Kapitel 18

Kapitel 18

Erholsam war die Nacht für die Dämonin nicht gerade gewesen. Ständige Albträume hatten sie geplagt und sie fühlte sich noch erschöpfter als am Vorabend. Obwohl sie das Gefühl hatte, dass Aaron versucht hatte, ihre Träume angenehmer werden zu lassen.

Selbst jetzt, als sie langsam wach wurde, verspürte sie nicht die geringste Lust, ihren Kopf zu heben und die Morgenstrahlen der Sonne zu begrüßen. Sogar der Gesang der Vögel war nicht das, was sie gerade hören wollte. Dazu schmerzte ihr Kopf einfach zu sehr. Leise stöhnend rieb sie sich den Kopf, als der hämmernde Schmerz gegen ihre Schläfen drückte.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Aaron leise und besorgt. Er hielt sie im Arm und streichelte sie sanft.

Seine Berührungen hatte sie in dem Moment gefühlt, als sie aufgewacht war. Die warmen Finger des Engels glitten über die kühle Haut der Dämonin. Manchmal so hauchzart wie ein Wind. „Kopfschmerzen", murmelte Saori leise, die sich benommen aufrichtete.

"Soll ich Ikaia fragen, ob er etwas für dich hat?", fragte er sanft und leise.

„Nein, ich möchte nur erholsam schlafen", lehnte sie das Angebot ab. Punkte tanzten vor ihren Augen. Im ersten Moment lächelte sie sogar, weil sie so farbenfroh aussahen, als würden sie die Dämonin glücklich machen wollen. Jedoch nur solange, bis der Hammer in ihrem Kopf wieder zuschlug.

Aaron nickte, löste sich kurz von ihr und holte ein Glas Wasser. "Trink einen Schluck, das hilft oft", sagte er sanft und verschwieg ihr, dass er seinen Staub untergemischt hatte. Wenn sie schlafen wollte, dann würde er das akzeptieren.

Dankbar nickte sie und spürte schon beim Trinken, dass diese schwere Müdigkeit wieder einsetzte. Sie sah auch nicht den Unterschied zum klaren Wasser, da sie ihre Augen geschlossen hielt. Das Glas war noch nicht einmal geleert, als es ihr aus der Hand fiel und ihr Kopf auf die Brust fiel.

Der Staub half ihr wirklich, endlich erholsam schlafen zu können.

Aaron gelang es das Glas zu fangen, ohne das etwas verschüttet wurde. Aber nur, weil er damit gerechnet hatte.

Sanft küsste er ihre Stirn und erhob sich. Er würde sich mit Ikaia unterhalten.

Sie würde wohl einige Zeit schlafen, was ihr vielleicht am besten helfen würde.

Der Arzt saß in der Küche und aß eine Kleinigkeit, während er Dokumente durchsah und schrieb. Die halbe Nacht war er dagelegen und hatte nicht schlafen können. Die Geschehnisse waren verwirrend, aber auch irgendwie neugierig gewesen.

Aaron klopfte an die Tür, damit sich Ikaia nicht erschreckte. "Guten Morgen", sagte er und setzte sich zu ihm.

Überrascht hob er den Kopf und nickte ihm dann zu. „Guten Morgen Meister Aaron", grüßte er ihm zu. Dass er allein gekommen war, verwunderte ihn. „Ist alles in Ordnung?", fragte er den Engel.

"Saori hat Kopfschmerzen und möchte noch etwas schlafen", informierte er den Arzt. Er hielt es für die Folgen des Stresses.

Der Arzt nippte an seinem Kaffee und nickte. „Die Arme", meinte er mitfühlend. „Und wie geht es Euch?", erkundigte Ikaia sich bei Aaron.

"Mir geht es ausgezeichnet", sagte der Engel recht ruhig und lehnte sich zurück an die Lehne des Stuhls.

Eingehend musterte er den Engel und sah ihn mit schiefem Kopf an. „Aber? Euch liegt etwas auf dem Herzen, nicht wahr?", fragte er direkt.

"Ich mache mir Sorgen um Saori", gestand er und fuhr sich durch die Haare. "Sie ist kräftiger geworden und hat zugenommen, aber trotzdem macht mir ihr geistiger Zustand Sorgen."

Mit seinem Stift trommelte er leise auf dem Tisch, solange der Engel gesprochen hatte. „Könnt Ihr das bitte näher erklären?", bat er Aaron und lehnte sich ebenfalls zurück. „Dass sie durch die Vorfälle verwirrt und schreckhaft ist, lässt sich nicht abstreiten."

"Sie hat als Kind schreckliches erlebt", meinte er langsam und nachdenklich. "Sie hat nur Bruchstücke erzählt, aber bei den Dämonen ist es ... grausam."

Bitter lachte Ikaia auf. Als Arzt hatte er genug Erfahrungen damit gemacht, wie brutal die Dämonen in den Kerkern waren. Kein Tag verging, wo er dort jemanden behandeln musste. Widerspenstig und angriffslustig waren sie und hatten schon etliche Mitarbeiter, aber auch die anderen Sklaven verletzt.

„Weiter", forderte Ikaia den Engel auf. Einem Dämonen machten solche Zustände normalerweise nichts aus. Rochen sie einmal Blut, verwandelten sie sich gerne in blutrünstige Monster, die alles niedermähten, was sich ihnen in den Weg stellte.

