Kapitel 21

Kapitel 21

Ein undamenhafter Laut verließ Saoris Mund. Heftig kopfschüttelnd versuchte sie das Bild aus dem Kopf zu bekommen. Es war schon schlimm genug, dass Frauen so etwas trugen. Aber Männer? Ein Schaudern lief über ihren Rücken bei dem Anblick der Bilder.

"Gefallen sie dir nicht?", fragte Mal leicht belustigt und blätterte zurück zu der Hochzeitsmode.

„Sie sind schrecklich", hauchte sie entsetzt. Erneut erschauderte sie. Hoffentlich bekam sie das wieder aus dem Kopf.

Ob Aarons Fetisch auch soweit reichte, dass er es selbst anzog? Das wollte sie sich lieber nicht vorstellen.

Mal lachte leise und schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht", meinte sie. "Aaron in einer engen Lederhose ...", begann sie nachdenklich, fast schwärmerisch.

Konnte Saoris Gesicht in dem Moment noch roter werden? So tiefrot war sie schon lange nicht mehr geworden. Mals Worte hatten ihr einen heißen und kalten Schauer beschert. Das war nicht das Schlimmste, sondern die Hitze, die sich bei dem Gedanken in ihr ausbreitete.

Mal lachte leise und lenkte Saoris Gedanken hoffentlich wieder auf die Hochzeit, als sie ihr Hochzeitskleider zeigte.

So einfach war es jedoch nicht für sie, sich zu entscheiden. Es brauchte lange, bis sie endlich etwas gefunden hatte, was ihr zusagte. Allerdings sollte das Kleid aus mehreren zusammengeschneidert werden.

Bei manchen gefiel ihr das Oberteil nicht, bei anderen der Rock.

Mal notierte sich alles sehr genau und wollte mehrere Skizzen fertigen, aus denen Saori dann wählen konnte. Es sollte immerhin alles perfekt werden.

Die beiden Frauen verbrachten mehrere Stunden damit, bis Saori wirklich erschöpft davon war.

Sie hatte sich für ein Unterteil entschieden, welches sie in der Hochzeitsnacht tragen sollte. Sehr wohl war ihr bei dem Gedanken noch nicht. Aber Aaron würde es sicherlich eine Freude bereiten.

Mal meinte, dass sie die Kleider malen würde und dann würden sie noch einmal einen Termin für den Stoff brauchen, um diesen auszusuchen. Doch für heute sollte es gut sein.

Wenigstens hatte sie nun eine kleine Vorstellung, wie das Kleid aussehen sollte. Nur, ob es ihr stehen würde, blieb abzuwarten. Saori hatte im allgemeinen Probleme mit langen Kleidern. Dass sie es nur einmal im Leben tragen würde, machte sie traurig. Warum machte man sich so viel Arbeit für einen einzigen Tag?

Darüber dachte sie nach, während sie auf den Weg zurück zu Aaron war. Dabei ließ sie sich Zeit. Er würde arbeiten und sie konnte noch malen. Sollte er sie nicht einweisen wollen. Es kam darauf an, wie viel Zeit noch blieb, bevor sie zurückfliegen würden.

Was trugen eigentlich Männer zur Hochzeit? Auch daran dachte die Dämonin, denn der Gedanke, dass Aaron so ein Lederzeugs trug, war absurd.

Saori klopfte an Aarons Tür an, damit er wusste, dass sie wieder da war. Ziemlich lange war sie bei Mal gewesen und fragte sich, ob er bereits fertig war.

Aaron blickte von seinen Dokumenten auf und für einen Moment wirkte er genervt von der Ablenkung, doch dann erkannte er Saori und sein Lächeln wurde liebevoll und sanft. "Da bist du ja wieder", sagte er und ließ von seinen Dokumenten ab. Er hatte damit gerechnet schon wieder gestört zu werden, doch diese Störung wusste er zu schätzen.

