Kapitel 1
Willkommen bei Band 5 der Aingeru Aroha Reihe! Viel Spaß beim Lesen und wir würden uns über Kommentare und Votes, aber auch Kritik freuen!
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Kapitel 1
Saori genoss die Freiheit, die Aaron ihr geschenkt hatte. Durch die Luft zu gleiten war so wundervoll, dass sie es mittlerweile sogar ohne Aaron an ihrer Seite tat. Jedoch immer darauf bedacht, sich nicht von der Insel zu entfernen, obwohl sie es könnte. Hier fühlte sie sich sicher.
Gerade, als sie dicht über einen der Bäume flog und den Duft der Blumen genoss, konnte sie aus den Augenwinkel erkennen, dass sich ein Engel der Insel näherte. Seine Silhouette war zwischen den weißen Wolken gut zu erkennen.
Sofort ließ sie sich zwischen den Bäumen nieder, legte ihre Flügel dicht an sich und sah mit klopfenden Herzen aus ihrem Versteck in den Himmel. Aaron war bei Ephraim, um mit ihm über die Kakteenplantage zu sprechen, weshalb sie sich entschlossen hatte, mit ein bisschen Fliegen die Zeit zu überbrücken.
Wer konnte das sein? Aaron hätte ihr gesagt, dass ein Engel kommen würde. Die altbekannte Angst stieg in ihr erneut hoch. Was, wenn es Ethan war? Vor ihm hatte sie große Angst, obwohl sie den Engel noch nie gesehen hatte.
Die Königin konnte es nicht sein, denn diese würde mit der Kutsche kommen. Noch hatte sie deren Bild nicht gemalt, weil sie erst eines im Kopf haben wollte, bevor sie damit anfing. Neue Inspirationen waren ihr in den Sinn gekommen, seit sie fliegen konnte. Die konnte sie gewiss dazu nutzen.
Dann erkannte Saori den Engel. Es war Raffael, der ihrer Insel immer näher kam und auf dem offiziellen Landeplatz vor der Residenz zum Sinkflug ansetzte.
Was wollte er hier? Ihre Anspannung ließ ein wenig nach und elegant ließ sie sich vom Baum gleiten. Mit schnellen Bewegungen wischte sie sich die Blätter von ihrem hellblauen kurzen Kleid ab, blieb jedoch dort stehen. Sie traute sich nicht, einem anderen Engel ohne Aaron an der Seite zu begegnen.
Raffael war bisher noch nicht hier gewesen, weshalb sie sich fragte, was er nun hier wollte. "Aaron, Euer Verwalter ist gekommen", benachrichtigte sie den Engel gedanklich.
Sie erhielt eine Antwort, die ihr zeigte, dass Aaron genau so überrascht war, wie sie. Er schien ebenfalls nicht zu wissen, was er hier zu suchen hatte, versprach aber gleich da zu sein, um ihn zu empfangen.
Das war gut, so musste sie dem strengen Blick von Raffael nicht untertreten. Die Blätter des Baumes, die mit dem leichten Wind tanzten, erregten ihre Aufmerksamkeit und sie lächelte, als sie Bajing darin erkannte.
Wenn das Eichhörnchen da war, waren die Katudjall nicht weit entfernt, das wusste sie. Noch immer hatten sie es nicht geschafft, Bajing zu fangen. Der Nager schien sich darüber köstlich zu amüsieren. Für einen Moment schloss sie die Augen, weil sie einfach so glücklich darüber war, hier zu sein.
Dann bemerkte sie Aaron, obwohl sie ihn gar nicht sehen konnte. Er kam aus Richtung von Ephraims Haus und lief direkt auf Raffael zu, um ihn zu begrüßen.
Erleichterung breitete sich in ihr aus. So musste sie es wenigstens nicht tun. Aaron war sehr schnell gekommen, weil er wusste, dass sie sich in der Nähe anderer Engel nicht wohlfühlte.
