Kapitel I
"Solange die Welt noch nicht untergegangen ist, verhalten wir uns so, als würde sie sich weiterdrehen!", streng sieht er uns an und dreht sich schwungvoll um, damit er die Treppe ganz hochgehen kann.
Anschließend wendet er sich doch noch einmal zu uns, seine eine Hand liegt an dem eisigen Geländer. Gefährlich leise trommeln seine vom Stoff der Handschuhe bedeckten Finger auf dem Metall.
"Nehmen sie alles da unten mit. Alles was zu Phase 2 gehört auf einen Truck und raus."
"Ja Sir", antworten wir beide gleichzeitig, doch während Maria mit gehobenem Kopf an Fury vorbeistolziert, laufe ich ihr mit gesenktem Kopf hinterher und versuche angestrengt, meinen Blick möglichst nicht auf ihn zu richten.
Ich hasse es, wenn Fury meint, uns anmeckern und erniedrigen zu können, nur weil wir unsere Meinung sagen oder etwas hinterfragen.
Maria und ich sind beide sowas wie Furys Assistentinnen und folgen stets allen seinen Kommandos und Anweisungen ohne größere Widerrede, denn wie man sieht, ist uns die auch nicht erlaubt.
"Er wird wissen, was er tut und wir werden seinen Aufträgen Folge leisten, doch das heißt nicht, dass wir das auch gut finden müssen", versucht Maria mich aufzumuntern, während wir nebeneinander hergehen.
Flüchtig streichelt sie meine Schulter, ihr sorgsamer Blick liegt ohne Unterlass auf mir.
Dankend nicke ich ihr zu.
Man kann schon sagen, dass wir nach all den gemeinsamen Jahren bei S.H.I.E.L.D Freundinnen geworden sind. Und dafür bin ich wirklich sehr dankbar, weil sie trotz unseres Jobs immer für mich da ist. Ich natürlich auch für sie, aber das sollte aufgrund dessen auch mehr als selbstverständlich sein.
"Er könnte sich unsere Meinung aber wenigstens mal anhören", maule ich rum und verschränke wie ein kleines, bockiges Kind meine Arme vor der Brust.
"Du kennst ihn doch. Die Meinungen anderer sind ihm völlig Schnuppe", schmunzelnd sieht sie mich an, woraufhin ich ihr mit einem tiefen Seufzen zustimme.
"Meinst du, dass sich das...", beginne ich wieder, werde aber jäh durch ein seltsames, anhaltendes Beben unterbrochen, welches das Gebiet gnadenlos erschüttert.
Irritiert sehen Maria und ich uns erst gegenseitig an und schauen folgend skeptisch im Raum umher.
"Ein Erdbeben?", frage ich sie flüsternd, mein Umfeld behalte ich dabei konzentriert im Blick.
"Ich vermute eher, dass es Furys kleines Experiment ist", antwortet sie mir ebenfalls leise und ich kann die Schärfe ihrer Stimme zu allzu deutlich heraushören. Ihr missfällt das hier genauso sehr wie mir.
Doch sie hat recht, das kann natürlich auch der Auslöser sein.
"Aber wenn es solche Beben hervorrufen kann, könnte es mit noch stärkeren Druckwellen alles hier zum Einsturz bringen", überlege ich laut, um sie an meinen Gedanken teil haben zu lassen. Das wäre absolut unpraktisch für uns und unsere Arbeit. Ich bin nicht wirklich heiß darauf, dass hier alles zusammenstürzt und wir unweigerlich vom Schutt begraben werden, ohne eine Aussicht darauf, hier schmerzfrei oder gar lebend herauszukommen.
"Da hast du vermutlich recht", stimmt sie mir zu und ich registriere den Unmut darüber, den sie durch ihre Stimme zum Ausdruck bringt.
Mit einem Mal hört das unheimliche Beben wieder auf und außer ein wenig Staub ist hat sich nichts von der Decke gelöst - glücklicherweise.
"Was ist jetzt passiert?", mit einem skeptischen Blick sieht Maria an die Stelle der Decke, über der sich der Raum mit dem bläulich leuchtenden Tesserakt befindet.
"Keine Ahnung, aber so ein plötzliches Ende kann nichts gutes bedeuten, schätze ich mal. Oder aber sie haben das Teil wieder in den Griff bekommen. Es könnte also sowohl positiv als auch negativ sein, dass das Beben aufgehört hat", teile ich ihr meine Überlegungen zu ihrer Frage mit. Ich weiß ehrlich gesagt selber nicht, was ich von diesem Beben und dessen plötzlichem Ende halten soll.
"Tja, wäre nur gut zu wissen, was von beidem es ist", stößt sie schnaubend aus.
