Kapitel 3


Kapitel 3

"Und möchtest du, dass sie alle gehen, weil Tabitha sich aufführt, wie eine eifersüchtige Ehefrau?", fragte er. "Würdest du von alle diesen Leuten erwarten, dass sie gehen und danach traurig sind?"

Ein Kopfschütteln war die Antwort. „Nein", gab sie ehrlich zu. Eine so verzwickte Situation kannte sie nicht. Bis jetzt hatte sie sich in keiner befunden.

„Würdet Ihr Tabitha wirklich rauswerfen?", wollte sie unsicher von ihm wissen. „Sie ist ein wichtiger Teil Eures Lebens."

"Das ist sie", stimmte er ihr zu. "Aber auch alle anderen sind es", gestand er. "Ich habe zugestimmt, dass sie noch einen Versuch bekommt, aber sie scheint ihn nicht zu nutzen und tut den anderen weh."

Er konnte spüren, dass ihr kraulen weniger wurde, als sie sich aufrichtete und ihn ansah. „Ich wünschte, es wäre jemand anderes, der das tut. Auf der anderen Seite hoffe ich einfach nur, dass es aufhört und Ihr keine Sorgen mehr habt", meinte Saori. Einfach war es nicht, das Richtige zu tun. Deshalb war sie froh, dass sie die Entscheidung nicht treffen musste. Noch nicht. Es konnte möglich sein, dass sie es eines Tages musste.

"Ich glaube, wenn noch jemand anderes dahinter steckt, wäre das noch schwierig", seufzte er und suchte bei ihr scheinbar Trost.

Seit sie in seinem Arbeitszimmer waren, saßen sie auf der gemütlichen Couch, zu der auch drei bequeme Sessel standen, die allesamt mit einem dunklen Samt bezogen waren. Die goldenen Verzierungen an den Arm- und Rückenlehnen zeigten, wie wertvoll sie waren.

Vorsichtig änderte Saori die Position, in der sie gerade auf Aaron saß und drückte ihn sanft in die weichen Kissen, welche auf der breiten Couch ausgelegt waren.

Sicherlich luden diese zu einem Nickerchen ein, wenn man erschöpft war.

Überrascht blickte Aaron sie an und man konnte ihm ansehen, dass er erschöpft war, aber auch Angst vor dem hatte, was kommen würde.

„Wenn es Euer Wunsch ist, werde ich bei Euch bleiben", flüsterte die Dämonin, die sich vorsichtig an ihn kuschelte. Genügend Platz bot die breite Couch, sodass man wirklich darauf schlafen konnte.

Der dunkle Samt stellte einen hübschen Kontrast zu dem hellen, freundlichen Arbeitszimmer. Sobald Saori das Weiche auf ihrer Haut fühlte, seufzte sie leise. Teilweise lag sie auf Aarons Brust, um ihm zu bedeuten, dass sie für ihn da war.

"Ich wünsche mir, dass du bei mir bleibst", sagte er rau. "Mehr, als alles andere."

„Dann soll es so sein", sagte sie entschlossen. Seine Wünsche würde sie nicht abschlagen, auch wenn sie nicht immer ganz zufrieden damit war. „Ich wünsche mir für Euch, dass der Spuk bald ein Ende hat. Es tut mir weh, Euch so zu sehen", gab sie zu.

"Solange du mich nicht verlässt, werde ich es durchstehen ", versicherte er ihr sanft und küsste ihre Stirn.

Eine Welt würde wohl für beide zusammenbrechen. „Was soll ich machen, wenn Ihr mich verlasst?", wollte sie leise und unsicher von ihm wissen.

"Ich habe keinen Grund dich zu verlassen", sagte er ernst. "Das würde ich dir nicht antun."

Dennoch konnte immer etwas Unerwartetes geschehen. Viele Dinge kamen urplötzlich, ohne dass man wusste, was wirklich geschah. Woher nahm Aaron diese Sicherheit?

