Vergangenheit 4
„Das wiederholen wir. Immerhin ist es eine Familienangelegenheit." Nami und Takara standen in dem kleinen Gang, wobei erstere die Anwesenheit des Jonin, der ihren Kampf unterbrochen hatte, wissentlich ignorierte. Natürlich durfte man laut Itachi Guy nicht unterschätzen, aber die Grünhaarige ging davon aus, dass sie im Kampf gegen ihn schon nicht ihr Leben verlieren würde. Immerhin war er nur ein grüner Flummi.
Intensiv funkelten ihre grünen Augen, als sie über ihre Schulter schaute, um ihre Schwester zu begutachten. Klein und naiv.
„Was meinst du damit?" Die Verwirrung stand der Uchiha deutlich ins Gesicht geschrieben, auch der Jonin zog nachdenklich seine überdimensionalen Augenbrauen zusammen. Sie fühlten sich, als würden sie Takara schon ihr ganzes Leben lang kennen. Dabei belog die Schwarzhaarige sie alle nach Strich und Faden. Das blaue Sharingan. Ihr ach so toller versiegelter Wolf. In so vielerlei Hinsicht belog sie ihre Kameraden und Freunde, trotz dass sie sich so verbunden fühlte.
„Naive kleine Takara. Das wirst du schon sehen." Du wirst schon noch sehen, was du davon hast, dachte Nami, warf ihre Haare zurück und verschwand. Damit ließ sie die Schwarzhaarige zurück mit ihren Gedanken und Fragen. Es war der erste Schritt gewesen. Die Grünhaarige hatte sich ihrer Schwester offenbart und jetzt würde erst das richtige Spiel beginnen. Ein Grinsen bildete sich auf ihren Lippen. Sie wird Takara so fertigmachen und endlich das bekommen, was sie verdient. Und darauf freute sie sich. Sie hatte ein Ziel und das würde sie unter allen Umständen erreichen. Dafür müsste sie aber noch viel härter trainieren. Die Uchiha durfte sie unter keinen Umständen überholen, sonst konnte sie sich verabschieden, aber das wird nicht passieren. Niemals.
Eine Welle der Macht überrollte sie und nahm sie ein. Feucht leckte sie sich über die Lippen. Der Geschmack des Sieges war zum Greifen nah. Vielleicht könnte sie Takara noch weiter provozieren und ihrer Psyche ein paar Risse verpassen, sodass sie später nur noch brutal darauf einschlagen musste... Damit sie bricht. Aber die Schwarzhaarige wandte sich geschickt aus dem Kampf. Ihr angegriffenes Dorf hatte höhere Priorität und durch ihr Hiraishin no Jutsu war es kein Problem für sie. Dagegen musste Nami dringend etwas unternehmen.
Gerade wollte sie sich umdrehen und gehen, als hinter ihr jemand landete. „Nami? Willst du etwa schon gehen?" Kabuto, dachte die Grünhaarige und drehte sich langsam um. Auf ihren Lippen lag das altbekannte Grinsen, während sie den Jungen auf der Tribüne betrachtete. „Ja, hast du ein Problem damit? Ob ihr Konoha angreift oder nicht ist mir egal. Ich bin nicht Teil eures Plans und werde auch nicht für euch kämpfen", elegant sprang sie auf das Geländer vor Kabuto und war nur wenige Zentimeter von seiner Maske entfernt. Hinter ihm kämpfen Guy und Kakashi sowie der Prüfer gegen die Otonins. Sollte sie sich einen Tee holen und das Ganze entspannt betrachten? Lieber nicht.
„Aber du wärst eine große Hilfe", erwiderte Kabuto, doch Nami wank ab. „Und wenn schon. Ich kämpfe sicherlich nicht gegen Hatake Kakashi und dieses grüne Flummi gleichzeitig. Ich bin doch nicht lebensmüde."
„Ach, weil du zu schwach bist? Takara war für dich anscheinend auch kein leichter Gegner. Immerhin wurdest du ziemlich mitgenommen", provozierte Kabuto weiter. Was war sein verdammtes Ziel? Nami begann zu lachen. So laut und irre, dass die Kämpfenden im Umkreis zusammenzuckten und für einen Moment verharrten. Kakashi verengte die Augen. War das nicht Takaras Gegnerin? Guy blickte ernst auf die Grünhaarige, die sich den Bauch hielt.
