Kapitel 2

Kapitel 2

Gehorsam versuchte das Dämonenmädchen es. Nur leider erzielte sie keinen Erfolg dabei. "Es tut mir leid, ich kann es nicht", sagte sie niedergeschlagen. Sobald sie es versucht hatte, durchfuhr sie ein grober Schmerz, der sie zusammenzucken und aufstöhnen ließ.

"Dann genieß den Flug. Wir müssen es ja nicht übertreiben", erklärte er und stieß durch die Wolkendecke.

Dass sie lieber zurück im Zimmer sein würde, sagte sie nicht. Auch wenn Aaron sie hielt und da war, so fühlte sie sich nicht so wohl wie bei den ersten Flügen, die sie zusammen unternommen hatten.

"Vor was hast du hier oben Angst?", fragte er sie sanft und tauchte zwischen den Wolken umher, als wäre es ein Meer und sie Fische.

"Ich habe Angst, angegriffen zu werden", nuschelte das Mädchen sehr leise. Schließlich war es möglich, dass ein Engel oder sogar ein Dämon Aaron und sie angriff.

"Während du in meinen Armen bist?", fragte er überrascht. "Warum nimmt dich Tabithas Angriff so mit und der von Jaromir kaum?"

"Ich ... hatte ein ungutes Gefühl, als ich den Dämonen gesehen habe", gab sie zu. "Dämonen sind unberechenbar und man muss ständig auf der Hut sein. Aber bei Tabitha ... ihr Hass hat mich verletzt", gestand Saori leise. Ihr Hass darauf, dass die Dämonin ihr den Mann wegnahm, für den ihr Herz schwärmte.

Nie hatte Saori erwartet, dass Menschen so etwas tun konnten.

"Es gibt leider überall Gut und Böse. Bei den Dämonen, Engeln und leider auch allen anderen Rassen", seufzte Aaron frustriert. "Aber lass dir davon nicht deine Lebensfreude nehmen", bat er sie eindringlich.

Das war einfacher gesagt als getan. Es brachte nur nichts, ihm das erklären zu wollen. Saori konnte nicht einfach etwas abstellen, nur weil er es so wollte. Wahrscheinlich würde es einige Zeit brauchen, dass sie sich von allem erholte und wieder Vertrauen aufbauen konnte. Obwohl die Dämonin seinem Wunsch gerne folgen wollte, so war das etwas, was ihr nicht so leicht fiel, da sie ihre Gefühle nicht kontrollieren konnte.

Aber Aaron wusste, dass es schwerfiel. "Versuch sich auf den Moment zu konzentrieren", bat er sie und tauchte wieder aus den Wolken auf. Ein Farbenspiel der Sonne und Wolken umgab sie nun, während sich Aaron mit ihr im Kreis drehte.

Langsam nickte Saori und holte tief Luft, bevor sie ihre Augen auf die schönen Farben, die sich ihnen boten, richtete. "Aaron hat Recht. Ich sollte den Moment genießen und nicht zu viel darüber nachdenken, was passieren könnte", dachte sich das Mädchen, welches unbewusst eine Verbindung mit Aaron aufgenommen hatte. Sie spürte es einfach nicht, wenn sie das tat.

Überrascht musste Aaron schmunzeln. "Es sieht schön aus, nicht?", fragte er gedanklich und wartete auf eine Reaktion.

Verwirrt blickte sie zu dem Engel nach oben und musterte ihn misstrauisch. "Wann habt Ihr eine Verbindung aufgebaut?", wollte sie von ihm ebenso gedanklich wissen, ohne sich im klaren darüber zu sein, dass sie diejenige gewesen war, die es getan hatte.

"Und ja, es sieht sehr schön aus", meinte Saori entspannter als zuvor.

"Das war nicht ich", lachte er und hielt sie eng an sich gedrückt, damit sie nicht fallen konnte, während er versuchte möglichst bewegungslos in der Luft zu stehen. Kein leichtes Manöver.

Nun bekam er erst recht einen misstrauischen Blick von ihr ab. War sie es wirklich gewesen? Was hatte er dann alles gehört? Saori presste die Lippen fest aufeinander und hoffte, dass sie nichts falsches gedacht hatte, während sie ihr Gesicht der Sonne zuwandte. Grell und warm schienen die Sonnenstrahlen auf die blasse Haut, obwohl es hier oben sehr kalt war. Eine seltsame Kombination, wie sie gestehen musste. Dafür waren die Wolken eine Augenweide, denn durch den schrägen Winkel der Sonne, wurden sie leicht rötlich und sogar pink.

"Du hast mir deine Gedanken übermittelt", sagte er knapp. "Das machst du richtig gut", sagte er und bemerkte, wie sie sich entspannte.

"Aber nicht absichtlich", protestierte Saori mit geschlossenen Augen. Wenn das so weiterging, würde er wohl oft genug Selbstgespräche mitbekommen, die er eigentlich nicht hören sollte.

"Ist das schlimm?", wollte er neugierig wissen.

"Es gibt Dinge, die Euch nichts angehen", erwiderte Saori gedankenverloren. Vor allem nicht die Gedanken, die den Engel miteinschlossen. Sie würde wohl damit aufhören müssen, zu viel zu denken. Sonst konnte das eventuell unangenehm werden.

Aaron lachte leise. "Dann solltest du keine Verbindung aufbauen, wenn es geheim ist."

