Kapitel 6

Kapitel 6

"Ich glaube, dass sie mit mir allein sprechen möchte", meinte Aaron gedanklich zu ihr. Hier waren sie sicher und Saori konnte sich etwas erholen.

Seufzend gab Saori klein bei. Vielleicht war es das Beste. Die Anwesenheit der Königin machte ihr noch immer Angst. Das würde sich auch nie legen.

Aaron zog sie so zu sich, dass ihr Kopf auf seinem Schoß gebettet war und dann stäubte er sie langsam ein, bis sie sich der Müdigkeit hingeben konnte.

"Sie war sehr tapfer", bemerkte die Königin, als sie den ruhigen Atem der Dämonin vernehmen konnte.

Aaron nickte. "Es war jedoch auch ruhiger, als angenommen", meinte er und lächelte Saori verliebt an.

"Es stand in den Einladungen ausdrücklich drinnen, Aaron", sagte sie zu ihm, bevor sie ihre Frage erneut stellte. "Wie stellst du dir den weiteren Verlauf nun vor? Deine Verlobung wird in den nächsten Tagen annulliert."

Aaron streichelte durch Saoris Haare. "Ich weiß, dass es wahrscheinlich nicht möglich sein wird, aber ich würde Saori sehr gern für immer an meiner Seite wissen", sagte er leise. "Richtig offiziell."

Nachdenklich wiegte die Königin mit dem Kopf, während ihr Blick auf Aaron ruhte. So verliebt, wie dieser war, wäre es eine Schande, ihrer Liebe keine Möglichkeit zu geben. Zu beweisen, dass die Rassen miteinander leben konnten.

Aaron wirkte jedoch nicht, als würde er damit rechnen, dass das möglich war.

"Was sagt sie denn dazu? Oder weiß sie noch gar nichts von deinen Gedanken?", fragte sie Aaron und bediente sich an einem kleinen Törtchen.

"Sie weiß nichts davon", gestand er und nahm ebenfalls ein kleines Törtchen. "Ich fand es nicht gerecht es ihr zu sagen und ihr diese Freude wieder zu zerstören, wenn es nicht möglich ist", sagte er leise. "Lieber überrasche ich sie und nehme es in Kauf, dass sie mich vielleicht zurückweist."

Elegant und vorsichtig biss die Königin von ihrer Süßspeise ab, und kaute gründlich, bevor sie schluckte.

"Meinetwegen kannst du sie heiraten. Du kennst mich, dass ich nichts gegen Veränderungen habe. Dabei muss ich gestehen, dass ich bis dahin nicht angenommen habe, dass es Dämonen ihrer Art überhaupt gibt. Sollte es jedoch bei euch funktionieren, wäre das ein großer Schritt. Wobei einige wohl nicht glücklich darüber sein werden", gab sie zu Bedenken.

Aaron hob überrascht den Kopf. Er hatte ihre Zustimmung? Damit hatte er nicht gerechnet. Aber sie hatte Recht. Es könnte Probleme geben, weil nicht alle glücklich damit waren. "Sie ist nicht, wie andere Dämonen", stimmte Aaron ihr zu. Wäre sie kein Dämon, sondern irgendein anderes Wesen, hätte es niemanden interessiert.

Daraufhin nickte die Königin. "Ich weiß und ich sehe das auch. Meine Zustimmung hast du jedenfalls. Sie braucht jemanden, bei dem sie sich geborgen und beschützt fühlt. Du bist derjenige, der ihr das geben kann", versuchte sie ihm ihre Zustimmung zu erklären.

Aaron blickte zu Saori und spielte weiterhin mit ihren Haaren. "Ich verstehe nicht, wie ein solch reines Wesen bei den Dämonen gelandet sein kann. Wie konnte ausrechnet eine dämonische Mutter so etwas auf die Welt bringen?"

"Das wird wohl niemand verstehen können. Ein Wunder vielleicht, was eine neue Zeit einläuten soll?", schlug die Königin vor. Sicher war überhaupt nichts. Vielleicht hätte Saori auch ein Engel werden sollen.

"Vielleicht", meinte Aaron und kam nicht umhin zu lächeln. Er hatte die Zustimmung der Königin. Damit stand ihm nichts mehr im Weg.

"Ich verstehe nur nicht, wie sie als Todesbringerin nur wenig Tod bringt. Normalerweise reicht eine Berührung aus, damit jemand stirbt. Doch anscheinend ist das nur bei Pflanzen und Bäumen so", erinnerte sie den Engel an ihre Besonderheit.

Aaron nickte. "Ich habe dazu meine Theorie. Ich kann sie jedoch nicht bestätigen", meinte er nachdenklich. Diese war ihn gekommen, als Saori ihn das erste Mal geküsst und damit geheilt hatte.

"Möchtest du sie mit mir teilen, oder behältst du sie für dich?", fragte sie ihn und stand auf, um sich neben das schlafende Mädchen zu setzen. Noch immer steckte es tief in ihr, als sie damals in ihre Seele gesehen hatte.

"Mir kam die Idee, als sie mich damals küsste und dabei ihre Energie mit mir teilte", sagte er leise. "Ich denke, dass sie das nicht steuern kann und ihre Energie auch an das Obst und Gemüse abgibt. Solange es noch lebt, nimmt es diese auf und geht daran zu Grunde", erklärte er. "Magische Tiere, wie die Katudjall haben damit kein Probleme, aber andere, kleinere Tiere durchaus."

