Kapitel 5

Kapitel 5

Aaron nutzte seinen Staub, um ihre Schmerzen etwas zu lindern und streichelte dabei mit den Fingern ihren Handrücken.

"Danke", flüsterte Saori ihm zu und lehnte sich leicht an ihn. Es war so anstrengend, mit vielen unbekannten Engeln hier zu sein. Vor allem für sie, da sie so viel Angst vor ihnen hatte.

Dass die anderen ihr Zeichen der Akilah Familie erkannt hatten, wusste sie. Es war speziell und nur die Mitglieder ihrer Familie waren damit ausgezeichnet.

"Wie lange müssen wir noch hier sein?", fragte Saori in Gedanken. Sie hatte leichte Angst, dass andere ihre Unterhaltung mitbekommen würden.

"Leider noch etwas", sagte er gedanklich und entschuldigend. Dass es fast bis zum Ende war, wollte er ihr nicht verraten. Das würde sie nur noch mehr stressen.

Ihre Hände sittsam in ihrem Schoß gefaltet ließ Saori ihren Blick in den Himmel gerichtet. Das half ihr, nicht an die anderen um sie herum zu denken. Ob wohl noch viele Engel kommen würden, um sie genauer zu betrachten?

"Dieser eine mit den schwarzen Flügeln ... wieso hat er schwarze? Er sieht eher wie ein Dämon damit aus", wollte sie in Gedanken wissen. Woran lag es, dass die Engel unterschiedliche Flügelfarben hatten? Wie prägte sich das?

"Das weiß ich leider nicht", gestand Aaron. "Niemand kann so richtig sagen, woran die Flügelfärbung liegt", meinte er nachdenklich.

"Man könnte meinen, manche sind in einen Farbtopf gefallen", spottete Saori leise. So bunt, wie manche aussahen ... Alle Farben waren vertreten, was für sie ungewöhnlich erschien, denn bei Dämonen gab es nur schwarze Flügel.

Aaron lachte leise. "Da hast du recht. Niemand weiß genau, warum einige so grelle und andere so blasse Farben haben", meinte er und deutete auf seine Flügel. "Ich hätte gern auffälligere Farben", gestand er.

"Spinnt Ihr? Das passt nicht zu Euch", empörte sie sich. "Erinnert Euch an die Badekugeln. Das Grün hat scheußlich ausgesehen", bemerkte sie zwinkernd.

"Ich dachte auch eher an ein schönes Violett", lachte er gedanklich und hätte sie am liebsten in einen innigen Kuss gezogen. Doch sie hatten sich geeinigt hier nicht so intim zu werden.

Das konnte bis später warten, wenn sie wieder zuhause waren. "Wagt es nicht, Eure Flügel zu färben. Am Ende seht Ihr noch aus wie ein Papagei", kicherte sie amüsiert und strich sich eine Haarsträhne, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte, aus dem Gesicht. Wie gut, dass sie Handschuhe trug, denn sie wollte keine Lippen von anderen Männern auf ihrer Haut fühlen. Nur von Aaron.

"Das könnte durchaus passieren", lachte er und besah sich die anderen Engel, die noch immer tanzten. Engel liebten es, zu tanzen.

Aus den Augenwinkeln sah die Dämonin, dass sich einige Engel ihnen näherte, weshalb sie aufsprang und Aaron ihre Hand hinhielt, um ihn zum Tanzen aufzufordern. Wenn sie Glück hatte, würde sie ihnen entkommen.

Aaron folgte ihr und stimmte gerade zu, als einer der Engel enttäuscht meinte, dass er die Dame ebenfalls zum Tanzen auffordern wollte.

Beinahe hektisch zog Saori Aaron hinter sich her. Auch sie hatte die Worte gehört. Ganz sicher würde sie mit keinem anderen tanzen. Schon gar nicht mit einem Engel, den sie nicht kannte.

Aaron legte einen Flügel über sie. "Ganz ruhig", sagte er sanft. "Ich werde nicht erlauben, dass jemand mit dir tanzt. Man muss immerhin mich fragen", sagte er gedanklich und wollte sie so beruhigen.

"Dürfen die Begleiter denn das nicht selbst entscheiden, mit wem sie außer dem Meister tanzen wollen?", fragte sie leicht beruhigt.

"Doch, aber trotzdem habe ich das letzte Wort bei der Sache", meinte er leise. "Du kannst mir sagen, ob es für dich in Ordnung ist, aber selbst dann kann ich noch ablehnen. Einfach, damit nicht jeder Engel denkt er kann über die Zustimmung der Begleitung hinwegsehen", meinte er leise.

Das war wirklich beruhigend zu wissen. Aaron wusste genau, dass sie mit keinem anderen tanzen wollte. Was die ganze Sache einfacher war, wenn er sie beschützen wollte.

Gemeinsam gingen sie wieder auf die Tanzfläche und begannen sich im Takt der Musik zu bewegen.

Sobald die Musik verklungen war und eine neue erklang, trat ein großer Engel auf Aaron zu. Nathanial mit den schwarzen Flügeln wollte Saori um einen Tanz bitten. Höflich verneigte er sich vor beiden, bevor er seine Bitte aussprach.

"Es ehrt uns sehr, aber dazu ist es noch zu früh", winkte Aaron ab, denn er wollte nicht, dass Saori mit einem anderen Engel tanzte.

"Was ist zu früh?", wollte Nathanial neugierig wissen. Schließlich waren die beiden bereits seit Beginn hier und er bezog Aarons Aussage auf das Tanzen selbst.

"Dass sie mit anderen tanzt", meinte Aaron lächelnd. "Soweit sind wir noch nicht." Nathanial musste nicht wissen, dass es nie passieren würde und dass es nicht darum ging, Saori zu erziehen, sondern ihre Panik zu bekämpfen.

