◇Meine Schwester◇
Nach der für ihn erschütternden Konfrontation mit seiner Schwester hatte EU sich in sein Apartment zurückgezogen, Tränen von Zorn, Enttäuschung und Trauer flossen heiß über die Wangen und völlig außer sich began er, willkürliche Gegenstände umher zu werfen.
Ob er dabei etwas beschädigen könnte, war dem Europäer in diesem Moment mehr als egal.
Von irgendwelchen Sofakissen bis hin zu einem hölzernen Kochlöffel war alles dabei und gerade, als er wutentbrannt nach der gläsernen Vase auf der Küchenzeile griff, ertönte ein Klopfen an der Wohnungstüre.
,,EU?"
,,Verschwinde!"
Ein weiteres Klopfen, welches unbeantwortet blieb...
Dann stand er plötzlich hinter ihm, der blaue Schimmer verriet, wie er sich in den Raum begeben hatte...
,,UN."
Der Größere nickte, als er seinem Kollegen die Vase vorsichtshalber wegnahm und die zurück auf die Küchenzeile stellte.
,,Bist du sicher, dass du die Armen Blumen willst sterben lassen?"
Da war sie, UN's typische Ironie.
Er beugte sich auf die Höhe EU's hinab und sah ihn nachdenklich an, ehe er die Sache auf den Punkt brachte...
,,Was ist los?"
Hasserfüllt schnaubte der Angesprochene und kehrte ihm den Rücken, er wollte nicht reden, konnte UN ihn nicht einfach in Ruhe lassen?!
EU schritt zum Fenster hinüber, die Augen verengt und seine Stimme kalt, so kalt...
,,Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?"
Langsam den Kopf schüttelnd trat der Schulleiter neben ihn, schaute ebenfalls aus dem geschlossenen Fenster, das Glas reflektierte die ruhigen silbrigen Augen seinerseits, ebenso aber die goldenen, aggressiven des sonst so ruhigen Mannes.
,,Nein...Nein das kann ich nicht, denn du bist sonst nicht so und angesichts der Tatsache, dass in dir genügend Macht ruht, um diesen Ort zerstören zu können, fürchte ich, dass ich mit dir reden muss. Also?"
,,Es ist kompliziert!"
,,Ich habe Zeit, keine Sorge."
EU seufzte genervt. Gegen UN's penetrante, ruhige Art kam er nicht an.
,,Ich mag sie einfach nicht!"
,,Sie ist deine Schwester."
,,Und?"
UN zögerte, griff aber dann in die Jackentasche seines Jacketts und zog eine kleine Taschenuhr heraus.
Den Deckel zierten feine Gravuren, die schmale Silberkette mit den unzähligen Gliedern schmiegte sich beinahe zärtlich um die mit Handschuhen bekleideten Finger und als er sie schließlich öffnete, fiel sofort ein kleiner, gefalteter Zettel auf, der im Deckel verborgen lag.
UN nahm ihn in die Hand und reichte ihn seinem Kollegen.
,,Les ihn."
EU folgte dieser Bitte, je weniger er widersprach, desto schneller würde sein Chef verschwinden, richtig?
Er faltete den kleinen Zettel auseinander, wurde begrüßt von einer Handschrift, die er glaubte schon einmal gesehen zu haben...
Mein lieber Bruder, egal wohin uns diese Reise führt, ich werde immer bei dir sein.
Wenn wir das letzte Zahnrad eingesetzt haben, wird sie funktionieren und so wird es auch unsere Zukunft.
Vater wusste immer schon, dass es deine Bestimmung ist, und ich verspreche dir, wir werden uns wiedersehen...
WHO
WHO? Natürlich...diese Handachrift gehörte ihr, doch...
,,Was hat das jetzt mit mir zu tun, ich verstehe den Inhalt dieses Textes nicht einmal."
,,Die Taschenuhr ist ein Erbstück, allerdings war sie kaputt, als sie erhielt. Wir mussten durch viele...Länder reisen, um die nötigen Teile zur Reparatur zu bekommen, aber was für dich wichtig ist, ist dass man sich auf Geschwister verlassen kann. Euer Faden mag sich verknoten und die Enden mögen sich trennen, doch reißen wird er nie."