Leise schloss sie die Tür hinter sich und kam auf den Engel zu. Er wirkte gestresst mit all den Dokumenten vor sich. „Es tut mir leid, aber es hat länger gedauert als angenommen", entschuldigte sich die Dämonin. Langsam schritt sie um den großen Schreibtisch herum und legte eine Hand auf seine Schulter. „Was macht Ihr gerade? Braucht Ihr Hilfe?"

Aaron lehnte sich etwas zurück und schloss die Augen. "Einen Kuss zur Begrüßung könnte ich gebrauchen", meinte er mit einem schelmischen Lächeln.

Den konnte er nur zu gern haben. Das Mädchen beugte sich nach vorne, um ihm das Gewünschte zu geben. „Ihr seht gestresst aus", bemerkte sie leise.

"Das geht schon", murmelte er und entspannte sich durch ihren Kuss etwas. "Wie war es bei Mal?"

„Anstrengend", gab Saori lachend zu, wurde jedoch rot dabei.

Aaron spürte ihre Gefühle und grinste. "Ach so? Dann haben wir uns beide wohl etwas Erholung verdient", neckte er.

Wie recht er hatte! Eine Runde schwimmen würde ihnen sicherlich gut tun. „Ich finde es trotzdem nicht gut, für einen einzigen Tag so viel zu planen. Kann ich nicht einfach im Badeanzug heiraten?", fragte sie und ließ von ihm ab, um sich auf den Sessel in der Ecke zu setzen.

Aaron lachte. "Wäre sicherlich eine interessante Idee", überlegte der Engel schmunzelnd.

„Wirklich? Dann kann ich gleich noch einmal zu Mal gehen", jubilierte Saori, die es für bare Münze hielt.

Aaron lachte erneut. "An sich wäre ich nicht abgeneigt, aber weil die Königin dabei ist, sollte es schon traditionell sein. Außerdem glaube ich, dass ein Hochzeitskleid dir sehr gut stehen würde."

Ihr Gesicht verzog sich sofort, als hätte sie Zahnschmerzen. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Eigentlich schade, sonst hätte sie es wirklich in Erwägung gezogen.

Der Engel erhob sich und lächelte, als er auf sie zutrat und sie küsste. "Ich bin schon sehr gespannt auf dein Kleid."

Leicht lächelte sie ihm zu, blieb aber sitzen. „Trotzdem zu viel Aufwand für einen Tag", bemerkte Saori. Das war so unverständlich.

"Bei uns ist es Tradition, dass die Mutter das Kleid an die Tochter weitervererbt", erklärte er leise. "Wenn ich wüsste, ob das Kleid meiner Mutter noch da ist, würde ich mich freuen, wenn du es trägst", sagte er lächelnd. "Aber ich glaube sie hat es nicht mehr."

Überrascht über so eine Tradition starrte sie ihn an. Selbst wenn er das Kleid seiner Mutter noch hatte, würde sie es nicht anziehen.

Saori war der Meinung, dass es einzig und allein seiner Mutter gehört hatte. Sie als Dämon würde damit ihr Kleid verschandeln.

Aaron lächelte sanft. "Dich in dem Kleid meiner Mutter zu sehen, hätte mich sehr glücklich gemacht", gestand er. "Schade, dass ich nicht weiß wo es ist."

„Wollt Ihr gemeinsam nachsehen gehen?", bot sie dem Engel an. Ihm lag sehr viel daran. Vielleicht brauchte sie dann auch kein neues. Es gefiel ihr nicht, dass es Geld kostete, gerade weil es nur für einen Tag war.

"Sehr gern, ich wüsste nur nicht genau wo", gestand er etwas verlegen.

„Dort, wo Eure Mutter und Euer Vater gelebt hatten? Vielleicht in einem ihrer Schränke?", schlug sie ihm vor. Oder dort, wo sie Erinnerungen im Allgemeinen aufbewahrten.

