Kapitel 11

Kapitel 11

Aaron erhob sich und öffnete die Nachttischschublade. Daraus holte er zwei kleine Gläschen hervor. Darin befand sich farbiger Staub. Einmal roter und violetter. "Der violette Staub soll dir die Schmerzen nehmen", erklärte er. "Ich möchte aber, dass du ihn mit Wasser mischst und trinkst, während du in der Wanne bist."

„Kann man Staub denn trinken? Was soll das bewirken?", fragte sie und betrachtete misstrauisch das Gläschen. Wurde es zu einer ganz normalen Flüssigkeit, wenn es mit Wasser gemischt wurde?

"Das soll verhindern, dass man ihn abwaschen kann", erklärte er. "Es wirkt mit Wasser. Das weiß allerdings kaum einer, weil man so den Staub nicht neutralisieren kann. Ich möchte nicht, dass es in falsche Hände gerät", erklärte Aaron ihr ehrlich.

„Also wirkt es von innen heraus?" Das ergab durchaus einen Sinn. So konnte er wirklich nicht abgewaschen werden. Aber wie lange würde er wohl wirken? Saori konnte nicht auf Ewigkeiten davon abhängig sein. Dass Aaron ihr das Geheimnis jedoch anvertraute, berührte sie zutiefst.

"Richtig. Es hält nicht sonderlich lang. So eine Dosis sollte dir jedoch die Möglichkeit geben schmerzlos zu baden und dabei nicht einzuschlafen", erklärte er ihr.

„Ich soll beide trinken?", fragte sie erstaunt. Gleichzeitig stand sie langsam auf und bewegte sich mehr schlecht als recht erneut auf das Badezimmer zu. „Danke ... für Eure Hilfe", murmelte Saori müde.

"Das, was du brauchst", sagte er und überließ ihr die Wahl dabei. "Ich möchte nur, dass du nicht im Bad zusammenbrichst."

„Ihr könnt ja auch auf mich aufpassen", gab sie müde zurück, während sie das Wasser einließ. Das sagte sie aber gedanklich, weil sie bereits die Tür hinter sich geschlossen hatte.

"Wir unterhalten uns, aber wenn du nicht antwortest, dann weiß ich nicht, ob du nur nicht willst, oder zusammengebrochen bist. Ich kann deine Gedanken nicht lesen", erklärte er ihr, während er zusah, wie sie ins Bad ging.

Die Dämonin mischte den roten Staub zuerst, damit sie wenigstens wach war und nicht aus Versehen das Bad unter Wasser setzte. „Über was wollt Ihr sprechen?", fragte sie ihn gedanklich, nachdem sie getrunken hatte und sehr schnell die Wirkung spürte.

Sie zog sich aus und kletterte in die Wanne, um gleich darauf noch den violetten Staub zu trinken. Allerdings nur ein bisschen davon, denn sie war sich nicht sicher, was eine angemessene Portion war.

"Über was du sprechen möchtest", sagte er.

„Ich habe zuerst gefragt, also entscheidet Ihr. Egal was es ist", kam die Antwort von Saori, die sich genüsslich im kalten Wasser entspannte.

"Mir ist heute nicht viel passiert", meinte er und sie konnte förmlich spüren, wie er die Schultern zuckte.

„Wie geht es Ephraim? War der Besuch auf dem Markt erfolgreich?", begann Saori zu fragen.

"Auf dem Markt lief alles sehr gut", erklärte Aaron, der sich mittlerweile auf das Bett gelegt hatte.

„Lebt er sich ein?", kam die nächste Frage von ihr. Sie hatte zwar mit Zephyr darüber gesprochen, aber wenn er etwas reden wollte ...

"Ja, Mal sagt, er macht das sehr gut", erzählte Aaron weiter.