Allerdings musste sie damit zurechtkommen und es hatte ein Gespräch gegeben, in denen Saori eingewilligt hatte, nacheinander und langsam andere Engel kennenzulernen.
Aus der Ferne drangen die Stimmen der Männer zu ihr, jedoch war kein Wort verständlich. Es ging sie auch nichts an. Vermutlich ging es um die Berichte, die er fertig gestellt hatte.
"Saori, würdest du Raffael und mich in ein Arbeitszimmer begleiten? Ich bin sicher, dass es dich auch interessiert, was er zu sagen hat", hörte sie Aarons geistige Stimme. Er ließ ihr aber eindeutig die Möglichkeit auch abzusagen.
Murrend und widerwillig gab sie zurück, dass sie kommen würde. Dabei spürte sie nicht das geringste Verlangen, Raffael zu begegnen. Seine Geschäfte gingen sie nichts an, weil er den Haushalt führte und nicht sie. Doch sie hatte versprochen, es zu versuchen und das würde sie auch halten.
Seufzend wischte sie sich noch einmal über den kühlen, weichen Saum ihres Kleides, bevor sie sich in die Richtung der Residenz begab.
Dort wartete Aaron bereits auf sie und schenkte ihr ein Lächeln, bevor er die Arme öffnete, um sie kurz zu drücken und ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. Dann reichte er ihr einen Arm.
Ein liebevolles Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie Aarons Hand nahm. Erst dann widmete sie sich Raffael mit klopfendem Herzen und einem tiefen Knicks, um ihn zu begrüßen.
"Guten Tag, Lady Saori", grüßte er sie höflich, widmete sich aber gleich wieder Aaron. Er hatte unter dem Arm einige Dokumente, die er mit ihm besprechen wollte. Deshalb folgte er auch in Richtung Arbeitstimmer.
"Guten Tag", erwiderte sie, weil sie nicht wusste, wie sie ihn ansprechen sollte.
Gemeinsam mit Aaron betraten sie das Arbeitszimmer, welches er in der Residenz hatte. Dieses war nicht so groß wie das auf der Hauptinsel und doch strahlte es eine behagliche Gemütlichkeit aus.
Bis jetzt war Saori hier noch nicht gewesen, denn sie hatte viel Zeit mit Aaron außerhalb der Residenz verbracht. Der Engel konnte spüren, wie aufgeregt das Dämonenmädchen war. Nicht so schlimm wie bei der Königin, aber noch genauso wie bei der ersten Begegnung mit Raffael.
Er streichelte ihren Handrücken und legte einen Flügel über ihren, als sie sich zusammen setzten.
"Ich habe viel über Eure Geschäfte herausgefunden und um mit der guten Nachricht zu beginnen", sagte Raffael und blickte kurz zu Saori und lächelte. "Es gibt keinen Grund zur Sorge. Noch seid Ihr nicht im Minus", versicherte er.
Das waren allerdings sehr gute Neuigkeiten! Glücklich drückte sie die Hand ihres Geliebten und spürte eine Erleichterung in ihr aufsteigen. Auch, wenn sie nichts damit zu tun hatte, war seine Sorge spürbar gewesen.
Meistens folgten auf gute Nachrichten auch schlechte. So war es auch.
Das aufrichtige, freundliche Lächeln von Raffael verschwand jedoch, als er fortfuhr. „Die schlechte Nachricht ist, dass die Dokumente viele Fehler enthalten, die auf den ersten Blick nicht ganz ersichtlich sind. Es scheint, als hätte jemand absichtlich falsche Zahlen notiert", erklärte er ernst. Das war kein Spaß mehr, da es schwere Folgen nach sich ziehen konnte.
"Wenn Absicht dahinter steckt, ist das ein Problem", meinte Aaron und Raffael nickte.
"Ich dachte erst, dass es sich nur auf die Zahlen bezieht, aber es gibt Hinweise darauf, dass die Plantage mutwillig zerstört und mit Ungeziefer verseucht wurden ist", fügte Raffael hinzu und klang ernst.
