Kapitel 3

Kapitel 3

Ihre Anspannung war verflogen, als sie das Gefühl hatte, in der Luft mit ihm zu tanzen. Ihr war nicht schlecht, egal wie viele Saltos er vollführte. In ihrem Rücken konnte sie die kalte Luft fühlen, die den Schmerz an den Flügeln linderte und sie war froh, sich nur auf den Spaß konzentrieren zu können.

Dann warf Aaron sie plötzlich in die Luft, um sie kurz darauf wieder aufzufangen.

Saori quietschte vor Vergnügen und genoss es richtig, ausgelassen zu sein. Da ihre Gedanken nur auf dem Hier und Jetzt lagen, war sie entspannt und wollte gar nicht mehr aufhören. Alles, auch die Angst war von ihr abgefallen, wenn Aaron seine Spielchen mit ihr trieb.

Beide tanzten durch den Himmel und immer wieder warf Aaron sie hinauf oder ließ sie fallen, nur um sie danach wieder aufzufangen und sein Lachen mit ihr zu teilen.

Wahrscheinlich war das glückliche Gefühl für ihn ein reiner Genuss. Selbst für die Dämonin fühlte es sich so um einiges besser an, als wenn sie düstere und nicht so schöne Gedanken hatte.

Schließlich wurde Aarons Flug langsamer und man konnte ihm ansehen, dass er erschöpft war. Schweiß stand ihm auf der Stirn und ein zufriedenes Lächeln zierte seine Lippen.

"Wenn Ihr nicht gleich umkehrt, werdet Ihr mich nicht mehr sicher zurückbringen", sagte Saori besorgt und liebevoll zu ihm, sobald sie das bemerkte. Ihr war nicht aufgefallen, wie viel Zeit sie draußen verbracht hatte. Nur die langsam untergehende Sonne war ein Indiz darauf, dass es wohl bald dunkel werden würde.

Sanft gab sie dem Engel einen Kuss auf das Kinn. Die blauen Augen sahen ihn glücklich an und sie flüsterte, dass er sich dadurch einige Küsse verdient hatte.

"Wir sind schon auf dem Rückweg", erklärte er lachend und ließ sich fast schon entspannt von den Winden treiben.

"Ich könnte es nicht verantworten, wenn Ihr vor Erschöpfung zusammenbrecht", lächelte Saori, die dem roten Ball am Horizont entgegensah und ein warmes Gefühl in ihrem Herzen spürte. Aaron hatte sich über ihre Angst hinweggesetzt und so viel getan, dass sie wieder fröhlicher wurde. War das wirklich Liebe, wenn man jemanden so glücklich machen wollte? Tränen stiegen in ihren Augen auf, so glücklich fühlte sie sich in diesem Moment.

Aarons Umarmung wurde fester und sie kamen der Insel näher. "Ich fand den Tag sehr schön."

"Ich auch", gestand Saori ihm leise und bat ihn, für einige Minuten noch am Himmel zu bleiben. "Aber nur, wenn Ihr noch genügend Kraft habt", fügte das Mädchen hinzu.

"Du möchtest den Sonnenuntergang sehen", stellte Aaron fest und landete noch nicht, sondern glitt auf einigen Windströmungen.

Saori nickte nur und sah gespannt an den Horizont, der langsam aber sicher die runde Sonne verschluckte. Zuerst nur ganz wenig, dann war der rote Ball nur noch die Hälfte. Je mehr die Sonne verschwand, desto mehr änderte sich der Himmel und die ersten Sterne kamen zum Vorschein.

Die atemberaubende Schönheit, welche die Natur in diesen Minuten bot, brachten Saori richtig zum Weinen. Die Tränen liefen an den Wangen hinab, die auf die Arme von Aaron tropften, der sie fest im Arm hielt.

"Wenn ich nicht wusste, dass du vor Glück weinst, würde ich mir Sorgen machen", gestand er und küsste sanft eine Träne von ihrer Wange.