"Das ist sehr bedauerlich, denn sie tanzt ganz ausgezeichnet", erwiderte Nathanial. Ein echtes Bedauern war in seiner Stimme zu hören, was nicht gespielt war.

"Vielleicht ein anderes Mal", vertröstete Aaron ihn. Es war besser, wenn sie dieses Mal niemanden zu nah kam.

Vorsichtig lächelnd nickte Saori dem Engel mit den schwarzen Flügeln zu. Das war knapp gewesen. Sie hätte es mit Sicherheit nicht verkraftet.

Ihr fiel auf, dass sogar Frauen mit anderen Frauen tanzten. Das waren wohl Begleitungen, die sich kannten und auch gut verstanden. Dennoch war es ungewohnt für sie zu sehen.

"Ich verstehe", sagte Nathanial enttäuscht, lächelte aber trotzdem. "Ich freue mich schon auf das nächste Mal."

Erleichtert seufzte Saori auf, als er sich endlich abwandte. "Beschäftigt mich mit tanzen, bis das alles vorbei ist", bat sie Aaron in Gedanken. Wenn sie ständig und ohne Unterbrechungen tanzten, würden wohl hoffentlich so wenig wie möglich nachfragen können.

"Wirst du das aushalten?", fragte er gedanklich und bot ihr sogar an, sie vielleicht etwas an sich zu ziehen und zu tragen, damit sie es leichter hatte.

"Solange Ihr mir die Schmerzen nehmt, wird es schon irgendwie gehen. Wagt es nicht, mich danach in der nächsten Zeit auch nur zu einem weiteren Tanz aufzufordern. Ich glaube, danach habe ich erst einmal genug", erwiderte Saori voller Überzeugung.

Aaron schmunzelte. "In Ordnung", meinte er und erfüllte ihren Wunsch. Den restlichen Abend verbrachte sie damit, zu tanzen.

Dabei wurde sie jedoch auch immer müder. Dagegen half Aaron ihr ebenfalls mit seinem roten Staub, damit sie durchhalten konnte.

Die Sonne begann, sich über den Horizont zu erstrecken, als die Tanzfläche leerer wurde. Bis dahin war sie wirklich voll gewesen, doch die Paare, die darauf getanzt hatten, wechselten sich immer wieder ab.

Richtig erschöpft sah Saori in die Sonne, die ihre goldenen Strahlen auf die Insel warfen. "Wie lange dauert es noch?", wollte sie gedanklich wissen. Wenigstens hatte man sie in Ruhe gelassen.

"Es ist in Ordnung, wenn wir uns zurückziehen", sagte er sanft. "Die ersten sind bereits gegangen", fügte er hinzu. "Außerdem wird jeder bemerken, wie müde du bist."

"Können wir wirklich endlich nach Hause?", fragte sie erleichtert. Wenn das so war, konnte sie sich endlich bald entspannen. Die meisten Engel hatten sich daran gehalten, ihr nicht zu nahe zu kommen, was sie der Königin zu verdanken hatte.

Diese kam gerade eben auf sie zu. Die ganze Zeit über hatte sie Saoris Gefühle im Blick gehabt und war positiv überrascht worden.

"Lass uns noch auf die Königin warten und dann geht es zurück", meinte er und beide ließen den Tanz ausklingen, bevor sie sich der Königin zuwandten.

"Würdet ihr bitte einen Moment mitkommen?", fragte sie die beiden freundlich.

"Natürlich, Eure Hoheit", sagte Aaron mit einem leichten Nicken und legte einen Flügel um Saori, um diese zu führen.

Etwas widerwillig folgte sie der anmutigen Frau vor sich, die sie in einen Raum führte. Gemütlich sah dieser aus und war geschmackvoll eingerichtet. Flauschige Elemente ließen den Raum zuerst kitschig wirken, doch bei näherer Betrachtung war es sehr gemütlich. Auf dem kleinen Tisch, der zwischen einem gemütlichen, extra breitem Sofa und einem Sessel stand, lagen Kleinigkeiten zum Essen, sowie Getränke bereit.

"Setzt euch bitte", bat sie und ließ sich auf einem Sessel nieder.

Aaron seufzte erleichtert. "Habt vielen Dank", sagte er mit einem Lächeln und streichelte Saoris Knie. Jetzt konnte er sich ganz auf seine Liebste konzentrieren und musste nicht mehr damit rechnen irgendwann eine Frau zu haben, die Saori verdrängen könnte.

"Wie stellst du dir den weiteren Verlauf vor?", wollte sie von ihm wissen.

Dass Saori erleichtert die Luft ausgelassen hatte, war ihr aufgefallen. Hatte sie etwa darauf gehofft? Oder wollte sie nur das Beste für Aaron, der es sich gewünscht hatte?

"Ich weiß es noch nicht", gestand er ehrlich. Dabei wusste er, was er eigentlich wollte. Aber ob das möglich war, oder ob er Saori damit vielleicht verschrecken würde, konnte er nicht sagen. "Ich weiß nicht, ob das was ich möchte, möglich ist", sagte er und hoffte, dass die Königin verstand, was er meinte.

"Saori, mein Kind, bist du müde?", fragte die Königin sie, woraufhin sie ehrlich nickte. "Möchtest du eine Weile schlafen bevor ihr die Heimreise antretet?", wollte sie dann wissen. Dieses Mal erhielt sie ein Kopfschütteln.

Dabei war es eigentlich der Plan der Königin, dass die Dämonin zumindest für eine Stunde schlief, damit sie sich mit Aaron unterhalten konnte, wenn er nicht direkt vor Saori sprechen wollte.

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