Kapitel 44
Kapitel 44
Sehr viel gegessen hatte sie die vergangenen Tage auch nicht.
"Ein paar", gestand er, wollte ihr aber nicht sagen wie viele genau. Er wollte, dass sie sich wieder beruhigte und entspannte, doch es schien noch schlimmer zu werden.
Dass Tabitha sie in den intimsten Momenten gesehen hatte, schmerzte sie sehr und lösten Zweifel aus. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie sie aussah, wenn sie und Aaron sich vereinten. Der Gedanke löste erneut die Übelkeit aus und sie begann zu würgen. Jedoch kam dieses Mal nichts hoch.
„Passt einen Moment auf sie auf. Ich hole ein Glas Wasser und Tabletten für die Übelkeit", sagte Belle zu ihm und richtete sich auf.
Aaron nickte und streichelte sie mit seinen Flügeln, während er Staub abgab, um sie beruhigen. "Ich weiß, dass dieses Wissen dich bedrückt", sagte er sanft. "Aber es ist nichts, weswegen du dich ärgern oder schämen musst", versicherte er ihr und hielt sie sanft im Arm.
„Ich ärgere mich nicht, sondern schäme mich ganz schrecklich", gab sie mit brüchiger Stimme zu. Die Magenflüssigkeit griff ihre Stimmbänder an, sodass ihre sonst so zarte Stimme gebrochen klang.
Aaron streichelte sie sanft. "Tabitha sollte sich schämen solche Dinge zu tun", erklärte er. "Du musst dich für gar nichts schämen. Du hast nichts getan, für das man so empfinden müsste."
Seufzend fuhr sie sich mit zitternder Hand durch die Haare. „Das vielleicht nicht, aber ich schäme mich, wie ich aussehe, wenn wir ... Dinge tun", murmelte sie leise.
Belle kam zurück und bat Aaron, das Glas aufzufüllen, weil Saori es von ihr nicht annehmen würde. Dafür gab sie ihr die Tabletten.
Aaron tat, was Belle wollte und küsste dann ihre Wange. "Das musst du ganz und gar nicht", versicherte Aaron ihr.
Gehorsam trank Saori das Glas und nahm die Tabletten dazu. Diese sollten bald wirken, sodass die Übelkeit nachließ.
Dabei überlegte Saori, dass sie sich trotzdem schämte. Sie wollte nicht wissen, wie oft sie von ihr beobachtet worden war. Auch beim Baden oder tanzen.
Aaron nahm sie in den Arm und führte sie zurück zum Bett. "Es gibt keinen Grund dich zu schämen. Du bist wunderschön", flüsterte er ihr zu.
Belle war der Meinung, dass sie sich hinlegen sollte. Es war besser, wenn sie schlief, damit sie sich von der Übelkeit erholen konnte.
Aaron stimmte der Heilerin zu. "Es war ein aufregender Tag", meinte er sanft und küsste ihre Stirn. "Ich werde mich gleich zu dir legen", versprach er.
Zuvor sollte er jedoch noch mit den anderen sprechen und die Dokumente zu Raffael bringen. Sie warteten auf den Engel.
Saori nickte und schloss die Augen. Belle war noch da, bis er zurückkommen würde.
Erneut küsste er ihre Stirn und suchte dann die Dokumente, um mit Raffael zu sprechen. Er vertraute darauf, dass Belle auf Saori aufpasste.
Die Engelsheilerin nickte ihm zu und setzte sich zu Saori ans Bett.
Raffael wartete mit den anderen noch immer in der Küche. Sie besprachen sich, ob sie davor schon etwas bemerkt hatten, doch weder Caius noch Dion konnten sich daran erinnern.
"Vielleicht war es Abisai, der sie angebracht hat", meinte Caius plötzlich nachdenklich. "Er hat hier immerhin viel gebaut und repariert", erklärte er.
Nachdenklich rieb Raffael sein Kinn. „Das ist sehr gut möglich. So viel ich weiß, war er derjenige, der das Meiste gebaut hatte. Im Auftrag von Tabitha", stellte er fest.
"Genau und sie hat auch versucht uns gegenüber Saori schlecht zu machen", bemerkte Dion plötzlich leise. "Ich hab es ehrlich gesagt nicht ganz für voll genommen."
„Sie wollte sogar, dass wir ihre Aufmerksamkeit auf uns lenken, damit sie sich in uns verliebt. Somit würde sie Aaron in Ruhe lassen", gestand Caius zerknirscht. Das hatte er anfangs auch vorgehabt, sie für sich zu gewinnen, weil er der Auftrag gewesen war, doch das hatte er nicht übers Herz gebracht.
Raffael schüttelte den Kopf. "Sie hat es mit allen Mitteln versucht", sagte er wenig erfreut. Aber es passte zu dem, was er über sie erfahren und wie er sie kennengelernt hatte.