Die Dämonin mit dem silbernen Haar schluchzte vor Freude auf und schmiegte ihren Kopf an Aaron. "Ich liebe Euch so sehr, dass es richtig weh tut und gleichzeitig ein heißes Gefühl in meinem Herzen bringt. Der Sonnenuntergang ... verstärkt das Gefühl nur noch mehr."

Aaron spürte, dass ihre Worte Wärme in ihm ausgelöst hatte und er schmiegte seine Wange an ihre. "Ich liebe dich auch."

Saori brachte ein schluchzendes Lachen heraus, als sie ihm einfach einen salzigen Kuss auf die Lippen drückte. In dem Moment hatte sie das Gefühl, die ganze Welt umarmen zu können und vor Glück zu zerplatzen.

Aaron machte mit ihr noch einen kleinen Schwenker, bevor er langsam zum Landeanflug auf dem Balkon ansetzte.

Mit ganz wackeligen Beinen hielt sich die Dämonin an Aaron fest, um nicht gleich zusammenzubrechen.

"Oh nein", flüsterte Saori und warf Aaron einen kurzen Blick zu. Die Katzen hatten ihre Abwesenheit genutzt, alle Blumenkästen umzugraben, was zur Folge hatte, dass überall Erde und Blumen lagen. Das durfte doch nicht wahr sein! Warum machten sie jedes Mal so ein Chaos, wenn Saori nicht da war?

Aaron betrachtete das Chaos und wusste nicht genau, ob er lachen oder weinen sollte. "Nun", murmelte er und schien nicht genau zu wissen, was er sagen sollte.

Saori räusperte sich und versuchte zu lächeln. "Habe ich Euch nicht das letzte Mal bereits gesagt, dass Ronny unberechenbar ist, wenn Ihr mich entführt?", fragte sie den Engel und hörte ein Maunzen. Mit wackelten Schwänzchen saßen beide Katzen am Fenster und sahen ihr stolz und zufrieden entgegen.

"Es scheint mir so, als würde ich sie jedes Mal mit entführen müssen, um solches Chaos zu verhindern", bemerkte er nüchtern. "Dann müssen wir wohl heute beide bei dir schlafen."

"Ich hoffe, dass Ihr Euch das fürs nächste Mal merkt", erwiderte Saori trocken und schüttelte den Kopf, als sie die Balkontür öffnete. "Wir schlafen hier. Ich werde das Chaos beseitigen", versprach sie dem Engel, bevor sie sich an die Katzen wandte.

"Ihr zwei!", sagte sie mit strenger Stimme, ging dann aber auf die Knie, um die beiden zu umarmen. "Ihr müsst euch nicht immer Sorgen machen. Er wird mir nichts tun", versprach sie den beiden.

"Das wirst du allein nicht schaffen", bemerkte der Engel. "Und einige der Teppiche müssen wohl gründlich gereinigt werden."

"Mag sein, aber ich kann zumindest ein bisschen aufräumen, während Ihr Euch entspannt und baden geht. Ihr seht fertig aus", sagte Saori und gab den beiden Kätzchen einen Kuss auf die Nasen. Sie war nicht gewillt, ihnen das durchgehen zu lassen. Es war Aarons Zimmer, das sie verwüstet hatten. Zwar nicht so schlimm wie ihr eigenes, aber das mochte Saori nicht, wenn sie so reagierten.

"Na gut. Aber überarbeite dich nicht, in Ordnung?", fragte er.

Sie nickte und begann dann, das Chaos so weit es ging, zu beseitigen. Dabei summte sie eine Melodie vor sich hin, während sie ihre Handschuhe anzog und die Erde so gut es ging, zurück in die Blumenkästen steckte. Einige Blumen waren bei der Aktion verendet, was sie wirklich traurig machte. Aber ändern konnte sie es nicht, weshalb sie ein Gebet zu den gestorbenen Pflanzen sprach, bevor sie diese mit unter die Erde vergrub.

