Kapitel 5
Kapitel 5
Das flauschige Handtuch umhüllte Saoris zierlichen Körper, welches sie an der Brust zusammengebunden hatte, damit es nicht aufging. Ihre gelockten Haare waren nach vorne gerutscht und lagen auf ihrer Brust, wo sie sich mit ihr bewegten. In der letzten Zeit hatte Saori oft ihre Haare geflochten, weil sie dann einfach aus dem Weg waren. Das Resultat war meistens wunderschöne Locken, die die leicht violette Farbe ihrer silbernen Haare noch hübscher zum Ausdruck brachten.
Ihre Flügel waren leicht geöffnet, da sie diese nicht noch nicht von selbst am Rücken halten konnte. Aber ganz ausbreiten konnte sie die Flügel auch nicht.
Sie war wunderschön und Aaron hätte sie am liebsten die ganze Zeit angestarrt, doch er wusste, dass ihr das nicht gefallen würde. Außerdem machten die blauen Flecken ihn wütend.
Gerade fuhren ihre mittlerweile warmen Finger seinen Nacken entlang, als sie sah, dass seine Augen halb geöffnet waren. „Hattet Ihr nicht genügend Zeit, mich zu betrachten, als ich geschlafen habe?", fragte sie den Engel leise. Ihr Tonfall war neckend und sie schien nicht böse darüber zu sein, auch wenn sie es nicht mochte.
"Ich könnte dich immer betrachten", erklärte er ihr und seufzte zufrieden.
Saori schwieg, denn sie erinnerte sich an seine Worte, aber auch die Dinge, die in den Büchern gestanden hatten. Dass sich Frauen und Männer gegenseitig gerne ansahen. Vor allem, wenn jemand Interesse hatte.
Auch wenn Saori nicht ganz begeistert davon war, sagte sie nichts. Erstens würde es sowieso nicht helfen und zweitens ließ sich Aaron auch nicht davon abhalten.
Deshalb machte sie schweigend einfach weiter, seinen verspannten Muskel am Nacken zu bearbeiten. Dazu rutschte sie leicht nach oben zum Kopf, damit es einfacher für sie war.
Die Blicke der Katudjalls verfolgten sie dabei ganz genau.
Aaron seufzte entspannt und schloss sogar die Augen. "Es ist so schön dich in meiner Nähe zu haben."
„Es freut mich, wenn es Euch gefällt", erwiderte Saori, die vom Bett kletterte und es umrundete. Von der anderen Seite krabbelte sie erneut darauf und begann schließlich, ihn von dort zu massieren.
Ihre Hände fühlten sich so gut an, dass er den Moment am liebsten einfrieren wollte.
Draußen war es dunkel geworden. Das konnte sie erkennen, als sie einen kurzen Blick auf die Balkontür warf, um zu prüfen, ob sie diese geschlossen hatte. „War ich Euch zu schwer, als Ihr geflogen seid?", fragte Saori unsicher. Schließlich wog sie mehr als zuvor, nachdem sie neue Flügel hatte. Und das war ihr sogar unangenehm.
"Nein, aber ich musste mich körperlich ein bisschen verausgaben", murmelte er.
„Das tut mir wirklich leid. Bitte tut das nicht wieder. Es ist nicht schön, Euch so fertig zu sehen", bat sie den Engel, während ihre Finger vorsichtig über die hellblauen Flügel von ihm fuhren, um diese zu massieren. Sie mochte seine Flügel, weil die Federn so schön weich waren.
"Aber dann kann ich wenigstens einmal richtig schlafen", murmelte er und drehte sich ein kleines Stück. "Komm in meine Arme", bat er sie. "Auch du musst müde sein."
„Das heißt, Ihr könnt fast nie richtig schlafen?", fragte sie den Engel leise bedauernd. Sie ignorierte seine Bitte, da sie noch nicht fertig war, ihm das zu geben, was er brauchte.
"Engel schlafen eigentlich gar nicht, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben", erklärte er. "Ich bin in dieser Phase, wo ich mich verausgaben muss, um schlafen zu können."