„Das ist sehr schön zu hören. Ich gönne es Zephyr und ihm sehr, wieder zusammen zu sein. Dank Euch ist das möglich geworden und sie werden hier mit Sicherheit ein gutes Leben haben", meinte die Dämonin. Ihr fiel auf, dass es viel einfacher war, so zu reden, wenn man nicht im selben Raum war.

Anstatt laut zu reden oder zu rufen war das um einiges angenehmer.

"Das freut mich sehr", meinte er leise und lächelte sogar ein bisschen.

Saori schwieg für einige Minuten, um zu überlegen. „Zephyr meinte, dass Ihr und ich eine innige Beziehung zueinander haben. Sie war der Meinung, die gedankliche Kommunikation wäre irgendwie ständig, wenn man sich sehr nahe steht. Ich habe ihr erzählt, dass ich nicht spüre, wenn ich mit Euch verbunden bin oder nicht", sagte sie zaghaft. Die Dämonin bewegte den Schaum, den sie sich gegönnt hatte und spielte mit ihm, wobei sie daran dachte, wie Aaron und sie mit dem Schaum Unsinn gemacht hatten. „Wie ist das gemeint mit nahe stehen oder inniger Beziehung?"

"Bei meinen Eltern war es so, dass sie die Verbindung nie aufbauen mussten. Sie mussten nur daran denken, dass sie wollten, dass der andere es hörte und er hörte es", erklärte er ihr.

„Das ist das Einzige, was ich tue", gestand die Dämonin. Egal wie sehr sie sich anstrengte, sie konnte nichts spüren.

"Dann haben wir wohl eine solche Verbindung", bemerkte Aaron und klang belustigt.

„Aber woran liegt das?", forschte sie weiter nach. War es etwas, wenn man sich liebte? War das bei allen dann möglich?

"Das weiß ich nicht", gestand Aaron ihr niedergeschlagen. Er hatte sich schon immer dafür interessiert, aber nie eine Antwort erhalten.

Die Tür zum Badezimmer ging langsam auf und Saori schob sich nur im Handtuch bekleidet in das Schlafzimmer. Sie hatte die letzten paar Minuten nicht mehr gesprochen, weil sie nachdachte, wie so etwas möglich sei. Aber auch, weil sie Aarons Schmerz in seiner Stimme gehört hatte. Saori fühlte sich schuldig, weil er womöglich traurig war, dass er vielleicht gar nicht die Möglichkeit gehabt hatte, das von seinen Eltern zu erfahren.

Als sie Aaron auf dem Bett liegen sah, näherte sie sich ihm vorsichtig und ließ sich auf dem Bett nieder. „Es tut mir leid, wenn ich so neugierig war. Ich wollte Euch nicht ... irgendwie verletzen oder an etwas erinnern", gestand sie leise und legte ihre Hand auf seinen Arm.

Aaron hob die Arme, als wolle er, dass sie zu ihm kam. "Das musst du nicht. Du hast nichts falsches gemacht", sagte er leise. "Ich bin vielleicht ein bisschen überfordert."

Ohne zu zögern kam Saori zu ihm, indem sie sich zu ihm legte. „Ich fühle mich genauso. Es ist seltsam, sich mit jemanden in Gedanken zu unterhalten", gestand die Dämonin.

"Das ist Gewöhnungssache", lächelte Aaron und küsste sie sanft, bevor er sie nah an sich zog.

Saori erwiderte den Kuss und schmiegte sich sogleich an ihn. Aaron roch so gut und sein Körper war so schön angenehm warm für sie, ohne sie zu verbrennen. „Ja vielleicht", stimmte sie ihm zu und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals.

"Möchtest du, dass ich dich massiere?", fragte er sie leise und vergrub den Kopf in ihrem Haar.

„Seid Ihr nicht zu müde dafür? Oder wollt Ihr eine?", fragte sie dagegen. Der warme Atem, welcher sich an ihrer Kopfhaut ausbreitete, ließ sie erschauern.

"Du bist dran. Deine Muskeln brauchen es. Außerdem bist du heute dran. Du hast es dir verdient", erklärte er ihr sanft.

