when the rain falls down & you're in my arms

⚔︎ wooyoung

,,Du siehst nicht so aus, als würde es dir gut gehen.",erwiderte er meine Worte direkt wieder, ohne seine Schritte zu stoppen. Dennoch wich ich ihm immer weiter aus, bis wir mitten auf dem Schulgelände standen und ich den Blick zu ihm absichtlich mied. Ich hasste es. Ich hasste es, wenn er sich mir gegenüber so fürsorglich verhielt. Seit kurzem verhielt er sich so, als würde es ihn interessieren, wie es mir ging, und es machte mich krank.

,,Ich sagte, es geht mir verdammt nochmal gut!!",ertönte meine Stimme in einem lauteren Ton, der meine Frust deutlich machte und ihn dazu brachte, stehen zu bleiben. Dementsprechend blieb ich auch stehen, lauschte dem Regen, in dem wir beide gerade komplett durchnässten und abkühlten.

Stille herrschte. Er sagte nichts. Ich sagte nichts. Ich spürte nur noch, wie mir das Blut an meiner Hand hinter meinem Rücken zu Boden tropfte und meine Hand immernoch vor Schmerz brannte. Als würde man mir mit einer Messerspitze die Handfläche - und rücken aufschneiden.

,,Du hast mir vorhin wieder geholfen. Dich damit anscheinend selbst verletzt, nur um mir zu helfen.",stellte er ruhig fest, wobei ich aus seiner Stimme nur Ruhe und Ausgeglichenheit entnehmen konnte, während ich vor Anspannung und innerer Angst vor seiner Nähe platzen könnte.

Ich schaute stumm auf den Boden vor uns, bis er wieder zum Reden ansetzte und fortfuhr:,,Dir muss etwas an mir liegen, wenn du es dir seit Jahren zu deiner Aufgabe machst, mir zu helfen..."

So angespannt, wie ich gerade war, realisierte ich nicht, wie er wieder auf mich zu kam und den Abstand zwischen uns verkleinerte, dementsprechend ich meine Augen weitete, als er plötzlich vor mir stand. Dennoch sagte ich immernoch nichts und hörte ihm weiter zu, als er hinzufügte:,,...und mich in vielen Situationen sogar tatsächlich rettest sowie gerettet hast."

,,Du redest Unsinn. Lass mich in Ruhe.",flüsterte ich nur total abgespalten von der Realität, als ich mich stumm umdrehte und einfach weg lief. Wohin, wusste ich nicht, jedoch weg von ihm, damit ich seiner weichen, liebevollen und verständnisvollen Stimme nicht mehr lauschen konnte.

Doch weit kam ich nicht, denn er lief mir hinterher, als er aufeinmal lautstark sagte:,,Weißt du, manchmal leben wir mit dem Glauben, Menschen zu lieben, so, wie wir die Sterne und den Mond lieben."

,,Wovon redest du überhaupt? Ich sagte, du sollst mich in Ruhe lassen!",erwiderte ich nur gestresst, ohne stehen zu bleiben, bis er mich an meiner verletzten Hand packte und in einer kraftvollen Drehung zu sich drehte. Mit geweiteten Augen schaute ich ihm zum ersten Mal über seine gewagte Geste auf das Gesicht und blickte direkt auf eine emotionale Mimik. Ein Gesicht, welches mir so vieles zu sagen hatte.

,,Manchmal leben wir mit dem Glauben, dass wir die Menschen, die wir lieben, nie haben können. S-So, wie wir die Sterne und den Mond, die wir lieben, nie haben können.",vollendete er seine Metapher, als er mir dabei vertieft in die Augen starrte und meine Hand fest zu drückte.

Seine Augen waren glasig, wodurch die nicht mehr so schwarz wirkten. Sein Kiefer war angespannt, wodurch seine Wangenknochen deutlich zum Vorschein kamen und die markanten Gesichtszüge von ihm hervorbrachten.

Seine Nasenflügel waren genauso angespannt, wodurch ich sein schweres Ein - und Ausatmen durch die Emotionen, die er gerade anscheinend fühlte, erkennen konnte. Die Augenbrauen zog er zusammen, während er mich anstarrte, wartend auf eine Antwort.

Doch ich verlor mich in seinen Gesichtszügen, die ich so sehr liebte. Seien es diese Augen, diese Nase, diese Lippen, diese Muttermale oder diese Falten, die durch seine aufgebrachte Mimik auf seiner Stirn auftauchten. Ich merkte, wie ich verstummte, durch den starken Regen mehrmals blinzeln musste und für einen Moment den stechenden Schmerz meiner Hand vergaß, die seine eigene Hand gerade wohl in Blut tränkte.

,,Du gehst jedesmal in Krieg mit dir selbst, für mich."
,,Du übertreibst."
,,Nein, ich übertreibe nicht, Wooyoung."
,,Deine Worte stimmen aber nicht."
,,Du tötest einen Teil von dir selbst, um mich am Leben zu halten."

Das war wohl der Satz, der mich außer Gefecht setzte. Denn er hatte Recht. Ich tötete mit jedem Mal, wo ich ihn schützen musste, einen Teil von mir selbst. Einen Teil meines Lebenswillen. Einen Teil meiner Gesundheit. Einen Teil meiner Lebenszeit.