„Wie alt müssen sie dazu sein? Und wie oft könnt Ihr dann richtig schlafen?", wollte Saori von ihm wissen.
"Mit etwa hundert. Ab dann geht es so langsam los, dass ich nicht mehr schlafen kann und es auch eigentlich nicht mehr brauche", erklärte er und gähnte. "Dabei träume ich so gern."
„Ich sag ja, kleine Kinder müssen ins Bett und schlafen, damit sie groß werden", begann Saori zu kichern. „Heißt das wirklich, dass Ihr danach gar nicht mehr schlafen könnt? Nicht einmal ansatzweise?" Wenn das so war, klang das schrecklich. Wie erholten sich die Engel dann? Nur mit den Gefühlen der anderen?
"Nein, gar nicht. Wir meditieren, um uns zu erholen", erklärte er ihr und wirkte etwas wacher.
„Das ist doof ... Träume können das Schönste, aber auch Schlimmste sein", meinte das Dämonenmädchen nachdenklich. Vorsichtig beugte sie sich zu Aaron hinunter, wobei ihre Haare seine nackte Haut streiften und legte sanft ihre Lippen an seinen Nacken, um ihn dort zu küssen. „Ihr solltet schlafen", hauchte sie dort gegen seine Haut, wobei sie einen Moment dort verharrte und ihn erneut kurz die Lippen aufdrückte, bevor sie sich zurückzog und sich wieder aufrichtete.
Ein Zittern durchzog seinen Körper und Gänsehaut machte sich breit. "Werde ich, wenn du an meiner Seite bist."
„Ich bin hier", sagte Saori, die sich nun ganz zurückzog, um sich an die Bettkante zu setzen.
"Aber nicht in meinen Armen", beharrte der Engel und beobachtete sie neugierig.
Sie warf ihm einen Blick über die Schultern zu und lächelte. „Erst, wenn Ihr angezogen seid."
Aaron brummte. "Dann sei doch so lieb und hol mir etwas aus dem Schrank", bat er sie und drehte sich auf die Seite. Dabei versteckte sein Flügel all das, was sie vielleicht nicht sehen wollte.
„Wenn Ihr nicht aufstehen wollt, dann nehme ich Eure Decke und rolle mich darin ein. So sollte es auch gehen", schlug sie ihm vor, weil sie nicht die geringste Lust verspürte, noch einmal aufzustehen. Trotzdem blieb sie mit dem Rücken zu ihm sitzen und seufzte leicht.
"Wenn du das tun würdest, wäre das für mich in Ordnung", lachte er leise.
Schneller als er reagieren konnte, hatte sie die Seidendecke bereits geschnappt und rollte sich darin ein. „Umdrehen. So liegt man nicht im Bett, wenn man nichts vorhat", befahl sie dem Engel, der ihr neugierige Blicke zuwarf.
Überrascht blickte er sie an. "Soll ich mich auf den Rücken legen oder wie?"
„Nein, mit dem Rücken zu mir. Oder Ihr zieht Euch wenigstens das Handtuch wirklich darüber an", gab sie ihm die Wahl. Saori hatte sich bereits mit dem Rücken zu ihm gelegt, weil sie einfach müde war. Zwar wollte sie gern in seinen Armen liegen, aber so bestimmt nicht.
Aaron seufzte und erhob sich. So, dass Saori ihn nicht sehen konnte. Dann tapste er schwerfällig auf den Kleiderschrank zu, um zwei Tuniken hervorzuholen. Eine davon warf er Saori zu.
„Ich bin zu müde", murmelte das Mädchen, ohne sich zu rühren. Zwar spürte sie den Stoff, aber bewegen wollte sie sich nicht mehr. Die Decke gab ihr ausreichend Schutz.
Aaron zuckte die Schultern, zog sich die Tunika an und kam dann zu ihr ins Bett, bevor er sie einfach an sich zog.
