dear géleia

⚔︎ san

Ich hätte Stunden hier verbringen können. An diesem riesigen Ort, der für Menschen wie mich wichtiger denn je war. Denn gerade lief ich die einzelnen Gänge und Saale unserer Bibliothek entlang, während ich vertieft nach Literatur suchte, die mich in meinem Tun und Denken weiterbringen würde.
Jedoch war das Ganze schwieriger als gedacht.

Seit dem Krieg, der vor 20 Jahren ausbrach und seither kein Ende gefunden hatte, wurde vieles an Quellen und Materialien verbrannt oder absichtlich entsorgt, um ,,Querdenken" zu vermeiden.

So, wie sie es immer formulierten.

Vater erzählte mir immer, dass Mama damals ständig dafür sorgte, dass wir Literatur aus allen Universen bei uns stehen hatten, damit wir uns über alle Welten, alle Ereignisse und alle Geschehenisse informieren konnten. Selbst über die Menschenwelt besaßen wir damals Literatur, bis der Krieg eines Tages ausbrachte und unsere Bibliothek nur noch nationalistisches und einseitiges Denken förderte.

Ich seufzte auf, als ich vor mehreren Regalen wieder stehen blieb und einfach nicht weiter kam. Mein Vater verbot es mir auch strengstens in die Feuerwelt zu gehen und dort nach Literatur zu fragen, da sie dort alle ,,bösartig und monströs" sein sollten. Ob das so stimmte, mochte ich sehr zu bezweifeln, jedoch konnte ich meinem Vater logischerweise nicht widersprechen.

Dabei lebte ich selbst die ersten Jahren meines Lebens in Omorfía. Das Ehepaar, welches bis heute dort herrschte, erzog mich die ersten vier Jahre meines Lebens, bis mein Vater mich wieder zu sich holte, nachdem meine Mutter dort umgebracht wurde. Wieso meine Mutter damals während den brutalen Massakern in die Feuerwelt hinein lief und mich dabei noch mit sich trug, wusste keiner, oder niemand wollte es mir so richtig verraten.

Dennoch wusste ich, dass meine Mutter selbst ein Wesen aus Omorfía war und ich somit ein Mischkind war. Etwas, worüber ich auch so gerne unfassbar mehr erfahren hätte. Jedoch war dies ein Tabuthema, genauso wie meine Mutter ein Tabuthema war. Somit lebte ich in Géleia in einer sehr eingeschränkten, kontrollierten und verbitterten Gesellschaft, die von meinem Vater regiert wurde.

Und Géleia sollte einmal das fröhlichste sowie schönste Land besessen haben?

,,Du scheinst sehr vertieft zu sein. Kann ich dir weiterhelfen, San?",ertönte die Stimme unseres Magiers, dem ich eine freundliche aber verzweifelte Mimik widmete, als ich sagte:,,Ich versuche nur etwas herauszufinden."

,,Worum geht es denn?",fragte er mich direkt wieder, und ich wurde etwas unsicher. Sollte ich ihm ehrlich sagen, wonach ich suchte? Was meine Absicht hier eigentlich war? Mir etwas antun, konnte er denke ich mal nicht...

,,Ich versuche herauszufinden, wie wir den Gleichgültigkeitszustand während des Krieges beenden können. Es muss doch dazu etwas geben. Irgendwelche Quellen oder Literatur, die mir ein Tipp geben könnten, wie wir die Welten wieder vereinigen können.",antwortete ich schlussendlich seufzend, während ich mir ein Buch nach dem anderen anschaute und wieder zurück ins Regal steckte.

,,Du fühlst dich verantwortlich dafür, oder?",fragte er mich im nächsten Moment, wodurch ich wieder ins Nachdenken geriet, aber direkt wieder sagte:,,Ja, irgendwie schon. Schließlich übernehme ich eines Tages das Reich meines Vaters und will dafür sorgen, dass wir wieder ein glückliches Volk sein können. Ein frei denkendes, lachendes und friedvolles Volk."

,,Das ist ein Rätsel, welches viele seit Jahren versuchen zu lösen. Bisher kam niemand an die Antwort, sodass ich denke, dass du auch in der größten Bibliothek hier keine Antworten finden wirst. Das Geheimnis lungert nicht in den Büchern, San, sondern in den Geschehenissen aus der Vergangenheit."

Ich seufzte etwas, da ich wusste, dass er Recht hatte. Jedoch fühlte ich mich gleichzeitig so verzweifelt, sodass ich eben selbst an den kahlsten Stellen nach Antworten suchte. Dabei wusste ich, dass meine Mutter wahrscheinlich die einzige Person war, die die Antworten wusste und sie diese mit in ihren Tod genommen hatte.

Somit stand ich wieder vor einer Sackgasse und nickte nur etwas, als ich erwiderte:,,Wenn ich bloß mit dem Ehepaar sprechen könnte, zu dem Mama mich damals hin gebracht hatte. Sie müssten doch irgendwas wissen, aber Vater würde mich einen Kopf kürzer machen."

,,Vielleicht ist auch aktuell noch nicht der Zeitpunkt dafür gekommen, ein Gleichgewicht herzustellen. Irgendwer da draußen besitzt diese Verantwortung, und diese Person weiß das auch ganz genau. Wir müssen warten und auf diese Person vertrauen."

,,Und was ist, wenn diese Person nichts tun wird? Wir total abhängig von dieser fremden Person sind? Was dann?",fragte ich etwas verwirrt und sorgvoll zugleich.

Wer würde ein ganzes Volk, 20 Jahre lang leiden lassen und nicht handeln, obwohl die Person den Schlüssel zur Lösung des ganzen Chaoses in der Hand trug?

,,Dann ist unser Schicksal besiegelt.",entkam es entschlossen und ergeben von unserem Magier, weshalb ich ihn unzufrieden mit der Antwort anschaute und auf die Bücher vor mich wieder blickte.

Es war klar, dass es in der ganzen Geschichte eine Lücke gab, es ein Puzzlezeil gab, welches mir und dem Volk zum Verständnis des ganzen Krieges fehlte. Und doch nahm ich mir die Verantwortung, herauszufinden, wer das Schicksal in seinen Händen trug und wer uns retten könnte.

Wer uns eines Tages aus diesem Elend befreien würde.

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