Kapitel 38

Kapitel 38

Nach einer Ewigkeit kam sie an Aarons Seite, setzte sich aber ein wenig von ihm weg, damit sie ihn nicht in seiner Ruhe störte. Saori hatte gar nicht bemerkt, dass er auf einer Unterwasserbank saß und sich entspannte.

Er richtete den Blick auf sie und lächelte. "Entspannt dich das?"

„Ja. Schwimmen ist das Einzige, was ich kann", antwortete das Dämonenmädchen. Sie ließ ihre Hände im Wasser gleiten, ohne etwas zu tun. Das führte dazu, dass sie automatisch an die Wasseroberfläche kamen. Ruhig und schweigsam sah Saori nachdenklich auf die Hände, bevor sie einen Blick durch die kleine Halle schweifen ließ.

"Also ich finde, dass du noch eine ganze Menge mehr kannst", bemerkte er und öffnete die Arme, als wolle er, das sie zu ihm kam.

Vorsichtig zuckte Saori mit den Schultern. Sie teilte nicht die gleiche Meinung, aber sie widersprach ihm nicht.

Die Aufforderung von ihm verstand sie jedoch und kam langsam zu ihm hinüber gerutscht.

Aaron nahm sie fest in die Arme. "Hat meine Bemerkung dich wirklich so verletzt, dass du wieder vor mir kuschst?", fragte er traurig.

„Es hat mich nur daran erinnert, wer ich wirklich bin. Jemand, der Euch nicht widersprechen, sondern tun sollte, was gesagt wird", sagte sie ehrlich, nickte aber auch gleichzeitig. Aaron hatte sich entschuldigt und es war auch in Ordnung. Und trotzdem blieb es in ihr hängen.

Aaron hielt sie sanft im Arm. "Ich möchte nicht, dass du anders bist als du eigentlich sein willst", sagte er sanft. "Ich bin es nicht gewohnt zu diskutieren oder ähnliches", gestand er leise.

„Das müsst Ihr auch nicht. Jeder hat sich nach Eurem Wort zu richten. Auch ich", erklärte Saori ihm. Sie erinnerte sich sogar daran, wie sie ihm versprochen hatte, ihm zu gehorchen, nachdem er sich mit Ethan angelegt hatte, um sie zu beschützen. Damals war sie sogar auf die Knie gegangen.

„Ich habe mich zu sehr gehen lassen und meine Manieren Euch gegenüber vergessen. Ich entschuldige mich hiermit dafür", fuhr Saori fort. Sie meinte es tatsächlich ernst, sich für ihre Ausgelassenheit und manchmal frechen Kommentare zu entschuldigen.

Aaron hob die Hand und streichelte ihre Wange. "Das musst du nicht", sagte er sanft. "Ich habe es sehr genossen. Ich bin es wie gesagt nur nicht gewohnt immer zu diskutieren und auch einmal andere Meinungen zu hören."

„Werdet Ihr auch nicht mehr. Versprochen", versicherte Saori ihm. Sie wischte sich ein paar nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht, da sie an ihr klebten.

Aaron zog sie noch näher an sich. "Bitte nicht wieder zurückziehen", bat er sie leise und fast schon ängstlich. Er wollte nicht, dass Saori sich von ihm entfernte.

„Was meint Ihr?", fragte sie verwirrt. Sie spürte die starken Muskeln sogar unter Wasser, die sie festhielten. Das Gefühl der Geborgenheit wurde dabei hervorgerufen und sie schmiegte sich an ihn.

"Ich möchte nicht, dass du dich vor mir verschließt, weil du Angst hast. Ich werde dich nicht bestrafen, weil du mir widersprichst und ich werde dir nicht böse sein", versicherte er.

„Ich weiß. Aber es war gut, dass Ihr mich daran erinnert habt. Ich bin wohl noch zu unerfahren, um ein bestimmtes Verhalten ständig beizubehalten. Aber ich werde mir Mühe geben", versicherte Saori erneut. Ihre Beine hatte sie angezogen und auf die Unterwasserbank gelegt. Diese Position war angenehmer, wenn Aaron sie im Arm hielt.