Wortlos und ohne Protest ließ sie es geschehen und seufzte zufrieden. „Wäre es möglich ... ein bisschen Staub für die Schmerzen zu haben?", fragte sie ihn leise. Sie spürte seine warme Brust in ihrem Rücken, denn er hatte sie einfach so zu sich gezogen.
Aaron sagte nicht, sondern stäubte sie förmlich ein. Dass sie ihn fragte, war ein Fortschritt. Gerade dann, wenn er selbst zu müde war, um es zu spüren.
„Danke", murmelte sie, sobald die Schmerzen nachließen. Saori war froh, dass er ihr half und sie die Möglichkeit hatte, ihn zu fragen. Leicht drehte sie ihren Kopf zu dem Engel, um ihn anzusehen. „Ihr seid sehr lieb."
"Ich möchte das sein, was sich meine Mutter für einen Engel gewünscht hat", erklärte er ihr und zog sie fest in den Arm.
„Was ist das?", fragte Saori Aaron. Ihre Hände legten sich auf seine Arme, die sie an sich drückten und sie seufzte. Es fühlte sich ganz anders an, wenn sie mit dem Rücken zu ihm lag.
"Sanft, gutmütig und das, was sich die Menschen unter uns vorstellen", erklärte er murmelnd. "Also im Grunde das, was du bist."
„Tut Ihr das nur ... weil Ihr das Gefühl habt, Eure Mutter zu enttäuschen, wenn Ihr nicht so seid?", fragte die Dämonin unsicher. War das Ganze vielleicht doch eher gespielt?
"Nein. Ich möchte so sein", meinte er leise. "Ich möchte, dass sich die Leute in meiner Gegenwart wohlfühlen."
„Ich verstehe", erwiderte das Mädchen erleichtert. „Ich fühle mich bei Euch wohl", gestand Saori, sie sanft seinen Arm drückte, um es ihm auch zu zeigen.
"Das freut mich sehr", flüsterte er an ihren Hals.
Sofort bekam sie eine Gänsehaut, die sich über ihre Arme ausbreitete. Ein wohliges Seufzen, welches mit einem leisen Stöhnen gleichgestellt werden konnte, drang aus ihrem Mund.
"Du riechst so gut", murmelte er und küsste sanft ihren Hals.
Leicht legte sie den Kopf so hin, dass er es einfacher hatte, sie dort zu küssen. „Ihr macht das ... so gut", flüsterte Saori und konnte es nicht unterdrücken, zu erschaudern. Schon jetzt fühlte sie die Wärme in sich aufsteigen, die sie oft beinahe zum Weinen brachte. Aber auch nur, weil sie so glücklich war.
"Nur für dich", murmelte er und saugte leicht an seiner Haut. Sie war wie eine Droge für ihn.
Jetzt, da sie ihn nicht sah, sondern nur fühlte, war das Gefühl noch viel stärker. Es veranlasste sie, unter seinen Lippen zu schmelzen. Ihre Hand legte sich in seinen Nacken, nachdem sie diese nach hinten hatte gleiten lassen. Sie zog Aaron sogar leicht zu sich heran, um ihn und seine Lippen besser fühlen zu können.
Aaron seufzte zufrieden auf und küsste ihren Hals. Jedoch war er viel zu erschöpft für mehr und hatte die Augen bereits geschlossen, um einfach nur zu genießen.
So ging es auch ihr, weshalb sie nicht die Anstalten machte, sich großartig zu bewegen. „Ihr solltet schlafen, Meister", flüsterte die Dämonin ihm zu.
"Werde ich sicherlich", murmelte er und sie spürte, wie seine Arme und sein Flügel, der ebenfalls um sie geschlungen war, schwerer wurden.
Schon nach kurzer Zeit hörte sie seinen gleichmäßigen Atem und sie lächelte. Das beruhigende, vertraute Gefühl war zurückgekehrt und Saori fiel in einen tiefen Schlaf. Geborgen und beschützt von Aaron, der alles getan hatte, dass sie glücklich war.
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