Kapitel 23

Kapitel 23

Misstrauisch beäugte sie die weißen Körner, die mit Gemüse gemischt waren und konnte sich nicht vorstellen, was genau das sein sollte.

"Reispfanne", erklärte Aaron ihr mit einem Schmunzeln. Da sie gestern so viel geschlafen hatte, waren die Zutaten angekommen und er hatte Zephyr gebeten zu kochen und es im Tanzsaal bereitzustellen.

"Und was ist da alles drin?", fragte sie noch misstrauischer. Bei Essen, die sie nicht eindeutig identifizieren konnte, war sie sehr vorsichtig. Vor allem, wenn man nicht genau erkennen konnte, was alles enthalten war.

"Kein Fleisch", versicherte Aaron und nahm einen Löffeln, um etwas auf den Teller zu legen. "Reis, Gemüse und Käse", erklärte er ihr und schob es auseinander, damit sie es sehen konnte.

"In Ordnung", sagte Saori und nahm den anderen Löffel, um zu probieren. Da es nicht mehr dampfte, war es kalt und sie würde sich nicht verbrennen. Aber was war überhaupt Reis? Bevor sie den Löffel in den Mund schob, hielt sie inne, um genau das zu fragen.

"Eine Pflanze", erklärte Aaron ihr, der nicht so genau wusste, wie er das beschreiben sollte.

Schulterzuckend probierte sie das neue Gericht und verzog nach einigem Kauen das Gesicht. Die Konsistenz fühlte sich wirklich gewöhnungsbedürftig an. Es schmeckte nicht schlecht, aber die Reiskörner gaben ihr das Gefühl, einen Sack Flöhe im Mund zu haben.

"Es schmeckt dir nicht?", fragte Aaron und aß selbst einen Löffel.

"Der Geschmack ist gut, nur ...", begann sie und schüttelte den Kopf, bevor sie weitersprach, "die Konsistenz ist nicht wirklich etwas, was ich mag. Es erinnert mich an Lebewesen. Entschuldigung", murmelte sie verlegen und schob den Teller von sich.

Es war nicht richtig, das Essen abzulehnen. Aber einen weiteren Löffel konnte sie nicht zu sich nehmen.

Aaron nickte lediglich. "Danke, dass du es trotzdem probiert hast", sagte er und küsste ihre Wange. Es war in Ordnung, wenn es nichts für sie war.

"Ich hole mir etwas anderes", sagte sie leise und stand auf. Ein schlechtes Gefühl verspürte sie, weil sie das Essen abgelehnt hatte. Das war, als würde man seine Freundlichkeit zurückweisen. Genauso, wie sie es anfangs getan hatte.

Aaron erhob sich ebenfalls. "Komm, wir gehen in die Küche", sagte er, weil er wusste, dass dort noch Gemüse und Frischkäse war.

"Ihr könnt hier warten. Ich gehe und hole etwas", sagte sie schnell. Schließlich wollten sie danach noch tanzen und hier war es auch gemütlich zu essen. Saori würde nicht lange weg sein.

"Na gut", meinte Aaron und setzte sich wieder. Wenn sie es so wollte.

Saori nickte ihm zu und war kurz darauf verschwunden. Stille breitete sich im Tanzsaal aus, nachdem ihre Schritte verklungen waren. Sie wirkte nicht mehr ganz wie sie selbst, obwohl sie genau das versuchte. Etwas war anders, was nicht zu beschreiben war.

War sie durch den Vorfall über sich hinausgewachsen oder war sie wieder dabei, in sich zu kehren?

Nach fünf Minuten kam die kleine Dämonin mit einem Teller zurück, auf dem Frischkäse und auch Gurke lagen. Aber auch ein kleines Stück Karotte, welches sie klein geschnitten hatte.

Lächelnd setzte sie sich auf die Couch und stellte den Teller ab.

Aaron breitete seine Flügel aus und öffnete einladend die Arme. "Komm her, mein Schatz", bat er sie.

Lächelnd kam sie ein Stück zu ihm gerutscht, nahm aber gleichzeitig ein Stück Gemüse mit Frischkäse auf, um es in den Mund zu stecken. Erst dann ließ sie das letzte Stück, was sie von Aaron trennte, hinter sich.

Dieser zog sie sanft an sich. "Möchtest du darüber reden, was dich bedrückt?", fragte er sanft, weil er das Gefühl hatte, dass etwas nicht stimmte.

"Es gibt nichts", nuschelte Saori mit vollem Mund. Vermutlich hatte sie ihn extra voll gemacht, um nicht reden zu müssen. Ganz sicher war man sich bei ihr nie.

Ihre Hand streckte sich erneut nach dem Gemüse aus, welches sie gleich darauf in den Mund schob, sodass die Backen noch dicker wurden, weil sie davor nicht ganz runtergeschluckt hatte.

"Und das soll ich dir jetzt glauben, weil?", fragte er und klang ein wenig neckend. Er wollte sie nicht drängen, war aber besorgt.

Schulterzuckend griff sie nach dem Glas, um zu trinken. Es gab Dinge, über die sie nicht reden wollte. Weder jetzt noch in Zukunft. Der Schluck Wasser ließ ihren Mund noch voller werden. Würde sie jetzt den Mund öffnen, würde wohl eine Mischung aus Essen und Wasser hervorkommen.

Aaron seufzte und streichelte ihren Arm. "Ich mache mir nur Sorgen", gestand er, drängte sie aber nicht weiter. Wenn sie nicht darüber sprechen wollte, war das für ihn in Ordnung.

