Kapitel 7

Kapitel 7

Während Aaron im Bad war, stellte sie sich vor den Spiegel, um ihre Haare zu schließen. Dabei betrachtete sie die Flügel, die nur halb geöffnet waren und versuchte sie zu bewegen. Nur leicht schaffte Saori es, weshalb sie frustriert aufgab.

Stattdessen stellte sie ihre Beine leicht auseinander und versuchte, mit den Händen den Boden zu berühren. Das war ihr immer sehr leicht gefallen, doch die Flügel verursachten einige Schwierigkeiten. Wenn sie sich bückte, zogen die schwarzen, samtigen Flügel sie einfach kopfüber zu Boden. Saori brauchte viel Kraft, um sich mit den Händen am Boden zu halten.

Diese Flügel waren wirklich sehr anstrengend!

"Was machst du da?", fragte Aaron, der aus dem Bad kam und legte den Kopf schief, als er die Dämonin musterte.

Erschrocken verlor sie das Gleichgewicht und purzelte kopfüber auf den flauschigen Teppichboden. Stöhnend rieb sie den Kopf und warf Aaron einen missbilligenden Blick zu. "Ich habe Übungen versucht, um den Rücken zu entlasten", murrte sie und fügte hinzu, dass sie ihm am besten ebenfalls eine Glocke verpasste, damit sie hörte, wann er kam. Aaron war perfekt darin, sich leise anzuschleichen, weshalb sie sich oft so erschreckte. Oder sie war zu sehr in Gedanken, dass sie alles um sich herum ausblendete.

Aaron lachte. "Dann würden wir beide ja um die Wette klingeln", erklärte er mit einem Grinsen.

"Fiesling", murrte Saori, die sich langsam von Boden aufrichtete. "Eure Möglichkeiten, mehr von mir zu bekommen, schwindet beträchtlich."

"Ach?", fragte er und half ihr nach oben.

Saori zog es vor, nun zu schweigen. Stattdessen pikste sie an Aarons Brust, als ihre blauen Augen nach oben sahen. "Seid froh, wenn Ihr kein Glöckchen habt, das Euch ständig verrät."

Aaron schmunzelte. "Ich finde es sehr süß an dir", gestand er und küsste ihre Nasenspitze.

Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie ihn einen Moment lang ansah. Plötzlich schlangen sich Saoris Arme um den Nacken des Engels und sie küsste ihn auf die Lippen. "Ihr solltet wirklich lernen, mich nicht zu erschrecken. Mein Herz schlägt ziemlich schnell. Und Ihr wisst, wohin das führen kann", sagte sie leise zu ihm.

"Wirklich? Dabei habe ich das Gefühl, es hilft dir nicht mehr so oft umzukippen", neckte er sie und freute sich über ihre Eigeninitiative.

"Das liegt eher daran, dass ich mich an Euch gewöhne", widersprach Saori und tippte gegen seine Nase. "Ich mag es nicht, wenn man mich so erschreckt. Das bringt mich ständig durcheinander", gestand sie ihm, wobei sie wusste, dass es unmöglich war, das zu vermeiden.

Aaron grinste, packte sie und drehte sich ein paar Mal mit ihr im Kreis.

Dabei verlor sie den Halt unter ihren Füßen, sodass sie schwebte. Bei der ersten Umdrehung hielt sie sich richtig an ihm fest, aber der Griff wurde dann lockerer. "Was ist denn mit Euch heute los?", fragte Saori misstrauisch. Er schien gut gelaunt zu sein.

"Ich bin gut gelaunt", grinste er und setzte sie wieder ab.

"Das sehe ich", erwiderte sie lächelnd, als sie von ihm einen Schritt zurücktrat. "Das wird Euch helfen, Eure Arbeit zu erledigen. Nun geht, ich habe ungern Zuschauer dabei, wenn Mal die Maße nimmt", meinte Saori, die sich noch einmal zu ihrem Spiegelbild umdrehte. Sie musste gestehen, dass sie wirklich verändert aussah. Ob zum positivem oder negativem, wusste sie noch nicht.