Was wohl Aaron dazu sagen würde, wenn er es erfuhr?
Den beiden war anzusehen, wie unwohl sie sich dabei fühlten. Verlegen rieben sie ihren Nacken.
Dass sie jedoch nicht auf Tabithas Versuche eingegangen waren und stattdessen ihre eigenen getroffen hatten, zeigte, dass man ihnen durchaus vertrauen konnte. Dadurch waren sie vielleicht sogar abgehärtet und würden auf Saoris Seite stehen.
„Morgen Früh, sobald es hell wird, werden wir weitersuchen. Wenn sie für die gesamte Insel zuständig gewesen war, verstecken sich mit Sicherheit noch mehr", meinte Caius nachdenklich. So langsam verstand er, warum Tabitha ihn ausgewählt hatte.
Da er Aaron ähnlich sah, hatte sie wohl gehofft, dass Saori sich in ihn verliebte.
Raffael nickte. "Ich hoffe nur, dass es nicht zu sehr an Saoris Selbstvertrauen rüttelt. Das hat sie nicht verdient", seufzte er gerade, als Aaron mit den Dokumenten zurückkam.
"Sie liegt im Bett und versucht zu schlafen", informierte er sie. "Ich möchte sie nur ungern zu lange allein lassen."
„Dennoch gibt es etwas, was die zwei Euch sagen wollen", meinte Raffael mit einem Kopfnicken zu Dion und Caius.
Betreten sahen diese sich gegenseitig an, weil sie nicht wussten, wer anfangen sollte. Doch Dion war schliesslich der, der anfing zu erzählen. Auch Caius gab dann das wieder, warum sie eigentlich da waren.
"Das dachte ich mir schon", seufzte Aaron. "Aber nur, weil Tabitha euch dazu erwählt habt, heißt das nicht, dass ihr wie Abisai seid. Ihr habt eure Entscheidungen getroffen und diese sind nicht gegen Saori", erklärte er und schien das Thema damit zu beenden. Er würde sie nicht dafür bestrafen, was Tabitha mit ihnen vorgehabt hatte.
„Vielen Dank, Meister Aaron", meinten beide ehrlich. Sie würden auf seiner Seite stehen. Tabitha war von Anfang herrisch und nicht sehr nett gewesen.
Raffael meinte, er würde sich die Dokumente in der Nacht ansehen, solange Aaron bei Saori war.
Dankbar nickte Aaron und meinte, dass sie sich auch zurückziehen konnten. Er wollte so schnell wie möglich wieder zu Saori zurück.
Diese schlief bereits halb. Dabei hatte sie sich unter der Seidendecke verkrochen und versteckte sich beinahe. Dass sie geweint hatte, war nicht zu übersehen.
Aaron nickte Belle dankbar zu, die sich aus dem Zimmer zurückzog. Dann rutschte der Engel zu Saori unter die Decke und nahm sie sanft in den Arm.
Eng kuschelte sich die Dämonin an ihn heran und vergrub ihren Kopf an seiner Brust. Ihren Hasen hatte sie fest an sich gedrückt, da die Katudjalls nicht da waren.
"Ich liebe dich", flüsterte er ihr zu und streichelte ihre Flügel.
Schwer schluckte sie, damit ihr Mund wieder feucht wurde. Durch das Weinen war dieser ausgetrocknet und ihre Zunge klebte am Gaumen. So konnte sie nicht sprechen. Erst als sie sich sicher war, dass ihre Stimme nicht gleich wieder abbrach, sprach Saori.
„Ich Euch auch", murmelte sie tonlos. Aarons Finger lösten ein angenehmes Gefühl in ihr aus. Ein beruhigendes, wohliges Gefühl.
In der letzten Zeit war sehr viel geschehen. Zu viel auf einmal für sie.
"Schlaf ein wenig, du hast es dir verdient", meinte er sanft. "Ich bin da und pass auf dich auf."
Erschöpft nickte das Mädchen und kuschelte sich noch mehr an ihn. Sie brauchte seine Nähe und sein Geruch. Ohne konnte sie nicht mehr leben. Hoffentlich konnte sie überhaupt schlafen.
Belle hatte gesagt, dass die Tabletten sie müde machen würden. Die Wirkung davon spürte die Dämonin bereits. Auch die Übelkeit war weniger geworden, doch ganz weg war sie noch nicht.
"Wenn du möchtest, dass ich dich mit Staub unterstütze, weil du nicht schlafen kannst, sag es mir", bat er leise und streichelte sie intensiv.
Als Antwort nickte sie, aber sie war sich sicher, dass sie dieses Mal keinen brauchen würde. Schon jetzt war sie sehr müde und es dauerte auch nicht lange, bis sie in einen unruhigen Schlaf fiel.
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