Ruckartig stoppte sie und zog Kabuto am Kragen zu sich. Langsam führte sie ihr Gesicht neben seines, gut sichtbar für alle Anwesenden. „Kabuto", sie kicherte, ehe ihre Zunge über sein Ohr fuhr. Sofort zog sich eine Gänsehaut über seinen Körper – teils aus Ekel teils vor Wärme – und er zuckte zusammen. An seinem Ohr bildeten sich Verbrennungen ersten bis zweiten Grades. „Ich erinnere dich gerne an die Niederlage im Wald, wo ihr beide verloren habt. Urteile nicht über meine Stärke, ohne dass du sie kennst." Ihre Zunge fuhr weiter unterhalb seines Ohrs. Kabuto war nicht in der Lage sich zu bewegen. Er hatte die Grünhaarige unterschätzt. Niemals hätte er nichtmal im Ansatz daran geglaubt, dass sie SOwas machen würde. Der Prüfer verzog das Gesicht. Mit diesem Mädchen war nicht zu spaßen.
„Ich werde jetzt gehen, mein Lieber, und du wirst mich nicht aufhalten. Ich kämpfe, wann und wo ich will und wenn es für mich einen Nutzen hat, okay?" Sie entfernte sich etwas und strich provozierend über die glühenden, verbrannten Stellen. „Heilen werde ich dir das jetzt nicht. Kannst du schließlich selbst, ne?" Damit war sie verschwunden.
Sie landete außerhalb der Arena. „Tobi!", rief sie erfreut und warf sich in seine Arme, „Holst du mich etwa ab?"
„Tobi wollte Nami unbedingt kämpfen sehen und Tobi hat sich über Kabuto lustig gemacht, weil Nami ihn so verschreckt hat", fröhlich sprang der Maskierte herum, ehe er die Grünhaarige herumwirbelte. Sie lachte unglaublich melodisch, wie ein Gute-Nacht-Lied, dessen Aura sich um die Uzumaki legte und ihr ein Lächeln ins Gesicht zauberte, welches an Sanftheit nichtmal ansatzweise zu bezweifeln war und federleicht ihr Lachen trug.
„Tobi wird Nami jetzt nach Hause bringen, weil sie sich ausruhen muss, denn sie hat bald eine Mission mit Itachi und Kisame. Ganz offiziell", seine kindliche Stimme drang zu Nami durch, die wissentlich zu grinsen begann und ihre Augen leuchteten. „Eine Mission?", fragte sie und der Schwarzhaarige nickte aufgeregt, ehe er sie in sein Kamui zog und dann mit ihr verschwand, ohne dass jemand sie bemerkt hatte.
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Tief erfüllte die Luft ihre Lunge und befreite sie von dem Kloß in ihrem Hals, von den Tränen, die sie vergossen hatte und in die unendliche Tiefe getropft waren. Das Zittern ihres Körpers erstarb und Nami öffnete die Augen. In dem saftigen Grün spiegelte sich die Skyline von Amegakure, die nicht wie sonst vom Regen erfasst wurde, sondern in einem nahezu friedlichen Sonnenschein getaucht wurde, welches bis tief in die Gassen reichte. Die mit Kohlenstoff- und Schwefeldioxid getränkte Luft an der Oberfläche konnte nun ungehindert aufsteigen und erreichte nun die schwindelerregende Höhe, wo sich die Grünhaarige befand.
Langsam stand sie auf. Ihre Halbschwester war in ihrer Heimat aufgetaucht und suchte mit dem dreckigen Sensei ihres ach so tollen besten Freundes nach einen ihrer einzig verbliebenen Familienmitglieder. Sie würden Pain und Konan nicht bekommen, nicht töten, nicht siegen. Sie würden hier verrotten mit den Wunsch, dass die hier lebenden Ratten sie endlich von ihrem Leid erlösten und sie anknabberten.
Möglicherweise würde Nami Takara auch freilassen. Für ihren Plan. Für die Erreichbarkeit dessen, was sie verdiente und brauchte. Für einen Augenblick schloss sie ihre grünen Augen und ließ sich fallen. Die Luft zog an ihr vorbei, während sie sich dem Erdboden näherte, der nur danach schreite sie zu empfangen. Den Boden, auf welchem sie aufgewachsen war, den sie bis auf jeden Zentimeter kannte und liebte. Amegakure war ihr zuhause, verschmutzt von der Anwesenheit einer Uchiha.