"Wenn ich wüsste, wie und wann es geschieht, könnte ich es vielleicht unterbinden. Aber ... ich bin noch zu ungeübt. Was heißt, Ihr werdet noch einiges mehr erfahren, als mir lieb ist", seufzte die Dämonin und strich sich eine Haarsträhne hinter die Ohren. Der Wind hier oben war stärker als auf Aarons Insel. Aber auch sehr viel kälter, was Saori half, sich zu entspannen.

"Ich werde es für mich behalten", versicherte er uns stieg noch ein Stück auf.

Wie weit oben sie wohl sein mochten? Von hier sah alles winzig klein aus. "Tolle Aussichten ... Natürlich solltet Ihr es für Euch behalten, was auch Euch angeht", murmelte Saori, kam jedoch nicht umhin, den Atem anzuhalten. Je höher sie stiegen, desto schöner sah der glühende rote Ball, der sich auf das Ende des Horizontes zubewegte, aus. „Nur kann ich ... meine Gefühle und Gedanken nicht kontrollieren."

"Das erwartet auch keine", versicherte Aron ihr. "Wir versuchen dir beizubringen, wie du es steuern kannst."

"Danke", erwiderte das Mädchen leise. Noch wusste sie nicht, wie man das überhaupt konnte. Aber sie begann, sich weiter zu entspannen. So weit, dass sie sich wieder so wohl fühlte, wie am Anfang. Das war nur möglich, weil sie sich auf das Hier und Jetzt konzentrierte.

"Willst du den Fall genießen?", wollte Aaron wissen, der mit seinen Fäden dafür sorgte, dass ihre Flügel eng anlagen.

"Ja", kam es heiser von ihr. Gleichzeitig hoffte sie, dass Aaron sie wirklich fangen würde, da sie spürte, wie ihre Flügel sich an den Rücken legten und sie diese gar nicht mehr bewegen konnte. Das sorgte dafür, dass sie sich für einen Moment unwohl fühlte und Angst bekam. Was, wenn es genauso geplant war, dass sie fiel und darauf hoffte, er würde sie fangen? Und er es nicht tat?

Ihre Gefühle begannen, das Mädchen zu verwirren. Sie wollte glauben, dass Aaron sie beschützen und auffangen würde. Wollte glauben, dass alles gut war.

Deshalb nickte Saori zur Bestätigung und schloss die Augen.

Statt sie jedoch loszulassen stürzte er sich mit ihr zusammen in die Tiefe und legte seine eigenen Flügel ebenfalls wng an den Körper an, damit diese nicht verletzt wurden.

Ihre Finger krallten sich plötzlich panisch an ihm fest. Sie hatte nicht erwartet, dass er mit ihr zusammen fallen würde. Wo blieb das Vertrauen dabei, aufgefangen zu werden? Saori fühlte sich hilflos und ängstlich, je näher sie dem Boden kamen. Ihre Augen hatte sie weit aufgerissen, als sie bemerkte, dass Aaron mit ihr fiel. "Was tut Ihr da?", schrie sie den Engel panisch an.

Dieser öffnete die Flügel und zusammen schossen sie noch ein Stück nach unten und dann wagerecht, ehe es wieder in den Himmel ging.

Keuchend kam Saori wieder zu Atem. Die Panik hatte sie eingenommen gehabt und ebbte erst ab, als es wieder nach oben ging. Ihr Herz schlug so schnell und heftig, was sich dadurch äußerte, dass sie unregelmäßig nach Luft japste.

"Wo bleibt das Vertrauen?", fragte er und kurz darauf befande sie sich wieder im freien Fall.

Das fragte sie sich allerdings auch. Hatte sie es doch noch nie so gespürt, wie es jetzt war. Saori gab es nur ungern zu, dass die Sache mit Tabitha sie extrem verunsichert hatte. Obwohl sie Aaron vertraute, hatte sie eine Angst in sich, dass alles mit einem Schlag zu Ende sein würde. Sie konnte ihm nicht einmal darauf antworten, weil sie sich fest an ihn krallte.

Weil sie nicht reagierte entschied sich Aaron dazu immer wieder mit ihr aufzusteigen und sich fallen zu lassen, in der Hoffnung, es half ihr.

Mehrere Male ließ er sich mit ihr fallen, ohne dass sich etwas veränderte. Nur langsam konnte Aaron spüren, wie das Vertrauen in ihr zurückkehrte. Das Ergebnis war, dass sie ihre Hände lockerer ließ und ihre Augen wieder öffnete. In diesen lag ein Strahlen, weil es ihr wieder Spaß machte. Saori war dumm gewesen, an Aaron zu zweifeln und ihm nicht zu vertrauen. Er war da und beschützte sie.

Selbst an diesem Tag war er sofort zu ihrer Rettung geeilt. Sie konnte es ihm eigentlich nicht verübeln, dass er zu spät gekommen war.

Er hatte ja nicht wissen können, dass Tabitha das tun würde. Und es war auch nicht seine Schuld.

Saori begann, vor Freude wieder zu quietschen, als er sich mit ihr in die Tiefe stürzte. Dazu breitete sie sogar die Arme aus, um den Wind besser spüren zu können.

"Na siehst du", lachte Aaron und vollführte atemberaubende Saltos in der Luft, während er Saori sicher an sich gedrückt hielt. Er musste ihre Flügel mit seinen Fäden an ihren Rücken legen, weil sie es selbst noch nicht konnte. Doch die Gefahr, dass sie sich verletzte, wenn sie die Flügel öffnete und es unpassend war, war zu groß.

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