Für Saori war es ständig eine verzwickte Situation. Sie war hin und her gerissen. Und doch würde sie sich für Aaron entscheiden.

Aaron streichelte sie sanft. "Es tut mir leid, dass dein Tag heute wieder so voll mit meinen Problemen war."

Ihr Finger legte sich an seine Lippen, dass er ruhig war. „Es ist die Pflicht einer Geliebten, dem Mann zuzuhören. Außerdem möchte ich Euch besser verstehen. Dazu gehören auch die Probleme", erklärte das Mädchen. Blaue Augen sahen Aaron liebevoll an.

Als Pflicht sah Saori es nicht einmal. Es war selbstverständlich, dass es einen Menschen geben sollte, der für einen da war.

Aaron lächelte etwas erleichtert. "Ich danke dir", flüsterte er und küsste erneut ihre Stirn.

Könnte sie ihm irgendwie helfen, seine Probleme zu verringern, würde sie sich wohler fühlen. Jetzt jedoch fühlte Saori sich hilflos wie ein Kind. Es gefiel ihr nicht, dass Aaron so viele Probleme hatte.

„Wenigstens hat sich herausgestellt, dass Ihr keine Geldprobleme habt", seufzte sie bei seinem Kuss.

"Eine gute Nachricht heute", nickte er und fuhr durch ihre Haare.

Da hatte er recht. Wenigstens eine. Es hätte auch nur schlechte geben können. Mit geschlossenen Augen lag sie auf seiner Brust und hörte, wie sein Herz schlug. Gleichmäßig und etwas schneller, was wohl an dem Stress lag. Ansonsten war es sehr beruhigend.

"Würdest du eine Runde mit mir fliegen?", bat Aaron sie. "Ich brauche etwas frische Luft, um meinen Kopf freizubekommen."

Überrascht hob sie ihren Kopf, um ihn anzusehen. „Wohin möchtet Ihr denn?", erkundigte sie sich erstaunt. Obwohl sie regelmäßiger flog, hatte sie nicht die Ausdauer von Aaron. Nur deshalb hatten sie bis jetzt kleinere Flüge zusammen unternommen.

"Nicht weit. Einfach ein bisschen über der Insel", sagte er. "Oder zur Hauptinsel. Möchtest du vielleicht Anoshka einen kleinen Besuch abstatten?"

Hauptinsel bedeutete Tabitha. Das würde nur für zusätzlichen Stress sorgen. „Möchtet Ihr dort etwas erledigen?", fragte sie leise. Mitkommen würde sie, wenn es sein Wunsch war. Ansonsten würde Saori es vermeiden.

Zudem war der Weg länger und beschwerlicher, da es meistens nach oben ging.

"Nein, es muss nicht sein. Wir können auch zusammen zu einer kleinen Insel in der Nähe fliegen, die als Schmetterlingsgarten bekannt ist", schlug er vor.

Das hörte sich sehr interessant an. Noch nie hatte sie so etwas gesehen, aber ihre Augen verrieten, dass sie neugierig geworden war. „Worauf warten wir dann noch?", richtete sie sich lächelnd auf, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und war schneller auf den Beinen, als er sehen konnte.

Aaron lachte. "Zieh deine Handschuhe an", meinte er, damit sie sich dann nicht ärgerte, wenn sie diese vergessen hatte.

Gut, dass sie daran erinnert wurde. In ihrer Aufregung hatte sie das vergessen. Ein Schmetterlingsleben wollte sie jedoch nicht opfern. Dafür mochte sie diese anmutigen, kunterbunten Tiere viel zu sehr.

„Wartet draußen auf mich. Ich werde sie holen gehen", sagte sie mit aufgeregter Stimme.

Aaron schmunzelte und trat hinaus auf den Balkon. So gut wie jedes Zimmer besaß einen, damit die Engel landen und abfliegen konnten.