Aber wie war das bei Saori?

"Schon Kleinigkeiten sorgen dafür, dass sie sich an die Vergangenheit erinnert und Panikattacken bekommt", erklärte er besorgt.

„Also traumatische Ereignisse", vermutete Ikaia, der begonnen hatte, nachdenklich mit dem Stift gegen sein Kinn zu tippen. Sehr viel würden sie wohl nicht dagegen tun können.

Half es ihr vielleicht, darüber zu reden? Oder verschloss sie sich noch mehr? Das wollte er nun von Aaron wissen. Aber auch, um was für genaue Ereignisse es sich handelte. Es gab viele traumatische Erlebnisse im Leben. So wie Aaron seine Familie verloren hatte.

"Ich glaube ihre Familie hat sie gefoltert, weil sie nicht töten wollte", seufzte er leise und erhob sich, um sich einen Tee zu machen.

„Hm?", kam es überrascht von Ikaia. Wer würde das einem Kind antun? Noch so jemand, der so unschuldig wie Saori war. „Wisst Ihr, wie weit sie dabei gegangen sind?"

"Nein und ich möchte nicht fragen, weil ich nicht weiß, was das mit Saori machen würde", gestand Aaron. "Aber die Verletzung an ihrem Finger ist die Schuld ihrer Familie."

„Sie haben ihr den Finger abgeschnitten?", kam die fassungslose Frage aus dem Mund des Arztes. Was hatte sie wohl angestellt, dass ihre Familie so grausam mit ihr umgegangen waren? Und wer würde so etwas tun?

So langsam ergab sich ein Bild für ihn, was ihm deutlich sagte, dass Aaron sie vermutlich aus der Hölle geholt hatte.

Der Engel nickte. "Sie war auch so abgemagert, weil sie wohl schlechte Erfahrung mit Fleisch gemacht hat. Zudem wollte sie möglichst unansehnlich sein, damit kein Dämon sie haben will."

Nur langsam und beherrscht ließ Ikaia die Luft aus seinem Mund entweichen. „Also ist es die Schuld ihrer Familie, dass sie so ein gestörtes Essverhalten hat", stellte er fest.

Warum sie allerdings unansehnlich sein wollte, konnte er nicht nachvollziehen. Sie war in ihrer eigenen Art sehr hübsch.

Aaron nickte. "Ja. Es nimmt sie alles sehr mit."

Nachdenklich wiegte Ikaia mit seinem Kopf hin und her, ließ seinen Blick nach draußen auf den Garten gleiten, bevor er Aaron wieder ansah. „Das ist sehr schlecht", bestätigte er leise. „Soweit ich jedoch weiß, hilft es, über die Probleme und Dinge zu reden, anstatt sie in sich zu halten. Auch, warum sie sie so reagiert und warum kein Dämon sie haben sollte."

"Sie hatte Angst vor ihnen", meinte Aaron. "Über einige Dinge haben wir gesprochen, doch ich warte, bis sie von sich aus kommt. Ich möchte sie nicht drängen."

„Es gibt keinen, der nicht Angst vor der Akilah Familie hat", bemerkte er trocken. Sie waren gefürchtet, selbst unter den Dämonen, da sie nicht zögerten, selbst diese zu vernichten und zu versklaven.

„Entschuldigt die Frage ... ich weiß, sie ist sehr ... persönlich", begann er stammelnd und räusperte sich. „Habt Ihr gesehen, ob sie noch andere, körperliche Wunden davon getragen hat?"

Aaron überlegte kurz. "Nein, an sich sieht sie normal aus", meinte er nachdenklich und schüttelte den Kopf.

„Dann sind wohl die seelischen Wunden am Schlimmsten", vermutete Ikaia und seufzte. Er hatte viel in seinem Leben als Heiler erlebt, aber niemals so einen Fall, wo selbst er ratlos war.

Aaron nickte. "Mir wären körperliche Wunden lieber", gestand er. "Dort kann man sie heilen."

Also war er überfordert. Was nachvollziehbar war. Wie konnte man ein zurückgezogenes, verängstigtes Kind aus seinem Schneckenhaus holen?

"Ich erwarte keine Wunder", gestand der Engel leise. "Ich weiß, dass es viel Arbeit wird, ich hoffe nur, dass wir irgendwie Fortschritte machen."

Die Hand des Heiler reichte über den Tisch und legte sich auf Aarons Arm. „Ich bin mir sicher, dass nur Ihr derjenige seid, der irgendwelche Fortschritte mit ihr erzielen kann. Sie ist unsicher über viele Dinge und weiß nicht, wie man sie handhaben muss", begann er zu sprechen. „Aber Ihr habt bis jetzt schon enorme Fortschritte erzielt. Mehr, als es irgendwer hätte tun können."

Aaron seufzte. "Ich hoffe du hast recht", murmelte er und seufzte erneut, bevor er an den Tee nippte, den er sich gemacht hatte. "Nur habe ich das Gefühl es kommt immer wieder irgendwer, um diese Dinge kaputt zu machen."

„So ungern ich es zugebe, aber es wird nicht zu verhindern sein, dass es Rückschläge gibt. Was genau hat jetzt zu einen Rückschlag geführt?", wollte er wissen, nahm seine Hand von Aarons Arm und nahm seinen Kaffee in die Hand.

"Tabitha", seufzte er leise.

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