Kapitel 61

Kapitel 61

Abisai nickte. "Einige der Steine haben es schon heruntergekühlt, aber nicht so weit, wie es eigentlich gedacht war", erklärte er ihr und probierte ebenfalls das Eis.

„Ich verstehe ...", murmelte sie und schleckte noch immer. „Ich werde Euch in Ruhe Eure Arbeit machen lassen. Nur dachte ich, dass Ihr Euch eine Pause verdient habt", fügte Saori hinzu.

"Hab Dank für das Eis, es schmeckt wirklich gut", sagte er und lächelte, wirkte aber nicht so, als würde er sich wohlfühlen.

Sie nickte ihm zu und verließ die Schwimmhalle, um ihre Malsachen aus der Küche zu holen. Dabei gingen ihr Fragen durch den Kopf. Warum hatte Abisai ausgesehen, als hätte er ein schlechtes Gewissen?

Vielleicht lag es daran, weil er es nicht gewohnt war, dass jemand zu ihm kam. Hier gab es nicht viele Menschen, die ihn erschrecken konnten. Oder hatte es daran gelegen, dass Saori ein Dämon war?

Mit einem festen Beschluss, nicht weiter darüber nachzudenken, nahm Saori ihre Malsachen vom Tisch und ging hinaus zu dem See. Dabei drehte sie noch einmal um, weil sie noch ein Buch mitnehmen wollte, welches sie lesen konnte.

Zwar hatte sie sich vorgenommen, diese bestimmten Bücher nicht mehr zu lesen. Dennoch war sie neugierig darauf und fragte sich, was man alles daraus lernen konnte. Es würde interessant sein, wie Aaron auf das reagieren würde. Und jetzt hatte sie endlich Zeit, diese ungestört zu lesen.

Hoffentlich waren die Katzen in der Nähe. Nicht, dass ihnen etwas passiert war. Die Anwesenheit der Dämonenkatzen waren sehr angenehm, wenn Saori sie streicheln konnte.

Als sie zum See kam, wurde sie dort bereits von den Katzen erwartet. Sie sprangen am Ufer des Sees entlang und schienen Schmetterlinge zu jagen, die sie jedoch nicht zu fassen bekamen.

„Meine zwei lieben", begrüßte Saori die Katzen, die beschäftigt waren. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Die Spielwut gepaart mit dem Fangtrieb war jedes Mal ein Genuss, denn sie endeten oft in einer amüsanten Tollpatschigkeit.

Das auf Papier festzuhalten, war nun Saoris Ziel. Das Mädchen ließ sich im Schatten eines mächtigen Baumes nieder und lehnte sich gegen den harten Stamm, bevor sie anfing zu zeichnen.

Die Katzen kamen zu ihr und ließen sich auf ihren Schoß nieder, wo sie anfingen sie zu lecken.

Es kitzelte richtig und sie wollten Aufmerksamkeit von ihrer Besitzerin. Ihr eifriges Schlecken wurde belohnt, da sich Saori ihnen zuwendete und mit ihnen über das sprach, was sie erlebt hatte, als die Katzen geschlafen hatte.

Dabei klang sie wie eine Mutter, die ihren Kindern eine Geschichte erzählte, damit sie einschlafen konnten. Aufmerksam hörten die Katzen ihr zu und schnurrten zufrieden. Erst, als sie mit erzählen fertig war, gaben Ronny und Myuvi Ruhe, sodass sich Saori dem zeichnen widmen konnte.

Es fiel ihr nicht schwer, da der Moment in ihr Gedächtnis gebrannt war. Schon bald hatte sie die beiden Katudjalls und ihr Spiel auf Papier festgehalten. Sehr lebendig sah das Bild aus und hatte den Charme, aber auch das Freche gut eingefangen.

Anstatt sich nun dem Buch zu widmen, begann Saori ein neues Bild. Eines von Aaron. Eines, welches sich in ihre Erinnerungen geprägt hatte. Er in seiner noblen Tunika, die Hände gefaltet und mit dem typischen Lächeln von ihm, welches Spott, Verachtung, aber auch größtenteils Liebe und Sorge beinhaltete. Seine Augen hatten einen verschmitzten Glanz und ließen ihn sehr frech wirken. Genauso, wie er oft war, wenn er mit Saori zusammen war.

