Kapitel 12
Kapitel 12
"Dass ich sie nicht töten werde", sagte er sanft.
„Was heißt zur Rechenschaft ziehen?", fragte sie genauer. Die Furcht nahm selbst jetzt nicht ab. Sie fühlte sich wirklich schlecht, dass sie Tabitha sogar angegriffen hatte. Das erinnerte sie an ihren Traum.
"Ich weiß es noch nicht", gestand Aaron. "Aber sie wird die nächsten Tage erst einmal in ihrem Zimmer bleiben."
Hoffentlich war es nichts schlimmes. „Bitte ... lasst mich schlafen", bat sie eindringlich. Sie hielt die vielen Gefühle und Schmerzen, die in ihr tobten nicht mehr aus.
Aaron hielt sie fest an sich gedrückt und tat ihr den Gefallen. Sein Staub breitete sich über sie aus und beruhigte sie.
Endlich spürte sie den Zustand, den sie sich gewünscht hatte. Müdigkeit breitete sich in ihr aus und das sanfte Wiegen von Aaron ließen sie schneller einschlafen. Nur wenige Sekunden, nachdem Aaron seinen Staub auf sie hatte rieseln lassen, war sie in einen unruhigen Schlaf gefallen. Selbst in den Träumen wurde sie von dem Geschehenen verfolgt.
Aaron nutzte die Gelegenheit und streute ganz vorsichtig den goldenen Staub auf sie, bevor er landete. Er musste seine Fäden nutzen, um ihre Flügel zu halten, denn sonst würden diese beim Fliegen und laufen stören.
Zu allem Überfluss kam ihnen Raffael, der soeben seinen Rundgang beendet hatte, auf sie zu. Er hatte Aarons Aura gespürt, wie sie näher gekommen war. Stirnrunzelnd beobachtete er die Situation, aus der er nicht schlau wurde.
"Ich war gerade auf meiner Hauptinsel", informierte er Raffael. "Tabitha fällt eine Weile aus. Sie hat Hausarrest", erklärte er ihm mit ruhiger Stimme.
Wären die langen, blonden Haare des Engels offen gewesen, wären seine Augenbrauen wohl darunter verschwunden.
„In Ordnung", nickte Raffael. Es stand ihm nicht zu, weiter zu fragen. „Braucht Ihr Hilfe? Sie sieht leicht ... verbrannt aus", bemerkte er mit einem Blick auf die Dämonin.
"Ikaia kommt, sobald er sich um Tabitha gekümmert hat", bemerkte Aaron, der Saori selbst ein paar kühle Tücher umlegen würde, sobald er sie ins Bett gelegt hatte.
„Solltet Ihr Hilfe brauchen: Ich habe erste Hilfe gelernt. Jeder im Königshaus muss das können", erklärte er ihm, ohne ihn jedoch zu drängen. Das Angebot stand, ob er es nutzte oder nicht, war Aarons Sache.
"Danke für das Angebot, aber ich mache mir Sorgen, dass sie eine Panikattacke bekommt", gestand er ehrlich.
„In Ordnung", nickte Raffael und meinte, er würde zurückfliegen. Die neuen Beobachtungen und Erkundungen wollte er gerne auf Papier festhalten.
Aaron gab ihm seine Erlaubnis und kurz darauf meldete sich Ikaia, dass er sich auf den Weg machte. Er hatte Tabitha mit einer Spritze ruhigstellen müssen, doch ansonsten und bis auf ein paar oberflächliche Hautirritationen ging es ihr gut.
Bevor Raffael jedoch abhob, kündigte er bereits an, dass er in den nächsten Tagen wieder kommen würde. Die Zahlen sollten stimmen und er wollte sichergehen, dass alles einen geregelten Gang hatte.
Aaron nickte, bevor er sich in Richtung seines Schlafzimmers begab.
Gleich darauf erhob sich der Verwalter in die Lüfte und ließ die Residenz hinter sich.
Saori hing wie eine leblose Puppe in Aarons Armen und bekam überhaupt nichts mit.