„In Ordnung", murmelte das Mädchen. Sie freute sich darauf, weil sie spürte, dass ihr trotz des Staubes und des kalten Wassers alles weh tat. Aaron war sanft und er gab ihr ein gutes Gefühl dabei.

"Dann leg dich auf den Bauch", sagte er und erhob sich mit ihr zusammen, damit sie auf dem Bett platz hatte.

Die Dämonin nahm ihre Haare zur Seite und ließ sich langsam auf das Bett gleiten. Den Kopf legte sie dabei auf die verschränkten Arme und sie seufzte. „Der Staub wirkt wirklich nicht lange, wenn man ihn trinkt", stellte sie fest.

"Nein, aber höhere Dosen können den Körper ganz schön durcheinander bringen", bemerkte er. "Also zum Beispiel von dem Staub, den ich für die Fäden benutze."

„Den kann man trinken?", fragte Saori erstaunt. Wie funktionierten sie dann? Dadurch, dass sie nur das Handtuch um sich geschlungen hatte, waren ihre Knochen deutlicher zu sehen.

Die Wirbelsäule des Dämonenmädchens war ebenfalls ziemlich sehr gut erkennbar. Sie selbst spürte das gar nicht, dass sie wirklich mager war. Saori fühlte sich so wohl und war es gewohnt, weil sie nichts anderes kannte.

Bevor Aaron jedoch mit dem massieren anfangen konnte, nahm sie ihren Dämonenschwanz und legte ihn unter ihren Bauch, damit er ruhig hielt und nicht aus Versehen den Engel traf.

Außerdem sollte Ronny nicht wieder mit ihm spielen.

Aaron begann nun seine Hände langsam über ihren Körper fahren zu lassen. "Du bist noch dünner geworden", sagte er und klang besorgt. Trotzdem fand er die verspannten Stellen und begann diese sanft zu kneten.

„Ist nicht schlimm", seufzte sie wohlig unter seinen warmen Händen. Aaron massierte kräftig, was sie oft zusammenzucken ließ. Dafür half ihr das auch, obwohl sie oft die Zähne zusammenbeißen musste.

Dabei war Aaron besonders vorsichtig. "Das mag es für dich sein, aber nicht für mich. Ich mache mir Sorgen", gab er zu.

„Ich bin ein Dämon", murmelte Saori leise. Sie empfand es nicht schlimm. Vielleicht war es auch ein Grund, warum sie lieber so blieb. Wenn sie darüber nachdachte, hatte sie sogar vor langer Zeit absichtlich angefangen, weniger zu essen. Nicht nur nach dem Vorfall mit dem Engelsfleisch, sondern auch, um sich vor anderen zu schützen. Dämonen mochten keine dürren Klappergestelle, sondern Frauen, die sehr gut proportioniert waren. Und Saori hatte dagegen gelenkt, damit keiner sie wollte. Aus reinem Selbstschutz hatte sie es getan und war irgendwann daran so gewöhnt, dass sie es weder bemerkte, noch schlimm fand.

Einmal stöhnte sie schmerzvoll auf und wollte sich gegen den Schmerz drücken, indem sie sich erhob und auf dem Bett abstützte.

"Das mag sein, aber ich bin der Meinung, dass du wirklich mehr essen solltest. Das wird dir auch beim Fliegen zu Gute kommen", erklärte er ihr sanft und massierte gründlich die Ansätze ihrer Flügel.

„Nicht, das tut weh", flehte Saori, der plötzlich die Tränen kamen. Sie war sowieso schon so empfindlich dort. Noch mehr drückte sie sich nach oben, um dem Schmerz entgegensteuern zu können.

Sofort hörte Aaron auf und bestäubte die empfindliche Stelle, damit es Saori nicht so schmerzte. "Entschuldige", sagte er und bereute es. Er hätte sanfter sein sollen.

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