Kapitel 2

Kapitel 2

Die Sterne funkelten bereits im schwarzen Nachthimmel, als die Insel, auf dem das Fest stattfinden sollte, langsam in Sicht kam. Traumhaft sah es aus. Richtig romantisch. Als Diamanten den Himmel erhellten. Schon von weitem waren die Lichter zu erkennen, die den Hinweis darauf gaben, dass etwas Besonderes in der Luft lag.

Schon jetzt hatte Aaron viele Kutschen gesehen, die sie überholt hatten. Noch schlief Saori tief. In seinen Armen zusammengesunken träumte sie etwas Schönes, da sie immer wieder leise lachte oder quietschte. Dadurch, dass sie geschlafen hatte, war die Fahrt ruhig gewesen und Aaron hatte seinen Gedanken nachhängen können.

Er wollte sie eigentlich nicht wecken, doch ihm blieb nichts anderes übrig. Widerwillig nutzte er seinen Staub, damit sie langsam wach wurde. In dieser Zeit landete die Kutsche bereits, doch dieses Mal konnten sie so lange stehen bleiben, wie sie brauchten.

Nicht so wie auf dem Markt, wo es immer schnell gehen musste.

Gähnend rieb sie sich die Augen, sobald sie aus dem Schlaf gerissen wurde. „Sagt mir bitte nicht, dass wir schon da sind", murmelte sie noch halb verschlafen. Quietschend gähnte sie und warf einen Blick aus dem Fenster der Kutsche. Ihre Augen strahlten, als sie die Sterne sah und sie bekam einen warmen Gesichtsausdruck.

Das erinnerte sie an die Nacht, als Aaron sie zum ersten Mal mit goldenem Staub berieselt hatte.

Der Engel ließ ihr einen Moment, in dem sie in Erinnerung schwelgen konnte, bevor er ihn leider zerstören musste. "Tut mir leid, wir sind leider wirklich schon da."

Ihr Kopf wandte sich zu ihm und kopfschüttelnd sah sie Aaron an. „Ihr seid sowas von unromantisch", grummelte Saori und seufzte tief.

Dass die Aufregung bereits zurückkehrte, war spürbar. Auch sie hatte die Lichter der Insel bereits ausgemacht. Engel ... so viele Engel würde sie sehen. Schon jetzt sah sie viele, die noch draußen standen. Alle hatten sie Begleitungen mit dabei. Engelsfrauen, Menschen und andere Rassen waren als Partner vertreten. Nur kein Dämon. Zumindest konnte sie keinen entdecken.

"Ich bin da", sagte er sanft. "Niemand wird dir böse sein, wenn du dich bei mir versteckst", versicherte er ihr.

Trotz allem hoffte sie, doch noch irgendwie drum herum zu kommen. Die Wahrscheinlichkeit ging jedoch gegen Null.

Es gab einen kleinen Ruck, als die Räder der Kutsche den Boden berührte. Sie waren da. Panik stieg in ihr auf, als sie die vielen Engel näher betrachtete und ihre Hände krallten sich in das Holz der Kutsche.

Aaron reichte ihr die Hand. "Soll ich dich auf die Arme nehmen?", fragte er und war durchaus bereit, sie hier hinauszutragen, wenn sie das wollte.

Abschätzend wurde er von der Dämonin gemustert. War eigentlich keine schlechte Idee. Jedoch würde das keinen guten Eindruck machen. Blamieren wollte sie den Engel auf keinen Fall, also musste sie vornehm sein und sich an alles halten, was er von ihr verlangte. Deshalb schüttelte sie den Kopf.

"Gut, dann steige ich jetzt aus und reiche dir die Hand", sagte er und wartete, bis sie ihr Einverständnis gab, bevor er die Tür öffnete. "Und denkt daran: Du bist meine Begleitung, nicht mein Dienstmädchen und erst recht nicht meine Sklavin."

Nickend gab sie ihr Einverständnis und wartete darauf, dass Aaron die Tür öffnete. „Eure Worte am Anfang war durchaus Sklave", erinnerte sie den Engel sehr leise, damit es andere nicht hörten. Sie hätte für ihn als Sklave arbeiten sollen. Noch gut konnte sich Saori daran erinnern.

"Mag sein, aber nicht heute Abend", sagte er sanft. "Und meiner Meinung auch sonst nie wieder", fügte er leise hinzu, beendete das Gespräch jedoch, als er die Tür öffnete und ausstieg.

Kurz sah er sich um, bevor er Saori die Hand reichte.

Widerwillig, aber gehorsam nahm sie diese an und stieg vorsichtig aus der Kutsche. Darauf bedacht, nicht gleich der Länge nach hinzufallen.

Da sie sich darauf konzentrierte, bemerkte sie die neugierigen Engel kaum. Jedoch kam keiner zu nah. Sie wurde lediglich aus der Ferne beobachtet und leise begannen die Leute zu tuscheln.

Richtig blass und weiß war sie im Gesicht, als sie Aaron schüchtern zulächelte. Ihre schwarzen Samtflügel glänzten im Schein der vielen Laternen und Lichter, die sich draußen auf der Insel befanden.

Saori spürte sofort, dass die Atmosphäre hier ganz anders war. Eine Welt, zu der sie nicht gehörte und die ihr zu vornehm war. Sie hatte sich vorgenommen, so gut es ging nur auf Aaron zu achten, um alles um sie herum auszublenden.

Die leisen Stimmen jedoch schafften es, durch die Nacht zu hallen und zu ihren Ohren zu gelangen.