Sanft kam die Uzumaki auf und atmete tief durch, ehe sie auf Takara zuging, die sich mit einem einfachen Verwandlungszauber geradezu lächerlich machte. Glaubte sie ernsthaft, sie könnte ihr entkommen? Der Prinzessin von Amegakure, die sie immer im Blick hatte, die ihr Dorf liebte und jeden Stein kannte.
„Was machst du hier?" Sie machte sich wortwörtlich zum Affen mit ihrem „Ich?". Fiel ihr nichts Besseres ein? Der Mann, in den sie sich verwandelt hatte, prägte eine andere Ausdrucksform Nami gegenüber. Er wüsste, wovon sie sprach, und würde sich niemals so respektlos verhalten. Immerhin hatten sie seiner Familie geholfen.
„Ja du. Ich hatte doch gesagt, dass ich noch einen Bericht der Mission haben will", trieb die Uzumaki es auf die Spitze. Sie hatte Takara immer für intelligent gehalten, doch sie war dumm, naiv und dermaßen unloyal, dass es schon peinlich war. Ein Wunder, dass es noch niemand in Konoha gemerkt hatte.
Der Geruch der vertrauten Gassen stieg der Grünhaarigen in die Nase. Endlich wurde auch ihre Halbschwester, die ihr natürlich folgte, misstrauisch. Amegakure hatte verwinkelte Orte und vor allem Sackgassen, die auch mal in rechteckige Einbuchtungen führten. Meistens war es der beste Platz sich um Einbrecher zu kümmern.
Ein Grinsen erschien auf ihren natürlich rötlichen Lippen, als sie sich umdrehte. Ihre grünen Augen funkelten arrogant und sie hob ihr Kinn etwas. „Dachtest du wirklich, ich bekomme nicht mit, wie du durch Amegakure streichst? Ich weiß immer, wo du bist, Schätzchen", sie musste ein Lachen unterdrücken. Es wurde Zeit ihre Psyche weiter anzustacheln und endlich im Kampf herauszufinden, wie stark sie denn jetzt war. Würdige Gegner waren aufgrund ihrer Schnelligkeit geradezu unwahrscheinlich. Aber gegen ihr Hiraishin no Jutsu war die Grünhaarige gewappnet, zwar war sie nicht ansatzweise so schnell aber ihre Schläge waren viel intensiver wie bei ihrer minderwertigen pinkhaarigen Freundin. Zugegeben, hatte es die Uzumaki von Tsunade kopiert. Es war eine praktische Idee ihre extreme Chakrakontrolle, die man zum Heilen benötigte, im Taijutsu einzubinden, und ihre wohl beste Erfindung: Das Byakugou no In zu kopieren. Sie arbeitete daran schon seit drei Jahren.
Aber jetzt wurde es erstmal Zeit Takara eine kleine Wahrheit zu offenbaren. Immerhin war sie ja eine super beschäftigte Kunoichi, da hatte man natürlich keine Zeit kurz nachzusehen. Nicht wahr?
„Takara Uzumaki Uchiha... Oder sollte ich lieber sagen Schwesterherz?"
„Ouh bist du verwirrt? Das tut mir aber jetzt leid. Ich wusste nicht einmal, wie man so dumm sein kann. Es ist doch offensichtlich."
Die Verwirrung und Ungläubigkeit war ihr wortwörtlich ins Gesicht geschrieben. Ruhig erklärte die Grünhaarige, dass sie den gleichen Vater hätten und Takara die gleiche Augenfarbe wie er besäße. Sie hatte gehofft, Takara damit etwas runterzuziehen, doch das gesamte Gespräch verlief überhaupt nichtmal ansatzweise wie geplant. Die Schwarzhaarige schien es nicht zu stören, dass ihr Vater fremdgegangen war – oder anders herum – oder dass sie eine Halbschwester besaß, die sie die ganze Zeit schikanierte und auf ihre Psyche einschlug wie auf einen Boxsack.
In den blauen Augen der Uchiha spiegelte sich nur allzu gut wider, wie sie nachdachte und irgendwelche Schlüsse zog, während sie auf Verteidigung kämpfte und Nami nicht mehr verletzen wollte.
