let's rewrite our stars
⚔︎ wooyoung
Vorsichtig löste ich mich wieder von ihm, während ich beobachten konnte, wie er seine Augen langsam öffnete und einen Moment brauchte, bis er den vollen Fokus in den meinen wieder fand. Dieser Moment schien mir so surreal. Da standen wir beide gerade im Wohnzimmer seines Reiches, wo er einen riesigen Teil seiner Wahrheit erfuhr. Sein Vater, der meine Identität enthüllt hatte.
Ich wusste nicht, wie ich mich fühlen sollte. Einerseits konnte ich mich gar nicht auf mein Empfinden konzentrieren, als ich San gerade so sehr weinen sah und dies mein eigenes, inneres Gleichgewicht außer Kontrolle brachte. Dennoch wollte ich ihn ausgerechnet jetzt nicht alleine lassen, sobald er mir sein Betroffensein deutlich machte.
Vorsichtig nahm ich meine Hände langsam wieder zu mir, während seine Arme immernoch um meine Taille verweilten. Gerade herrschte wieder Stille zwischen uns, in der er mich beinahe schon neugierig musterte, dennoch ließ ich ihn einfach tun. Schließlich musste dies für ihn mehr als nur ein Schock gerade gewesen sein.
Schlussendlich griff er wieder nach meiner Hand und zog mich ohne weiteres aus dem Wohnzimmer und durch das Schloss entlang. Ich folgte ihm erstmal ruhig, bis ich verstand, dass er mich in sein eigenes Zimmer führte, dementsprechend ich ruhig sagte:,,Du hast deinen Vater gehört. Ich muss gehen. Wir werden uns in den nächsten Tagen bestimmt wieder sehen."
San zog mich dennoch in sein Zimmer hinein, als er die Tür hinter sich schloss und in einem bittenden Ton sprach:,,Ich will, dass du bei mir bleibst. Du sollst nicht gehen, nicht jetzt..." Vorsichtig kam er langsam wieder auf mich zu, sodass ich leise aufseufzte und mich erstmal von ihm abwandte. Doch als ich mich umdrehte und einen Blick durch sein Schlafzimmer bekam, erstarrte ich erstmal etwas.
Sein Schlafzimmer hatte sich über die Jahre nicht verändert. Klar, paar Dinge waren über die Jahre anders geworden. San schien sein Zimmer seinen Interessen nach gestaltet zu haben, doch das Zimmer blieb trotzdem dasselbe. Die pastellblaue Wandfarbe, die hellen Möbeln, die weißen Gardinen... Ich spürte Erinnerungen aus Zeiten hochkommen, wo wir beide noch Kinder waren, weshalb ich mich auch erstmal nicht regte und gar nicht merkte, wie San neben mir stehen blieb.
,,Es hat sich nichts geändert.",wisperte ich leise in die friedvolle Ruhe hinein, als San sich im Schneidersitz auf sein Bett setzte und mit seinen neugierigen Blicken an mir haften blieb, dabei fragte:,,Was meinst du?", mich wieder realisieren ließ, dass er ja gar keine Ahnung von meinen Erinnerungen haben konnte.
Ich erwiderte jedoch nichts, während ich mich ruhig neben ihn setzte und tief durchatmete. Er rückte näher an mich heran, wodurch er meinen Blick ergatterte und mir direkt ein sanftes Lächeln schenkte. Und egal, wie ungewohnt diese Situation für mich gerade war; ich, sitzend in seinem Schlafzimmer, wo seine Mutter ihn damals zur Welt brachte im Alter von 23 Jahren... schenkte ich ihm dennoch ein kleines Lächeln.
Ich blickte langsam auf das Medaillon runter, welches ihm so ästhetisch auf sein Dekolleté lag und griff langsam nach der Kette, um sie ihm vom Hals zu lösen. Während ich nach seiner Hand griff und das Medaillon hinein legte, sagte ich:,,Jetzt kannst du es öffnen."
Er schaute mich erstmal nachdenklich an, bevor er etwas nickte und das Medaillon langsam öffnete. Ich ließ ihm paar Sekunden Zeit, dass Bild im Anhänger zu mustern, bevor ich anfing zu erzählen:,,Das ist deine Mutter. Sie heißt Haru, war Omorfíanerin und die mächtigste Frau Omorfías. Der kleine Junge, der auf ihrem Schoss sitzt, ist ebenso Omorfíaner. Haru hat diesen Jungen von Geburt auf trainiert, weißt du? Dafür gibt es auch einen spezifischen Grund."
Mit großen Augen schaute San zwischen dem Bild und mir hin und her, so, als würde er nicht glauben, dass ich ihm das alles gerade erzählte, dennoch fragte er mich vorsichtig:,,Wer ist denn dieser Junge? Warum wurde er von meiner Mama trainiert?"
