Kapitel 4
Kapitel 4
Ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie sich umdrehte und mit dem Rücken nun am Wannenrand saß. Dort lehnte sie sich an und legte ihren Kopf so hin, dass sie neben Aarons war und nach oben sehen konnte.
Es war gut, dass er nur schlief. Dennoch wunderte sich Saori, dass er in der Badewanne eingeschlafen war. Warum war er nicht ins Bett gekommen?
Wahrscheinlich hatte er keine Kraft mehr dazu gehabt und das warme Wasser hatte ihn so sehr entspannt, dass es dazu gekommen war.
Sie entschied sich, bei ihm zu bleiben, falls etwas passieren würde. Aber sie lehnte erschöpft ihren Kopf gegen seinen und seufzte. "Erschreckt mich doch nicht immer so ... Ich habe mir Sorgen um Euch gemacht", murmelte sie und hob ihre Hand, um seinen Kopf zu kraulen.
Aaron seufzte und schien langsam wach zu werden.
"Schlaft ruhig weiter. Ich bin da und passe auf Euch auf", murmelte sie beruhigend, schloss die Augen und hörte nicht auf, ihn zu kraulen.
Der Engel gab einen beruhigten Laut von sich und schloss die Augen wieder. "Ich bin noch in der Wanne", stellte er müde fest, als wäre es nicht offensichtlich.
"Nein wirklich?", spottete Saori leise und erschöpft. "Nur wegen Euch bin ich hier in der Hitzehölle", erklärte sie ihm und öffnete schließlich die Augen, um wieder an die Decke des Badezimmers zu blicken.
"Dann geh zurück ins Schlafzimmer", murmelte er. "Ich folge gleich", sagte er, wirkte jedoch nicht, als würde er das wirklich tun wollen.
"Ja, wenn Ihr Euch endlich aus der Badewanne erhebt. Vorher werde ich nicht gehen und riskieren, dass Ihr mir auch noch ertrinkt", erwiderte Saori trocken. "Ich kann aber auch Leika holen gehen, damit sie bei Euch bleibt", schlug sie ihm vor.
"Du bist mir lieber", murmelte er und streckte die Flügel etwas.
"Dann werde ich es auch aushalten", sagte Saori bestimmt und hob die hellblaue Tunika von Aaron etwas, weil ihr darunter zu warm wurde. Das Bad hatte sich wirklich erhitzt und der leichte Nebel hing in der Luft.
"Aber du musst nicht", nuschelte er und klang wirklich müde. Als wäre er geistig gar nicht richtig da.
Seufzend drehte sie ihren Kopf leicht zu ihm. „Müssen tue ich gar nichts, außer eines Tages zu sterben", meinte sie gelassen. Natürlich konnte sie zurückgehen, aber Aaron war erschöpft und sie wollte wirklich nicht, dass ihm etwas passierte.
"Das müssen wir alle irgendwann", seufzte er und bewegte sich ein bisschen aber nicht viel.
„Habt Ihr Schmerzen und braucht eine Massage?", fragte Saori den Engel vorsichtig. Ihr entging nicht, wie vorsichtig er sich gerade bewegte. Ihr ging es allerdings nichts anders. Alles tat ihr weh, was vermutlich an der unfreiwilligen Flugeinlage lag.
"Wahrscheinlich geht es mir besser, als dir", bemerkte er mit einem Schmunzeln.
„Also hört Ihr wenigstens zu", stellte Saori nüchtern und erleichtert fest. „Wenn es Euch nicht so schlecht geht und Ihr mir versprecht, auf Euch aufzupassen, gehe ich zurück."
"Ich komme gleich zu dir. Im Bett ist es bequemer", stellte er mit einem leichten Lächeln fest. Er wollte aber auch nicht aufstehen, damit er Saori nicht etwas zeigte, was sie nicht sehen wollte. So weit waren sie noch nicht.
„Dann beeilt Euch gefälligst. Die Katzen müssen gewaschen werden", sagte Saori zu ihm streng und stand auf, wobei sie sich nicht umdrehte und auf die Tür zuging.
Erst, als sie draußen war, erhob sich Aaron schwerfällig und müde, um sich abzutrocknen und mit Handtuch ins Schlafzimmer zu schlürfen.
Saori stand jedoch auf dem Balkon, um nach den Blumen zu sehen, ob sie sich erholten. Erst, als sie das Geräusch hörte, dass jemand im Zimmer lief, drehte sie sich um und kam zurück in den Raum.
„Ihr solltet Euch von jemanden massieren lassen", schlug sie dem Engel vor, während sie die Katzen einsammelte und ohne seine Antwort abzuwarten, im Badezimmer verschwand.
"Und ich dachte, dass du mich massieren würdest", bemerkte Aaron gedanklich an Saori gerichtet, jedoch ohne damit zu rechnen, dass sie es hören oder antworten würde.
„Das habe ich gehört!", tadelte sie den Engel von der anderen Seite der Tür. Aber zurück kam sie nicht. Stattdessen hörte Aaron das Wasser rauschen und ein undamenhaftes Fluchen von Saori, als sie die Katzen waschen wollte. Obwohl die Katzen Wasser liebten, hatten sie keine Lust, sich waschen zu lassen, weshalb sich das Mädchen mit ihnen in die Wanne setzte.