Das machte Saori noch nervöser und beinahe wäre sie über den langen Rock gefallen.

"Alles ist gut", meinte Aaron mental zu ihr und hielt sie fest, so dass sie nicht fallen konnte, es aber auch nicht sofort auffiel.

Folgsam ging sie mit ihm mit, den Blick auf den Boden gerichtet. Aaron hatte ihr seinen Arm angeboten, in den sie sich einhakte und hoffte, dass sich keine Engel ihr in den Weg stellte.

Das taten sie auch nicht, denn der erste Stopp für die beiden würde die Königin sein. Sie würden ihr ihren Respekt erweisen, indem sie zu ihr kamen, sich verneigten und vielleicht kurz mit ihr sprachen. Jedoch hatten sie sich darauf geeinigt nicht zu viel Kontakt zu haben, damit niemand misstrauisch wurde.

Aaron musste die Dämonin fast mit sich ziehen, denn je mehr sie sich der Königin näherte, die vor den Stufen des Palast die Gäste begrüßte.

Er spürte das Zittern des Mädchens, als sie die Stufen langsam und vornehm nach oben gingen.

Die Königin, die neben ihrem Mann stand, lächelte ihnen aufmunternd entgegen.

Im Gegensatz zu ihr, sah er sehr streng aus. Seine grauen Haare waren zurückgekämmt und erhaben sah er auf die Leute herab. Nichts im Vergleich zu seiner Frau.

Er wirkte fast schon kalt und unnahbar. "Es ist alles in Ordnung. Wir machen kurz unsere Aufwartung und dann gehen wir wieder", versicherte er ihr gedanklich und legte einen Flügel über ihre, um sie zu beruhigen.

Aufmunternd nickte die Königin ihnen zu. Sie wusste, was Saori fühlte. Auch wenn ihr Mann nicht begeistert darüber war, dass sie sich so für eine Dämonin einsetzte.

Dennoch tat es ihm irgendwie leid, wie viel Angst sie hatte. Die war sehr spürbar, weshalb er versuchte, ein freundlicheres Gesicht aufzusetzen.

„Aaron und Saori", begrüßte die Königin die beiden mit einem strahlenden Lächeln, sobald sie oben angekommen waren.

Wahrscheinlich wäre Saori sofort wieder auf die Knie gegangen, hätte Aaron sie nicht gehalten. Nur deshalb knickste sie sehr tief und zog dabei ihren langen Rock leicht zur Seite. „Eure Hoheit", grüßte sie mit zitternder Stimme zurück.

Aaron tat es ihr gleich. Er verneigte sich und grüßte die Königin und auch den König, wobei das nur die wenigsten taten. Die Königin war wichtig. Ihr Gemahl war oft nur ihre Begleitung.

„Wir freuen uns, dass ihr gekommen seid", sagte sie ehrlich und nickte Aaron zu. Von Belle und Raffael wusste sie bereits, wie die letzten Tage gewesen waren.

Deshalb wollte sie Saori nicht noch mehr stressen, sondern ihr genügend Raum lassen.

"Es wird sicher ein wundervolles Fest werden", meinte Aaron, bevor sie sich abwandten, weil zum Glück bereits weitere Gäste kamen. Außerdem hatte die Königin ihnen die Erlaubnis dazu erteilt.

Aaron nahm Saori an die Seite, wo sie den anderen Engeln nicht direkt begegnen würde und er als Puffer zwischen ihnen war, während sie die Treppe wieder hinabgingen.

Nun bemerkte sie auch die neugierigen Blicke der anderen, die ihr ein Unwohlsein bescherten. Durch Aarons Erziehung hatte sie gelernt, ihren Kopf aufrecht zu tragen, doch den Blick ließ sie ins Leere gehen. So sah es aus, als würde sie jemand ansehen, ohne dass sie es wirklich tat.

Aaron war sehr stolz auf sie, konnte sie jedoch nicht vor dem schützen, was kommen würde.

Kaum hatten sie die Treppen verlassen und waren in die Richtung der Tanzfläche unterwegs, kamen die ersten neugierigen Engel auf sie zu.

Ihr Griff verfestigte sich. Am liebsten würde sie wegrennen, doch so einfach war es nicht. Solange sie nichts gefragt werden würde, war es gut. Sie würde es Aaron überlassen zu reden.

Aaron grüßte die Engel, doch da er noch nie so sozial gewesen war, blieben die Gespräche oberflächlich. Er wusste, dass er noch sehr jung war und man ihn nicht ernst nahm. Noch immer nicht. Das störte ihn etwas, zeige ihm aber auch, dass er nicht so ganz dazu gehörte.

Dann klopfte ihm ein Engel auf die Schultern. Er hatte dunkelblaues Haar und einen langen Bart, der zu einem Zopf geflochten war. "Sowas, Aaron", sagte er anerkennend.

"Auron", grüßte er überrascht und lächelte dann. Er hatte wirklich nicht damit gerechnet, gerade seinen Lehrmeister und Namensgeber hier zu treffen. Er war ein Freund seiner Eltern gewesen und eigentlich bisher immer außerhalb des Engelsreiches anzutreffen.

Die Dämonin versuchte sich bei so viel Nähe unter Aarons Flügeln zu verstecken. Eng drückte sie sich an ihn und hoffte, dass man sie in Ruhe ließ.

„Wie geht es dir? Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen", begann Auron das Gespräch. Seine Augen schweiften zu Saori, ging aber erstmal nicht auf sie ein. Das würde jedoch noch kommen.

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