Die kleine Hand der Dämonin verfestigte sich bei den Worten. Ganz klar, jemand wollte Aaron schaden. Derjenige wusste, dass finanzielle Probleme etwas Großes bewirken konnten.
„War es Ethan?", fragte sie leise. Ihm würde sie es zutrauen, nachdem er gegen Aaron gekämpft hatte, um Saori zu bekommen.
Raffael wirkte darüber sehr überrascht und dann nachdenklich. "In diese Richtung habe ich noch nicht ermittelt, aber er wäre durchaus jemand, der es tun könnte", sagte er nachdenklich. "Aktuell glaube ich jedoch eher daran, dass der Drahtzieher Leute in eurem Hof hat."
Unsicher warf die Dämonin Aaron einen Blick zu. Was würde er dazu sagen? Wem würde er es zutrauen? Dass es wirklich jemand gab, war nicht gut. Was bezweckte derjenige damit?
"Wann hat es angefangen?", fragte Aaron leise.
"Etwa zwei Wochen, nachdem Saori hierher kam", erklärte Raffael und Aaron nickte. Seine Hand hielt die von Saori fest.
Sofort fühlte sich Saori schuldig. Wenn es wegen ihr angefangen hatte, dann war sie die Schuldige. Egal wer es getan hatte, sie nahm an, dass es mit ihr zusammenhing.
Der sonst so schöne Tag begann zu bröckeln und unter ihren Füßen einzubrechen. Als würde sich ein großes, schwarzes Loch öffnen und sie verschlucken wollen. Schwindel breitete sich in ihrem Körper aus und ihr wurde sogar kurz schwarz vor Augen.
Aaron zog sie sanft an sich. "Jeder ist für seine Handlungen selbst verantwortlich", sagte er sanft. "Es ist nicht deine Schuld", versuchte er sie zu beruhigen, weil er ihre Panik spürte.
„Ich gebe es nur ungern zu, aber es könnte tatsächlich mit ihr zusammenhängen", sagte Raffael vorsichtig, der in der Situation versuchte, neutral zu bleiben. Trotzdem war er über die Panik, die plötzlich sehr gut spürbar im Raum schwebte, verwundert.
Etwas schönzureden brachte nichts. Bei Aarons Problem musste man alles miteinbeziehen.
Bevor Saori aufgetaucht waren, sahen die Dokumente tadellos aus und zeigten keinen einzigen Fehler. Das konnte kein Zufall sein.
Aaron knirschte mit den Zähnen. Er wusste, wie Saori dachte, doch Raffael verstand es nicht. "Es ist durchaus möglich, dass es jemand wegen Saori getan hat, doch das heißt nicht, dass Saori daran irgendeine Schuld trägt. Der Täter ist für seine Taten selbst verantwortlich", erklärte er und zog die Dämonin fest an sich.
„Natürlich ist ausnahmslos jeder für sein eigenes Handeln verantwortlich", kam die bestätigende Antwort.
An die Dämonin gewandt entschuldigte er sich bei ihr. „Ich habe nicht gesagt, dass es Eure Schuld ist, Mylady Saori. Verzeiht dir Wortwahl."
Der ältere Engel lehnte sich zurück und faltete seine Hände, als er Aaron und auch Saori nachdenklich ansah. „Wer würde Euch einfallen, der zu so einem Handeln fähig wäre, Meister Aaron?", wollte er von ihm wissen.
"Tabitha. Sie hasst Saori und würde alles dafür tun, dass sie wieder geht", erklärte er leise. "Sie wäre im Moment die einzige Person, die mir einfallen würde, aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen", überlegte Aaron.
„Das würde ihr Verhalten gegenüber den anderen in der letzten Zeit erklären", meinte Raffael nachdenklich. Für einen Moment schwieg er, um etwas zu überlegen.
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