i won't let you go
⚔︎ erzählerin
Während sich der junge Mann sein Oberteil richtete, schaute er konzentriert um sich herum. Mit einer Hand an dem Griff des Parierdolches und wachsamen Blicken lief er die Strecke zu der größten Bibliothek Omorfías entlang, um dort seiner Recherche nachgehen zu können.
Schließlich war es immernoch San's Ziel, mehr über den jahrzehntelangen Krieg, den zwei involvierten Herrschaften, seiner Mutter sowie das Mysterium über dem, was alles in seiner Kindheit geschah, herauszufinden.
Zuversichtlich darüber, wenigstens einen winzigen Anhaltspunkt in dieser alten, historisch hochwertigen Bibliothek zu finden, brach er also wieder unerlaubt in Omorfía ein, ohne das sein Vater dies wusste. Da San durch sein schwarzes Haar und der Gene seiner Mutter wie ein gewöhnlicher Omorfíaner aussah, fiel er zwischen den Menschen in der Gesellschaft nicht auf. Doch je näher er der Bibliothek kam, desto niedriger wurde die Anzahl der Menschen und desto verlassener der Ort.
Ohne sich großartig von der dunklen und stillen Umgebung beeinflussen zu lassen, betrat San also die Bibliothek und machte sich direkt an die Suche nach irgendwelchen Autoren, Quellen, Büchern oder Schriften, die ihm möglicherweise eine Hilfe sein könnten. Er machte es sich zu seiner Aufgabe, das Geheimnis über das Schicksal der zwei Welten herauszufinden, Frieden wieder herbeizubringen und gleichzeitig dafür zu sorgen, seine eigene Wissenslücken abzudecken.
,,Ah, hier...",entkam es ihm gedankenverloren, als er paar Unterlagen sah, die schäbig in der Ecke eines kleinen Regals lagen. Direkt schlug er die ersten Seiten des ranzigen Buches auf und ließ sich in die ersten Zeilen hinein.
,,Oh Bewohner und Bewohnerinnen Omorfías, fürchtet euch nicht vor dem Schicksal. Es wird euch eines Tages auf die Probe stellen, euren Glauben, euren Zusammenhalt als Volk prüfen. So, werdet ihr lernen müssen, füreinander da zu sein. Doch ihr werdet nicht allein dabei sein. Denn der Auserwählte verweilt unter euch."
,,Auserwählter.",murmelte der Junge leise vor sich hin, während er nachdachte. Denn von dem ,,Auserwählten" hatte er selbst als Géleianer bereits viel gehört, doch Positives assoziierte er mit ihm nicht. Was war das schon für ein Auserwählter, der seinem eigenen Volk selbst nach 20 Jahren bisher nicht geholfen hatte, fragte sich San kopfschüttelnd.
,,Er wird geboren. Er wird euch leiten. Er wird euch retten. Macht es euch zur Aufgabe, eure Herzstücke zusammen zutun. Wir alle tragen eine Hälfte mit uns. Findet eure andere Hälfte, um euch als Volk zu stärken.
Denn auch der Auserwählte wird sein Gegenstück brauchen, um euch helfen zu können.
Haben sich die zwei Herzhälften getroffen, wird der Krieg enden. Bis dieser Tag kommt, verweilt zusammen als Gemeinschaft. Haltet und leitet euch."
Hastig schnappte sich San sein Notizheft und schrieb sich paar Stichworte raus. ,,Herzstück" , ,,zwei Hälften", ,,Gegenstück". Dies erinnerte ihn tatsächlich an etwas, was Wooyoung ihm in der Schule erzählte. An dem Tag, wo sie im Schulbadezimmer standen und Wooyoung ihm erzählte, dass er sein Element nur auf diese Weise unter Kontrolle kriegen könnte. Undzwar, indem er selbst sein Gegenstück finden würde.
Vertieft biss sich San auf die Unterlippe, als er sich auch diesen Gedankengang zielstrebig notierte. Achtsam schaute er immer wieder um sich, um sicherzugehen, dass niemand ihn dabei beobachten würde. Schließlich war die Bibliothek nur für Bewohner Omorfías zugänglich. Würde man ihn hier finden, würde dies sehr wahrscheinlich sehr böse für ihn enden.
Doch er schnappte sich direkt ein weiteres Buch, in welches er rumblätterte und nach weiteren Textabschnitten suchte, die ihm weiter helfen könnten. Nach mühseligen Durchforschungen und Durchackern von Zeile zur Zeile fand er etwas, was seine Aufmerksamkeit nun richtig kettete.
,,Eines Tages wird die Herrscherfamilie Omorfías ihren Sohn zur Welt bringen, der unser Auserwählte sein wird.
An einem weiteren Tag wird die Herrscherfamilie Géleias ihren Sohn zur Welt bringen, der sein Herzstück tragen wird.
So fürchtet die Geburt eines Géleianers nicht, denn seine Mutter ist eine von uns. Ehret den Namen Choi Haru mit vollem Leibe und Seele, denket an ihren Sohn, der einen Teil unseres Friedens mit sich trägt.
Denn er wird der Schützling unseres Auserwählten werden. Sein Leben lang wird er von unserem Auserwählten beschützt werden, anonym und versteckt, denn niemand wird die Identität des Auserwählten enthüllen können, außer er selbst."
Total überfordert mit den ganzen neuen Informationen, blätterte er direkt auf die nächste Seite und entdeckte dort einen losen Brief drinne liegen, der ihm zu Boden fiel. Somit hockte sich San hin, um den Brief aufzuheben und auch diesen direkt durchzulesen, dabei tief am Durchatmen.
,,Ich werde den Jungen trainieren, anlernen und leiten, Jiyeon. Dein Sohn trägt die andere Herzhälfte San's mit sich, demzufolge ich ihn nicht nur als Auserwählten sondern als den Beschützer meines Kindes trainieren werde.
