Kapitel 30

Kapitel 30

Wie Saori befürchtet hatte, spürte sie nur das Kribbeln der Spinnen auf der Haut. Obwohl es Aarons Finger waren, sagte ihr Kopf, dass die Tiere auf ihr herumkrabbelten. Ihre blauen Augen starrten den jungen Engel an und wusste, dass er da war. Trotzdem schob sie seine Hände beinahe panisch von sich und rollte sich so klein wie möglich zusammen. Tränen stiegen in ihr auf und sie begann zu schluchzen.

Aaron nahm sie sanft in den Arm und stäubte sie ein. Wenn sie schlief würde er ihre Wunden behandeln und hoffen, dass die guten Träume ihr helfen würden. Auch wenn er diese manipulieren musste.

Schon bald darauf lag sie schlafend in seinen Armen. Trotzdem konnte er ihr Unwohlsein spüren. Die Tat schien sie sogar in den Träumen zu verfolgen.

Aaron nutzte seinen Illusionsstaub, um das zu ändern, während er ihre Wunden mit der Salbe einrieb. Vermischt mit dem Staub, der sie betäubrn würde.

So verspürte sie wenigstens keine Angst, sich ihm in diesem Zustand zu präsentieren. Regungslos lag die Dämonin da und bekam von der ganzen Behandlung nichts mit.

Der Vorfall hatte dazu geführt, sich wieder zurückzuziehen und Angst zu haben.

Das gefiel Aaron gar nicht. Es war ein Fehler gewesen, dass Abisai hierher gekommen war. Er glaubte, dass dieser es gewesen war. Wer sonst?

Bei Saori reichten leider Kleinigkeiten aus, sich wieder zurückzuziehen. Schon immer war es so gewesen. Gerade nach Tabithas ersten Angriff hatte sie sich nicht mehr aus Aarons Zimmer getraut. Tagelang war sie nur in diesem Raum geblieben, bis er sie einfach mit in die Lüfte genommen hatte.

Er würde sie nicht wieder allein lassen. Nicht ohne Aufsicht. Und dazu brauchte er Leute. Ob Caius und Dion geeignet waren?

Wahrscheinlich würde sie in der nächsten Zeit überhaupt keinen an sich ranlassen. Aus Angst, dass wieder jemand etwas mit ihr anstellte.

Caius und auch Dion hatten in der ganzen Zeit, in der sie hier waren, keine Hassgefühle ihr gegenüber gezeigt. Im Gegenteil. Gerade Caius schien von ihr angetan zu sein. Mit viel Respekt begegnete er der Dämonin.

Ob es etwas damit zu tun hatte, dass er sie vielleicht liebte, konnte Aaron nicht sagen. Solche Gefühle hatte er nicht gespürt.

Aber eine Verehrung war seinerseits zu spüren. Immer auf das Wohl der Dämonin bedacht war Caius da, wenn man ihn brauchte.

Das gefiel Aaron, denn er sah ihn nicht als Konkurrenz. Saori war ihm gegenüber freundlich, doch nicht anhänglich oder verliebt.

Obwohl Caius ein Werwolf war, schien sie keine Angst mehr vor ihm zu haben. Oft hatte Aaron sogar beobachtet, wie sie zusammen lachten.

Dadurch, dass sie beide Blumen sehr mochten, fanden sie meistens ein Gesprächsthema.

Aaron betrachtete die schlafende Dämonin nachdenklich. Sie tat ihm leid und er wollte, dass sie sich möglichst schnell erholte.

Sollte er Belle vielleicht um Rat fragen? Sie als Engelsheilerin hatte hoffentlich mehr Erfahrungen als er mit solchen Wesen, die sich sehr schnell zurückzogen.

Allerdings wollte er Saori auch nicht allein lassen. Es war schwer.

Als hätte Belle es gespürt, klopfte sie leise an und steckte ihren Kopf in das Schlafzimmer. „Braucht Ihr Hilfe bei etwas, Meister Aaron?", fragte sie ihn leise. Es hatte sie gewundert, dass Saoris Gefühle verstummt waren.

Aaron nickte und bat Belle hineinzukommen. "Sie wird sicherlich lange brauchen, um sich zu erholen. Kennt Ihr Euch mit solchen Dingen aus?", fragte er die Heilerin hoffnungsvoll.

Belle nickte. Sie hatte einiges an Erfahrung, doch noch nie war jemand so wie Saori gewesen. Es würde auch für sie neu sein.

„Das, was ihr bis jetzt passiert ist, setzt ihr sehr zu. Auch wenn sie denkt, dass sie Strafen verdient für das, was sie ist ... tief in ihr schmerzt es sie, dass man sie so sehr hasst", begann sie und setzte sich zu ihnen ans Bett.

Dort sah sie nach ihrer Versorgung und nickte anerkennend. Jedoch spielte auch das, was in ihrer Familie passiert war, eine große Rolle. Saori wurde so erzogen, verachtenswert zu sein, weil sie nicht das war, was sie sollte.

Da das Mädchen nicht verstehen konnte, nicht so genommen worden zu sein, wie sie war, hatte sie begonnen, genau das zu glauben, was man ihr gesagt hatte.

Ihre eigenen Gefühle, die so rein und unschuldig waren, hatte sie als verachtenswert verdrängt.

"Ich weiß", murmelte er. "Ich kann für sie da sein, aber ich fürchte mehr kann ich nicht. Ich hatte gehofft, dass du vielleicht eine Methode kennst, wie sie besser lernt damit umzugehen."