Hoffentlich hatte er nicht vor, wieder ungeplante Flugeinlagen zu machen. Das würde Saori nicht verkraften können, da die Flügel sich steif anfühlten. Vielleicht hatte sie sich etwas gezerrt, als sie diese in der Luft bewegt hatte. Zudem war der Riss noch nicht ganz verheilt.

Und sie wollte heute Aarons Zimmer fertig sauber machen. Der Teppich brauchte dringend eine Reinigung.

Aaron musterte sie nachdenklich. "Soll ich dir deine Flügel massieren?", fragte er, weil er merkte, dass sie scheinbar Probleme damit hatte.

"Vielleicht heute Abend. Aber es gibt nun viel für Euch und auch für mich zu tun", sagte sie und hörte auch schon das Klopfen von Mal an der Tür.

Aaron seufzte. "Ich habe eher wenig Lust zu arbeiten", murmelte er und küsste ihre Nase. "Hab einen schönen Tag und komm mich vielleicht mal im Arbeitszimmer besuchen", bat er sie.

"Dazu müsste ich erst einmal wissen wo es liegt. Ihr solltet zudem nicht ständig abgelenkt werden, sonst werdet Ihr nie fertig", lachte sie leise. Mal kam herein und hatte bereits die Maßbänder um den Hals, sowie Papier und Stift mitgebracht. "Geht endlich", bat Saori ihn nervös.

"Gleich am Ende des Flurs", lachte er und küsste sie noch einmal, bevor er den Raum verließ.

Kopfschüttelnd sah sie ihm hinterher, bevor sie sich an Mal wandte und ihre Bitte vorbrachte, die Kleider, die sie bereits geschneidert hatte, für sie zu ändern.

Die Schneiderin nickte. "Ich muss aber gerade von deinen Flügeln neue Maße nehmen", erklärte sie ihr und bat Saori sich auszuziehen.

Wie gut, dass Aaron bereits weg war. Gehorsam zog sich Saori aus und blieb stehen, damit es nicht zu lange dauern würde. "Warum muss man sich ausziehen, wenn man von den Flügeln die neuen Maße nehmen möchte?", fragte sie neugierig, während die Schneiderin ihre Arbeit erledigte.

"Weil ich auch deinen Rücken und deinen Umfang brauche", erklärte Mal ihr. "Damit ich weiß an welchen Stellen die Flügelschlitze angebracht werden müssen."

"Es sind doch aber nur die Flügel, die größer geworden sind, oder?", wollte sie wissen. Ihr Blick fiel auf das Bett, wo die Katudjalls sie neugierig ansahen. Es war erstaunlich, dass Ronnys Fell bereits langsam nachwuchs. Aber das war auch gut so.

"Das kann ich noch nicht sagen. Aber es sieht nicht so aus, als wäre es das Einzige", bemerkte Mal und legte das Maßband an.

"Was soll das heißen?", wollte die Dämonin entsetzt wissen.

"Ich gehe auch davon aus, dass du ein paar mehr Muskeln bekommst", erklärte sie. "Wegen deiner Flügel."

"Achso ... ich dachte schon, ich hätte zugenommen. Außer den Flügeln natürlich", seufzte sie erleichtert aus.

"Nein, du hast sogar abgenommen", bemerkte Mal und runzelte die Stirn. "Das ist aber nicht gut."

"Wirklich?", fragte sie erstaunt und sah an sich herunter. Das war ihr gar nicht aufgefallen. War das der Grund, warum sie Probleme mit den Flügeln hatte?

"Du brauchst für deine Flügel wahrscheinlich mehr Kraft. Ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist und viel Kraft kostet, sie ständig zu halten", erklärte sie und betrachtete Saoris Körper nachdenklich.