Ich atmete tief durch, während ich ihm auf sein fragendes Gesicht schaute und einen Moment nachdachte, bevor ich weiter erzählte:,,Er wurde trainiert, da es seine Lebensaufgabe werden würde, auf ihren Sohn aufzupassen. Denn das Baby, welches deine Mutter in ihren Armen auf dem Foto hält, bist du, San. Und der Junge, der auf ihrem Schoss sitzt, bin ich."
Er blickte mich still an, als ich sehen konnte, wie ihm erneut die Tränen in die Augen stiegen. Währenddessen biss er sich zitternd auf die Unterlippe, weshalb ich meinen Blick von ihm abwandte, denn ich spürte mein eigenes Herz immer beben, wenn er weinte.
Also sagte ich schweratmend:,,Seit meiner Geburt ist es meine Lebensaufgabe, mein Schicksal, auf dich aufzupassen. Deine Mutter hat mich dementsprechend täglich trainiert, mich groß gezogen und geliebt. Es war ihr Wunsch, dass du mit mir und bei mir groß wirst, da sie als Hellseherin bereits wusste, dass ich dein Herzstück trage."
,,Wieso bist du... g-gegangen?",fragte er mich zitternd in der Stimme, ohne jeglichen Vorwurf in der Tonlage. Eher im Gegenteil, er rückte noch näher an mich ran, als er mir seine Hand auf den Oberarm legte und mir beruhigend darüber strich, als er merkte, wie ich selbst emotional aufgewühlt war.
,,Du wurdest mir weggenommen. Ich wollte dich nie hergeben, San. Bis zu meinem vierten Lebensjahr habe ich dich täglich spüren lassen, wie sehr ich dich liebe und wie sehr du wertgeschätzt wirst. Ich bin mit dir Drachenfliegen gegangen, als du älter wurdest, habe dich auf den Wiesen Omorfías krabbeln lassen, als du deine ersten Schritten lerntest und habe dich bei Frühstück, Mittag und Abend immer gefüttert. So sehr, dass dir die Wangen immer geplatzt sind. I-Ich... M-Man n-nahm mir dich weg, da dein Vater dich wieder haben wollte und es für besser so hielt. Du warst d-doch mein größtes Glück."
Ich fing selbst an zu schluchzen, je mehr ich eigentlich sprach und mir von der Seele runter fiel. Jahrelange Lasten, die ich gerade anfing, auszusprechen. Dinge, die mich beinahe in den Tod getrieben haben, so sehr, sie mich beschäftigt haben. Und doch war nun er an meiner Seite, strich mir liebevoll über meinen Arm, während seine eigenen Hände gerade wie wild am Zittern waren.
,,Das Medaillon war ein Geschenk deiner Mutter zu meinem Geburtstag. Seit dem Tag habe ich es immer getragen, um immer etwas bei mir zu haben, was mich an diese schönen Zeiten zurück erinnert. An meinen Lebenssinn. An meine größte Lebensfreude.",beendete ich meine Worte leise, während ich selbst total ins Weinen geriet und mein Körper anfing, zu beben.
Und wir saßen bestimmt eine Ewigkeit so da; San's Arme, die mich wie ein schützender Koukon festhielten, während wir beide am Weinen waren. Aber vorallem ich, der kaum Luft mehr in die Lungen bekam, so extrem, wie die jahrelange Last gerade auf mich einprasselte. Wie eine unangekündigte Lavine, stürzend auf ein kleines Kind.
Ich spürte die Wärme seiner Arme um meinen Körper, die Art, wie seine Brust ruckartig bebte durch das Weinen und wie sich seine Finger immer wieder in den Stoff meines Oberteils reinkrallten, sobald sie wieder an Kraft zum Greifen besaßen.
Doch nach einer Weile lösten wir uns wieder voneinander, und ich konnte ihm nicht richtig auf das Gesicht schauen. Schließlich saß ich immernoch seitlich von ihm wegdreht, bis ich seine Stimme wieder hören konnte.
,,Wooyoung.",flüsterte er leise, als seine warme Hand ihren Weg auf meine Wange fand und meinen Kopf auf diese Weise zu sich zog. Gedankenverloren und mit erröteten Wangen durch das Weinen, starrte ich ihn etwas abgelenkt an, dennoch hörte ich ihm zu, wie er sagte:,,Ich weiche dir nicht mehr von der Seite, jetzt, wo ich dich wieder gefunden habe."
Und ich ließ mir seine Worte mehrmals durch den Kopf gehen, den weichen Klang, das leichte Zittern in seiner warmen Stimmenfarbe. Als ich seine Worte aufgenommen hatte, blickte ich ihm zwischen seinen Augen etwas verloren hin und her, bis ich nur leicht nickte und tatsächlich etwas lächeln musste.
Erschöpft von den ganzen Gefühlen, die meinen Körper sowie meinen Geist gerade durchliefen. Aber erleichtert, wie nach einer sehr langen Zeit nicht mehr, lächelnd und erfüllt bei dem Anblick seiner Präsenz.
Seinem Gesicht, seinen Augen, seiner Hände und den wunderschönen Lippen, mit denen er mir meine Stirn küsste.
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