deep down my heart, deep down my soul
⚔︎ wooyoung
Ich rieb mir gedankenverloren die Schulter, bevor ich die letzten Kartons in die Hütte trug. Kartons voller zerstörter Objekte aus dem letzten Kriegstag. Wir waren alle fleißig am Aufräumen und Restaurieren in Omorfía sowie in Géleia. Das Wundervolle daran war zu sehen, wie beide Völker durch die Türe von einem Universum zum anderen liefen und sich gegenseitig zur Unterstützung und Seite standen.
Während der eine Teil für die Nahrung und Wasser sorgte, war der andere Teil mit dem Aufräumen und Aufbauen beschäftigt. Die Kinder wurden betreut, die Älteren wurden ebenso von den Jugendlichen liebevoll und voller Tatendrang versorgt.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl zu sehen, wie unser Leben nach so vielen Jahren des Krieges anfing, wieder zur Normalität zu finden. Wie beide Welten nun in langsamen Schritten gemeinsam lernten, sich zu lieben und miteinander zu leben. Auch ich spürte, wie ich die letzten Tage seelisch zur Ruhe fand.
Dabei war es selbstverständlich, dass ich seelisch nun zur Ruhe kam. Schließlich habe ich einen Teil meiner Lebensaufgabe erfüllt; undzwar beide Völker wieder zueinander zu führen und für Frieden zu sorgen durch das Zusammenfinden mit meinem Herzstück.
Mir schlich sich ein leichtes Lächeln auf den Lippen auf, als ich den Asphalt entlang spazierte und die warmen Sonnenstrahlen Omorfías meine Haut kitzelten. Ich trug ein kurzgeschnittenes Top sowie eine simple, lockere, schwarze Hose dazu, die ich mir nach dem ganzen Tragen der schweren Kartons zurecht zog.
,,Mama.",entkam es mir ruhig, als ich sie ebenso mit paar Kindern am Kartons schleppen sah. Ich schüttelte den Kopf, zumal ich ihr mehrmals mitteilte, sich körperlich auszuruhen, nach den Angriff Kihyun's, der sie nicht unversehrt ließ. Sei es psychisch oder körperlich.
Sie schenkte mir direkt ein warmes Lächeln, als sie mich zwischen den Rosenbüschen auf sich zu joggen entdeckte und etwas schmunzelte:,,Wooyoung, du brauchst mir die Kartons nicht abnehmen. Ich kriege das auch alleine hin."
,,Ich weiß, dass du es kannst. Jedoch sollst du dich weiterhin schonen. Hier, tragt bitte die Kartons selbstständig in die Hütte.",bat ich die Kinder, die mir empathievoll die Kartons abnahmen, sodass ich mich meiner Mutter vollkommen zu wenden konnte. Auch das Verhältnis zu meiner Mutter änderte sich ins Positive. Zwar war alles noch relativ neu, roh und ungewohnt, jedoch waren es die Anfangsschritte in eine positive Beziehung.
,,Hast du genug getrunken?"
,,Ja, Mama."
,,Sehr gut. Dann solltest du vielleicht auch mal deinem Jungen etwas zum trinken anbieten.",antwortete sie lächelnd, während sie mir über meinen Arm sanft strich und ich ihr einen fragenden Blick schenkte, als ich sie direkt fragte:,,Wo ist denn San gerade? Ich dachte, er sei in Géleia."
Sie deutete mit dem Finger in die Richtung unseres Friedhofes, welches nicht weit entfernt war, sobald sie erwiderte:,,Ich sah ihn vorhin vor dem Grab seiner Mutter sitzen. Er wirkte relativ nachdenklich. Kann ich aber auch sehr gut verstehen, nach all dem, was nun auch mit seinem Vater geschah."
Ich seufzte etwas auf. Sein Vater saß in Haft nach all den Taten, die dieser vollbracht hatte. Nun war Géleia an San abgegeben wurde, und er führte das Reich vollkommen selbstständig. Natürlich hatte er mich an seiner Seite, jedoch besaß er das Blut und die Gene des Volkes.
Ich nickte die Worte meiner Mutter ab, bevor ich mich von ihr verabschiedete und den Weg zum Friedhof entlang ging. Davor holte ich noch eine Wasserflasche, als ich ihn dann seelenruhig vor dem Grab sitzen sah. Er saß im Schneidersitz, während er starr vor sich hin blickte.
Ich ließ sein Anblick auf mich wirken, bevor ich mich von hinten zu ihm runter beugte, um ihm seinen Haarschopf zu küssen. Anschließend setzte ich mich ruhig neben ihm hin, beobachtete, wie seine Augen mir direkt folgten, sodass ich ihm ebenso auf das Gesicht schaute.