So würden sie ihren Brüdern und Schwestern Kraft spenden.

Aaron war in dieser Zeit ins Bad gegangen und sie hatte das Rauschen des Wassers gehört. Jetzt aber war es ruhig und es war nichts mehr zu hören.

Vermutlich genoss er das warme Bad. Dabei war sie sich nicht sicher, ob er lieber warm oder kalt mochte. Saori war zufrieden damit, als sie den gröbsten Schmutz entfernt hatte. Wahrscheinlich mussten die Dienstmädchen den Rest erledigen, da sie keinen Besen zur Hand hatte. Die Dämonin hatte auch die Blumenkästen auf dem Balkon gerichtet und die Katzen gewarnt, wenn sie das noch einmal tun würden, hätten sie keinen Zutritt mehr zu dem Raum.

Nachdem sie fertig war, setzte sie sich zu den Katzen auf den Boden, um sie dort zu streicheln. Wenigstens war das Bett von den schmutzigen Pfoten verschont geblieben. Es sah so aus, dass sie die Katzen wohl waschen musste. Aber sie traute sich nicht, das bei Ronny zu tun, der noch die Fäden besaß.

Saori versuchte, etwaige Geräusche im Bad auszumachen, die ihr verrieten, dass Aaron fertig war und sie die beiden Racker waschen konnte. Jetzt kamen auch die Schmerzen in ihrem Körper und den Flügeln wieder zum Vorschein, die zuvor verblasst waren.

Aus dem Bad war jedoch nichts zu hören, was sie ein wenig besorgte. Sonst war er doch auch schneller. War etwas passiert? Vielleicht hatte er sich beim Flug doch einen Flügel gezerrt.

Eine Weile wartete sie noch, bevor sie aufstand und zögerlich an die Tür klopfte und fragte, ob alles in Ordnung war.

Sie erhielt keine Reaktion, nicht einmal ein Zeichen dafür, dass der Engle sie gehört hatte.

Was sollte sie nur tun? Leika um Hilfe bitten und sie nachsehen lassen? Nur würde das wohl zu lange dauern. Saori wurde richtig nervös, als sie schließlich die Tür öffnete und vorsichtig den Kopf hineinsteckte.

Aaron saß im Wasser und es war wärmer im Raum, was wohl an dem Wasser lag. Er hatte die Flügel ausgestreckt und den Kopf zurückgelegt. Seine Augen waren geschlossen und es schien, als würde er schlafen.

"Redet wenigstens mit mir, damit ich weiß, dass mit Euch alles in Ordnung ist", sagte Saori zu ihm, blieb aber auf der anderen Seite der Tür stehen. Wenigstens sah er entspannt aus. Aber war auch wirklich alles in Ordnung mit ihm? Oder war er ohnmächtig?

Einer seiner Flügel zuckte, doch ansonsten bekam sie keine Reaktion, außer seiner ruhigen Atmung.

Seufzend und langsam kam sie in den Raum, der für sie viel zu heiß war. Zumindest fühlte es sich nun so an, da sie noch von der Arbeit mit der Erde erhitzt war. Langsam trat sie auf ihn zu, hielt ihre Augen aber auf den Boden gerichtet. Es gehörte sich nicht, den Meister so zu sehen, weshalb sie auch rot wurde und sich nur auf die Fließen konzentrierte.

Bevor sie ihn erreichte, schloss sie die Augen und streckte die Hand nach ihm aus, um seinen Kopf zu berühren. Warum sagte er nichts?

Schlief er wirklich? War er so erschöpft, dass er deshalb nicht reagierte?

Sie kniete sich hinter den Engel und fuhr mit ihren Fingern über seine Flügel, die bestimmt sehr erschöpft sein mussten.

Aaron gab einen Laut des Wohlwollens von sich, wirkte aber nicht, als würde er aufwachen. Stattdessen schien er sich noch mehr zu entspannen.

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