Kapitel 11

Kapitel 11

„Und ich darf dir nichts Gutes tun? Ich weiß, dass du nicht für mich empfindest, aber ein bisschen Spaß können wir trotzdem haben", murmelte Tabitha, die plötzlich kleinlaut wirkte.

Saori hingegen starrte auf die Schwarzhaarige und hörte weder Aarons Worte noch fühlte sie sein Streicheln. Es war egal, was hier passiert war. Durch ihre Unachtsamkeit würde es schwerwiegende Konsequenzen haben. Sie war sich sicher, dass man ihre Kraft gespürt hatte, auch wenn sie nicht einmal annähernd so stark wie der Rest ihrer Familie war.

Ihre Hand suchte nach einem Halt, als die Hitze, die sich ausgebreitet hatte, über sie einbrach. Das nachlassende Adrenalin, die Verausgabung durch den Flug und das Rennen, aber auch den kleinen Kampf hatten sie mitgenommen.

Aaron spürte es und stützte sie. "Ich habe dir nicht die Erlaubnis dazu gegeben", widerholte Aaron. "Selbst für ein bisschen Spaß gehören zwei dazu, die zustimmen", meinte er und hob Saori dann auf den Arm. Tabitha indes ließ er hinaus zur Tür gehen und in Richtung Kerker. Er wusste nicht, was er mit ihr tun sollte, daher wäre sie dort erst einmal am besten aufgehoben.

„Bitte sperrt sie nicht ein", flüsterte Saori mitleidig und bittend, als sie bemerkte, wohin er ging. Tabitha hatte es sicherlich nicht böse gemeint.

"Und was soll ich sonst mit ihr tun? Sie frei lassen, damit sie das nächste Mal wieder über mich herfällt oder schlimmer?", fragte Aaron und klang fast schon kalt. Er war wirklich wütend auf Tabitha.

Vorsichtig schüttelte Saori den Kopf, welchen sie bei seinem kalten Ton einzog. „Sie wenigstens in ihrem Zimmer bleiben lassen ...", flüsterte sie tonlos.

"In Ordnung", sagte er. Nur weil es Saori war, stimmte er zu. Jedem anderen hätte er diesen Gefallen nicht getan.

Aaron änderte den Weg und führte Tabitha nun die Treppe hinauf.

Wenn er sie dort einsperrte, hatte sie wenigstens ein weiches Bett und eine schöne Aussicht. Zwar würde er die Balkontür und die Zimmertür verriegeln müssen, aber trotzdem hatte sie es angenehmer als im Kerker.

Die drei liefen hinauf, bis sie vor Tabithas Zimmer ankamen. Aaron öffnete die Tür und Saori fiel auf, dass sie gar keinen Balkon besaß.

"Du bleibst hier, bis ich mich dafür entschiede habe, was ich mit dir tue", erklärte er und obwohl Tabitha es nicht wollte, lief sie ins Zimmer.

Saori sah ihr hinterher und fragte sich, was wohl gerade in ihrem Kopf vorging. „Bitte lasst Ikaia kommen, falls ich sie verletzt habe", bat die kleine Dämonin flüsternd. Ihr Halsband lag noch unten im Massageraum. Das bemerkte sie erst, als sie sich an den Hals fassen wollte, weil ihr die Hitze hier oben den Atem raubte.

"Gut", murmelte Aaron und machte sich mit ihr wieder auf den Weg nach unten, um das Halsband zu holen. Er wollte nicht, dass sie litt.

"Es tut mir leid", murmelte er leise und drückte sie dabei eng an sich. Er fühlte sich so schlecht.

Eine Antwort brachte sie nicht über die Lippen. Ausgetrocknet fühlte sich ihr Mund an. Als hätte sie Sand in ihrem Mund. Ihr Atem hatte sich nicht beruhigt, seit Aaron sie um Hilfe gebeten hatte. Mit geschlossenen Augen lag sie in seinem Arm und versuchte, nicht ohnmächtig zu werden. Rote Flecken an ihrem Körper wiesen daraufhin, dass die Hitze, die sie selbst ausgelöst hatte, Verbrennungen zugefügt hatte.

Aaron kam in dem Raum und nahm das Halsband vom Boden, bevor er Saori auf die Liege setzte, um es ihr wieder anzulegen. "Es tut mir leid", wiederholte er und küsste sanft ihre Wange. "Du wurdest verletzt."

„Seid Ihr verletzt?", fragte das Mädchen leise. Irgendwie schien sie die Worte nicht ganz aufzunehmen. Entsetzt starrte sie auf die Beschädigung des Raumes, welches sie zuerst tiefgefroren und dann erhitzt hatte. Es glich einem Chaos mit so viel Wasser auf dem Boden.

Erst jetzt schien sie zu realisieren, dass der Engel ihr schutzlos ausgeliefert gewesen war und hoffte, dass sie ihn nicht verletzt hatte. Schock stand in ihrem Gesicht geschrieben, als ihr klar wurde, dass bald etwas schreckliches kommen würde. Sie hatte eine Frau aus seinem Haushalt angegriffen und verletzt.

"Ich bin nicht verletzt", versicherte Aaron ihr und küsste sie sanft, bevor er den Stein ihres Halsbandes berührte. "Danke, dass du mich gerettet hast."