Dabei waren die Katzen ruhiger, sodass Saori sie waschen konnte. Sie selbst tat es auch, aber nicht zu lange, denn es war sehr warm in dem Raum, obwohl sie kaltes Wasser eingelassen hatte.
Erst, als sie aus der Wanne war und sich abtrocknete, fiel ihr ein, dass sie die Tunika gar nicht mehr tragen konnte, da sie durch das Aufräumen schmutzig geworden war. „Meister ... ich brauche etwas zum Anziehen", wollte sie schon rufen, aber sie entschied sich, es gedanklich zu versuchen. Je mehr Übung sie darin bekam, desto besser. Wobei sie sich gar nicht sicher war, ob er es hören konnte.
"Du kannst dir eine aus meinem Schrank nehmen", kam die kurze und müde Antwort. Aaron hatte sich bereits mit dem Bauch aufs Bett gelegt und war kaum noch ansprechbar.
Die Tür öffnete sich und Saori sah nur mit dem Kopf zu Aaron. „Welche ist die Kleinste?", fragte sie schüchtern und schob sich langsam in das Schlafzimmer. Allerdings nur mit einem Handtuch begleitet mit den Katzen im Schlepptau.
Aaron gab nur einen undefinierten Laut von sich und drehte ein Stück den Kopf zur Seite, so dass er sie nicht sehen konnte.
Da Saori nicht vorhatte, seinen Kleiderschrank nach etwas passendem zu durchsuchen, ging sie seufzend auf das Bett zu und setzte sich neben ihn. „Habt Ihr starke Schmerzen?", fragte sie vorsichtig, dabei ihre eigenen ignorierend.
"Nein, ich bin nur erschöpft", nuschelte er. "Brauchst du eine Massage? Ich kann Leika oder Anoshka bitten."
„Nein. Soll ich Euch etwas zum Anziehen geben? Ihr habt ... nur ein Handtuch", begann sie zögerlich, hatte aber begonnen, vorsichtig seine Flügel zu streicheln. Es tat ihr leid, dass er sich so angestrengt hatte, um sie glücklich zu machen. Es war ihre Schuld, dass er nun völlig ausgelaugt war.
"Wenn du dir auch etwas heraussuchst", gab er sich geschlagen, auch wenn er nicht aufstehen wollte.
„Ich durchsuche Euren Kleiderschrank nicht nach etwas passendes", protestierte Saori und seufzte, bevor sie zaghaft auf das Bett kletterte und sich neben ihn kniete. Schwer schluckend betrachtete sie Aarons Körper, der vor ihr ausgestreckt auf dem Bett lag, nachdenklich.
„Wäre es nicht besser, jemanden zu holen, um Euch zu massieren? Ich bin dazu nicht geeignet und ausgebildet. Nur ungern würde ich Euch mehr verletzen", sagte das Mädchen leise.
"Du machst das schon", murmelte er. "Ich vertraue dir."
Anscheinend wollte er sich wirklich nicht bewegen, was sie ihm auch nicht verübeln konnte. Ihr ging es genauso, aber die Dämonin wollte ihm etwas gutes tun, nachdem er mit ihr geflogen war.
Zaghaft legte sie ihre Hände auf seine nackte Haut auf dem Rücken und zuckte zusammen. Noch nie hatte sie den Engel so berührt. Selbst, als sie seinen Rücken unter der Tunika gestreichelt hatte, war es anders gewesen. Vorsichtig begann Saori, Aarons Schultern zu massieren. Dazu musste sie sich anstrengen, um die Erinnerungen wieder herzuholen, damit sie wusste, wie es geht.
Aaron jedoch war es schon genug ihre Finger dort zu spüren. Das allein brachte ihn dazu, zu entspannen. Er mochte es sehr.
Schweigend arbeitete sich Saori von seinen verspannten Schultern hin zu seinem Nacken. Dazu legte sie seine langen, silbernen Haare zur Seite, um besser hinzukommen. Saori widmete sich intensiv der Massage, die auch einen Teil seiner Flügel mit einbezog, wobei sie an denen extrem vorsichtig war. Ronny und Myuvi hatten sich auf das Bett zu ihnen gesellt und sie spürte die intensiven Blicke ihrer Katzen, die nicht einmal den Versuch machten, das zu verbergen.
Als würden sie darauf warten, dass etwas passierte. Etwas, das sie nicht verpassen wollten. "Du machst das wirklich gut", bemerkte Aaron leise.
„Danke", murmelte Saori verlegen. Sie selbst fand es nicht wirklich. Es war erst das zweite mal, dass sie das tat. Ob es ihm wirklich half? Oder wollte Aaron nur die Berührung spüren? Seine Haut war sehr warm unter ihren Fingern. Wärmer, als wenn sie ihn über der Tunika streichelte. Was daran wohl lag, dass der Stoff kühlend wirkte.
"Du musst auch sehr erschöpft sein", bemerkte Aaron. "Leg doch doch zu mir."
„Erst werde ich Euch das zurückgeben, was Ihr mir heute gegeben habt", erwiderte die Dämonin und machte unbeirrt weiter.
"Das tust du jeden Tag", murmelte er und versuchte sie aus dem Augenwinkel heraus zu betrachten. Unbemerkt.
Er konnte dir blauen Flecken auf ihrem Körper sehen, die nicht von einem Handtuch bedeckt waren. Die Arme, mit denen sie sich geschützt hatte, sahen am schlimmsten aus. Die restlichen wurden durch die Körperbedeckung versteckt.
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