Die Frage, wo ihr Vater war, konnte die Grünhaarige womöglich in mehreren Kilometern Entfernung von ihrer Stirn ablesen. „Von Uchihas umgebracht", knurrte sie und versuchte die schmerzhafte aufkommende Erinnerung herunterzuschlucken. Ihr Körper begann zu zittern und wurde von Adrenalin gerade so überspült, welches vor Hass aufflammte wie eine leicht entzündliche Flüssigkeit. Die Flammen um sie tanzten stärker, beschützten sie und waren doch letztendlich ein Spiegel ihrer Gefühlswelt. Je mehr Takara redete und die Wahrheit ihr nur noch so hinwarf, desto rasender wurde Nami. Sie konnte das alles nicht.
„Du bist so naiv und unwissend", war das einzige, mit was sie sich zu wehren versuchte. Es war, als würden Pfeile mit jedem Wort in ihr Brustkorb stechen und sich mit jeder Sekunde tiefer bohren.
„Mag sein. Aber egal, was es ist, es hat etwas mit der Vergangenheit zu tun. Du kannst dich nicht von ihr losreißen. Sie nimmt dich ein, fesselt dich. Und das ist der Unterschied zwischen uns beiden, Nami. Meine Mutter ist tot, meine Oma genauso. Ich habe als einziges Familienmitglied Sasuke und nun auch dich. Es ist mir egal, ob du das auch so siehst, oder nicht. Doch ich werde niemanden verletzen, der zu meiner Familie gehört.
Ich lebe hier und jetzt. Ich kämpfe hier und jetzt. Ich habe losgelassen. Egal, wie die Vergangenheit war, sie hat uns zu den Menschen geformt, die wir jetzt sind. Und das sollten wir leben. Wir sollten sie freilassen und uns auf das konzentrieren, was jetzt ist.
Damit meine ich nicht, dass wir es vergessen sollen. Wir sollten unser Leben nach dem Jetzt ausrichten. Die Menschen, die jetzt leben, die wir jetzt beschützen müssen, die jetzt unseren Schutz brauchen.
Du hast meine Oma umgebracht und ich war sehr traurig darüber, aber letztendlich kann ich es nicht ändern. Ich werde sie immer in meinem Herzen tragen. Ich werde immer an sie denken. Und ich weiß, dass sie immer bei mir sein wird.
Und deswegen habe ich dir verziehen. Egal, was deine Gründe waren.
Du, meine Schwester, kannst zu mir kommen. Wir können reden und ich werde dir helfen, wenn du meine Hilfe brauchst. Ich habe keinen Grund auf dich wütend zu sein. Letztendlich hast du mehr durchgemacht, als ich. Und ich will gar nicht fragen, was mit deiner Mutter passiert ist. Ich kann es mir vorstellen."
Die Wahrheit wurde immer schwerer. Das Gewicht auf ihren Schultern ließ sie zusammensacken und ihr Atem stockte. Jeder Atemzug fühlte sich an, als würde sie versuchen durch eine mit Steinen gefüllte Lunge zu atmen, die jeden Sauerstoff im Keim erstickte. Die Flammen wurden weniger und ihr Körper kühlte ab. Ihr war so unendlich kalt, sie hatte das Gefühl zu erfrieren. Die Berührung an ihrer Hand im Gegensatz ungewöhnlich warm.
Plötzlich zuckte sie zusammen.
„Ich hab dich lieb Nami... Ich wusste nie für was du gekämpft hast, aber du wirst es erreichen und denk daran: Geijutsu wa Bakuhatsu da." Deidara.
Nami sprang zurück und fasste sich an den Kopf. Hörte sie jetzt auch schon Stimmen? Ihr Körper erzitterte. Das durfte nicht wahr sein. Das war ein Genjutsu. Doch es war Realität.
„Nein...", flüsterte sie, bevor ihre Stimme abbrach und ihre Knien nachgaben. „Nein.... Nein... nein..." Nicht er. Das durfte nicht wahr sein. Deidara war... tot.
„Nami", die Stimme von Takara riss sie in die Realität zurück. Sie hatte ihr seinen Tod gezeigt. Er wurde durch Sasuke Uchiha getötet.
„LASS MICH IN RUHE! FASS MICH NIE WIEDER AN! IHR VERDAMMTEN UCHIHAS; ICH HASSE EUCH! DICH UND SASUKE! ICH BRINGE EUCH UM!"
Das schwor sie sich. Sie würde Takara nach dem Plan umbringen.... Und Sasuke gleich mit. Oder gleich als erstes?
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