"Das ist eine Möglichkeit. Sie hat dich wirklich geküsst? Ohne darüber nachzudenken, dass sie dich damit töten kann?", fragte sie entsetzt. Dabei hatte sie Saori als verantwortungsvoll eingestuft. Ihre perlmuttfarbenen Finger strichen sanft über die blasse Haut der Dämonin.

"Nein, das war bereits, nachdem ich sie geküsst und ihr gezeigt habe, dass alles in Ordnung ist", versicherte er der Königin. "Sie hat sich Anfangs mit Händen und Füße dagegen gewehrt, weil sie panische Angst hatte mir zu schaden. Nicht einmal das Essen, was sie angebissen hatte, durfte ich berühren, geschweige denn essen."

Ein sanftes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Obwohl er sie entführt hatte, war sie immer darauf bedacht gewesen, ihm nicht zu schaden. "Sie hat so gehandelt, weil sie wusste, was ihre Fähigkeiten sein sollten. Würde sie so funktionieren, wie es vorausgesehen war, wärst du gestorben", sagte sie leise zu Aaron.

Wie weich die Haut von Saori war. Kalt und weich. Friedlich schlief sie auf Aarons Schoß und schien von allem nichts mitzubekommen.

"Das stimmt. Aber schon vorher war klar, dass es nicht so funktioniert, wie es sollte", meinte er leise. "Zum Glück. Sonst wäre sie neben einem Haufen Asche erwacht, als ich sie das erste Mal geküsst habe."

"Das hätte sie sich nie verziehen", vermutete die Königin und strich eine Haarsträhne aus Saoris Gesicht.

Sicherlich hätte sie sich an allem die Schuld gegeben. "Du warst aber auch nicht ganz bei Sinnen, so ein Risiko einzugehen. Weißt du, was mit ihr passiert wäre, wenn man sie neben dir gefunden hätte?", wollte sie von ihm wissen.

"Es war leichtsinnig", stimmte er ihr zu. "Aber ich habe tatsächlich in dem Moment nicht darüber nachgedacht", gestand er und war froh, dass alles gut gegangen war.

"Meinst du, sie möchte mich bei eurer Hochzeit dabei haben, falls sie ja sagt?", fragte sie Aaron leise. Sie hatte Saori in ihr Herz geschlossen. So sanft und roh, wie ihre Gefühle waren, wäre es eine Schande, wenn sie bei den Dämonen bleiben würde.

"Ich denke, das wäre für sie eine Ehre und eine Versicherung, dass es wirklich in Ordnung geht", nickte er. "Auch für mich wäre es eine Ehre."

"Gebe ihr ein schönes Leben und passe auf sie auf. Irgendwann wird es sich vielleicht mit ihrer Angst geben. Sie braucht jemanden, der für sie da ist", bat die Königin Aaron eindringlich. Dass er es ausführen würde, war eine Selbstverständlichkeit, denn bis jetzt hatte er es auch getan.

Dass es schreckliche Vorfälle gegeben hatte, waren nicht zu verhindern gewesen. "Bringe es ihr am Besten schonend bei. Wer weiß, wie sie zu Ehen steht."

"Ich denke nicht, dass schonend das ist, was ich mir überlegt habe", meinte Aaron nüchtern. "Ich wollte es eigentlich so romantisch wie möglich machen, dass sie gar nicht auf die Idee kommt, nein zu sagen."

Leise lachte die Königin bei seinen Worten. "Dass du romantisch bist, war mir klar. Nicht umsonst bist du ein Engel", bemerkte sie und warf ihm einen verschmitzten Blick zu. Nur zu gern würde sie das Gesicht der Dämonin sehen und wie sie reagierte. So roh, wie ihre Gefühle waren, würde die Reaktion sehr stark ausfallen. Egal, in welche Richtung sie führte.

"Ich möchte ihr alles geben, was ich zu bieten habe", meinte er leise und liebevoll.

"Das wirst du auch. Da bin ich mir sicher, Aaron", versicherte sie ihm. Jedoch ging ihr seine Assistentin nicht aus dem Kopf. Wie sie wohl reagieren würde, wenn sie es erfuhr? Sein Haushalt würde darüber informiert werden, sobald Saori ja gesagt hatte.

"Wie sieht es mit Raffael und Belle aus? Kommst du mit ihnen gut klar?", erkundigte sie sich bei ihm.

"Ja, die beiden sind wirklich eine große Bereicherung", sagte er dankbar und dachte ebenfalls an Tabitha. Er würde sie zusammen mit Abisai abgeben müssen. Er wusste nicht genau, ob sie es auf Saori abgesehen hatten, doch es bestand eine Verbindung und er wollte lieber auf Nummer sicher gehen.

Da ihr seine Gefühle nicht entgangen war, fragte er sie über die beiden ein bisschen aus. "Wie machen sie sich denn? Gibt es bereits Neuigkeiten?"

"Sie ist nich immer sehr misstrauisch", seufzte er. "Aber man kann es ihr nicht verübeln. Aber zumindest kommt sie mit ihren Flügeln gut klar."

"Nein, die Frage war auf Tabitha und Abisai bezogen", korrigierte die Königin sich, damit es verständlicher war.

Nun wurde Aarons Blick traurig. "Nein. Man kann es ihnen nicht nachweisen, es aber auch nicht widerlegen. Doch da Tabitha bereits einmal angegriffen hat und noch immer sehr eifersüchtig ist, liegt sie nahe."

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