Oh, wie sehr ich mir wünsche, dass die beiden Jungen gemeinsam groß werden, sie sich gegenseitig gar nicht erst finden brauchen. Das ist mein größter Wunsch an dich, meine liebe Jiyeon. Dass du dafür sorgst, dass unsere Kinder gemeinsam groß werden, zu einer Seele und einem Verstand zusammenwachsen.
Denn ich weiß schon, meine Zeit ist kurz. Lange werde ich nicht mehr unter euch verweilen. So lasse deinen Sohn meinen geliebten San beschützen - auf ewig und auch nach dem Tod, wo sie sich gegenseitig nicht mehr loslassen müssen."
Und San hätte natürlich sofort weiter gelesen, wäre da nicht plötzlich ein lauter Alarm, der so schrill war, dass der Junge sich panisch seine Ohren zu hielt. Dies war auch der Moment, wo er realisierte, dass er an keinem Ort für öffentlich Zugängliche war. Dementsprechend legte er die Dokumente und Bücher alle sofort wieder zurück ins Regal, als das Gebäude zu beben begann und der Alarm immer lauter zu werden schien.
Hastig rannte er die Treppen in die erste Etage, wo er den Flur entlang ging und dann mehrere Fußschritte wahrnahm. Diese hatte er schonmal in dieser Synchronisierung gehört, sodass er diese den Soldaten Omorfías direkt zu ordnen konnte.
,,Mist.",murrte er sich selbst leise zu, als er die Augen verdrehte und sein Parierdolch zückte, um sich zu verteidigen, falls dies notwendig werden sollte. Er blickte schnell um sich, fokussiert darauf, einen Ausgang zu finden, doch vergeblich. Die Fenster hatten ein Gitter aus Stahl, welches er selbst mit seinem Eis nicht durchbrechen konnte.
Die Türen waren nach dem Alarm verriegelt, sodass er den Flur durchlaufen musste und direkt die Stimmen der Soldaten hörte.
,,Ein Eindringling. Fangt ihn und richtet ihn direkt hin! Es darf keine Informationsquelle ans Externe gelangen!"
Wirklich Zeit zum Nachdenken hatte San nicht, denn gerade war sein Kampf - und Fluchtinstinkt aktiviert worden. Er schlich sich die Treppen runter, bis er plötzlich am Oberarm angepackt wurde und sich panisch umdrehte. Direkt wollte er mit seinem Dolch zu stechen, bis er die Augen weitete und leise sagte:,,Wooyoung?"
,,Sag mal, spinnst du, oder was machst du hier eigentlich?",schimpfte dieser direkt mit ihm. Anders als sonst trug der Ältere diesmal keine Kapuze oder Gewand, welches seine Identität schützte. Denn Wooyoung war als Sohn der Herrscherfamilie mit seinen Soldaten wie gewöhnlich Patrouille laufen, bis sie den Eindringling in der Bibliothek fanden.
Dieser nur leider Gottes, wie sich nun herausstellte, sein Schützling war.
Zwiegespalten über sein Tun, blickte Wooyoung ihn dementsprechend wütend an, da er immernoch den Aspekt mit seiner Pflicht, San schützen zu müssen im Hinterkopf hatte. Dieser konnte ihn gerade aber nur verloren anschauen. Es war ungewohnt, seinen Klassenkameraden in diesen Kampfklamotten zu sehen.
Dabei trug Wooyoung kein richtiges Oberteil, sondern einen schwarzen Stoff, den er wie eine Bandage bzw. Ein Verband um seinen Oberkörper gewickelt hatte, sodass man einzelne Stelle seines Oberkörper sehen konnte. Um seiner Gürtelschnalle trug er einzelne Waffen, und das Einzige, was er als Tarnung hatte, war ein simpler Mundschutz.
,,Ich kann dir das erklären. Ich habe Dinge herausgefunden, die wirst du mir nicht glauben kö---"
,,Das will ich alles gar nicht wissen, San. Die werden dich gleich umbringen, wenn wir dich nicht sofort aus Omorfía rausbringen.",sprach Wooyoung gestresst, als er San an seiner Hand packte und ihn während er noch sprach mitten durch das Gebäude zog, um den Jüngeren schnellstmöglich außer Gefahr zu bringen.
Brav rannte San ihm hinterher, bis eine rabiate Stimme aus der Ferne läutete:,,Da! Jung hat ihn, und flüchtet mit ihm! Kerkert ihn und den Géleianer ein!"
,,Fuck.",wisperte Wooyoung leise, als sie an der Tür der Bibliothek standen und er sich umdrehte, wo bereits eine Herde an Soldaten standen, die in synchronen Schritten auf die beiden Jungen zu gingen.
,,Dass du uns so hintergehst, Jung Wooyoung. Was wird Jiyeon dazu sagen?"
,,Pass auf, wie du mit mir sprichst. Ich hintergehe hier niemanden. Wir können ihn gehen lassen. Der Junge ist harmlos.",erwiderte dieser in einer Tonlage, wie San die noch nie hörte. Plötzlich hörte er sich so dominant und machterfüllt an, wodurch es San selbst erschauderte. Still blieb er neben Wooyoung stehen, dieser ihn an der Hand immer näher und dichter zu sich zog, je näher die Soldaten auf die beiden zu gingen.
Doch bevor Wooyoung richtig handeln konnte, wurden die beiden Jungen angepackt und aus dem Gebäude rausgeschleppt. Es war sinnlos sich zu wehren, da die Soldaten in einer deutlichen Überzahl vorhanden waren. Dementsprechend ließ er dies über sich gehen, ohne San dabei aus den Augen zu lassen.
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