lies over lies

⚔︎ erzählerin

Während Wooyoung sein Berichtsheft vervollständigte und dabei konzentriert auf seine Unterlagen schaute, strich er sich durch sein glattes, schwarzes Haar. Bei der Wärme im Klassenzimmer zog er sich seine schwarze Lederjacke aus und lehnte sich im Stuhl zurück. Zwar wirkte der stark zurückgezogene Mann auf sein Umfeld oftmals extrem kühl mit seiner ausdruckslosen Mimik, wodurch er aber wie eine Büste wirkte - wunderschön, aber nicht lebendig.

Dennoch kamen die Schüler*Innen gerne auf ihn zu, um nach Hilfe und Unterstützung zu fragen, zumal Wooyoung schon seit Beginn der Ausbildung durch seine Intelligenz herausstach. Sei es im wissenschaftlichen Fachwissen oder ganz einfach in seiner Menschenkenntnis, diese er seit kleinauf besaß.

Reguläre Menschen würden hier von einer Hochbegabung sprechen, doch in seinem Volk war Wooyoung einfach der Auserwählte seiner Art, der somit diese Eigenschaften auf natürlichem Wege besaß. Dennoch fühlte sich der 23-Jährige nicht als etwas Besonderes oder Interessantes. Zu fixiert war er in seinen Verantwortungen, Pflichten, sodass er sich selbst seit langem verlor und für die Ausbildung lernte. Und wenn er nicht lernte, dann war er in den Feuer - und Eiswelten am Kämpfen. Und wenn er nicht kämpfte, schützte er San zeitgleich.

Man konnte sich vorstellen, was für ein unangenehmes Gefühl es für Wooyoung sein musste, täglich diesen jungen Mann zu sehen, den er seit kleinauf mit seinem Leben beschützte und dies immernoch tat. Der junge Mann, der heute schon 20 Jahre alt war und nicht mehr das kleine Baby von damals.
Seufzend unterdrückte sich Wooyoung seine Gedanken, als er merkte, wie er wie so oft erneut in seiner Gedankenspirale über San abtauchte.

Ein kurzer, flüchtiger Blick durch den Klassenraum bestätigte den Fakt, dass gefühlt alle schon da waren außer San, sodass der Ältere seinen Kopf uninteressiert an dem Geschehen sank, vorallem als im nächsten Moment der Unterricht schon begann.

,,Entschuldigen Sie meine Verspätung, ich stand im Stau.",ertönte nach 10 Minuten die Stimme des Jungen, nach der Wooyoung's Seele vorhin unbewusst suchte. Dennoch gab er wie täglich auch keine Reaktion von sich, doch als San sich plötzlich neben ihm setzte, hob er irritiert seinen Kopf und schaute auf den gutgebauten, jungen Mann neben sich.

San besaß einen casualen Kleidungsstil, wodurch er genauso friedlich wirkte, wie er auch mit seinem Charakter war. Doch sobald er in der Nähe Wooyoung's war, spürte er die Anspannung wie dicke Luft um sich liegen. Auch jetzt, als er die Blicke von ihm auf sich spürte und versuchte, jeglichen Augenkontakt zu ihm zu meiden.

Freiwillig hätte er sich niemals neben Wooyoung hingesetzt, jedoch waren alle anderen Plätze bereits besetzt, außer der, neben Wooyoung.

Genauso stieg die Anspannung in Wooyoung, der tief durchatmen musste und wie so oft nur schwer mit der Anwesenheit San's umgehen konnte. Dieser machte es auch nicht besser, als er sagte:,,Deine Ohrringe verhädern gerade ineinander. Nicht, dass du dir das Ohrläppchen blutig reißt."

,,Konzentriere dich auf deine eigenen Probleme, du Nervensäge.",erwiderte dieser nur rau in seinem Ton, als er sich an seinen zahlreichen Piercings am Ohr griff und versuchte die einzelnen Anhänger voneinander zu enthädern. Dabei lagen San's Blicke ruhig auf Wooyoung, während er das Seitenprofil seines Sitznachbars für einen Moment musterte.

,,Du bist die Nervensäge mit deiner zickigen Art.",murrte San nur kopfschüttelnd, während er sich wieder fragte, was er bloß falsch gemacht hatte. Eine richtige Meinung über Wooyoung hatte er nie gehabt, da er ihn auch nicht kannte. Jedenfalls dachte er dies. Schließlich wusste San nicht, was für ein Wesen und wer eigentlich neben ihm saß.