Seine Augen wirkten müde, dennoch funkelten sie direkt lebendiger, sobald er meine Anwesenheit realisierte und ich ihm die Wasserflasche mit den Worten ,,Du solltest etwas trinken, San-ah." hinhielt.
Dankbar nahm er die Flasche still an sich und blickte diese ruhig an, so, als hätte er nichts getrunken, wenn ich ihn nicht darum gebeten hätte.
Dennoch nahm er paar Schlücke, bevor ich ihn fragte:,,Wie geht es dir?". Eine Frage, die ihn anscheinend so sehr zum Nachdenken brachte, dass er plötzlich ganz in seiner Gedankenwelt abtauchte und nicht mehr ansprechbar war. Ich ließ ihm jedoch seine Zeit, zu sein. Einfach in diesen Gefühlen und Gedanken zu existieren, bevor er leise sagte:,,Ich weiß es nicht."
,,Ich versuche die ganze Zeit, etwas Unmittelbares mitzuteilen, etwas Unerklärliches zu erklären, von etwas zu erzählen, dass ich nur in meinen Knochen spüre und dass nur in diesen Knochen erlebt werden kann. Ich kriege es aber nicht hin.",wisperte er leise in die Stille des Friedhofes hinein, während er starr vor sich hin blickte und sich nichts als nur Leere in seinem Blick widerspiegelte.
Ich entschied mich dazu, ihm einfach zuzuhören, erstmal nichts zu sagen.
,,Wenn ich heute meinem sechsjährigen Ich begegnen würde, was würde ich ihm sagen? Was würde ich sagen? Würde ich es vor den schlimmen Dingen warnen, die noch kommen werden? Oder würde ich es naiv sein lassen, damit es weiterhin Spaß hat? Denn mein sechsjähriges Ich glaubte, die Welt sei ein perfekter Ort. Würde es sich selbst wiedererkennen, wenn es mir ins Gesicht blickt? Obwohl ich so viel mehr gelernt habe und seitdem 14 Jahre vergangen sind, würde ich alles aufgeben, was ich habe, um das Leben wieder durch seine Augen zu sehen."
Während er sprach, nahm seine Stimme einen melancholischen, belasteten Ton an, und ich spürte schnell, wie die Umstände des Krieges ihn psychisch geprägt haben mussten. Demzufolge legte ich meine Hand auf sein Knie ab, strich ihm mit meinen Fingerspitzen ganz zart über sein Bein, während ich ihm weiter lauschte.
Dadurch wandte er seinen Kopf langsam wieder zu mir, schaute mir mit einem undeutbaren Blick auf das Gesicht und sagte leise:,,Ich fühle m-mich so schwach, Wooyoung. Als hätte ich nur leere Stellen in meiner Seele. Keine K-Kraft mehr. Ich fühle mich schuldig, dass ich mich so schwach fühle."
Seine dunklen Augen verharrten konzentriert auf die meinen, so als würde mein Anblick ihm die Möglichkeit geben, nicht komplett von der Realität abzuspalten. San so zerstört und leidend zu sehen, fiel mir noch nie leicht. Umso weniger, als ich sah, wie zerbrochen er mich gerade anblickte.
Leise sagte ich:,,Wenn es in deinem Herzen leere Stellen gibt, werden sie dich denken lassen, dass es falsch ist. Als ob leere Stellen bedeuten würden, dass du nie stark sein kannst, San-ah." Dabei schüttelte ich den Kopf, während ich ihn sanft anschaute und meine Augen über sein Gesicht wandern ließ.
Ich rückte näher an ihn ran, als ich meinen Arm um ihn legte und fortfuhr:,,Ich habe gelernt, dass all diese Stellen bedeuten, dass es genug Raum zum Wachsen gibt. Und die Menschen, die sie einst ausfüllten, waren immer dazu bestimmt, losgelassen zu werden. Menschen, wie dein Vater."
Aufmerksam blickte er mir in die Augen, bevor er sie schloss und sich in meine Arme hinein lehnte, sodass ich letztendlich beide Arme um ihn legte und er schon halb auf dem Boden lag, um besser in meinen Armen passen zu können. Liebevoll schaute ich zu meinem Schützling runter, während ich ihn fest drückte und den Anblick seines Kopfes auf meiner Brust zu lieben lernte.
,,Und all diese leeren Stellen erzeugen eine seltsame Anziehungskraft, die so viele Menschen anzieht, dass du sie nie treffen würdest, wenn sie voll wären. Wenn du also aus leeren Stellen bestehst, denke nie, dass es falsch ist. Denn vielleicht sind sie einfach nur leer, bis die richtige Personen vorbeikommen. Menschen, die dich lieben und die dir Freude in deine Seele bringen.",vollendete ich meine Gedanken zu seinen Sorgen, während er sich meine Worte durch den Kopf gehen ließ und wir beide für eine ganze Weile still auf diese Weise nebeneinander verweilten.