Nachdem sie nach einiger Zeit damit fertig war, widmete sie sich dem Buch und war froh, dass sie alleine war. Es standen Dinge in dem Buch, die sie niemals gerne in Anwesenheit von anderen gelesen hätte. Dinge, die einfach nur seltsam klangen, laut dem Buch aber atemberaubend sein sollten.

Die Stunden vergingen und die Sonne war so weit gewandert, dass man erkennen konnte, wie sie das Tagesende andeutete. Das sonst so grelle Sonnenlicht wurde weicher und wandelte sich in ein rötliches Orange, welches wunderschöne Farbspiele auf einige Wolken warf.

Saori hatte aufgehört zu lesen und den Kopf gegen den Baumstamm gelehnt, um in den Himmel zu sehen. Das Spektakel, welches dieser bot, war jede Aufmerksamkeit wert. Und sie wollte so viel wie möglich davon sehen.

Deshalb beschloss sie, sich noch ein Eis aus der Küche zu holen, bevor sie im Tanzsaal noch in dem Bereich malen wollte, wo Aaron eine Staffellei für sie hatte aufbauen lassen. Dass der Engel an dem Tag noch kommen würde, glaubte sie nicht. Aber das war in Ordnung.

Der Tag war angenehm verlaufen, wenn man mal die Begegnung mit Abisai außen vorließ. Saori packte die Malsachen unter den Arm und hob die inzwischen schlafenden Katzen hoch, bevor sie in die Küche ging und sich das Eis holte. Dort legte sie die Katudjalls in ein Körbchen, zusammen mit den Malsachen und trat den Weg zum Tanzsaal an, während sie das Eis genoss.

Schon kurze Zeit später war sie in das Bild vom Abendhimmel vertieft, um es möglichst detailgetreu auf der Leinwand wiedergeben zu können. Neben ihr schliefen die kleinen Katzen, müde vom anstrengenden Fangen und Spielen. Die Zeichnungen, die sie draußen angefertigt hatte, lagen auf einem Tisch, denn sie wollte diese später mitnehmen.

Sie bemerkte am Himmel etwas Schimmerndes und kurz darauf bemerkte sie Aaron, der an diesem vorbeiflog.

Neugierig geworden trat sie näher an das Fenster. Träumte sie etwa? Oder war das wirklich Aaron gewesen? Sicher war sie sich nicht, da das Bild ihre komplette Aufmerksamkeit bekommen hatte.

Erneut flog etwas am Fenster vorbei und sie bemerkte den Engel, der scheinbar draußen seine Runden flog.

Ein freudiges Lächeln legte sich auf ihr Gesicht und sie schob die Glastür auf, um nach draußen auf die Terrasse zu treten. „Ich freue mich, dass Ihr gekommen seid", sagte sie in Gedanken zu ihm, da er nicht in der Nähe war und sie nicht rufen wollte.

"Ich bin gleich bei dir", antwortete er und setzte zum Sinkflug an, um die Insel zu kontrollieren.

„Lasst Euch Zeit. Ich male gerade", erwiderte sie ihm und ging zurück in den Raum, ließ aber die Balkontür auf, damit er hereinkommen konnte.

Aaron landete etwas später und trat in den Raum hinein. "Hast du mich vermisst?", fragte er und musterte sie neugierig.

Saori, die bereits wieder in das Bild vertieft war, drehte sich zu ihm um und lächelte. „Das solltet Ihr am besten wissen. Da Ihr jedoch eine Antwort auf die Frage wollt: Ja, das habe ich", sagte sie zu ihm, mischte eine Farbe auf der Palette und ließ den Pinsel über das Bild gleiten.

"Bekomme ich dann einen Willkommenskuss?", fragte er neckend und besah sich neugierig das Bild.