Erleichternde Kühle breitete sich endlich in ihrem Körper aus. Sie selbst hatte gar nicht reagieren und ihn berühren können. Diese half ihr, sich leicht zu beruhigen, damit sie klarer denken konnte. Tränen begannen in ihren Augen aufzusteigen und zitternd umarmte sie Aaron, der nur mit einem Handtuch bekleidet war. Das Adrenalin, welches ihr geholfen hatte, ihm zu helfen, ließ nach.

"Es ist alles gut", sagte er sanft und drückte sie an sich. Seinen Leuten hatte er aufgetragen auf Tabitha zu achten und sie nicht aus ihrem Zimmer zu lassen. Jetzt musste er sich erst einmal um Saori kümmern.

Die konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Die Angst, die sie um Aaron gehabt hatte, war der Grund gewesen, dass sie es überhaupt hierher geschafft hatte. Genauso wie das Adrenalin.

Hemmungslos weinte sie an seiner Brust, weil es ihr weh tat, dass sie Tabitha verletzt hatte. Aber auch, weil sie so lange gebraucht hatte, ihm zur Hilfe zu eilen.

Dass ihr Flügel ein paar Federn durch Tabithas Ruck verloren hatte, bemerkte sie gar nicht. Das war auch egal. Wichtig war nur, dass Aaron nicht verletzt war.

Dieser hielt sie sanft im Arm und redete auf sie ein. Er nahm sich eine Tunika aus dem Schrank und löste sich nur von Saori, um diese überzuziehen, dann zog er sie wieder an sich. Immer wieder sprach er leise mit ihr, während er sich mit ihr in die Wolken erhob, um sie zurück zur Residenz zu bringen. Auf die Insel, wo sie sicher war.

Das spürte sie gar nicht. Nicht einmal den Wind, der ihr plötzlich um die Nase wehte und mit ihren Haaren spielte.

"Es ist alles gut", wiederholte Aaron erneut. Am liebsten würde er ihr irgendwie helfen, doch er wusste, dass er es nicht konnte.

„Nichts ist gut ...", schluchzte sie aufgebracht. Begriff er denn nicht, dass sie andere verletzt hatte und durch die Freilassung ihrer Macht andere Engel auf sich aufmerksam gemacht hatte?

"Niemand wurde verletzt und du hast auch Tabitha gerettet. Hätte sie das durchgezogen, hätte ich sie nicht nur verbannt", erklärte er leise.

Natürlich ... hatte er denn nicht gesehen, dass die Schwarzhaarige gefroren gewesen war? Für einen Menschen sogar tödlich.

Der schmale Körper von Saori zitterte vor Aufregung und Erschöpfung.

"Ikaia wird sich um sie kümmern", erklärte er ihr sanft. "Diese kleinen Verletzungen sind nichts gegen das, was ich hätte tun müssen, wenn sie es durchgezogen hätte."

„Was ... hättet Ihr tun müssen?", wagte sie schluchzend zu fragen. Aber auch, warum er niemand anderen gerufen hatte, der in der Nähe gewesen war.

"Auf Vergewaltigung steht bei uns eine hohe Strafe", erklärte er leise. "Ich konnte niemand anderen erreichen und das hat sie vor dieser Strafe bewahrt", erklärte er. "Sollte jemals jemand herausfinden, was sie getan hat, wird sie hingerichtet."

„Was?", keuchte Saori entsetzt und hielt tatsächlich mit dem weinen inne. „Bitte lasst es nicht so weit kommen!", flehte sie Aaron an. Das durfte nicht passieren. Sie hatte nicht gewusst, dass das so streng bei den Engeln war.

"Ich werde tun, was ich kann, aber nur, weil du eingegriffen hast, kann ich ihr überhaupt noch helfen", erklärte er leise und küsste sanft ihre Wange.

„Bitte lasst sie nicht hinrichten!", schrie Saori ihn sogar an. Panik war deutlich aus ihrer Stimme zu hören. Sie wollte nicht, dass eine Frau getötet wurde, weil sie etwas für ihren Meister empfand.

Aaron hielt sie sanft fest, damit sie nicht fiel. "Ich habe dir gesagt, dass ich mich darum kümmere", sagte er. "Ich werde sie nicht töten lassen."

Mehr konnte er ihr nicht versprechen. Das war ihr klar. Vor Angst, dass es wirklich passieren würde, begann Saori, ihre Hände vor das Gesicht zu halten, als sie einen verzweifelten Schrei in der Luft ausließ. Das war ein Albtraum, aus dem sie nicht erwachte. Warum war das nur passiert?

"Es ist nicht deine Schuld. Du bist diejenige, die sie gerettet hat", sagte er sanft. "Auch ohne dich wäre es soweit gekommen, denn ich empfinde für Tabitha nichts."

Das hatte sie doch verstanden, dass er nichts für sie empfand! Liebe konnte man nicht erzwingen. Und trotzdem fühlte sie mit Tabitha mit. Die Liebe war ein Auslöser, der Menschen oft unüberlegt handeln ließ.

Sanft wiegte Aaron sie. "Sie hat es nicht geschafft das zu tun, was sie wollte, daher kann ich gnädig sein", sagte er sanft. "Aber sie muss zur Rechenschaft gezogen werden", sagte er streng. "Sonst passiert es noch einmal."

„Was heißt das?", fragte Saori furchtvoll. Das hieß nichts gutes. Schon die Art wie er es gesagt hatte.

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