Blühend in der Verletzlichkeit unserer Seelen, liebend in unseren Körpern, während ich mir nichts Wichtigeres in meinem Leben in diesem Moment vorstellen könnte, als ihn in meinen Armen zu halten und ihn zu lieben. Somit ließ ich meine Finger durch sein Haar entlang fahren und strich ihm behütend über seinen Kopf.
Ich merkte, wie sich seine Muskeln lockerten, mehr seines Gewichtes an mir lehnte und er sich vollkommen fallen ließ. Leise flüsterte er:,,Du bist meine Freude, Wooyoung." Ich spürte, wie er seufzte, so, wie sich seine Schultern in meinen Armen hoben und er sich umdrehte, um sein Gesicht in meine Halsbeuge verstecken zu können.
Verlegen blieb ich doch still, da ich es nicht gewohnt war, solche Worte so direkt gesagt zu bekommen. So direkt gesagt zu bekommen, dass ich jemandem wichtig war. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, weshalb ich ruhig blieb und ihm weiter über seinen Hinterkopf entlang streichelte.
„Du lässt mich vergessen, dass man traurig sein kann, Woo. Bevor ich dich traf, habe ich versucht, herauszufinden, was wahres Glück ist. Aber mein Gott, war ich wirklich überrascht, als du in mein Leben tratst. Du hast mir eine Realität gezeigt, die mir nicht bewusst war. Eine Realität, die zu schön schien, um wahr zu sein.",entkam es ihm plötzlich leise, als er sich dann doch wieder aufsetzte und aus meinen Armen löste.
Wieder hörte ich ihm aufmerksam zu, während er mit dem Körper zu mir gedreht saß und ich seitlich von ihm. Bei seinen Worten spürte ich mein Herz aufeinmal rasen, sodass ich ihn erstmal überfordert anblickte. Es war das erste Mal, dass wir in solch ruhigen Umständen solche Worte austauschten.
Dennoch blickte er mich voller Liebe und Fokus im Blick an, sodass ich etwas schluckte und lauschte, wie er noch hinzufügte:,,Eine Realität, in der ich dich von ganzem Herzen lieben kann.",dabei seine Hand auf meine Wange ablegte und seinen Fingern mit den Augen folgte.
Dabei strahlten seine Augen dennoch eine gewisse Emotionalität, Verletzlichkeit, Müdigkeit aus, sodass ich selbst stockend sagte:,,Solange ich hier bin, wird dir keiner mehr wehtun können, o-okay?". Vorsichtig griff ich dabei nach seinen Fingern an meiner Wange, um seine Hand fest umschließen zu können und zu beobachten, wie ihm still die Tränen über die Wangen kullerten, mir klarmachten, wie erschöpft er eigentlich war.
Er löste auch den kleinen Abstand zwischen uns, als er mir seine Lippen auf die Stirn aufdrückte und unser Handpaar auf sein Schoss fallen ließ. Da mir all diese Zuneigung immernoch extrem neu war, beobachtete ich ihn erstmal bei seinem Tun, spürte, wie mein Körper sich allein nur auf seine Berührungen konzentrierte.
Im nächsten Moment verband er unsere Lippen zu einem weichen Kuss miteinander, sodass mir die Augen zufielen und ich mir ein Seufzen unterdrücken musste. Es war die Weise, wie zärtlich sich seine Lippen an die meinen schmiegten und für einen Moment so verweilten, bis er sich minimal löste und leise flüsterte:,,Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich liebe, Wooyoung."
Doch bevor ich auch irgendwie nur reagieren konnte, verband er unsere Lippen erneut miteinander, während ich es schnell genoss, wie sich sein Mund mit dem meinen im Einklang bewegte. Gleichzeitig verschränkte er unsere Finger miteinander, sodass ich seine Hand überwältigt von all den Gefühlen zu drückte und dem langsamen Tempo des Kusses folgte.
Es fühlte sich so an, als würden seine warmen Lippen mit den meinen verschmelzen, wie in einer zärtlichen Emulsion, die mein Inneres zum Tanzen brachte. Vorsichtig hob ich meine freie Hand an, um ihm seine Tränen achtsam wegzuwischen und ihm immer wieder meine Lippen entgegen zu bewegen, bis wir uns beide langsam voneinander lösten und er seinen Kopf auf meine Schulter sacken ließ.
Die Kombination von seiner ganzen Liebe und Zerbrechlichkeit zugleich brachte mich selbst innerlich zum Tränen, sodass ich meinen freien Arm wieder um ihn legte und für den Rest der Zeit mit ihm Vorort verweilte. Liebefindend in seiner Verletzlichkeit.
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