Kapitel 86

Kapitel 86

Nur widerwillig ließ sich Saori aufwecken. Sie träumte gerade so schön von dem See, an dem sie mit Aaron gemeinsam schaukelte und sich gegenseitig ins Wasser warfen. In ihrem Traum hatten sie so viel Spaß zusammen und der Engel war dabei wie ein richtiges Kind.

"Was ist los?", murmelte sie schlaftrunken, als sie jemanden ihren Namen sagen hörte und fühlte, dass sie gestreichelt wurde.

Auch Küsse spürte sie auf ihrer Haut und Aaron lachte leise. "Wir wollen doch noch baden gehen", sagte er sanft. Draußen war es bereits hell, aber es war noch nicht so spät.

"Ist es schon morgen?", fragte Saori entsetzt und war mit einem Schlag hellwach. Schade, dass sie nicht in dem Traumland bleiben konnte. Dabei war es doch so schön gewesen.

"Ja", meinte Aaron sanft und streichete sie weiter.

"Kann der Tag nicht schon vorüber sein?", murmelte die Dämonin und rieb sich die Augen. Der helle Sonnenschein brachte das herrliche Grün der Bäume schön zur Geltung. Durch den Wind sahen die Baumkronen aus, als würden sie tanzen.

Seufzend öffnete Saori die Augen und brauchte einige Minuten, dass sie überhaupt soweit wach war, um zu verstehen, dass es wirklich morgens war.

"Es wird nicht lange dauern, versprochen", sagte er sanft.

"Das Baden oder den Termin?", fragte sie noch immer halb verschlafen.

"Der Termin", meinte er und reichte ihr ein Glas Wasser und die Tabletten. Es war besser, wenn sie es gleich nach dem Aufwachen nahm.

Durstig nahm Saori das Glas entgegen und trank es mit wenigen Schlucken leer. Seit sie hier bei Aaron war, trank sie viel mehr als davor. Wohl aber nicht genügend, um ihren Körper zu stabilisieren, wenn es sehr heiß war. Daran musste sie arbeiten.

"Dann lasst uns baden. Ich möchte es so schnell es geht, hinter mich haben", seufzte sie unglücklich. Auf was hatte sie sich da nur eingelassen?

"Erst trinkst du bitte noch die Vitamine", bat Aaron sie, der ihr bereits ein Glas einrührte.

Angewidert verzog sie das Gesicht, als sie die weißliche Substanz sah, die sich im Wasser langsam auflöste. Kein Wort sagte sie dazu, nahm es aber gehorsam entgegen und schluckte es so schnell sie konnte, hinunter.

"Möchtest du noch ein Eis, bevor wir Baden gehen, um den Geschmack los zu werden?", fragte er und nahm ihr das Glas wieder ab.

"Ich gehe das Eis holen und Ihr lasst das Wasser ein?", schlug sie vor. Gleichzeitig stand sie auf und streckte sich ausgiebig, was sie sofort bereute, denn der Muskelkater war noch spürbarer als am Vortag.

"So machen wir es", stimmte Aaron nickend zu, auch wenn er es andersherum vorschlagen wollte.

Die Katudjalls folgten Saori, als sie sich auf den Weg in die Küche machte. Aaron zu fragen, ob er etwas essen wollte, war überflüssig. Er ernährte sich hauptsächlich von Gefühlen. Außerdem konnte er auch ihr Eis essen, wenn sie nicht mehr wollte.

Kurze Zeit später kam sie mit einem Eis in der Hand zurück in das Schlafzimmer, dicht gefolgt von den Katzen, die auch etwas haben wollten.

Aaron war bereits im Bad verschwunden und die Badewanne war bereits gefüllt. Der Duft einer Kräutermischung stieg bereits auf und erfüllt den Raum.

Saori kam in das Badezimmer, da sie dem Geruch gefolgt war und lächelte. "Wenigstens vergesst Ihr nicht die farbigen Kugeln", freute sie sich und deutete mit dem Eis auf das Wasser, dass leicht milchig wirkte.

"Ich gebe mir Mühe, damit du dich trotz meiner Gegenwart in der Badewanne wohl fühlst", neckte er sie und küsste ihre Nasenspitze. "Lass es mich halten, dann kannst du es während des Bades essen."

"Moment mal ... ich dachte, Ihr wolltet auch baden?", fragte sie erstaunt. Saori wiederholte sogar seine Worte, die er zu ihr gesagt hatte, als er sie geweckt hatte.

"Ja, aber du sollst erst einmal in die Wanne gehen, damit du das Eis wieder nehmen kannst und dann geselle ich mich zu dir", erklärte er noch einmal und küsste ihr auf die Wange.

Lächelnd und leicht scheu zog sich Saori nun aus und ließ sich in die Wanne gleiten. Egal wie oft Aaron sie schon gesehen hatte, es blieb stets ein unwohles Gefühl in ihr, wenn sie sich ausziehen sollte.

Sobald sie saß, hielt sie ihm die Hand hin, damit er ihr das Eis wiedergeben konnte. Aber auch, dass er selbst hineinsteigen konnte, wenn er sich ausgezogen hatte.

Aaron überreichte ihr das Eis und begann dann sich zu entkleiden und ebenfalls in die Wanne zu steigen.

Schweigend schleckte Saori ihr Eis und blickte aus den Fenstern hinaus, die einen herrlichen Ausblick auf die Bäume, den See und sogar einige Blumenwiesen offenbarten.