Das störte Aaron sehr, doch als er das Zimmer betrat, wollte er direkt aufs Bett zugehen. Blieb jedoch stehen, als er darauf etwas Rosafarbenes bemerkte.
Auf dem Bett ausgebreitet lag ein Stück Stoff, welches ihn abends hätte überraschen sollen. Mals Spezialanfertigung, welches ein wenig dem von Tabitha ähnelte. Nur, dass es rosa war, die Brüste wirklich frei ließ und mehr Blumen als Verzierungen aufwies. Dort, wo das Höschen von Tabitha gewesen war, befanden sich nur rosafarbene Bänder.
Aaron senkte die Lider und wenn er sich vorstellte, dass Saori es trug, wurde ihm heiß.
Verstand Tabitha diesen Unterschied nicht? Bei ihr regte sich nichts bei ihm. Wirklich gar nichts.
Aaron legte Saori sanft auf das Bett und faltete dann das Kleidungsstück zusammen, um es in den Kleiderschrank zu legen.
Sie würde wahrscheinlich enttäuscht sein, dass er es davor gesehen hatte. Somit war die Überraschung nichts geworden. Es war Zufall gewesen, dass Saori es an diesem Abend vielleicht einweihen wollte.
Er freute sich schon sehr drauf und hoffte, dass sie es irgendwann tragen würde. Daher würde er auch so tun, als hätte er nichts gesehen.
Sanft fuhr er Saori über die Stirn und legte sich dann zu ihr. Es beruhigte auch ihn.
Ob sie es allerdings noch tragen würde, war ungewiss. Vielleicht hatte der Anblick von Tabitha in so einem Teil verstört und eventuell die Zuversicht darin genommen, darin gut auszusehen. Dass Tabitha sehr hübsch darin ausgesehen hatte, war ihr aufgefallen. Es war kein Wettbewerb zwischen ihnen, dennoch würde sie ihre Einstellung dazu eventuell ändern.
Obwohl Aaron seinen goldenen Staub eingesetzt hatte, waren ihre Träume nicht sehr angenehm. Der Staub hatte sie lediglich gelindert.
Die roten Flecke auf Saoris blasser Haut wurden dunkler und verfärbten sich dabei leicht. Ob sie wohl schädlich waren?
Aaron wartete geduldig, bis Ikaia das Zimmer betrat, damit dieser sich die Flecken ansehen konnte.
Nur wenig später erreichte der Arzt endlich die Residenz und durchquerte die Flure mit eiligen Schritten, als er endlich das Schlafzimmer erreichte und die Tür nicht gerade vorsichtig aufriss.
Aaron schreckte auf und starrte den Heiler an, bevor er leicht seufzte. "Komm herein", bat er ihn.
„Tut mir leid, Euch erschreckt zu haben", keuchte Ikaia entschuldigend.
Hastig erreichte er das Bett, in dem beide lagen und sah sich die Situation an. „Kurze Erklärung? Seid Ihr verletzt?", fragte er. Dass Saori nicht ansprechbar war, sah er deutlich.
"Nein, mir ist nichts passiert", meinte Aaron und fuhr sich durch die Haare. "Mir war nur kurzzeitig sehr kalt und sehr warm, aber Engel vertragen sowas", bemerkte er und deutete dann auf Saori. "Aber sie hat sich wohl selbst verbrannt."
Trotzdem wollte er Aaron zuerst untersuchen. Er war der Meister und es war sehr wichtig, dass er gesund war. Aaron konnte sich sogar erkälten.
„Wie hat sie das geschafft? Heißes Wasser verschüttet?", lautete die Frage. Durch die Hitze und das Wasser, welches von der Decke des Massageraumes getropft war, hatten sich solche Verbrennungen gebildet.
"Nein", seufzte Aaron und wusste nicht genau, wie er es erklären sollte. "Sie hat ... Tabitha aufgetaut", sagte er, weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte.
Dass er nicht darüber sprechen wollte, war Ikaia sofort klar. Wieso und weshalb ging ihn nichts an, außer den Teil, warum Saori verletzt war. Tabitha hatte nicht darüber gesprochen, deshalb wusste er nicht, was genau vorgefallen war.
