Kapitel 3
Kapitel 3
"Es geht so", gestand Aaron ihr und fuhr sanft mit den Flügel über Saoris. "Das hier ist übrigens Saori", stellte er sie vor, was dafür sorgte, dass Auron sich leicht verneigte.
"Es ist mir eine Ehre", sagte er und hielt ihr die Hand hin, um sie zu küssen, wie es bei ihm üblich war. Er wäre Saori jedoch auch nicht böse, wenn sie ablehnte.
Anstatt zu antworten oder ihm die Hand zu geben, knickste Saori ihm tief zu. Dass ihr das gar nicht behagte, war ihr anzusehen.
„Das ist also die Dämonin, von der jeder spricht", stellte Auron nachdenklich fest.
"Du musst vor ihm keine Angst haben, er ist in Ordnung", versuchte Aaron sie gedanklich zu beruhigen.
Aarons Worte sorgten dafür, dass sie Auron nun doch zaghaft die Hand hinhielt. Eigentlich wollte sie das gar nicht. Da es jedoch zum Standard der Engel gehörte, würde sie sich beugen müssen.
„Es ... freut mich auch", kam es schließlich leise und melodisch von ihren Lippen.
Auron, der damit nicht gerechnet hatte, lächelte und nahm ihre Hand, bevor er sich leicht beugte und diese sanft küsste. "Ihr seid eine wunderschöne, junge Dame", gestand er und zwinkerte Aaron dann zu.
Mit den Zähnen knirschend dankte sie ihm leise für das Kompliment. Saori mochte es überhaupt nicht, wenn jemand so über sie sprach.
Vor allem konnte sie das Zuzwinkern zu Aaron nicht verstehen.
"Auron ist ein Bekannter meines Vaters und als Kind war er mein Mentor", erklärte Aaron Saori leise, aber für die Leute hörbar. Es war besser, wenn sie sich mit Auron unterhielten, so würde niemand stören.
„Was bedeutet Mentor?", fragte Saori genauso leise. Das zu fragen, kostete sie viel Überwindung, denn das zeigte, wie dumm sie in Wirklichkeit war.
"Bei den Engeln ist es so, dass jedes Neugeborene einen älteren Engel an seine Seite gestellt bekommt", erklärte ihr Auron und wirkte nicht, als würde er sie für dumm halten. "Dieser wird als Mentor bezeichnet und lernt dem Kind Dinge wie Fliegen, oder in dem Fall eines Mannes das Kämpfen. Frauen lernen Malen und Singen", erklärte er ihr.
Warum taten das nicht die Eltern? Schließlich waren sie doch für die Kinder verantwortlich. Ohne Auron anzusehen, fragte Saori schüchtern, ob es nur alleinstehende Engel taten oder auch die, welche bereits Familien hatten.
"Viele Familien haben Arbeiten, den sie nachgehen müssen", erklärte ihr Auron, während sie etwas über den Platz liefen. "Engelskinder altern sehr langsam und es gut, wenn es jemanden gibt, der auf sie aufpassen kann, wenn beide Eltern keine Zeit haben", sagte er, als wäre er es gewöhnt anderen etwas beizubringen.
Aaron nickte. "Meine Eltern waren anfangs sehr viel für mich da, aber mit der Zeit haben sie wieder mehr ihrer Arbeit aufgenommen und ich habe auch viel Zeit in der Schule verbracht", erzählte ihr der Engel und war froh ein solch unverfängliches Thema zu haben. Mit Auron an seiner Seite war es angenehm, da er kein Problem hatte mit Kindern umzugehen.
Das ergab jedenfalls Sinn. Obwohl sich Saori lieber selbst um ein Kind kümmern würde, damit sie wusste, was es wirklich lernte. Wie lange wohl die Schule für Engel ging?
Noch immer krallte sie sich an Aarons Arm fest, denn die Engel um sie herum warfen ihr neugierige Blicke zu.
"Engelskinder machen sehr viel Blödsinn und brauchen rund um die Uhr einen Aufpasser", lachte Auron, der daran dachte, was Aaron immer getan hatte.
„Was Ihr nicht sagt ...", rutschte es aus Saoris Mund heraus. Sofort schlug sie sich auf diesen, denn sie hatte bereits zu viel verraten. Nämlich dass Aaron auch heute noch viel Unsinn machte.
Auron lachte. "Ja, ja. Er ist nicht so einfach, mein liebes Patenkind", meinte er und schlug Aaron freundschaftlich auf die Schulter.
Leicht gezwungen versuchte die Dämonin zu lächeln. Wenigstens schien er es nicht übel zu nehmen, dass sie sich versprochen hatte. Saori würde aufpassen müssen, nichts falsches zu sagen.
Solange Auron da war, kamen andere Engel nicht näher, wobei sie es gerne wollten.
Es schien, als hätten sie Respekt vor den Blauhaarigen mit den taubengrauen Flügeln.
"Es ist gut, dass Ihr noch so jung seid, dann könnt Ihr wenigstens mit ihm mithalten", meinte Auron leicht verstohlen und schmunzelte.
Ob er wohl wusste, wie alt sie wirklich war? Wie viel wusste er überhaupt von ihr?