Bevor ich mir klare Gedanken darüber machen kann, was nun passiert und wie wir klugerweise vorgehen sollen, öffnet sich das Gittertor neben uns mit einem lauten rattern.
Agent Barton, Dr. Erik Selvig, ein Secrurity-Mann und ein weiterer Mann in seltsamer grüner Kleidung, die ich nicht weiter definieren kann, treten zu uns in den Raum hinein und maschieren zielstrebig zu den Autos.
"Wir brauchen diese Fahrzeuge", meint Barton zu Maria und mir, während er mit einer seiner Hände auf unsere Autos und Trucks zeigt, die fein säuberlich geparkt in den Haltebuchten stehen.
Skeptisch sehe ich ihn und die restlichen Männer an und lege unauffällig meine Hand an meine Waffe, welche ich jedoch noch nicht ziehe.
Das ist lediglich ein über die Jahre hin antrainierter Reflex, um in kritischen Situationen sofort reagieren zu können.
Was zur Hölle haben die nur vor und warum verhalten sie sich so, als wären sie geistig gar nicht richtig anwesend?
Auch Maria blickt zweifelnd drein und sieht mich kurz fragend und mit zusammengezogenen Augenbrauen an, woraufhin ich jedoch nur ahnungslos mit den Schultern zucken kann.
Ich weiß ja auch nicht, was das soll.
"Wer ist das?", hinterfragt sie schließlich ernst und meint selbstverständlich den Mann in der sonderbaren, giftgrünen Kleidung, welcher es sich bereits in einem der Fahrzeuge bequem gemacht hat.
"Haben sie mir nicht gesagt", antwortet Barton, ohne uns anzusehen. Und da hat er auch nicht nachgefragt?
Seltsam, sonst verhält der sich doch auch nicht so. Eigendlich ist er ein ziemlich tiefgreifender Mann, der über alles genau Bescheid wissen möchte und auch eher keine Ruhe gibt.
Gemeinsam mit Selvig und dem Secrurity-Typen steigt er ins selbige Fahrzeug ein.
Mit Skepsis akzeptieren wir das Geschehen vor unserer Nase, obwohl sich ein Unbehagen in meinem Bauch breit macht.
Irgendwas stimmt hier nicht.
Immerhin hat Fury nichts davon gesagt, dass das hier autorisiert wäre.
Und das hätte er doch sicherlich ohne Umschweife getan, so wie ich ihn kenne.
Dennoch wenden wir uns von dem Auto ab und ich folge Maria erneut.
Doch dann rauscht ihr Funkgerät unüberhörbar, welches sie in ihrer linken Hand hält.
"Hill, Adams! Hören sie mich?!", klingt es etwas nuschelnd aus dem schwarzen Teil. Das ist doch Furys tiefe Stimme, nur hört er sich recht erschöpft an. Fast so, als hätte ein Kampf oder ähnliches stattgefunden.
"Barton wurde umgedreht!"
Was bitte?!
Irritiert sehen wir uns an, doch bevor wir irgendwas machen können, wird auf uns geschossen.
So schnell es geht rollen wir uns hinter eine der vielen Mauern, um nicht getroffen zu werden und ziehen unsere Waffen.
Nur aus dem Augenwinkel sehe ich, dass es Barton war, der die Waffe in der Hand hält, welche von den abgegebenen Schüssen verdächtig raucht.
Was zum Teufel ist hier los?! Warum schießt er plötzlich ohne ersichtlichen Grund auf uns und was meinte Fury mit umgedrehrt?
Weiter kann ich jedoch nicht darüber nachgrübeln, da das Auto mit Barton und Co. plötzlich mit quitschenden Reifen losfährt.
Sofort schießen wir wie zwei Verrückte auf dieses Fahrzeug, um es zu stoppen, doch es nutzt nichts. Ohne, dass unsere Kugeln irgendwas bewirkt haben, fährt das Auto mit Vollgas die Auffahrt hoch und somit aus unserer Reichweite.
Zeitgleich mit Furys nächster Funkdurchgabe beginnt das Beben wieder und die Lampen fangen an zu flackern, wodurch ich mir durchaus wie in einem Horrorstreifen vorkomme - oder in einem Actionfilm.
"Sie haben den Tesserakt! Haltet sie auf!"
Ohne langes nachdenken oder zögern schwingen Maria und ich uns auf den nächstbesten Truck, welcher in unserer direkten Reichweite steht.
Sie am Steuer, ich auf dem Beifahrersitz und mit meiner geladenen Waffe in der Hand, um permanent schussbereit zu sein, falls es nötig sein sollte.
Sofort startet sie den brummenden Motor, welcher durch das erbarmungslose anschmeißen laut aufheult und brettert den anderen hinterher.
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