Kapitel 26

Kapitel 26

Auf der anderen Seite halfen sie ihr, sich noch mehr runterzuziehen. Sich selbst fertig zu machen und ihr das Gefühl geben, was sie war. Minderwertig und nutzlos.

Aaron seufzte. "Saori. Was willst du?", fragte er sanft.

Ihre Hände fanden den Weg zu ihrem Gesicht. Saori vergrub den Kopf und schüttelte ihn immer wieder. „Ich weiß es nicht!", rief sie aufgebracht.

Aaron hielt sie fest an sich gedrückt und legte seine Flügel um sie. "Ich liebe dich", wiederholte er erneut. "Ich möchte, dass du glücklich bist und möchte dir helfen. Vielleicht kann ich es nicht, aber ich möchte es versuchen."

Dunkelheit umschloss sie, sobald sie die weichen Flügel um sie spürte. Dazu seine starken Arme, die er um sie gelegt hatte. Das Gefühl, beschützt zu sein, ließ sie leicht entspannen. Aber nur für einen kurzen Moment, bevor sie wieder anfing, zu weinen.

„Ihr könnt mir nicht helfen. Die Erinnerungen werden bleiben und mir zeigen, was ich wirklich bin", weinte sie verzweifelt. „Egal, wie oft Ihr auch sagen werdet, dass Ihr mich liebt. Es wird niemals eine Zukunft geben. Niemals werde ich so begehrenswert wie ... andere sein."

Tabithas Name hatte ihr auf der Zunge gelegen, doch sie wollte ihn nicht aussprechen. Langsam verstand sie, dass Aarons Assistentin ihr Minderwertigkeitsgefühl nur verstärkt hatte. Sie fühlte sich nicht sexy, hübsch oder begehrenswert. Egal, wie viel sie essen würde.

"Für mich bist du die schönste Frau auf der Welt", sagte er sanft. "Deshalb liebe ich auch dich und nicht Tabitha", sagte er ernst, weil er wusste, dass diese Schuld daran war.

Dabei sah Saori nicht einmal die Schuld bei Tabitha, sondern bei sich. Weil sie einfach zu sensibel war. Weil die Dämonin sich alles zu Herzen nahm und Dinge anders sah als die meisten.

Aber auch, weil die Szene sich so sehr in ihr Gedächtnis gebrannt hatte. Wie Tabitha über Aaron gebeugt gewesen war. Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken, dass das passiert war. Sie selbst war nicht mehr in der Lage, das auch nur zu versuchen. Ihn ... so zu verwöhnen.

Aaron hielt Saori fest an sich gedrückt und streichelte sie fast schon auffordernd. "Du bist einzigartig", sagte er sanft. "Besonders. Anders und wunderschön."

Nur ganz langsam beruhigte sich die kleine Dämonin. Seine Brustmuskeln, die selbst über der Tunika zu spüren waren, zogen sie in einen Bann. Er würde sie halten, wenn sie fiel.

Lange Zeit standen sie einfach in der Mitte des Tanzsaals, wobei Aaron seine Arme fest um Saori geschlungen hatte. Seine kühlen Flügel gaben ihr ein besseres Gefühl und beruhigten sie.

Er machte nicht den Anschein, als würde er sich bewegen wollen. Wahrscheinlich würde er die ganze Nacht mit ihr hier stehen und sie einfach nur halten, sollte sie das wünschen.

Genauso kam es auch. Als die Nacht hereinbrach und die Sterne ihr Leuchten zeigten, standen sie immer noch dort. Auf dem gleiche Fleck.

Nicht einmal hatte sie sich bewegt. Gesprochen hatten sie auch nicht, doch Aaron hatte sie gestreichelt. Bis sie irgendwann ihre Arme, die sie noch vor sich wie ein Schutzschild gehalten hatte, um ihn legte. Ihr Gesicht war mit geschlossenen Augen an seiner Brust vergraben.

