Kapitel 78

Kapitel 78

Weinend wurde ihr angespannter Körper schlaffer und hing wie eine Puppe in seinen Armen. Sogar die Arme sanken nach unten, wobei sie die Katzen losließ, die sich jedoch auf ihren Bauch legten, anstatt hinunterzuspringen.

"Es wird dir nichts passieren", versicherte Aaron ihr und drückte sie eng an sich, bevor er sie sogar mit den Flügel abschirmte, damit sie nicht bemerkte, wie er hinaus in den Garten ging.

Wehren konnte sie sich nicht mehr, sondern musste es wohl über sich ergehen lassen. Die Dunkelheit, welche Aarons Flügel ihr bot, ließen sie noch mehr entspannen.

Die Königin saß auf der Bank und genoss den schönen Ausblick auf den See und die Natur. Es war zwar nichts im Vergleich zu ihrer Insel, wo die Residenz des Königspaars wohnte. Aber es reichte nah heran.

Noch immer spürte sie die Angst, die von Aarons Residenz ausging und fragte sich, ob er wohl Erfolg hatte oder ob sie kommen sollte. Allerdings genoss sie auch die ruhigen Minuten.

Dann spürte sie die Angst der Dämonin näherkommen. Und auch Aaron näherte sich ihr. Sanft sprach er auf die Dämonin ein und versuchte sie zu beruhigen.

Seine Worte waren nicht zu verstehen, doch sie sah, wie er seinen Flügel um das Mädchen, welches gar nicht zu sehen war, gelegt hatte.

Vermutlich musste er sie tragen. Warum nur hatte sie solche Angst? Das Gefühl sorgte selbst bei der Königin für Übelkeit.

Sobald sie nähergekommen waren, stand sie auf und sah ihnen entgegen.

Aaron versuchte ein Lächeln zu Stande zu bringen, doch Saoris Gefühle waren noch immer so roh und stark, dass er gegen den Drang sich zu übergeben ankämpfen musste. Dennoch trat er auf die Königin zu und öffnete leicht seinen Flügel, damit diese Saori sehen konnte.

"Ist sie wach und kann sprechen?", fragte die elegante Frau in dem weißen Kleid vorsichtig. Kopfschüttelnd sah sie auf Saori hinunter, die ihre Augen unruhig hin- und herwandern ließ, nachdem sich Aarons Flügel um sie geöffnet hatte.

"Saori?", fragte er sanft. "Sie möchte nur reden", erklärte er ihr leise und streichelte sie beruhigend.

Vorsichtig nickte sie, wobei sie dem Blick der Frau auswich und drückte sich leicht von Aaron, um ihm verstehen zu geben, dass er sie loslassen sollte. In diesem Zustand sprach man nicht mit einer Königin. Nicht einmal bei den Dämonen selbst.

Nur widerwillig versuchte Aaron die Dämonin abzusetzen und hielt sie fest, damit sie nicht stürzte.

Sobald Saori wieder Boden unter den Füßen spürte, ging sie auf die Knie. Ungeachtet dessen, dass Aaron sie festhielt. Ihr Kopf war gesenkt und ihre Hände hatte sie in den Schoß gelegt. Eine Position, die ihr beigebracht worden war, wenn sie sich falsch verhalten hatte.

"Es tut mir leid, dass ich Euch habe warten lassen, Eure Majestät", brachte sie gehorsam und reumütig hervor. Dass sie sich falsch verhalten hatte, wusste sie nur zu gut. Man ließ keine Könige warten. Und trotzdem hatte sie versucht, dieser Situation zu entkommen.

Aaron war mit der Situation mindestens genau so überfordert wie Saori und er blickte fast schon hilfesuchend zur Königin, um zu sehen, wie diese reagierte.

Vermutlich hatte der Engel nicht mit ihrer Reaktion gerechnet und sie auch noch nie so gesehen. Doch die Königin, die vor ihr stand, sagte nichts. Wie in Zeitlupe ging sie allerdings in die Hocke, sodass sie mit Saori beinahe gleichauf war.

"Du hattest einen guten Grund. Ich vergebe dir, Saori", sagte sie mit sanfter Stimme und legte ihre Hand auf den Kopf der kleinen Dämonin, die dabei schrecklich zusammenzuckte. Der Blick der Königin ging hoch zu Aaron, der hinter ihr stand und sah ihn fragend an.

Aber dieser war ähnlich überrascht und verwundert über die Reaktion. Er wusste nicht, was er tun sollte oder konnte, um es Saori leichter zu machen. Er wusste nicht, wie er der Königin begreiflich machen sollte, dass Saori noch immer damit rechnete bestraft zu werden. Sie kannte es nicht, dass man ihr Vergebung und Freundlichkeit entgegenbrachte. Gerade, weil sie neben Aaron nur Engel wie Ethan und Jaromir kannte.

"Aaron, möchtest du uns vielleicht eine Decke bringen, auf die wir uns setzen können?", bat sie den Engel. Ihr war bewusst geworden, dass die Dämonin wohl immer so war und sie sich deshalb nicht gewehrt hatte, als sie angegriffen worden war.

Bei ihren Worten verfiel Saori jedoch nur noch mehr in Panik. Sie würde allein mit der Königin sein, wenn Aaron das tun würde. Hektisch drehte sich Saori um und umklammerte Aarons Bein so fest sie konnte, damit dieser sie nicht allein ließ.