Vorsichtig zuckte sie mit den Schultern. "Es war nicht vorgesehen, dass sie so groß werden", sagte sie verlegen.

"Glaube ich, aber ich denke damit wirst du klarkommen", sagte sie zuversichtlich. "Ich werde dir noch ein paar andere Kleidungsstücke machen. Meister Aaron sagt, dass du einen Badeanzug haben möchtest."

Saori nickte langsam. Das wollte sie auf jeden Fall. Dann konnte sie auch in dem See baden gehen und die Katzen mitnehmen.

Mal nickte. "Möchtest du einen hellblauen?", fragte sie, weil sie der Meinung war, dieser würde ihr stehen.

"Ja und einen schwarzen bitte. Sie sollten sehr viel bedecken, wenn es geht", bat sie die Schneiderin eindringlich.

Diese hob eine Augenbraue, nickte jedoch. Vielleicht konnte sie Saori daran gewöhnen, wenn sie immer mehr von den Badeanzügen wegließ.

Zufrieden damit seufzte die Dämonin auf. Das veranlasste sie dazu, sich sehr wohl zu fühlen. "Vielen Dank Mal, wann könnt Ihr die neue Kleidung herstellen?", fragte sie vorsichtig. Saori wollte so bald wie möglich etwas zum Anziehen haben.

"Ein paar deiner Kleider sollte ich bis heute Abend umgearbeitet haben", erklärte sie und lächelte leicht. "Ich habe gehört Aaron würde gern wieder mit dir tanzen."

"Ja, ich möchte es auch gerne", gab Saori zu. Schließlich hatte sie ihn ja darum gebeten. "Ein Kleid reicht für den Anfang. Nicht, dass es Euch zu viel wird", fügte sie noch hastig hinzu.

"Ich habe heute viel Zeit", versicherte Mal mit einem Lächeln. "Heute kümmere ich mich nur um die Kleidung, die geändert werden muss."

"In Ordnung", seufzte die Dämonin erleichtert. Sie freute sich sehr darauf, wieder ihre eigene tragen zu können. "Braucht Ihr noch Maße, oder darf ich mich wieder anziehen?"

"Du darfst dich wieder anziehen", meinte die Schneiderin lächelnd.

So schnell sie konnte, legte sie das Handtuch wieder um sich herum. Froh, sich nicht mehr zeigen zu müssen. "Ich werde Zephyr suchen, damit ich das Bild für sie noch zu Ende malen kann. Und den Teppichboden muss ich auch noch reinigen ... nein, das mache ich zuerst", sprach Saori zu sich selbst. Die Katzen brauchten aber auch noch etwas zum Essen. Erleichtert stellte sie fest, dass noch von gestern etwas da war.

"Soll ich dir Leika schicken?", fragte Mal, weil sie bemerkte, wie es hier aussah.

"Nein, das bekomme ich hin. Die Katzen haben gestern mal wieder alles durcheinander gebracht", bemerkte die Dämonin leise lachend. "Aber ich würde gerne Zephyr holen."

"Dann schicke ich sie dir", lächelte die Schneiderin. "Du musst das nicht alles allein machen."

"Ich weiß. Aber ich möchte es. Schließlich waren es auch meine Katzen, die sich ausgetobt haben", beharrte Saori, während sie sich in die Seidendecke einhüllte.

Mal nickte. Trotzdem würde sie ihr Zephyr holen. "Es gibt einige Dienstmädchen, die leichte Magie anwenden können, um zu helfen", erklärte sie.

"Danke, aber das brauche ich nicht", wehrte sie ab. Saori bedankte sich bei Mal für die Hilfe und auch dafür, dass sie Zephyr holen lassen würde, weil sie selbst nicht wusste, wie sie das tat. Zephyr konnte überall in dem Palast sein und nur ungern wollte Saori im Moment raus.

Nickend verließ die Schneiderin den Raum und nur wenig später war Zephyr an der Tür und klopfte.

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