Kapitel 8

Kapitel 8

Sagte er so einfach ... wie oft musste sie ihm denn noch sagen, dass es einen Unterschied gab? Seine zukünftige Engelsfrau wäre die Einzige gewesen, die dieses Recht hatte, sich gegen ihn durchzusetzen.

Aaron stupste ihre Nase mit seiner an. "Lass dich von den Ständen und Unterschieden nicht abschrecken. Es sind nur Richtlinien."

„Richtlinien, die überall auf der Welt gelten. Es ist in Ordnung, dass ich am Ende aller Rassen und unter allen Leute stehe. Es gefällt mir nur nicht, dass ich mich gehen lasse und es vergesse", kam es unglücklich über ihre Lippen.

"Mir gefällt es aber nicht, dass du denkst, dass du da stehst", sagte er ernst. "Du bist an meiner Seite und ich möchte dich so haben, wie du bist. Nicht so, wie du denkst sein zu müssen."

„Ich bin aber, wie ich bin. Ganz unten", beharrte die Dämonin fest. So, wie sie es gelernt hatte. Als richtige Todesbringerin wäre sie an der Spitze der Dämonen gestanden. Nur gut, dass sie das nicht war. Ihre Position passte viel besser zu ihr.

"Für mich wirst du immer an oberster Stelle stehen", sagte er sanft. Wenn es sein musste, würde er sogar gegen die Königin aufbegehren.

Schweigsam hielt sich die Dämonin an ihn geschmiegt und versuchte, sich auszuruhen. Diese endlosen Diskussionen, in denen sie beide unterschiedlicher Meinung waren, brachten überhaupt nichts.

Aaron streichelte sie sanft und küsste ab und an eine empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr, schwieg aber ansonsten.

Das führte dazu, dass sich Saori wieder entspannte und nach einer Weile eine leise Melodie summte. Diese erklang öfters von ihr. Meist dann, wenn sie sich ablenken wollte. Jedoch rührte sie sich sonst nicht, hatte aber ihre Arme um seinen Nacken geschlungen.

"Möchtest du das letzte Stückchen vielleicht fliegen?", wollte der Engel wissen. Es war zwar noch etwas hin, aber sie konnten vielleicht beide noch etwas frische Luft gebrauchen.

„Ich glaube, dazu bin ich zu erschöpft. Es tut mir leid", antwortete sie leise. Da war sie wieder: Die alte Saori, die sich nichts traute. Es gab nur selten Momente, in denen sie offen und ungestüm war. Doch die hielten nie lange an. Spätestens wenn sie merkte, dass sie sich nicht so benehmen sollte. Egal, wie oft Aaron sagte, dass er es mochte. Es gehörte sich nicht, wenn Frauen so mit Männern sprachen.

Aaron streichelte sie weiter. "Darf ich dich etwas intimes und persönliches fragen?", wollte er leise wissen.

„Sicher." Die Antwort klang leicht ängstlich, weil sie nicht gerne über diese Dinge sprach. Doch wenn er sie fragte, würde sie antworten müssen.

"Wie würdest du dir das Leben mit dem Mann vorstellen, den du heiraten würdest. Unabhängig davon, wen du heiraten sollst, sondern den, den du heiraten willst", sagte er leise und versuchte sich zu erklären. "Es geht mir um eine Beziehung aus Liebe."

Was sollte sie darauf antworten? Eigentlich genau so, wie es sein sollte. Die Frau stand unter dem Mann, hatte wenig Mitspracherecht und sollte ihm gehorchen. Das war das typische Bild von einer Ehe.

„In meinen Träumen war es jedoch immer so, dass er mich lieben würde. Respektieren und akzeptieren, wie ich bin. Nichts tun, was man selbst nicht will. Und auch keine Angst vor dem anderen haben", meinte sie nachdenklich, bevor sie hinzufügte, dass auch Spass ein wichtiger Faktor war. Ein Leben ohne Lachen könnte sie sich nicht vorstellen. Wenn alles nur Ernst wäre und sie seinen Regeln folgen, wäre sie unglücklich.

