Kapitel 77

Kapitel 77

„Dir scheint etwas auf den Magen zu schlagen, Aaron", bemerkte die Königin mit einem Seitenblick zu ihm, während sie gemeinsam auf den Balkon traten. Sie war mit der Kutsche hier, doch sie wollte die Zeit nutzen, mit dem jungen Engel noch zu plaudern, weshalb sie die Kutscher anwies, nachzukommen.

„Ich will nicht!", rief Saori in Gedanken. Ihr war speiübel, als sie hektisch Kleidung hervor zog und keinen klaren Gedanken fassen konnte. Durch die Schwimmübungen trug sie noch immer den Badeanzug, was jedenfalls kein gutes Benehmen hervorbrachte.

Ihre Katudjalls, die Aaron und ihr ins Zimmer gefolgt waren, sprangen zu ihr und versuchten sie mit Ablecken zu beruhigen.

Aaron lächelte schief. "Ich habe Saori vorgewarnt, weil sie wahrscheinlich gerade baden war und sie ist panisch", gestand er ihr entschuldigend. "Seit dem Angriff hat sie noch größere Angst vor allem was ungewohnt ist."

„Armes Kind. Es ist verständlich, dass sie verstört ist", entgegnete die Königin ihm. Gleichzeitig stieß sie sich kräftig ab und ließ sich in der Luft gleiten. Die weißen Flügel schimmerten im Sonnenlicht und sie ließ Aaron den Vortritt, da er sie dorthin geleiten sollte. „Sprichst du gedanklich mit ihr, sowie mit einigen aus deinem Haushalt? Und kann sie sich mit dir ebenfalls unterhalten?", fragte sie ihn. Damit war sie eine der wenigen, die das mit Aaron taten. Nicht viele konnten eine Verbindung zum Meister aufbauen. Vor allem Bei Dämonen war es ungewohnt.

Der Engel, der etwas vor ihr flog, um ihr den Weg zu weißen, nickte. "Die geistige Verbindung mit ihr herzustellen war sehr leicht. Es geht in beide Richtungen sehr gut und unkompliziert", gestand er ihr und wirkte noch immer, als würde ihm etwas bedrücken.

„Ich werde ihr nichts tun, Aaron", versicherte sie ihm. Es war ungewöhnlich, dass Aaron so reagierte. „Was ist los mit dir? Du wirkst nicht du selbst."

Der Engel knirschte etwas mit den Zähnen. Es war nicht gut das im Flug zu besprechen, doch er hatte kaum eine andere Wahl. "Ich schätze, dass sie mir mehr bedeutet, als wahrscheinlich gut ist", gab er etwas widerwillig zu.

Kein Wunder, warum er sich Sorgen machte. Sie schwieg fürs erste und würde abwarten, was geschehen würde. Es war nicht einfach, in dieser Welt einen anderen Weg einzuschlagen. Nicht, nachdem Aaron schon versprochen war. Das war jedoch kein Thema für diesen Moment, sondern für ein andermal, wenn sie sich in Ruhe unterhalten würden.

"Saori, wo bist du?", fragte er sie sanft gedanklich, als sie sich der Insel näherten.

„Geht bitte weg", bat sie eindringlich und panisch in Gedanken. In ihrer Panik hatte sie sich im Schrank des Schlafzimmers versteckt, der ihr und den Katzen genügend Platz ließen. Sie war versucht gewesen, im Schwimmbad zu verschwinden, doch sie hatte Aaron versprochen, nichts dummes in seiner Abwesenheit zu tun.

"Saori?", fragte Aaron überrascht. "Was machst du da?", wollte er wissen. Er spürte, wo in etwa sie war, aber nicht, was genau sie machte.

„Geht weg!", kam es nervös und panisch von ihr zurück. Sie wollte dieser eleganten Frau, von der sie sich eingeschüchtert fühlte, nicht begegnen.

"Sie wird dir nichts tun", versicherte Aaron ihr. "Bitte, wird sind gleich da."