Der Mensch, der ihm in seiner Vergangenheit mehrmals das Leben rettete. Der Mensch, der das Herzstück zum Gleichgewicht ihrer Welten in sich trug. Der Mensch, der sein Herzstück trug.

,,Was soll das werden? Fass mich nicht an.",fragte Wooyoung nur monoton, als er San's Finger an seinen Piercings rumfummeln spürte. Mit gestörten Blicken schaute Wooyoung zu San, der sich stumpf die Erlaubnis nahm und ihm seine Ohrringe und Piercings enthäderte.

Mit konzentrierten Blicken und vorsichtigen Griffen arbeitete er sich durch die Knoten, während er leise flüsterte:,,Ich sorge dafür, dass du dich an deiner eigenen Arroganz und Ignoranz mir gegenüber nicht verletzt. Also sei still."

Tatsächlich blieb Wooyoung still und blickte genervt nach vorne, während der Jüngere ihm die Knoten löste. Doch der einzige Grund, weshalb Wooyoung still blieb, war der Fakt, dass ihm sein Herz gerade wie wild raste und er jeglichen Fokus auf den Unterricht verlor, dadurch, dass San ihn berührte. Er atmete tief durch und biss sich vertieft auf die Unterlippe, um die Anspannung loszuwerden. Das rasende Herz, die geballten Fäuste und die Tränen, die er sich unterdrückte.

Denn das, was Wooyoung San gegenüber empfand, war kein Hass. Es war Liebe. Liebe, mit der er nicht umgehen konnte, weshalb er ihn mit allen Mitteln ständig von sich stieß und fernhielt. Erstens könnte er niemals ein Verhältnis zu einer Person aus Géleia pflegen und dann auch noch San, den er seit kleinauf besaß.

Zweitens kämpfte er immer wieder gegen San in den unterschiedlichen Welten, wenn es zu weiteren Massakern, Massenkämpfe oder Brandstiftungen kam. Nur wusste San nie, wenn er mal gegen Wooyoung kämpfen musste, da dieser sich mit seiner Identität versteckt hielt, damit San ihn nicht erkennen konnte.

Somit trug Wooyoung bei den Kämpfen immer eine Art Cape, welches ihm nur die Schultern und Oberarme bedeckte sowie eine riesige Kapuze hatte, die ihm sein Gesicht und Kopf bedeckte. Masken unterstützten das anonyme Bild des Kämpfers.

Ohne etwas von all dem zu ahnen, nahm San seine Hände wieder zu sich, als er sich wieder von ihm abwenden wollte, bis ihm etwas an Wooyoung auffiel und er dementsprechend mit seinen Augen auf ihn verharrte. Auf die Stelle hinter seinem Ohr, um genauer zu sein.

,,Sehe ich da richtig?",fragte San sich selbst gedanklich, als er die Augen etwas weitete und eindeutig ein schwarzes Feuermal hinter Wooyoung's Ohr erkennen konnte. In Form eines Drachens. Was für eine Bedeutung der Drache hatte, wusste San zu dem Zeitpunkt noch nicht, was er aber wusste, war, dass dieses Mal bei Menschen für die Zugehörigkeit des Feuervolkes sprach.

Somit starrte San ihm gedankenverloren und am Verarbeiten auf die Stelle, ohne zu merken, wie Wooyoung seine Blicke spürte und nun ebenso zu ihm blickte. In einem harschen Ton sagte er nur noch:,,Was guckst du so?!"

In dem Moment erwachte der Jüngere wieder aus seinen Gedanken, als er Wooyoung auf das Gesicht schaute und zum Reden ansetzte. Doch dann ließ er dies erstmal und drehte sich ohne eine Reaktion von ihm weg, um so zu tun, als würde er sich auf den Unterricht konzentrieren.

War Wooyoung tatsächlich aus Omorfía? War das vielleicht der Grund, weshalb dieser ihn so sehr hasste? Wusste er auch von meiner Identität? Und wieso hat er eine Drachenform als Mal hinter seinem Ohr und kein gewöhnliches Mal, so, wie jeder andere aus dem Feuervolk?

Das waren alles Fragen, die er sich gerade alle aufeinmal stellte und somit stark in seinen Gedanken abschweifte. Verloren blinzelte er etwas, während er seinen Stift zwischen seinen Fingern zwirbeln ließ und konzentriert auf den Tisch schaute.

Eins war sicher; Der Sache würde er noch auf den Grund gehen.

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Startet morgen gut in die Woche, meine Lieben! :)

- Eure Eleja ♡

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