Ich tötete mich selbst mit meinem Schicksal, und das seit Jahren, ohne es erstmal zu merken. Jetzt, wo ich älter wurde, spürte ich die Auswirkungen, durch die ganzen Kindheits - und Jugendjahre, die ich allein dem Jungen vor mir aufgeopfert hatte.

Ich opferte mein Leben für ihn auf.

,,Ich weiß nicht, wieso du das seit Jahren tust. A-Aber was ich weiß, ist, dass man das nicht für Menschen tut, denen man gleichg--"

,,Du verstehst das falsch.",versuchte ich mich immernoch rauszureden und entriss ihm meine Hand, als ich paar Schritte zurück stolperte und den Blick von ihm abwandte, da ich das Gefühl hatte, er könnte mich durch seine gefühlvolle Mimik schwächen.

,,Ich töte mich selbst, damit andere Menschen dies nicht tun können, San.",hauchte ich in die Stille des Regens hinein, verneinend über meine Gefühle für ihn, ohne dies zu merken.

,,Das ist die schlimmste Form von Kontrolle, aber die Einzige, die ich kenne.",offenbarte ich ihm dennoch einen tiefen, erschütternden Teil aus meiner Seele, als ich unwillkürlich wieder zu ihm hoch schaute und spürte, wie ich den Tränen wieder nahe war.

Ich konnte es nicht ab, wie hartnäckig er war, wie sehr er die ganze Zeit versuchte, mir nahe zu kommen, mich zu verstehen. Wieso tat er das?? Er wusste nichts davon, dass ich sein Beschützer war, dass ich der Sohn der Familie war, nach dem er seit Jahren schon suchte. Der Junge, bei dem er aufgewachsen war.

Er wusste nur, dass ich der ,,schwarz gekleidete, fremde Kämpfer" war, der gelegentlich bei seinen Kämpfen involviert war und ihm half. Wie würde er also dann reagieren, wenn er eines Tages tatsächlich herausfinden würde, dass er einen richtigen Beschützer hatte? Und dann auch noch, dass ich dieser Beschützer war?

Wenn ihn allein sein jetziger, minimaler Wissensstand schon so emotional machte...

,,D-Deine Worte, San...",hauchte ich leise, als ich meine Schultern beben spürte, denn die Tränen liefen mir automatisch über die Wangen, während ich flüsterte:,,...können mich nicht beeinflussen. Ich bin eines der Kinder, die das Böse damals kennenlernten. Ich bin abgehärtet, abgestumpft. Keine Ahnung, was du von mir willst, a-aber mit deinem Gefühlsmist, k-kommst du nicht w-weiter bei mir..."

San kam langsam paar Schritte auf mich zu, während er mich genauso emotional getroffen anschaute wie zuvor, nur um meine verletzte Hand wieder zu greifen. Durch die plötzliche Wärme spürte ich meinen Körper kurz aufzucken, bis er mich näher an sich ran zog und genauso leise flüsterte:,,Ja, sprich weiter. Rede, Wooyoung."

Es war, als würde mich ein Strom, eine riesige Quelle an Wärme plötzlich umschlingen, als ich aufeinmal ganz dicht an ihm stand und ich mit meinem Gesicht nur ein Atemzug von seinem Hals entfernt war.

Seine Brust, die die meine berührte, sodass unser Atmen beinahe an Synchronisierung gewann und ich nur kopfschüttelnd sagte:,,Du kriegst mich nicht schwach mit deiner Nähe. Egal, was du gerade tust und versuchst, es klappt nicht."

Ich spürte, wie er meine Hand immer wieder zu drückte, so, als würde er mir immer wieder auf das Neue signalisieren wollen, dass ich seine ganze Aufmerksamkeit besaß. Langsam hob er unsere Hände jedoch an, legte sie zwischen unserer Brust ab, als er seinen freien Arm um meinen Körper legte und mich an sich drückte, dabei an meinem Haarschopf flüsterte:,,Du hilfst jedem, sei es in der Schule, in Géleia oder in Omorfía. Aber wer hilft dir? Dir und dem kleinen Kind in dir?"

Das waren die letzten Worte, die wir heute austauschten, denn ich schloss nur tränend meine Augen und versuchte meinen bebenden Körper unter Kontrolle zu halten. Doch mein Körper verstand ab einem Punkt, dass er sich nicht wehren brauchte.

Es geschah wie automatisch, als sich all meine Knochen lockerten, mein Atem ruhiger wurde und der Knoten in meinem Hals verschwand. Ich nur noch seine Körperwärme wahrnahm, wie er roch und wie er mich festhielt. Wie er mich mit seinem Arm umschlung und meine verletzte Hand zwischen unseren Körpern abkühlte, um den Schmerz zu lindern.

Ich schloss ab einem Punkt die Augen und legte meinen Kopf an seiner Schulter ab, während wir im Stillen mitten im Regen hier verweilten und ich auf diese Weise hätte glatt einschlafen können. Das war auch der Moment, wo ich realisierte, wie erschöpft ich seelisch eigentlich war und wie sehr ich dies eigentlich brauchte. Was genau?

Eine Umarmung.
Seine Umarmung.

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