"Jedenfalls wurde es sehr warm und das hat es wohl ausgelöst", bemerkte er und legte Saori so, dass Ikaia sie besser sehen und untersuchen konnte.
Vorsichtig untersuchte Ikaia die Dämonin. Gründlich sah er sich die Verbrennungen an. Dabei fiel ihm auf, dass ihr einige Federn fehlten. „Sie wird wohl solange Schwierigkeiten haben, zu fliegen. Selbst ein paar fehlende Federn können bei ihr ein Ungleichgewicht ausmachen", erklärte Ikaia dem Engel. Das konnte zu ungewollten Abstürzen führen.
Der Arzt stand auf und bereitete kühlende Tücher und Verbände vor. Die Verbrennungen würden mit Sicherheit anfangen zu jucken, wenn sie heilten. Deswegen würde er ihr auch eine schmerzlindernde und heilende Creme auftragen. Zuerst mussten die Stellen jedoch gekühlt werden. „Würdet Ihr bitte behilflich sein?"
Aaron nickte und erhob sich, um ihn zu helfen. Es war besser, wenn Saori erst einmal nicht flog.
Gekonnt legte er kühlende Verbände um, die dafür sorgen würden, dass die roten Stellen weniger wurden. Es würde vielleicht ein oder zwei Wochen dauern, bis sie weitestgehend abgeklungen waren. Mit Aarons Hilfe ging es recht schnell, sodass er Saori wieder in die weichen Kissen zurücklegen konnte.
Schweigend hatten sie gearbeitet, da Ikaia nicht unbedingt fragen wollte, was genau passiert war. Als er jedoch fertig war, sah er Aaron an. „Wie ist Saori überhaupt zur Hauptinsel gekommen? Wollt Ihr wirklich nicht, dass ich Euch untersuche, um sicherzugehen, dass Euch nichts fehlt?"
"Sie ist geflogen", meinte Aaron seufzten und nickte dann. Damit Ikaia Ruhe gab, würde er sich untersuchen lassen, auch wenn er sich nicht schlecht fühlte.
Ein leiser Pfiff entwich Ikaia. In diesem war Erstaunen und Anerkennung zu hören. Er hatte nicht gedacht, dass sie die Strecke so schnell schaffen würde.
Gründlich untersuchte er Aaron und konnte nichts finden. Das beruhigte ihn. Falls es ihm jedoch schlechter gehen sollte, war es wichtig, sich zu melden. „Die Verbände sollten einige Zeit bleiben, bevor die Creme aufgetragen wird. Ihr Körper ist viel zu heiss. Kann sogar ein Hitzschlag gewesen sein", mutmaßte er nachdenklich.
"Ist es sinnvoll das Zimmer herunterzukühlen oder wäre das nicht ratsam?", fragte Aaron. Ihm machte Kälte nichts aus und solange es Saori helfen würde, würde er es in Kauf nehmen.
„Vorsichtig ist in Ordnung, damit es nicht zu schnell geht. Es würde ihr sonst nur schaden", erklärte Ikaia ihm.
Aaron nickte. "In Ordnung, also langsam runterkühlen?"
Der Arzt nickte. „Ein Grad etwa alle halbe bis ganze Stunde. Je nachdem, wie ihr Körper reagiert", gab er die Anweisung. Und nicht weiter runter als zehn Grad. Auch wenn sie es gerne viel kälter mochte. Bei Verbrennungen und Hitzschlag war doppelte Vorsicht geboten.
"In Ordnung", nickte Aaron zustimmend. Er wollte Saori nicht noch schaden, weshalb er sich genau an die Anweisungen des Heilers halten würde.
„Ich werde in Eurer Nähe bleiben, falls etwas ist. Die Umschläge möchte ich in einigen Stunden wechseln", meinte Ikaia, während er seine Tasche zusammen räumte.
"Möchtest du dich im Gästezimmer einquartieren?", fragte Aaron und fuhr Saori sanft durch die Haare.
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