Darauf reagierte sie gar nicht erst. Verängstigt hielt sie die Katzen fest an sich gedrückt und hatte sogar etwas von innen an die Schranktür gelegt, dass man es von außen nicht öffnen konnte.

"Ich glaube", sagte er laut an die Königin gewandt und weil er keinen anderen Ausweg sah, "sie hat solche Angst, dass sie sich versucht zu verstecken."

Die elegante Frau runzelte die Stirn, was gar nicht richtig zu ihr passte. „Bin ich so schrecklich, dass man sich verstecken muss?", fragte sie nachdenklich.

Es gefiel ihr nicht, wie Saori sich benahm. Jemand, der so ängstlich war, musste durch einiges gegangen sein, was das Leben sehr geprägt hatte.

„Wir sollten es dennoch versuchen, sie herauszulocken. Ich möchte, dass sie keine Angst hat. Was schlägst du vor? Du kennst sie am besten", wollte sie von Aaron wissen.

Genug Respekt brachte Saori ihr entgegen, aber sie mochte es nicht, wenn man vor ihr Angst hatte. Gewiss, sie war die Königin und konnte auch hart durchgreifen. Das war bei Saori jedoch nicht nötig und würde vielleicht nur das Gegenteil bewirken.

"Ich denke nicht, dass es vorrangig Angst ist", erklärte Aaron ihr. "Sie hat Angst Euch mit ihrer Gegenwart zu beschmutzen", versuchte er zu erklären. Der selbe Grund, warum sie nicht wollte, dass er Dinge aß, die sie vorher im Mund gehabt hatte, oder ähnliches.

"Wenn ich sie vielleicht nach draußen bringe, könnte es sein, dass sie weniger Angst hat", schlug er nachdenklich vor. Etwas anderes fiel ihm nicht ein, außer sie in den Arm zu nehmen.

„Wir können es versuchen. Vielleicht hilft ihr Lieblingsort, sie zu beruhigen? Ich könnte dort warten", schlug die Königin vor, als sie landeten. So hatte sie selbst ein klein wenig Zeit, sich umzusehen.

Bereits hier war die Angst der Dämonin deutlich spürbar. Aaron konnte sich Zeit lassen. Es war wichtiger, dass Saori ihre Scheu verlor. Dass sie Angst hatte, jemanden zu beschmutzen war etwas höchst merkwürdiges.

„Sollte es jedoch unmöglich sein, sie nach draußen zu bringen, werde ich zu ihr kommen", meinte die elegante Königin nachdenklich.

"Habt Dank für Euer Verständnis", lächelte Aaron. "Vielleicht würdet Ihr auf der Bank am See Platz nehmen wollen? Ich versiche Saori zu Euch zu bringen", schlug er vor. Es war einen Versuch wert.

Die Königin nickte ihm aufmunternd zu und setzte sich in Richtung See in Bewegung. Sie hatte es nicht eilig und hoffte, dass Aaron Erfolg haben würde.

Dass die Insel wunderschön, sogar noch schöner als seine Hauptinsel war, konnte sie nicht leugnen. Es gab hier viel mehr grün und Natur, als es auf der Wüsteninsel jemals möglich gewesen wäre.

Dabei achtete sie im Hintergrund genau auf die Gefühle, die noch immer zu ihr vordrangen. Langsam und gemächlich ging sie auf eine Bank zu und ließ sich nieder, wobei sie darüber nachdachte, was eigentlich mit Saori los war.

Aaron indes betrat das Zimmer, in dem er sie spürte. "Saori, ich bin es", sagte er laut und beruhigend. "Komm her", bat er sie leise.

Das verängstigte Mädchen reagierte nicht, sondern drückte sich sogar noch mehr in die dunkle Ecke des Schrankes. Die Katzen fest an sich gedrückt.

"Es ist alles in Ordnung", sagte er sanft. "Ich bin allein im Zimmer", fügte er hinzu und sah sich im Raum um. War sie wirklich im Schrank?