Dieser hockte sich zu ihr und umarmte sie beruhigend. "Ich habe darum gebeten, dass man uns eine Decke bringt", erklärte er der Königin und kurz darauf kam Zephyr mit einer Decke angerannt. Sie knickste vor der Königin, sah sie nicht an und breitete die Decke für sie aus.

Dabei warf sie Saori jedoch einen verwunderten Blick zu. Was war hier los, dass die Königin da war? Hatten Ephraim und sie nicht auf sie aufgepasst?

Das würde sie wohl später fragen müssen. Jetzt jedoch war es an der Zeit, die drei Anwesenden allein zu lassen. Erneut knickste und verbeugte sie sich tief vor der Königin und Aaron, bevor sie sich zurückzog.

Sobald sie allein waren, sah die Königin den Engel an. "Nimm sie ruhig in den Arm, wenn ihr das hilft. Wir sind unter uns, also halte dich nicht zurück", sagte sie leise zu ihm.

Aaron nahm Saori sofort an sich und setzte sich zu der Königin auf die Decke. Dabei hatte er einen Flügel halb um die Dämonin geschlungen und streichelte sanft ihre Haut, um sie zu beruhigen. "Es ist alles in Ordnung, es wird nichts geschehen", versicherte er ihr flüsternd in ihr Ohr.

Eine Weile schwieg die Königin und beobachtete die beiden nur. Sie erkannte, dass Aaron echte Gefühle für die Dämonin hegte und fragte sich, ob es auf Gegenseitigkeit beruhte oder nicht. Wie ein Häufchen Elend lag Saori eng an Aaron geschmiegt und vergrub ihr Kopf.

"Ich werde dich nicht bestrafen", sagte sie sanft und leise zu Saori. Obwohl sie auf der Decke im Gras saß, wirkte sie elegant. Das Glitzern des Sees spiegelte auf ihrer perlmuttfarbenen Haut wieder und ließen sie sehr edel und kostbar wirken.

Aaron streichelte Saori sanft weiter und küsste sie leicht auf die Wange. "Du musst wirklich keine Angst haben", sagte er leise. "Es wird dir nichts passieren, ich bin da."

Geduldig wartete die Königin und die Zeit verstrich. Normalerweise war sie nie so lange bei jemanden, da sie sehr viel zu tun hatte. Doch hier bei Aaron und Saori wollte sie sich Zeit nehmen.

"Du hängst sehr an ihr, nicht wahr?", fragte die Königin an den Engel gewandt. Es war nicht zu übersehen, wie er mit ihr umging. Das würde er sicherlich nicht bei anderen machen. Sie so vorsichtig und zart behandeln.

Ein Nicken war die Antwort, während er vorsichtig Saoris Wange streichelte und hoffte, dass sie sich langsam wieder beruhigte. "Möchtest du, dass ich meinen Staub benutze?", fragte er leise in ihr Ohr. So konnte er sie sicherlich leichter beruhigen.

Zu seinem Erstaunen schüttelte sie den Kopf, fragte ihn aber, welchen er benutzen würde. So leise, dass es beinahe nicht hörbar war. Sollte er nur den Beruhigungstaub einsetzen, war das in Ordnung. Auch wenn sie lieber schlafen wollte, um der unangenehmen Situation zu entfliehen.

Jedoch hatte Aaron gesagt, dass die Königin mit ihr sprechen wollte. Wegen was? Hatte sie etwas getan, als sie sich gegen den Dämonen Lajos von Jaromir gewehrt und Aaron somit geholfen hatte?

"Welchen auch immer du möchtest", erwiderte er leise und ließ ihr somit die Wahl. Sie konnte am besten entscheiden, welcher Staub ihr in dieser Situation helfen würde.

"Beruhigen", murmelte sie tonlos. Dass sie nicht entkommen konnte, war ihr klar. Saori hoffte, dass der Staub sie soweit brachte, dass sie wenigstens mit ihr sprechen konnte.

Aaron tat ihr den Gefallen und stäubte sie vorsichtig ein. Nicht zu viel, aber genug, damit sie sich etwas besser fühlte.

Nur wenige Minuten später war Saori soweit, dass sie ruhiger war und sich aufrichten wollte. Nicht von Aaron weg, aber sich hinsetzen, da es sich nicht gehörte, im Liegen mit jemand Hochrangigen zu sprechen.

Aaron half ihr vorsichtig dabei und brachte sogar ein leichtes Lächeln zu Stande. Er war stolz auf sie, dass sie nicht wieder wegrannte.

Mit dem Kopf gesenkt saß Saori brav an Aarons Seite und hatte die Hände auf ihrem Schoß gefaltet. Ihre beiden Katzen saßen neben ihr, als würden sie über die Dämonin wachen.

Sie wartete auf die Fragen, die die Königin an sie hatte, wagte es jedoch nicht, aufzusehen.

Aaron nickte der Königin zu. "Ich glaube, sie hat sich etwas beruhigt", meinte er mit einem schiefen Lächeln. "Danke für Eure Geduld."

Diese nickte Aaron freundlich zu und wandte sich dann an Saori. "Deine Flügel sind sehr schön. Möchtest du sie mir zeigen?", fragte sie die Dämonin sanft, um ein Gespräch zu beginnen. 

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