"Deshalb sage ich ja, es geht mir um eine Ehe in der du den Mann liebst, den du heiratest. Aus freien Stücken und ohne Konventionen und Regeln", sagte er ernst und streichelte sie dabei weiter.

„Einfach glücklich sein. Spass haben. Keine Angst haben und frei sein?", versuchte sie zu erklären. Wobei sie bereits gesagt hatte, was sie darüber dachte.

"Verstehe", murmelte er. "Und du kannst dir nicht vorstellen, dass beide Partner auf der gleichen Stufe stehen könnten?"

„Auf keinen Fall. Das ist nicht vorgesehen. Die Frau steht ausnahmslos immer unter dem Mann", erwiderte Saori ernst.

Aaron seufzte. "Bei uns steht die Frau sogar über dem Mann", sagte er sanft. "Siehe unsere Königin."

Gut, vielleicht war das bei den Engeln anders, weil es nicht so viele Frauen gab. Anders als bei den Dämonen. Hilflos zuckte sie mit den Schultern.

„Außerdem kann ein Dämon niemals mit anderen auf einer Stufe stehen, weil sie zur untersten Rasse gehören", fügte sie leise hinzu.

Aaron schloss die Augen. Das war wirklich ein Problem, denn das könnte dafür sorgen, dass sie nein sagte.

Da Aaron wieder schwieg, verfiel sie ebenfalls in schweigen. Draußen war der blaue Himmel zu erkennen, denn sie hatten sie am frühen Vormittag auf den Rückweg gemacht.

Sonnenstrahlen erhellten das Innere der Kutsche, doch nicht viele berührten ihre Haut.

„Warum ist es denn wichtig, ob der Partner auf der gleichen Stufe steht? Es funktioniert doch, wenn die Frau dem Mann gehorcht", wollte sie nach einer Weile wissen.

"In einer Ehe oder auch Partnerschaft geht es nicht um Gehorchen, sondern Vertrauen und Liebe", sagte er leise. "Sonst muss man eine Person ja nicht heiraten."

„Bei uns schon", bemerkte Saori nüchtern. Es ging immer nur ums gehorchen. Tat man das nicht, bestraften die männlichen Dämonin ihre Frauen. Das war keine Seltenheit. Vertrauen und liebe existierten sowieso nicht.

"Und das gefällt dir?", fragte er leise.

Heftig schüttelte sie den Kopf. „Nein, weil ich gegen Gewalt jeglicher Art bin", beharrte Saori, doch ihre Stimme wurde leiser. „Außer bei mir ... weil ich es verdiene, bestraft zu werden."

"Nein, du verdienst es nicht, bestraft zu werden", widersprach Aaron. "Du hast niemanden etwas getan."

„Das meinte ich nicht ganz. Da ich nicht das bin, was ich sein soll und muss, ist es selbstverständlich, dafür bestraft zu werden. Weil ich nicht gehorche und tue, was ich sollte", widersprach sie nun dem Engel.

"Du bist doch kein Ding, das man zu etwas zwingen kann, was man will", murrte er. "Du bist ein lebendes, fühlendes Wesen und wenn dann kann man dich um etwas bitten, aber dann ist es noch immer deine Entscheidung."

„Es ist keine Bitte, zu töten. Sondern ein Befehl. Diesem gehorche ich nicht, weshalb ich permanent bestraft werden muss", erklärte sie Aaron eindringlich.

Genau wie in diesem Moment. Sie berührte den Engel und küsste ihn. Dabei sollte sie ihn töten. Das konnte Saori jedoch nicht. Und deshalb war es normal, dafür bestraft zu werden. Und so musste Aaron es sich mit jeder Situation vorstellen. Egal was sie berührte, es musste sterben. Da es nicht geschah, gehorchte sie nicht. Nicht nur, weil sie es nicht wollte, sondern auch nicht konnte.

"Wer sagt dir, dass du töten sollt?", fragte er leise. "Wer hat das Recht über dich zu bestimmen?"