Damit sparten sie Zeit und lange Wege. Nur die Engel, die nicht direkt in die Residenz gingen, benutzten den Landeplatz nahe des Hauses. So wie Raffael gelandet war.

Nach einigen Minuten trat Saori neben den Engel auf den Balkon. Sie hatte noch etwas nachgesehen, denn die Spezialanfertigung von Mal war die letzten Tage eingetroffen.

Sobald Saori Zeit für sich hatte, musste sie es anprobieren. Durch die Gewichtszunahme war sie sich nicht sicher, ob es passte. Wunderschön sah es zumindest aus.

Und es besaß Verschlüsse, die es ihr wohl möglich machten, bestimmte Bereiche von der Größe her zu verstellen.

Aaron grinste und nahm sie in den Arm. Noch immer konnte sie nicht selbst vom Boden aus starten und so nahm Aaron sie mit in die Luft, um sie dort loszulassen.

Kleine Starts konnte sie bereits, wenn sie allein über die Insel flog. Aber so weit und hoch, wie Aaron sprang, war unmöglich für sie.

Noch war es keine Selbstverständlichkeit für sie, weshalb sie sich stark konzentrieren musste, die Flügel gleichmäßig zu bewegen. Kühler Wind wehte um ihre schwarzen Federn, die ihr Auftrieb verliehen und eine kleine Pause zum entspannen gab, sobald sie die Flügel ganz ausgebreitet hatte.

Nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, dass sie diese Freiheit jemals genießen konnte.

Wenn sie sich von hohen Balkonen schwang, dann schaffte sie es auch, sich hinauf in die Luft zu kämpfen. Aber jetzt nutzte sie Aaron, damit sie etwas länger entspannen konnte.

Und er brachte sehr viel Geduld dabei mit. Ständig war er in ihrer Nähe und verlieh ihr somit Sicherheit. Saori liebte es, mit ihm zusammen zu fliegen. Oft nahm er sie auch in den Arm und flog mit ihr, wenn sie erschöpft war.

Freude war in ihrem Gesicht zu erkennen, als sie etwas hinter ihm flog, da er den Weg wusste. Bisher hatten sie noch keine anderen Inseln besucht. Das war das erste Mal, dass sie sich traute, weiter weg zu fliegen. Dankbar, dass Aaron so lieb war und sie auch mit ihren Ängsten verstand.

Sobald sie spürte, dass der Gegenwind stärker wurde, bemerkte sie, wie Aaron seine Position wechselte und nur knapp über ihr flog. Somit sorgte er dafür, dass sie vom Wind besser geschützt war.

„Danke", sagte sie liebevoll in Gedanken, denn das Sprechen war ziemlich anstrengend, wenn sie keuchte.

Noch konnte sie keine Insel entdecken und sie fragte sich, ob er sie ausgetrickst hatte. Plötzlich kam eine Insel aus dem Nirgendwo in Sicht, die schon vom Weitem aus ihre herrliche Blütenpracht präsentierte. Kunterbunte Blumen und sogar Bäume waren aus der Ferne zu erkennen. Dunkle Schwärme von Schmetterlingen hingen wie eine Traube darüber, als würden sie die Blumen ersticken wollen.

Je näher sie kamen, desto mehr lichtete sich der Schwarm, denn jetzt war erkennbar, wie groß die Insel wirklich war. Ein Paradies für die zahlreichen Schmetterlinge, die sich an den Blumen und Wiesen erfreuten. Es gab sogar einen winzigen See, der wohl dafür gedacht war, dass sie trinken konnten.

Aaron kam weiter nach unten. "Achtung, ich halte dich gleich fest, nicht erschrecken", bat er sie und nahm sie, damit er sie an sich drücken konnte. Gerade in dem Moment, wo der Schwarm an Schmetterlingen sie einkreiste und um sie herum flatterte. Etwas, was sie wahrscheinlich aus dem Konzept gebracht hätte, wenn sie selbst geflogen wäre.

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