„Es wird lange dauern. Aber viele Gespräche sollten helfen. Wenn sie niemanden mehr um sich herum hat, der potentiell gefährlich ist, kann es sein, dass sie ihre eigene Sichtweise ändert", erklärte Belle ihm. Wenn er es wollte, würde sie das übernehmen.

Aaron nickte und fuhr ihr sanft durch die Haare. "Das würde ich mir wünschen", sagte er ehrlich. "Ich möchte, dass sie mit den anderen auch umgehen lernt. Denkt Ihr, dass es vielleicht gut wäre, wenn ich immer mal wieder jemanden dazu holen? Caius und Dion? Während ich dabei bin?"

Belle begrüßte seinen Vorschlag sehr. Wenn sie keine Angst vor ihnen hatte, würde sie lernen, dass nicht alle böse waren. So nach und nach sollte sie neue Leute kennenlernen. Nicht zu viel auf einmal.

Aaron wollte es erst einmal auf die beiden Männer beschränken, denn bei diesen konnte sie im Notfall sogar Schutz suchen.

„Gute Idee", bekräftigte Belle die Entscheidung. Ansonsten würde erst einmal viel reden helfen. Dass er Verständnis besaß, wusste die Engelsheilerin sehr gut.

Aaron nickte. Jetzt musste er nur noch warten, bis sie wieder erwachte. Er wollte sie nicht drängen, denn sie brauchte die Ruhe.

Belle wollte von ihm wissen, ob er mit Auron sprechen wollte. Dieser war noch immer mit Abisai beschäftigt. Sie konnte in der Zwischenzeit bei Saori bleiben und auf sie aufpassen.

Aaron nickte. Wenn Belle hier war, dann war es in Ordnung. Er erhob sich und verließ das Zimmer, um mit Auron zu sprechen.

Dieser hatte Abisai festgenagelt. Im wörtlichen Sinne natürlich. Mit strengen Augen wachte er über den Handwerker, der unbeteiligt aussah. Doch seine Gefühle verrieten ihn zu genau.

"Warum hast du das getan?", wollte Aaron nicht begeistert wissen, als er den Raum betrat. Nur mit Mühe schaffte er es, seine Gefühle im Zaun zu halten und nicht über den Mann herzufallen.

Auron lächelte leicht. So kannte er den jungen Engel. Aufbrausend, wenn er seine Liebsten schützen wollte. Genau wie sein Vater.

„Was getan?", fragte Abisai erstaunt. Er war sich keiner Schuld bewusst.

"Warum hast du Saori angegriffen?", fragte er und stellte somit klar, dass er es genau wusste.

„Warum sollte ich das tun? Sie hat uns doch Essen gebracht", meinte der Handwerker und wirkte so, als hätte er noch nie etwas angestellt.

Aaron seufzte. "Ich spüre deine Gefühle. Du hasst sie. Warum?"

Plötzlich schlug ihm eine richtige Hasswelle entgegen, die er eigentlich nur von Tabitha kannte.

„Sie ist schuld, dass Tabitha weg ist!", fauchte er Aaron an. Wohlwissend, dass der Engel sein Meister war. „Nur wegen ihr hat sie gehen müssen! Was ist so besonders an einem Dämon? Sie sind alle gefährlich."

Aaron blickte ihn böse an. "Nicht so gefährlich wie du", antwortete er und wurde ruhig. Er spürte unter dem Zorn noch etwas anderes. War das Liebe? Liebe für Tabitha? Vielleicht.

„Dass sie auf Eurer Nase herumtanzt, sehen alle außer Ihr", fuhr Abisai ihn an. Auron hatte dafür gesorgt, dass er sich nicht bewegen und somit jemanden verletzen konnte.

„Tabitha hätte viel besser zu Euch gepasst."

"Die Einzigen, die hier auf meiner Nase tanzen sind Tabitha und du, aber wenn du sie so sehr vermisst, wäre es vielleicht keine schlechte Idee, wenn du zu ihr gehst", meinte Aaron und blickte Auron fragend an.

Hoffnung keimte in Abisai auf. War es möglich, wieder zu der wunderschönen Frau gehen zu können? Er vermisste sie wirklich.

Auron warf einem Blick zwischen den beiden Männern hin und her. Natürlich konnte er ihn mitnehmen.

Ob Tabitha auch Gefühle für den Handwerker besaß? Unwahrscheinlich, wenn sie ständig von Aaron sprach. Doch vielleicht würden sich die Gemüter ein Stück weit beruhigen, wenn sie zusammen waren.

Auron gab Aaron seine Zustimmung, hatte aber Bedenken, dass Abisai es vielleicht sogar als Belohnung sah.

Allerdings war es besser, wenn jegliche Gefahrenquellen von Saori fern gehalten wurden. Auf Aarons Entscheidung hin würde er den Handwerker mitnehmen. Wenn gar nichts half, mussten beide auf den Sklavenmarkt.

Aaron war es reichlich egal. Hauptsache er war weit weg von Saori. Dort, wo er ihr nicht schaden konnte.

„Ich nehme ihn mit. Kommst du bitte, wenn es ihr besser geht? Du weißt, wegen welcher Sache", erinnerte Auron ihn daran.

Er war auf den Handwerker zugegangen und nahm ihm die Fesseln für einen Moment ab, damit er Abisais Hände hinter dem Rücken befestigen konnte.

Aaron nickte. "Hab vielen Dank", seufzte er und war froh, dieses Problem loszuwerden.

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