Der Europäer verdrehte die Augen, was UN durch die Spiegelung des Fensters nicht entging.
,,Ach komm EU, gib dem eine Chanc-"
,,Nein! Es mag für dich und WHO gut laufen, aber ich vermute, dass du deine Schwester auch nicht mit deinem Partner im Bett erwischt hast?! Oh verzeih, EX-PARTNER!"
Seine Augen waren voll Zorn, voll Hass, als er sich nun abwandte, die Tränen der Enttäuschung zurückhaltend.
UN fand keine Worte, er hatte nicht gewusst, dass es so schlimm um die beiden stand, COE hatte bei dem zuvor geführten Bewerbungsgespräch nur von einer ,,Kleinen Differenz" gesprochen.
,,EU ich...das tut mir leid..."
,,Mein Herz ist bereits gebrochen, Mitleid repariert es nicht.
Hier war immer alles gut, hier war sie nicht.
Hier hatte ich immer mein Leben, aber es musste ja so kommen.
Deine Bestimmung mag diese Schule sein, meine ist es wohl, im Schatten meiner Schwester zu stehen.
Jetzt entschuldige mich, ich muss mich auf morgen vorbereiten, so zu tun als sei man glücklich ist nicht einfach."
Das schlechte Gewissen bohrte sich durch den Größeren wie ein scharfer Dorn.
Wieso hatte er EU nicht zuerst gefragt, um was für eine ,,Differenz" es sich handelte, wieso hatte er sie einfach eingestellt, in der Annahme, EU würde sich darüber freuen?
Seufzend legte er eine Hand auf die Schulter des Kleineren;
,,Möchtest du morgen noch einen Tag frei? Ich finde sicher jemanden, der deinen Unterricht übernehmen kann un-"
,,Damit meine Schwester meine Klasse bekommt? Hah! Niemand wird mich hier ersetzen, verlass dich drauf! Und jetzt geh, ich möchte allein sein..."
Und damit ging er, schloss, wie erwünscht, die Türe hinter sich und blickte nicht zurück, auf die Gestalt, die sich kaum zwei Sekunden nach seinem Verlassen des Raumes auf die Knie fallen ließ und kläglich zu weinen begann.
,,Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, alter Freund."
Deutschland hatte soeben sein letztes Buch in seine Tasche gepackt, morgen finge der Unterricht endlich an!
Die meisten Schüler freuten sich nicht gerade darüber, doch der junge Deutsche war ja nicht die Meisten.
Sein Zimmer glich sowieso mehr einem Büro als die Höhle eines Teenagers:
Bücher deckten so ziemlich jedes Regal und der Schreibtisch war vollgepackt mit Material zum Lernen.
Schon jetzt, vor dem ersten, richtigen Schultag seines dritten Jahres an der Akademie hatte Deutschland sich einige To Do-Listen erstellt, um nicht den Überblick zu verlieren.
Am meisten freute er sich zweifelsohne auf den Unterricht mit EU in den ersten beiden Stunden.
Sein Klassenlehrer seit er an diese Schule gekommen war.
Er hatte ihn ermutigt, wenn er hatte aufgeben wollen und stand seinen Schülern stets mit Rat und Tat zur Seite.
Von einigen Mädchen wusste der Schwarzhaarige auch, dass sie eine Schwärmerei für den gutaussehenden jungen Mann entwickelt hatten, was Deutschland allerdings ziemlich fragwürdig fand...
,,Germs! Komm essen!"
Das war Polen gewesen.
Der Deutsche lächelte, sein Mitbewohner war ein guter Koch, umso mehr freute er sich nun auf das Abendessen!
Auf dem Weg in die Küche stellte er sich nur eine Frage:
,,Was wird wohl noch kommen?"
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Ein kurzes Kapitel, ich weiß, aber ich muss um ehrlich zu sein erstmal wieder in die Story reinkommen.
Dieses Buch wird seltener geupdatet, aber ich werde daran weiter arbeiten :)
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