„Ihr seid fordernd", bemerkte die Dämonin neckend. Sie hielt den Pinsel und die Farbpalette weit von sich, damit sie ihn nicht mit Farbe bekleckerte und reckte ihm dann das Kinn entgegen.

Aaron schmunzelte und küsste sie sanft. "Was malst du da?"

„Male ich so schlecht, dass Ihr es nicht erkennen könnt?", fragte sie stirnrunzelnd. Sie drückte ihm noch einen Kuss auf die Lippen, bevor sie sich zum Bild zurückdrehte.

„Wie war Euer Tag?"

Aaron lachte. "Nein, natürlich nicht, aber ich dachte, dass du vielleicht noch etwas anderes hinmalen wirst", meinte er und betrachtete den Himmel neugierig.

„Ich bin doch noch gar nicht fertig. Ihr seid zu ungeduldig", tadelte sie Aaron lachend. Sie erzählte dem Engel von dem Himmel, der ihr die Inspiration gegeben hatte und dass sie das auf Papier festhalten wollte. Erst dann wiederholte sie ihre Frage, wie sein Tag gewesen sei.

"Bin ich immer", sagte er sanft. "Hast du heute schon etwas gegessen?", fragte er und beobachtete sie, wie sie malte.

Er bekam ein Nicken als Antwort und Saori hielt zwei Finger hoch, um ihm zu symbolisieren, dass es zwei Eis gewesen war. „Wobei eines mit mir baden gegangen ist", erzählte die Dämonin.

Aaron lachte leise. "Wieso denn das? War dir das Wasser zu warm und zu sauber?"

„Auf diese Frage antworte ich erst, wenn Ihr mir von Eurem Tag erzählt", kam die Antwort von ihr. Dabei war sie auf das Bild genauso wie auf das Gespräch konzentriert.

"Leider war er sehr anstrengend, aber ich habe viel geschafft", erklärte er ihr und klang fast stolz.

„Das freut mich für Euch. Ich denke, Ihr solltet Euch ausruhen, wenn es anstrengend war", entgegnete sie ihm und begann dann von den Treffen mit Abisai zu erzählen. Wie sie sich beide erschrocken hatten und wie sie ihm das Eis gebracht hatte.

Auf dem Bild wurde etwas sichtbar, was zuerst nur als kleiner Punkt erkennbar war. Je weiter Saori jedoch malte, desto erkennbarer wurde es. Aaron flog durch den Abendhimmel, wobei ein glänzender Staubschweif hinter ihm durch die Luft flog.

Aaron lächelte sanft. "Ich schau dir zu, das entspannt mich sehr", meinte er und holte sich einen Sessel heran, damit er sich setzen konnte.

„Ihr habt es Euch verdient, Euch auszuruhen. Wollt Ihr vielleicht heiß baden gehen? Ich bin mir sicher, dass das gut tut", bemerkte die Dämonin und drehte sich kurz zu ihm. Er musste nicht ständig kalt baden, nur weil sie es mochte. Saori akzeptierte es, wenn er mal lieber heiß baden wollte. Genau wie an dem einen Tag, als er so viel mit ihr geflogen war.

"Magst du mich später massieren?", fragte er hoffnungsvoll. Das würde ihn mehr entspannen, als ein heißes Bad.

„Natürlich, Meister. Es ist die Pflicht, dem Geliebten ein gutes Leben und Gefühl zu geben." Ihre Worte waren gemurmelt, da sie in dem Moment den Pinsel leicht spreizte, um kleine und feine Pünktchen auf dem Bild zu bekommen. Dazu strich sie sanft mit dem Daumen über die Pinselspitze.

Aaron senkte ein Stück den Blick. Es gefiel ihm nicht, dass sie es als Pflicht ansah. Es sollte für sie nicht das Gefühl geben, dass es von ihr verlangt wurde.

„Wollt Ihr zuerst baden? Oder die Massage?", lautete ihre Frage, die sie ihm entgegenbrachte. Jedoch gab sie auch zu, dass sie keine Übungen gemacht hatte, weil sie so spät aufgewacht war.

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