An Aarons Flausen würde sie nie im Leben mithalten können, weshalb Saori nur daraufhin nickte.
Was ihr jedoch gefiel war, dass Auron und Aaron sich gut verstanden. Das würde ihr helfen, sich wenigstens auf etwas anderes zu konzentrieren. Wenn sie den beiden Männern nur zuhörte, war das besser als das ganze Getuschel um sie herum wahrzunehmen.
Auron führte sie mehr oder weniger zum Tisch, auf dem sich das Essen stapelte. Dort griff er nach einem Glas und reichte es Saori. "Ihr müsst sicherlich Durst haben", bemerkte er und nahm sich ebenfalls eines. Auch Aaron nahm sich eines, behielt Saori aber im Blick.
Kopfschüttelnd stellte sie es zurück auf den Tisch. „Ich danke für Eure Aufmerksamkeit, aber ich habe keinen Durst", log sie ihn auf höfliche Weise an.
Nie wieder würde sie von irgendjemand etwas annehmen. Das, was passiert war, war eine Lehre gewesen.
Auron hob überrascht eine Augenbraue, doch Aaron winkte ab. "Das ist schon in Ordnung", versicherte er ihm, wollte jedoch nichts verraten.
"Soll ich für dich vorkosten, damit du wenigstens etwas zum Trinken bekommst?", fragte er sie gedanklich leise.
„Nein, danke", erwiderte sie in Gedanken und versuchte zu lächeln. Sie würde es schon durchstehen können.
"Sag mir bitte, wenn etwas ist, dann finden wir einen Weg", sagte er gedanklich. Sie hatten jedoch in der Kutsche noch etwas und auch vorher sehr gut gegessen und getrunken.
Saori nickte ihm nur zu und hielt sich dicht an ihm. Hoffentlich kamen nicht noch mehr Engel auf sie zu. Sie mochte es nicht, wenn man mit ihr sprach und sie eingehend beobachtete.
Auron musterte Saori kurz und blickte dann zu Aaron, doch er sagte nichts. Es ging ihn schließlich nichts an, warum Saori nichts trank. Das würde schon seine Gründe haben.
Die Dämonin musste gestehen, dass die Häppchen, die hier haufenweise angeboten wurden, seinen Reiz hatten. Sehr lecker sahen sie aus.
Aber es gab auch richtige Speisen, die warm gehalten wurden. Gerade bediente sich ein Engel in ihrer Nähe an Suppe, die er jedoch seiner Begleitung weiterreichte. Daher schätzte Saori, dass die Versorgung mehr für die Nichtengel waren, denn diese brauchten keine Nahrung, um zu überleben.
Neugierig war sie schon, wie das Fest aufgebaut war, nur die vielen Engel waren ihr unheimlich.
Verschiedene Haarfarben vermischten sich mit unterschiedlichem Flügelfarben, sodass alles richtig bunt wirkte. Wirklich jeder hatte sich so fein wie möglich gemacht. Die Frauen steckten in wunderschönen Kleidern, die sie elegant und anmutig wirken ließen. Dabei bemerkte sie, dass sie wirklich die einzige Dämonin hier war. Das ließ Saori unsicher werden. Nur zu gern wäre sie bereits wieder in der Kutsche zurück.
Ob Ethan hier war? So viel sie wusste, war dieser ausgeladen worden. Und trotzdem schwang bei ihr eine gewisse Angst mit, dass er da war.
„Aaron, mein Freund", erklang es hinter ihnen und Chayton, der ihn damals am Anfang besucht hatte, als Saori erst ein oder zwei Tage da gewesen war, rückte ins Blickfeld.
Rote, kurze Haare, die nach hinten gekämmt waren hatten fast die gleiche Farbe wie seine Flügel. Mit dem einzigen Unterschied, dass seine Flügel noch leicht silberne Stellen aufwies. Die gelben Augen ließen ihn unheimlich wirken, so wie er Saori musterte.
War er schon damals sehr neugierig auf sie gewesen, hatte er nun endlich eine Möglichkeit, sie kennenzulernen.
Aber auch Nathanial, ein Engel mit mitternachtsschwarzen Flügeln, die goldene Elemente aufwiesen, kam mit seiner Begleitung auf sie zu. Saori hatte ihn zuerst für einen Dämon gehalten, weil er schwarze Flügel hatte. Ihr wurde schlecht, weil plötzlich so viele näher kamen, jedoch auch einen Abstand einhielt, so wie die Königin es vorgegeben hatte.
Aarons Flügel lag beruhigend über ihr und er zog sie etwas weiter an sich, damit sie sich beschützt fühlte. "Wenn einer den Anfang macht kommen sie plötzlich alle", murmelte Auron, blieb aber an Aarons und Saoris Seite.
"Chayton", grüßte Aaron und versuchte freundlich zu bleiben. Auch Nathanial grüßte er, doch ihm waren beide Männer nicht recht.
"Wie geht es dir?", kam die Frage der beiden beinahe gleichzeitig aus dem Mund. Neugierig musterten sie Saori, die sich unter Aarons Flügel fast versteckte. Sie fühlte sich von Engeln eingekreist, was Panik bei ihr auslöste. Waren sie davor noch weiter weg gewesen, war es weniger schlimm gewesen.
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