"Dann wahrscheinlich eher in den Abstellkammern", überlegte Aaron. "Dort sind ihre Schränke hingekommen."

„Und Ihr habt sie nie durchsucht?", fragte Saori erstaunt. Dabei konnte sie sich jedoch auch vorstellen, wie hart es gewesen sein musste, sie dorthin bringen zu lassen. Sie waren ein Stück von seiner Kindheit und vermutlich würde es ihn zu sehr schmerzen, diese zu durchsuchen. Saori wollte nicht, dass er wieder sehr traurig wurde.

„Lassen wir es lieber sein", meinte sie leicht lächelnd. Es wirkte gezwungen, weil sie sich Vorwürfe machte, ihn dazu überredet zu haben.

"Ich bin mir sicher zu zweit könnte es Spaß machen", sagte er mit einem Schmunzeln.

Daran zweifelte Saori leicht. Es würde nur Erinnerungen von ihm hochbringen. Und auch ihre. Warum sie hier war und was geschehen war. Dennoch nickte das Dämonenmädchen zustimmend. Wenn er es wollte, dann war es so.

"Und wenn wir etwas finden, könnte es Mal vielleicht für dich ändern", meinte er und lächelte noch immer. Die Vorstellung so seine Mutter zu ehren gefiel ihm.

„Seid Ihr Euch ganz sicher darüber? Es bringt bestimmt ... viele Erinnerungen an sie hoch, die Euch traurig machen werden", sagte Saori leise.

"Möglich", meinte Aaron nachdenklich. "Aber es ist Zeit die Dinge, die ihnen gehören nicht nur zur Seite zu stellen, um die Erinnerungen zu verdrängen."

Da stimmte Saori mit ihm überein. Obwohl es sie selbst schmerzen würde, das ständig vor der Nase zu haben.

Jedoch würde sie auch ihren Respekt seinen Eltern gegenüber zeigen. Und das wollte sie auf jeden Fall.

Aaron legte eine Hand an Saoris Rücken und führte sie hinaus und dann durch den Palast zu einer Treppe, die nach oben führte. Dort gab es mehrere ungenutzte Räume, wo viele Dinge standen.

Alte Truhen und Schränke, aber auch Betten und Tische standen in den Räumen. Sie wiesen leichten Staub auf, was hieß, dass hier nur selten geputzt wurde. Vielleicht einmal in der Woche.

Saoris Augen fanden sofort einen wunderschönen Spiegel an einer Wand lehnen. Oval und golden verziert war er. Auf dem goldenen Rand waren blaue Himmelsfedern zu erkennen, die leicht schimmerten. Er war so schön, dass sie auf ihn zuschritt und sich langsam davor niederliess. Es wirkte, als wäre sie in einen Bann gezogen worden. Vorsichtig streckte sie ihre Finger danach aus, um den Rahmen des Spiegels zu berühren.

"Du kannst dir alles, was hier oben ist, aussuchen und wir nehmen es mit", sagte er. "Das sind Dinge, die irgendwann mal irgendwo gestanden haben, dann aber nicht mehr genutzt wurden", erklärte er ihr.

„Der Spiegel ist wunderschön. So filigran ... er hat bestimmt Eurer Mutter gehört, nicht wahr?", hauchte sie begeistert. In dem Spiegelbild wurde ihre Aufmerksamkeit jedoch auf etwas anderes gelenkt.

Im Hintergrund sah sie eine Wiege stehen. Weiß und blau mit einer Erhöhung, wo ein Tuch angebracht worden war. Wohl, um dem Kind Dunkelheit geben zu können, wenn es schlief.

Tränen traten in ihre Augen. Sicherlich war es Aarons Wiege gewesen. Langsam stand sie auf und ging zu ihr hinüber. Aus feinstem Holz war es angefertigt worden. Weich und geschmeidig fühlte sich das Seidentuch an, welches angebracht worden war. Sprechen konnte sie nicht, denn ihr fehlten einfach die Worte.

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