Ein undeutliches Geräusch war von ihr zu hören, als sie endlich hinuntergeschluckt hatte. "Ist nicht so wichtig. Wir können weitertanzen", bemerkte Saori und trank noch einen Schluck, bevor sie sich sanft aus seinen Armen entwand, um aufzustehen.

Aaron senkte den Blick und erhob sich. "Gut, ich vertraue darauf, dass du zu mir kommst, wenn es wichtig ist. Ich möchte nur, dass es dir gut geht", sagte er sanft und folgte ihr, damit sie wieder tanzen konnten.

Mehrmals widerholten sie den Tanz, ohne dass Saori unterbrechen wollte. Konzentriert versuchte sie, die Schritte korrekt auszuführen.

"Lass dich fallen und genieße es", bat Aaron sie leise, weil er das Gefühl hatte, dass sie sich selbst wieder unter Druck setzte, der gar nicht nötig war.

Ein Nicken und ein Lächeln erfolgte. Im Gegensatz zu den anfänglichen Tanzversuchen war sie viel besser geworden. Zwar noch lange nichts perfekt, doch es würde besser werden, wenn sie von nun an jeden Tag wieder tanzten. Zumindest hoffte Saori das. Ihre Gedanken lagen jedoch nicht ganz bei dem, was sie tat.

Aaron spürte das, doch er drängte sie nicht. Stattdessen führte er sie und ließ zu, dass sie ihren Gedanken nachhängen konnte, ohne dass sie fiel.

Nach mehreren Malen machte sie eine bittende Handbewegung, sich ein bisschen ausruhen zu können. Zweimal hatte sie sogar die Drehung geschafft, ohne sich zu verhaspeln. Damit war sie schon zufrieden. Zielstrebig lief sie auf das gemütliche Sofa zu, um sich zu setzen und erst einmal zu trinken.

Aaron folgte ihr schlendernd und ließ sich neben sie nieder. "Wo bist du mit deinen Gedanken?", fragte er sie leise und küsste ihre Haare.

"Hm?", fragte sie erstaunt und sah ihn an. Ihr war es nicht aufgefallen, dass sie wohl an etwas anderes gedacht hatte. "Beim tanzen?", fragte sie deshalb unsicher.

"Ja und auch jetzt", sagte er sanft und zog sie sich kurzer Hand auf den Schoß, wo er sie am Nacken küsste.

Ein Schauer rann ihren Körper hinab. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus und sie lächelte leicht. "Nein, ich meinte sie waren beim tanzen", korrigierte sich die Dämonin.

"Bist du dir sicher?", fragte er. "Ich habe das Gefühl etwas bedrückt dich."

Erst nach einem Schluck Wasser nickte sie langsam. "Wollt Ihr noch eine Runde tanzen oder spazieren gehen?", wollte sie stattdessen wissen.

"Das was du möchtest", ließ er ihr offen.

"Tanzen", entschied sie kurzerhand, blieb aber noch sitzen, um noch mehr zu trinken. Richtig durstig fühlte sie sich an. Aber sie nahm auch das restliche Gemüse in den Mund, weil sie nicht wollte, dass es verdarb.

Aaron hielt sie dabei und küsste sanft ihren Nacken.

Er spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Und dass sie nicht darüber reden wollte. Weshalb nur? War es ihr peinlich? Oder war es etwas, das an ihr nagte?

So genau konnte Aaron das nicht sagen. Saori war verschlossen und hatte lange gebraucht, sich ihm in vielen Dingen anzuvertrauen. Doch nun schien es, als haderte sie wieder mit sich selbst.

In aller Ruhe aß sie, bevor sie ihm beinahe entschuldigend ein Lächeln zuwarf. "Lasst uns weiterüben. Es gibt noch viele Probleme, die ich zu korrigieren habe."

"Mein Schatz", sagte er sanft. "Ich weiß nicht, was dich bedrückt, aber manchmal hilft es mit jemanden darüber zu sprechen. Auch wenn es nicht ich bin", sagte er sanft und ließ zu, dass sie aufstehen konnte.

"Ich möchte einfach nicht darüber sprechen, entschuldigt bitte", meinte sie verlegen, als sie aufstand. Noch einmal griff sie nach dem Wasser. Ihr Gesichtsausdruck wirkte wirklich entschuldigend, aber auch traurig zugleich.

"Ich möchte nur, dass du dich besser fühlst", meinte er sanft.

"Niemand kann dabei helfen. Also möchte ich auch keine Zeit damit verschwenden", erwiderte sie und zog ihn einfach an der Hand nach oben.

"Es ist keine Zeitverschwendung", beharrte er. "Solange es dir irgendwie hilft."

"Dann müsste sich sehr viel ändern", meinte sie schulterzuckend, schien aber nicht weiter darauf eingehen zu wollen. Ihr war klar, was Aaron dazu sagen würde. Worte, die er oft gesagt hatte und ihr trotzdem nicht helfen konnten, Unsicherheiten und Angst abzulegen.

"Ich weiß, dass du glaubst, dass sich nichts ändern wird, aber vielleicht ja doch", meinte er und legte seine Hände an ihren Körper, damit sie tanzen konnten.

Nein, daran glaubte sie nicht mehr. Die Vorfälle hatten ihr klar gemacht, was sie war. Darüber wollte sie jedoch jetzt nicht nachdenken, sondern sich auf den Tanz konzentrieren.

Sobald die Musik ertönte, begann sie wieder, sich zusammen zu bewegen. Krampfhaft versuchte Saori plötzlich, ihren Körper so zu bewegen, wie es sollte. Nichts von den eleganten Bewegungen waren mehr zu spüren. 

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