Seufzend strich sich Saori über ihre hochgesteckten Haare. „Es ist die Pflicht einer Todesbringerin ...", murmelte das Mädchen. Ihr Kopf war ebenso. Ständig versuchte er sich mit der bösen Stimme in den Vordergrund zu drängen. Zu sagen, sie müsse töten.

Doch das verdrängte sie so gut es ging.

"Und wer hat festgelegt, das du eine Todbringerin bist? Vielleicht bist du das gar nicht?", fragte er. "Vielleicht bist du dieser nur ähnlich, nur alle verwechseln dich mit einer?"

„Erinnert Euch an den Apfel ... und ... das hier", meinte Saori und zeigte auf das Glöckchen. Nur eine Todesbringerin trug diese. Sobald jemand durch ihre Hand gestorben war, erklang eine Melodie.

"Aber vielleicht gibt es neben einer Todbringerin noch andere Wesen, die diese Gaben haben", sagte er nachdenklich. "Du heilst, statt zu töten", fügte er hinzu. "Und dann erklingt ebenfalls eine Melodie. Was, wenn alle nur dachten, dass du eine Todbringerin bist, aber in Wahrheit bist du etwas ganz anderes?"

„Es gibt nur eine Todesbringerin. Niemals zwei oder mehrere. Sie ist mit einer Glocke ausgestattet, mit der sie geboren wird. So wird sie gleich erkannt. Mann müsste mich töten, damit eine Neue wieder geboren werden kann", erklärte sie ihm. Außerdem konnte sie töten. Der Apfel war das beste Beispiel dafür gewesen. „Wird die Glocke abgetrennt, stirbt die Todesbringerin."

Aaron seufzte. "Du hast es nicht verstanden", stellte er etwas bedauernd fest. "Es mag sein, dass diese Dinge für eine Todbringerin gelten, aber es heißt nicht, dass sie nur und ausschließlich für diese gelten müssen."

„Vielleicht. Aber niemand weiß es genau", erwiderte das Mädchen nachdenklich. Sie selbst wusste nur das, weshalb es für sie auch in Ordnung war, wenn ihr jemand Schmerzen zufügte und sie bestrafte. Nicht, weil sie es mochte oder es sich gut anfühlte, sondern weil sie es einfach erwartete.

"Richtig", sagte er sanft. "Daher gibt es keinen Grund zu sagen, dass du eine Todbringerin bist. Denn etwas ganz entscheidendes tust du nicht: Du tötest nicht, womit du rausfällst."

Ich bin eine! Weil ich töten kann!", rief Saori aufgebracht. Warum verstand Aaron das denn nicht? Sollte sie die Glocke abtrennen, damit sie starb und ihm bewies, dass genau das eintreten würde?

Aaron schüttelte den Kopf. "Nein, ich glaube, dass es nicht dazu gedacht ist zu töten", sagte er sanft. "Damals, als du mich geküsst hast, hast du mich geheilt und ich spürte diese Macht noch immer in dir, wenn du mich küsst. Es ist eine starke Macht, aber auch eine, die gerade den Lebewesen, die nicht magisch sind, schaden kann, auch wenn sie vielleicht nicht dazu da ist."

„Und was ist dann mit dem Apfel? Warum ist er gestorben?", wollte sie von ihm wissen. Waren denn die Früchte nicht magisch? Wie sonst konnten sie das Klima überhaupt überleben?

"Meine Theorie dazu ist, dass die Früchte keine magische Hülle haben. Wie es die Katudjall zum Beispiel haben. Deine Magie, die eigentlich heilen soll, dringt in sie ein, findet aber nichts Magisches und dadurch geht der Apfel kaputt", erklärte er. "Jedes Lebewesen, das nicht magisch ist."

„Also töte ich sehr wohl. Zumindest nichtmagische Wesen. Genau, wie es sein soll. Wobei ich alles töten sollte. Egal ob magisch oder nicht", beharrte Saori. Als ob das nicht schon Beweis genug war.

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