"Ich möchte nicht, dass du dir Mühe gibst. Ich möchte, dass du dich wohlfühlst", sagte er und ihm war unklar, warum sie es nicht verstand.

„Ich fühle mich wohl", sagte das Mädchen mit dem silbernen Haar zu ihm.

"Sicher?", fragte er leise. "Ich möchte nicht, dass du dich für mich verstellst."

Darauf antwortete sie nicht. Saori war schlau genug, ihren Mund zu halten. Aaron spürte die Gefühle sehr genau und konnte sich vorstellen, wie sie sich fühlte.

Ihr fehlte jegliche Kraft zu diskutieren, weshalb sie einfach zustimmte. Das war auch besser so.

"Wie kann ich das nur wieder gut machen", murmelte er und küsste ihre Haare.

„Hm? Wieso etwas gut machen?", fragte die kleine Dämonin, deren Schwanz eifrig im Wasser paddelte, erstaunt. Das Glöckchen wurde durch das Wasser gedämpft, sodass die Melodie nur leicht hörbar war. „Es ist das Leben, Meister. Man wird verletzt, man lebt weiter."

"Ich habe versprochen dich nicht zu verletzen und trotzdem habe ich es getan. Ich bin ein schlechter Geliebter", murmelte er und hatte Angst, dass sie ihn dafür verlassen würde. Auch, wenn er es nicht zugeben würde, aber er hatte panische Angst davor.

„Ich habe Euch bereits gesagt, dass es nichts zu entschuldigen gibt. Im Leben kann man nicht vor so etwas beschützt werden. Das macht Euch nicht zu einem schlechten Geliebten", sagte Saori und schloss ihren Mund. Sie hatte nicht widersprechen wollen. „Entschuldigung", brach es hastig aus ihr hervor und sie stand auf.

"Nicht", bat er leise. "Entschuldige dich nicht bei mir, weil du mir deine Meinung gesagt hast."

„Ich möchte aus dem Wasser", sagte Saori flüsternd und zog sich am Rand aus dem kühlen Nass hoch auf die Fliesen.

Aaron ließ sie gehen, konnte aber nicht verhindern, dass ihm elendig zu mute war. Er wollte nicht, dass sie sich so verhielt und von ihm förmlich davon rannte.

Sobald sie draußen war, nahm sie das Handtuch, welches bereit lag und wickelte sich darin ein. Anstatt zu gehen, ließ sie sich auf einer Liege nieder und lehnte sich zurück. Ihr war leicht schwindlig, weshalb sie liegen wollte. Die blauen Augen hatte sie geschlossen und Saori versuchte, ruhig zu atmen. Damit würde sie sicherlich das Schwindelgefühl bekämpfen können.

Aaron drehte sich zu ihr um. "Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er besorgt. Sie war plötzlich so blass geworden. Sollte er Ikaia rufen?

„Nur schwindelig. Es geht gleich wieder", gab sie leise zu. Da die Liegen extra für Engel gemacht waren, sah Saori noch um einiges kleiner darin aus. Sie wirkte sogar fehl am Platz, so klein, wie sie sich machte.

"Wenn es schlimmer wird, sag mir bescheid", bat er sie. Vielleicht sollte er Ikaia bitten, eine Bluttransfusion zu machen. Das hatte ihr das letzte Mal geholfen. Oder sie brauchte Schlaf.

Sie gab ein zustimmendes Gemurmel von sich, rührte sich jedoch nicht, sondern konzentrierte sich nur auf das Atmen. Tatsächlich half ihr das nach einigen Minuten. Vielleicht war sie zu viel geschwommen und hatte sich verausgabt. Aber es hatte sich gut angefühlt, das zu tun.

Aaron behielt sie im Auge, während auch er aus dem Wasser stieg und sich ein Handtuch nahm. "Soll ich dich ins Bett bringen?", fragte er, während er sich die Flügel trocknete.

