? Richtig verstehen konnte Saori das nicht, aber sie nickte. Vielleicht würde Aaron ihr das eines Tages erklären.
Ihr Körper richtete sich leicht auf und Erleichterung breitete in ihr aus. Hastig schlang sie ihre Arme um Aarons Hals und gaben ihm einen flüchtigen, schüchternen Kuss auf die Wange.
Aaron schmunzelte und umarmte sie. Er war so froh, dass sie sich wieder beruhigt hatte und dass alles ein gutes Ende nahm.
"Saori", sagte die Königin sanft, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. "Ich habe noch eine Frage an dich."
Sofort änderte sich ihre Haltung und sie machte sich wieder klein, aber sie hörte der Königin zu. Sie konnte doch keine Strafe für Tabitha sagen! Das hatte die Schwarzhaarige nicht verdient.
"Aaron hat mich um etwas gebeten", sagte sie sanft. "Ich würde gern deine Meinung dazu hören."
Schüchtern warf sie dem Engel, auf dessen Schoß sie saß, einen Blick zu. Um was hatte er die Königin denn gebeten?
Die Königin musterte sie nachdenklich. "Er hat mich darum gebeten seine Verlobung zu annullieren", erklärte sie und wartete auf eine Reaktion.
"Was? Wieso denn?", keuchte die Dämonin erschrocken auf. Ihr Körper richtete sich auf und sah Aaron entsetzt an. War er verrückt geworden?
"Weil ich keine Frau an meiner Seite möchte, die ich nicht kenne und nicht liebe", erklärte Aaron ihr die Situation, war aber nicht so erfreut darüber, dass die Königin diese Sache auf den Tisch legte. Er wusste, dass Saori nicht begeistert davon sein würde.
"Aber ... was ist dann mit einem Nachkommen für Euch? Ihr braucht eine Frau, damit das geht!", protestierte Saori eindringlich.
Aaron schüttelte den Kopf. "Nein, ich brauche das nicht", sagte er.
"Macht Ihr das nur ... um mich nicht zu enttäuschen?", fragte sie tonlos.
"Nein, ich mache es definitiv nicht, um dich nicht zu enttäuschen", sagte er sanft. Es war ein Grund, aber nicht der einzige. "Aber mein Wunsch mit dir zusammen zu sein, ist so groß, dass ich keine andere Frau in meinem Leben dulden werden."
Einen Moment lang herrschte Stille in dem Raum, als Saori in die eisblauen Augen des Engels sah. Tief und musternd. Was sollte sie davon halten?
Wohl zu seiner Verwunderung nickte sie langsam. "Dann akzeptiere ich das", flüsterte sie heiser und fuhr ihm liebevoll durch die Haare. Ihr Herz erwärmte sich bei seinen Worten so sehr. Die Liebe, die sie zu ihm fühlte, quoll über und machte sie glücklich. Es gefiel ihr zwar nicht, dass er dafür einen Nachkommen aufgab. Aber es war seine Entscheidung.
Aaron seufzte erleichtert. Wenn sie es akzeptierte war es gut.
"Ich habe ihm bereits gesagt, dass ich darüber nachdenken werde und das Ganze nach dem Tanz beschließe", erklärte die Königin ihnen, die nicht umhin kam, die Liebe, die Saori ausstrahlte in sich aufzunehmen. Sie war so lecker, dass sie verstand, was Aaron an ihr fand.
Das war gar nicht mehr so lange hin. Das Fest würde in einigen Wochen stattfinden und davor graute es ihr. Aber wenn Aaron an ihrer Seite war, würde sie ihr Bestes geben.
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