Sicher war sie sich nicht darüber, weshalb sie sich nicht rührte. Saori hoffte sogar, dass er gehen würde, war sich aber bewusst, dass er sie spüren konnte. Ihr Herz schlug bis zum Hals bei dem Gedanken an die Königin und ihr war so übel, dass sie sich beinahe übergab.

Schließlich öffnete Aaron vorsichtig die Schranktür. Er war sich nicht sicher, ob sie ihm entgegenstürzen würde.

Anscheinend hatte Saori die Tür von innen nicht richtig verstellt gehabt, wenn Aaron die Tür so leicht öffnen konnte. Das Mädchen versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Dabei saß sie in der hintersten Ecke in der Dunkelheit, die sie normalerweise verabscheute.

Ihre Beine waren angezogen, die Katzen fest an ihre Brust gedrückt versuchte sie, sich hinter den Tuniken von Aaron zu verstecken.

Dieser Anblick tat Aaron weh und er ging in die Knie. "Saori, ich bin es", sagte er sanft und streckte die Hand nach ihr aus, um ihr über die Wange zu streicheln. "Kein Grund Angst vor mir zu haben."

Er fühlte, wie nass ihr Gesicht war. Entweder von den Tränen, die aus ihren Augen traten oder es war der Angstschweiß, der auf ihrer Stirn zu finden war. "Sagt ihr, ich bin nicht da. Bitte", flehte sie mit brüchiger Stimme heiser. Dass sie zitterte, war durch die Bewegungen der Kleidungsstücke erkennbar.

"Warum hast du solche Angst vor ihr?", fragte er sanft und blieb vor ihr hocken.

"Sie ist die ... Königin", brachte Saori gepresst hervor und drückte sich sogar noch weiter gegen das Holz, welches ihr unnachgiebig im Rücken lag. So, als würde sie damit verschmelzen und verschwinden wollen. Die Höchste unter allen Engeln, neben ihrem Gemahl.

Aaron nickte. "Aber ist das der einzige Grund?", fragte er sanft. "Hast du Angst, dass sie dir etwas tut?"

In dem Moment sah Saori wirklich sehr klein und zerbrechlich aus. Sie versuchte mit allen Mitteln so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, weshalb sie ihre Beine so weit heranzog, dass sie in einem seltsamen Winkel standen. Die Flügel waren eng an ihren Körper gepresst, was sie in dem dunklen Schrank wie ein Strich aussehen ließ. Langsam nickte sie und vergrub ihr Gesicht im weichen Fell der Katzen. Jeder Engel, außer Aaron vielleicht, würde ihr etwas antun, sobald sich die Gelegenheit ergab.

"Das wird sie nicht", sagte er und streichelte sie sanft. "Ich bin da, um dich zu beschützen", erklärte er und strich ihr in einer beruhigenden Geste über die Nase.

"Ihr seid nicht in der Lage, Euch der Königin zu widersetzen", murmelte Saori heiser. Würde er sich ihr in irgendeiner Weise widersetzen, dann würde er ein sehr großes Problem haben. Normalerweise würde die Dämonin sich an Aaron schmiegen, doch würde sie das nun tun, würde er sie einfach aus dem Schrank ziehen.

Aaron seufzte leise. "Sie wird dir nichts tun, versprochen", wiederholte er sanft.

Trotzdem half es nichts. Saori bewegte sich kein Stück, sondern drückte sich noch mehr gegen die Wand.

Aaron sah keine andere Möglichkeit und kroch zu ihr in den Schrank, um sie mit samt Katzen herauszuziehen und auf den Arm zu nehmen. "Bitte versuch es", bat er sie leise. "Mir zu liebe."

"Lasst mich los. Bitte", flehte die Dämonin eindringlich. Nun konnte Aaron auch sehen, wie blass sie war. Saori war geschockt und hatte Angst. Ihr Herzschlag raste unregelmäßig und sie versuchte tatsächlich, sich von dem Engel zu befreien.

Sofort nutzte Aaron seinen Staub, um dafür zu sorgen, dass sie ruhiger wurde. Vielleicht gelang es ihm, sie in eine Art Halbschlaf zu befördern.

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