"Ich hoffe für Euch, dass dieser ... Engel bei Euren Problemen helfen kann", sagte sie plötzlich leise. Sie machte sich Sorgen, da es für jemand so junges wie Aaron durchaus ein großes Problem darstellen konnte, wenn er plötzlich alles allein machen musste.

"Ich hoffe auch. Allerdings wird Tabitha wenig erfreut darüber sein", meinte er ehrlich. "Raffael wird ihre Arbeit übernehmen und ihr eine neue zuteilen, wenn es sein muss", erklärte er. "Auch, wenn ich glaube, dass sie sich Mühe gegeben hat, aber sie kann es auch nicht ausgleichen. Sonst wäre es nie so weit gekommen, dass wir solche Probleme haben."

"Sie tut mir wirklich leid", gestand Saori mit einem traurigen Blick in den blauen Augen. Tabitha musste so viele Änderungen in der kurzen Zeit erleben, dass es sicherlich nicht einfach für sie war, das so wegzustecken.

"Nicht jeder hat dein Mitgefühl verdient", meinte er sanft und fuhr ihr über die Wange. "Sie hätte sich mit der neuen Situation anders arrangieren sollen, dann wäre das nicht passiert."

"Menschen reagieren oft anders als man es selbst tun würde", widersprach Saori ihm. Oft lösten Unsicherheiten, Angst und Wut eine andere Reaktion aus. Die Dämonin konnte nicht anders, als Mitgefühl für Tabitha zu haben, auch diese sie nicht mochte.

"Das stimmt, aber trotzdem ist sie für ihr Handeln selbst verantwortlich", widersprach nun auch Aaron. "Ich kann es ihr vergeben, wenn sie Mist baut, aber wenn sie dabei andere verletzt ist es schwierig darüber hinwegzusehen."

Darauf wusste Saori nichts zu erwidern. Ihre Meinungen darüber gingen wohl zu stark auseinander. Sie konnte es akzeptieren, auch wenn sie nicht ganz damit einverstanden war. "Wie würdet Ihr denn reagieren, wenn jemand einfach kommt und mich Euch wegnimmt?", fragte sie den Engel, den sie seit geraumer Zeit sanft über die Brust streichelte.

"Ich würde mich zur Wehr setzen, aber erst einmal würde ich mich erkundigen, ob es vielleicht das ist, was du möchtest", sagte er ehrlich. "Mir ist es wichtig, dass du glücklich bist. Wenn irgendwann einmal ein Mann kommt, der dich verehrt und du liebst auch ihn, mehr als mich, dann würde ich es akzeptieren. Aber nicht, wenn du ihn nicht willst."

"Wirklich?", fragte sie erstaunt. Ihre Finger gingen von seiner Brust nach oben zu seinem Kinn, welches sie nachdenklich ansah. "Ist Euch eigentlich klar, dass ich gar keinen anderen Mann möchte?"

"Im Moment", stimmte er ihr zu. "Aber vielleicht wird es irgendwann so sein", sagte er und küsste ihre Finger. "Und dann werde ich dich gehen lassen, weil ich nicht möchte, dass du unglücklich bist", gestand er.

"Dann hoffen wir, dass es niemals so weit kommen wird. Ich möchte niemand anderen als Euch", erwiderte Saori, die seine Lippen sanft nachfuhr. Verführerisch wirkte das sogar, da sie ihren Blick auf sie gerichtet hatte, als würde sie überlegen, ob sie ihn küssen sollte oder nicht.

"Solange du niemand anderen willst", sagte er sanft und wartete gespannt, was sie tun würde.

"Nein. Und wisst Ihr auch warum? Ich werde wohl bei Euch bleiben, sollte das auf dem ... Fest alles nach Euren Wünschen verlaufen", erklärte sie Aaron leise. Es gab nicht sehr viele Männer auf seiner Insel. Davon abgesehen hatte sie selbst vor denen Angst. Aaron und vielleicht Ephraim waren die Einzigen, vor denen sie nicht so eine Scheu empfand.

Saori richtete sich in der Wanne auf, damit sie nahe an seine Lippen kommen konnte. "Und Ihr seid der Einzige, von dem ich möchte, dass er mich begehrt", hauchte sie gegen die warmen und weichen Lippen, bevor sie ihn küsste.

Aaron erwiderte den Kuss und schlang die Arme um ihren Körper. "Das ist gut zu hören", sagte er sanft und küsste sie noch einmal.

"So gern ich Eure Berührungen nun spüren würde ... es ist besser, wenn wir uns beeilen", seufzte Saori plötzlich. Die Zweisamkeit in der Badewanne, die nackte Haut von Aaron und sein Geruch hatten sie erregt. Das war zu der Zeit nicht gut.

Sie hoffte, dass der Engel bald ankommen und sich nicht Zeit lassen würde. Dann war es schneller vorbei.

Aaron seufzte. "Zu schade", murmelte er und wusch sich noch schnell, bevor er sie beide abspülte, damit sie sich anziehen konnten.

Leise lachte sie bei seinem enttäuschten Gesichtsausdruck. "Ist Mal heute da? Ich würde sie gerne um etwas bitten", fragte Saori ihn, als sie sich abtrocknete.

"Ja, sie ist da", meinte er. "Ich fliege uns zur Insel, aber es wird eine Kutsche für dich da sein."

"Wolltet Ihr nicht mit der Kutsche zurückfliegen?", fragte Saori erstaunt, denn sie hatte seine Worte nicht vergessen. Dass Mal da war, fand sie gut, denn sie wollte etwas Spezielles angefertigt haben.

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