Saori war unendlich traurig und hatte das Gefühl, dass nichts mehr wie vorher war. Es war weder Aarons, noch Tabithas Schuld. Nur ihre eigene. Und trotzdem konnte sie aus ihrer Haut nicht raus.

Aaron schwieg noch einige Zeit, bis es wirklich spät wurde. "Möchtest du dich hinlegen?", fragte er sanft. Er hatte keine Probleme hier stehen zu bleiben, doch er wusste, dass Saori nicht die Kraft dazu hatte.

Ein Nicken war an seiner Brust zu spüren, bevor sie sich von ihm löste und einen Schritt nach hinten trat. Ihr Kopf war gesenkt, als sie sich umdrehte, um zum Schlafzimmer zu gelangen.

Aaron hatte schon lange festgestellt, dass es sehr schwer war, mit Saori umzugehen. Doch nun wusste er wirklich nicht mehr weiter. Sie schien geknickt zu sein und nicht mehr ganz bereit, das Leben so zu genießen, wie sie es sollte.

„Kommt Ihr?", fragte sie mit brüchiger Stimme.

Er wusste nicht, was jetzt schon wieder falsch war und spürte, dass auch er traurig darüber wurde. Wo war die Saori hin, die das Leben genoss und die so glücklich gewesen war?

Langsam folgte er ihr und hing seinen Gedanken nach. Was konnte er tun, um ihr zu helfen?

Ihr Blick glitt zu den Fenstern hinaus in die Dunkelheit, wo die magischen Steine den Weg beleuchteten. Einladend lag er da, mit den Blumen an den Seiten. Beinahe blieb sie stehen, ging jedoch weiter. Schweigend gingen sie zum Schlafzimmer zurück, wo sich die Dämonin sofort ins Bett legte, ohne sich umzuziehen. Jedoch breitete sie ihre Arme leicht aus, damit er kommen konnte, falls er es wollte.

Aaron folgte ihr ins Bett und begann ihren Hals zu küssen. Dabei zog er sie in die Arme und legte die Flügel um sie.

"Bitte nicht ... ich ... kann nicht", bat sie leise. Sonst genoss sie es, seine Lippen dort zu spüren. So gern sie es auch mochte, wenn er das tat. Nur fühlte es sich nicht mehr richtig an.

Sie hatte Angst, dass die Bilder von der Szene wieder so heftig über sie hereinbrachen und sie sich deswegen schmutzig fühlte, weil sie es genoss.

"Es ist alles in Ordnung", sagte er sanft. "Ich erwarte nichts von dir, nur dass du es genießt."

Ihre Hand griff in das Laken und sie schloss die Augen. Er meinte es nur gut. Vielleicht half es ihr, sich mehr zu beruhigen.

Aaron begann sie nicht nur zu küssen, sondern auch an ihr zu saugen. Dabei ließ er ganz leicht den goldenen Staub über sie rieseln.

Sofort spürte Saori die Veränderung in ihr. Ob es gut war oder nicht, konnte sie nicht genau sagen. Doch Aarons Berührungen wurden intensiver. Nur deshalb wusste sie, dass er Staub benutzte. War es davor schon intensiv gewesen, aber dadurch war es noch mehr.

Es erinnerte sie an das erste Mal, als er ihn beim Tanzen in der Nacht eingesetzt hatte. Wie es überall gekribbelt hatte. Auch jetzt kribbelte es überall in ihr. Vor allem dort, wo seine Lippen sie gerade bearbeiteten.

„Ihr wollt ... mich verführen ...", brachte sie keuchend und mit einem Schaudern heraus. Warum nur tat er das?

"Soll ich aufhören?", fragte er sanft und hauchte damit gegen ihre Haut, die durch seine Zunge noch immer feucht war.

Sie wollte schon ja sagen, doch es blieb ihr im Hals stecken, als das Stöhnen sich einfach vordrängelte.