„Danke, aber ich bleibe noch ein Weilchen hier. Sobald es besser ist, gehe ich noch einmal schwimmen", dankte Saori für sein Angebot, lehnte jedoch ab.

Aaron setzte sich auf eine der Liegen. "Und du glaubst, dass ich dich in diesem Zustand noch einmal schwimmen lassen werde?"

„Nein, das glaube ich nicht", kam es leise von ihren Lippen. Obwohl sie es wollte, sie konnte nichts dagegen tun. Außer es zu akzeptieren.

Irgendwie hatte Saori das Gefühl, dass ihr Inneres schmerzte. Warum, war ihr nicht bewusst. Eine Leere, gepaart mit einem seltsamen Schmerz hatte sich in ihr ausgebreitet und sich im Laufe des Tages verschlimmert.

Dennoch öffnete sie ihre blauen Augen und sah zu Aaron. „Danke, dass Ihr Euch Sorgen macht."

Aaron legte das Handtuch zur Seite und trat auf Saori zu, um sie hoch zu nehmen. "Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber ich spüre, dass du Schmerzen hast", sagte er leise und drückte sie an sich, während er mit ihr die Schwimmhalle verließ.

„Bitte lasst mich hier. Ich fühle mich wohl", behauptete sie leise, wehrte sich jedoch nicht gegen seinen Griff.

Nur ungern gab sie zu, dass der Tag sehr viel in ihr zerbrochen hatte. Die Tatsache, dass sie nun woanders leben würde, aber auch Aarons unbeabsichtigte Worte, für die er sich entschuldigt hatte, nagten an ihr. Und dann noch der Albtraum, der noch immer in ihren Knochen steckte.

Obwohl sie es gerne so wie davor gehabt hätte, sie wusste, dass sich alles geändert hatte.

"Wir beide legen uns jetzt ins Bett", entschied Aaron und brachte sie hinauf ins Zimmer.

Sonst hätte sie gleich widersprochen, doch es kam kein Laut aus ihrem Mund. Nur ein kleines Seufzen.

Sobald sie die kühlen, weichen Laken spürte, rollte sie sich sofort zusammen und seufzte erneut. Es fühlte sich gut an, zu schlafen.

Aaron legte sich zu ihr und zog sie an seine Brust, bevor er sie beide mit einer Decke zudeckte, die seltsamer Weise eher kühlte, als wärmte.

Sofort schmiegte sich Saori an die starke Brust und es brauchte nicht lange, bis sie eingeschlafen war.

Aaron blieb liegen und streichelte sie. Er hoffte sehr, dass sie morgen wieder fit war und auch wieder normal. Irgendwie machte es ihm Angst, was gerade passierte. Warum war sie auf einmal so? War es wirklich nur der plötzliche Umzug, den sie sich eigentlich selbst eingebrockt hatte?

Vielleicht hatte sie auch einfach die große Angst, dass sie wirklich Aaron dadurch verlieren würde und versuchte nun, es sich nicht anmerken zu lassen. Alles dafür zu tun, dass es sich nicht so lange herauszögern würde, damit es noch schwerer wurde.

Saori war unerfahren, um zu verstehen, was es hieß, zusammen zu sein. Was es bedeutete, dem anderen blind zu vertrauen. Auch, wenn der andere nicht ständig da war. Eifersucht fühlte sie keine, nur einen große Traurigkeit, wenn Aaron nicht da war. Sie war jedoch auch vernünftig genug, nicht zu trauern, wenn sie wusste, dass er Dinge zu tun hatte. Arbeit, die erledigt werden musste.

Dass er sie unbewusst verletzt hatte, zeigte leider auch, wie sensibel sie war. Was sie eigentlich gar nicht sein wollte. Doch ihre starken und reinen Gefühle, die Aaron gerade verwirrten, sprachen Bände.

Er hielt sie einfach nur im Arm und schloss seine Augen. Schlafen würde er nicht können. Nicht, solange Saori so viel Angst hatte. Wahrscheinlich erwartete sie, dass er am Morgen weg war, doch das würde er nicht sein.

Dazu liebte er sie zu sehr.

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