Warum konnte Aaron nicht verstehen, dass es sich für sie plötzlich schmutzig anfühlte, intim zu werden? Nachdem jemand anderes Aaron so ... angefasst hatte.

Der Engel nahm das Stöhnen als Zusage, dass er weiter machen dürfte und ließ seine Lippen nun über ihr Schlüsselbein wandern, um sie dort mit Küssen zu verwöhnen.

Obwohl sie erregt war, fühlte sie sich unwohl. So wie am Anfang, als es sich falsch angefühlt hatte, dass ein Engel das mit einem Dämonen machte.

Ganz leise klopfte die Stimme im Hinterkopf an, um ihr klar zu machen, dass sie es nicht nicht mehr konnte.

„Nicht ... bitte ...", brachte sie mit einer Mischung aus Stammeln und Stöhnen hervor und stemmte ihre zarte Hand gegen ihn. Angst kroch in ihr auf. Was, wenn er nicht aufhörte? Genau wie Tabitha? Sondern sich einfach das nahm, was er wollte? Aaron manipulierte die Dämonin mit seinem Staub. Der Grund war für sie nicht ersichtlich.

Als sie ihn von sich drückte, ließ er es geschehen und zog sie dann wieder in seine Arme. Er wollte sie nicht gegen ihren Willen nehmen. Seine Absicht war es gewesen, sie auf andere Gedanken zu bringen.

Zitternd vor Angst, aber auch Erregung lag sie nun in seinen Armen. Ihre hatte sie schützend vor sich gehalten und machte sich so klein wie möglich.

Es war nett gewesen, dass er versucht hatte, sie abzulenken. Doch das hatte alles nur wieder hochgebracht. „Schlafen ... nur noch schlafen ... und vergessen ...", murmelte sie nur. Saori wollte der Realität entfliehen und alles vergessen, was passiert war.

"Willst du wirklich davor fliehen?", fragte er sanft.

Vorsichtig nickte sie. Ihr fehlte die Kraft, sich noch weiter damit auseinanderzusetzen. Der Tag hatte an ihren Kräften gezerrt. Dass alles verändert war, konnte sie nicht mehr leugnen.

Sie hatte tatsächlich Angst, sich Aaron noch einmal hinzugeben. Egal, wie sehr sie versuche, die Bilder zu verdrängen, sie kamen ständig in Verbindung dazu hoch.

Aaron nickte und ließ sie mit ihren blauen Staub berieseln, damit sie schlafen konnte. In ihm kam die Idee auf, ihre Erinnerungen zu manipulieren. Doch das würde er nicht tun.

Saori würde lernen müssen, sich mit schlechten Dingen auseinanderzusetzen und diese für etwas positives einsetzen. Viele negative Erinnerungen hatten sie verändert. Einige hatte sie dank Aarons Hilfe bezwingen können und war dadurch aufgetaut. Andere würde ihr Leben lang bleiben.

Erleichtert seufzte Saori noch, als sie die schwere Müdigkeit spürte, die über sie hereinbrach. „Danke ...", flüsterte sie noch, bevor sie verstummte.

Aaron ließ sie schlafen und blickte hinaus in die Dunkelheit. Morgen würde er sie nicht so einfach davonkommen lassen. Er würde mit ihr zum Markt fliegen. Sie würden nicht landen, doch er wollte ihre ersten Reaktionen dazu.

Glücklich würde sie wohl nicht darüber sein. Doch auf andere Gedanken zu kommen, war erst einmal wichtig. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass Aaron etwas geplant hatte.

Ruhig atmend schlief Saori, wobei sie oft schlecht träumte und sich im Schlaf bewegte. Goldener Staub zierten ihre blasse Haut und glitzerten auf den schwarzen, samtigen Flügeln, die eng an ihren Körper gepresst waren.

Die Nacht schritt voran und ließ die Sterne am Himmel wandern, bis der Morgen wohl bald anbrechen würde.

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